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Evolution der KlimaprotesteDie Letzte Generation ordnet sich neu

Neuer Name, neue Strategie: Die Ak­ti­vis­t:in­nen­grup­pe Letzte Generation hat sich in zwei Gruppen geteilt.

„Es gibt schon jetzt Handlungsbedarf“ sagt Lina Eichler, hier bei einem Protestmarsch der Letzten Generation in Berlin im Mai 2023

Berlin taz | Die Letzte Generation hat sich strategisch aufgeteilt. Eine Gruppe heißt nun „Neue Generation“, die andere „Widerstands-Kollektiv“. Das gaben die Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen am Mittwochabend bekannt. Auf verschiedenen Wegen werden beide Gruppen gemeinsam weiter in der Klimagerechtigkeitsbewegung kämpfen. In den vergangenen Jahren hatte die Letzte Generation vor allem durch zivilen Ungehorsam wie Verkehrsblockaden und Festkleben auf Straßen bundesweit für Aufsehen gesorgt.

Die Neue Generation behandelt nun nicht mehr nur Klimaschutz, sondern setzt den Fokus auch auf den Kampf gegen Faschismus und den Erhalt der Demokratie. Mit einem „Parlament der Menschen“ will sie die Aufmerksamkeit auf das politische Geschehen richten und ein Forum bieten, in dem an Lösungen gearbeitet werden kann. „In dem bestehenden demokratischen System haben wir als Bevölkerung zu wenig Geld und Einfluss“, sagte Mitglied Raphael Thelen der taz.

„Mit dem Parlament der Menschen gründen wir unser eigenes Parlament. Durch Proteste sorgen wir dafür, dass es auch gehört wird.“ Stattfinden soll das Parlament im Mai zum ersten Mal. „Ein großes Kuppelzelt vor dem Bundestag soll Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung zusammenbringen“, so Thelen. Um auch solche zu erreichen, die bisher kein Teil der Bewegung sind, will die Neue Generation unter anderem Haustürgespräche führen. Später sollen die Versammlungen auf lokaler Ebene in ganz Deutschland stattfinden.

Erste Aktionen sollen kommende Woche beginnen. „Wir werden mit Protesten nicht warten, es gibt schon jetzt Handlungsbedarf“, sagt Aktivistin Lina Eichler. Die Neue Generation sei eine Widerstandsbewegung und werde auch zukünftig zivilen Ungehorsam leisten. „Wenn die Politik nicht handelt, handeln wir. Wenn man etwa einen Fahrradweg durchsetzen will, kann man ihn auch einfach selbst auf die Straße pinseln“, so Thelen.

Die Menschen im Widerstands-Kollektiv wollen sich besonders auf soziale Ungerechtigkeiten konzentrieren. Genaueres wollen die Ak­ti­vis­t:in­nen am Freitagnachmittag bekannt geben.

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9 Kommentare

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  • Aber wir, die vor 50 Jahren jung waren, wir dürfen und müssen auch mit den Jungen um deren Zukunft kämpfen. Warum sollte ich nach 50 Jahren meine Gewohnheiten ändern und in den Schaukelstuhl versinken. Und wenn ich meine Kiinder und Enkel anschaue und die Kinder und Enkel meiner Geschwister, ja wofür haben wir euch den großgezogen, als Babys nacht in der Wohnung herumgetragen und als Kleinkinder mit all den Schönheiten und Ärgernissen und Überraschungen der Welt vertraut gemacht? Warum haben wir uns eingeschränkt? Damit Ihr gesund aufwachsen könnt. Und jetzt sollen wir tatenlos zuschauen, wie Eure Welt und Ihr mit dieser untergeht? Dafür haben wir Euch nicht geboren und großgezogen.

  • Klingt nach einer Nachnutzungsaktivität für gescheiterte und gelangweilte Aktivisten. Aktivismus ist also nicht mehr Mittel, sondern Selbstzweck. Und das nennt sich nun "Evolution".

  • Gut so.







    Schaut man sich die Kommentare z.B. auf ZEIT an und teils auch im taz Forum findet sich bzgl. Klimaaktivismus (fast) nur noch Häme, Spott und Polemik. Und das bei weiter fortschreitender Klimakrise -> die totale Selbstverblödung.







    Der Schritt über Blockadeaktionen hinaus zu gehen und (Außer-) Parlamentarische Elemente hinzu zu fügen, geht schon mal in die richtige Richtung. Und vlt entsteht aus diesem Ansatz ja auch irgendwann eine ernst zu nehmende Partei..denn es braucht offenbar eine (parlamentarische) Massenbewegung, um den Spöttern den Wind aus den Segeln zu nehmen..denjenigen, die glauben man könne die größte Bedrohung der Menschheit lösen, indem man den Kopf nur tief genug in den Sand steckt.







    Danke an die Aktivisten..danke daß es Euch gibt und daß ihr immer wieder aufzeigt, daß die Lage ernst ist..

    (und es nicht gerade von Intelligenz oder Empathie zeugt, darüber zu spotten)..

  • Höchste Zeit, dass die Zusammenhänge von Faschismus, Kapitalismus und Umweltzerstörung nun auch dort zusammengedacht werden.



    Jetzt müssen sie nur noch ein Konzept finden, mit dem sie in unserem System die Umverteilung oben nach unten hinbekommen und die damit die Macht unter den Menschen wieder gleicher verteilen. Nur so kann Demokratie funktionieren.

  • Geht doch bitte einfach in die Berufe wo dringend Personal fehlt. Auch wenn es nicht so sexy ist. Werdet Erzieherinnen , Lokführerinnen , Gärtnerin . Und zwar im stillen und am Menschen. Wer besonders engagiert ist , macht Überstunden . Wieviel könnten wir dann ändern.

  • Liebe Aktivisten, toll, dass ihr um eure Zukunft kämpft. Unsere Politiker erwägen Entscheidungen nicht danach, was für euch in 50 Jahren übrig ist. Und die Eliten dahinter werden dann auf ihre Inseln fliehen.

  • "Die Ak­ti­vis­t:in­nen­grup­pe Letzte Generation hat sich in zwei Gruppen geteilt." Ich dachte spontan, es ginge um "Die Letzte Generation" und "Die Allerletzte Generation".

  • Interessantes Framing.

    Man könnte es auch "Spaltung" nennen.

  • Das Interview mit Herrn Thelen im Spiegel liest sich jedenfalls doch ziemlich wahnhaft…