Festnahme in Afghanistan: Rechtsextremist in Taliban-Haft

Der österreichische Neonazi Herbert F. hatte vor seiner Festnahme durch die Taliban ausdrücklich für Urlaub im „sicheren“ Afghanistan geworben.

Ein vermummeter Mann auf einer Strassenkeruzung

Ein Taliban bewacht eine Strasse in Herat, Afghanistan Foto: Ebrahim Noroozi/ap

BERLIN taz | Der bekannte Wiener Rechtsextremist Herbert F. befindet sich schon seit einigen Wochen in Gefangenschaft der afghanischen Taliban. Das berichtete der Watchblog der österreichischen Tageszeitung Der Standard am Dienstag unter Berufung auf rechtsextreme Telegram-Chatgruppen. Das Außenministerium in Wien bestätigte den Bericht, nannte aber keinen Namen.

Inzwischen soll der frühere Lehrer, der inzwischen 84 Jahre alt ist, am 7. Juni in eine Einzelzelle verlegt worden sein. Innerhalb eines Monats wollten die Taliban über F., dem sie Spionage vorwerfen, ein Urteil sprechen, so Der Standard. F. ist Mitgründer der in Österreich 1988 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verbotenen Nationaldemokratischen Partei (NDP).

Zur Ironie des Falls gehört, dass F. in der jüngsten Ausgabe der rechtsextremen Postille Info Direkt die Titelgeschichte „Urlaub in Afghanistan“ schrieb. Sie wurde mit den Worten angekündigt: „Afghanistan: heiß umfehdet, wild zerstritten, aber wieder sicher!“

Der von Info Direkt als „Völkerfreund“ bezeichnete Neo-Nazi zeigte sich in seinem Artikel „beeindruckt“ vom regen Leben auf den Basaren. Auch der Autoverkehr in den Städten lasse nicht auf Verzweiflung der Menschen schließen. F. hatte das Land für den Bericht bereits im letzten Herbst bereist und war jetzt offenbar wieder dorthin zurückgekehrt.

Rechtsextremer Verweis auf ein „sichereres“ Afghanistan

Das seit Mitte August 2021 von den radikalislamischen Taliban erneut beherrschte Land als sicher zu verklären, passt ins flüchtlings- und islamfeindliche Kalkül von Rechtsextremisten. Auf diese Weise lassen sich Abschiebungen afghanischer Flüchtlinge wie auch die Verweigerung von politischem Asyl leichter begründen. Doch das ging jetzt dramatisch schief.

Das Außenministerium in Wien warnt denn auch seit Jahren vor Reisen in das von jahrzehntelangen bewaffneten Konflikten gezeichnete Land am Hindukusch.

Österreichische Neonazis fordern von der Regierung in Wien, sich für eine Freilassung von F. einzusetzen. Das Außenministerium erklärte auf Anfrage, es bemühe sich jetzt um eine Lösung des Falls, obwohl konsularische Hilfeleistungen in Afghanistan „nur sehr beschränkt möglich“ seien. Das Ministerium stehe mit F.s Familie in Kontakt. Gegenüber Medien wollte sich die Familie nicht äußern.

F. war schon 1987 und 1989 zu Zeiten des von Islamisten dominierten antisowjetischen Widerstands nach Afghanistan gereist. Mit etwas Glück könnte F. von den Taliban nun bald nach Österreich abgeschoben werden.

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