Gebäudeeinsturz in Bangladesch: Fehlende Sicherheitsstandards

Beim Einsturz eines achtstöckigen Hauses in Bangladesch sind dutzende Menschen gestorben und hunderte verletzt worden. Die Bauvorschriften werden oft missachtet.

Mit Stoffbahnen und Kleidung versuchen die Arbeiter Verletzte aus dem eingestürzten Gebäude zu bergen. Bild: ap

SAVAR afp | Beim Einsturz eines achtstöckigen Hauses in Bangladesch sind am Mittwoch dutzende Menschen ums Leben gekommen und mehrere hundert verletzt worden. In dem Gebäude in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka waren Behördenangaben zufolge unter anderem zwei Textilwerkstätten, ein Markt und eine Bank untergebracht.

Ein Arzt bezifferte die Zahl der Todesopfer auf mindestens 82 und sprach von rund 700 Verletzten, von denen mehrere in Lebensgefahr schwebten. Die Behörden gaben die Zahl der Toten zunächst mit mindestens 60 an. Allerdings sagte der Vize-Verwaltungschef des Bezirks Dhaka, dass die Zahl der Opfer vermutlich noch steigen werde, da sich weitere Menschen unter den Trümmern befänden.

Laut Bangladeschs Innenminister Muhiuddin Khan wurde das Gebäude illegal errichtet, Ermittlungen seien angelaufen. In einer Situation, die der nach einem Erdbeben ähnelte, versuchten hunderte Feuerwehrleute und Militärhelfer, die verschütteten Opfer mit schwerem Gerät zu bergen. Einige Arbeiter berichteten, dass sich schon am Dienstag Risse in den Wänden des Gebäudes gebildet hätten, woraufhin das Haus evakuiert worden sei.

"Die Manager haben uns aber zurück an die Arbeit gezwungen, und nur eine Stunde, nachdem wir das Gebäude wieder betreten hatten, stürzte es krachend ein", erzählte eine junge Angestellte. Ihren Angaben zufolge arbeiten rund 5000 Menschen in dem mehrstöckigen Komplex.

Textilarbeiter demonstrierten

Einstürzende Häuser sind in Bangladesch keine Seltenheit, da die Bauvorschriften oft missachtet werden. Schon beim Einsturz einer Textilfabrik im Jahr 2005 waren in Dhaka mindestens 70 Menschen getötet worden. Vergangenen November starben 13 Menschen, als eine noch im Bau befindliche Brücke in der Hafenstadt Chittagong in sich zusammenfiel.

Und auch der Brand in einer Textilfabrik nahe Dhaka, bei dem Ende November mehr als hundert Menschen getötet wurden, führte zu einer öffentlichen Debatte über Sicherheitsstandards bei Gebäuden. Viele Textilarbeiter demonstrierten damals für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn.

Mit rund 4500 Textilfabriken ist Bangladesch der zweitgrößte Bekleidungshersteller der Welt. Große westliche Unternehmen lassen in dem verarmten südasiatischen Land kostengünstig Kleidung nähen. Die Branche ist der wichtigste Wirtschaftszweig in Bangladesch. Viele Werkstätten sind in heruntergekommenen Gebäuden mit mangelhaften Stromleitungen, unzureichendem Brandschutz und fehlenden Fluchtwegen untergebracht.

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