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Europaweite Tickets von der BahnNur ein erster Schritt

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Die Bahn verkauft jetzt Tickets für ganz Europa – gut so. Aber niedrigere Preise und mehr Pünktlichkeit wären noch besser.

Das einfachere Buchen ist nur ein Schritt von vielen, um mehr Menschen davon zu überzeugen, lieber den Zug zu nehmen Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

D as wurde auch Zeit: Die Deutsche Bahn will den Verkauf von internationalen Fahrkarten einfacher machen. Ab Herbst sollen über ihre Webseite und App mehr grenzüberschreitende Verbindungen gebucht, ab Ende 2026 Nah- und Fernverkehrstickets für ganz Europa gekauft werden können. Bislang müssen Interessierte mitunter viel Aufwand treiben, um internationale Tickets zu bekommen. Oder in ein spezialisiertes Reisebüro gehen.

Das einfachere Buchen ist nur ein Schritt von vielen, um mehr Menschen davon zu überzeugen, lieber den Zug zu nehmen. Und der Umstieg auf die Schiene ist mit Blick aufs Klima und die in vielen Ländern verstopften Straßen überfällig. Aber mit der Bahn von Deutschland etwa nach Stockholm, Portugal oder Rumänien zu reisen, dauert viel länger als zu fliegen und ist gleichzeitig meistens viel teurer.

Nur wenn die Preise fürs Bahnfahren sinken, können Züge eine echte Alternative werden. Es gibt noch immer zu wenig durchgehende Verbindungen zwischen den europäischen Metropolen. Wer umsteigen muss, verliert noch mehr Zeit und riskiert, den Anschluss zu verpassen. Nachtzüge mit Schlaf- und Liegewagen fahren viel zu wenige. Die Deutsche Bahn muss dieses Geschäftsfeld endlich wieder selbst betreiben, statt nur die Angebote anderer Unternehmen zu verbreiten.

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Deutschland hat wegen seiner Lage mitten in Europa eine besondere Verantwortung, für gute Verbindungen auf der Schiene zu sorgen. Im Moment ist die Bundesrepublik aber wegen der großen Mängel im Schienennetz und der notorischen Unpünktlichkeit der große Bahn-Bremser in Europa. Es liegt in der Hand des neuen Verkehrsministers Patrick Schnieder (CDU), das ins Gegenteil zu verkehren.

Er muss dazu schnell für mehr Zuverlässigkeit der Deutschen Bahn sorgen. Und er muss bei der Auswahl des neuen Vorstands Ma­na­ge­r:in­nen finden, die einen europäischen Blick haben und Wert legen auf guten Service, Pünktlichkeit und ­attraktive Preise.

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Anja Krüger
Parlamentskorrespondentin
Schwerpunkte Wirtschaft- und Energiepolitik
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12 Kommentare

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  • Es braucht endlich eine echte europäische Konkurrenzsituation auf der gesamteuropäischen Schiene. Aufbauend auf einer durch „Mobilitätssteuern“ finanzierten Infrastruktur, sollte auf den Fernstrecken der nationale Fokus keine Rolle mehr spielen. Als Kunde kann es mir letztlich egal sein, welchen Weg der Zug nimmt und wer ihn betreibt, solange Preis, Präsenz und Pünktlichkeit in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Ob die Deutsche Bahn dann noch zu den erfolgreichen Anbietern zählen kann, wird man sehen.

  • Kurzfristige Buchung:



    Paris - Marseille, 750km, 210€



    München-Hamburg, 770km, 216€



    Ich sehe da keinen Preisunterschied.

  • "mit der Bahn von Deutschland etwa nach .. Portugal"



    Stuttgart->Porto: Fahrzeit 30-52 Stunden, 5-8 mal umsteigen. Das ist bei jeglichem Preis uninteressant.



    Allerdings gehört auch endlich eine Kerosinsteuer und eine CO2-Abgabe aufs fliegen, ich kann dieses Privileg nicht verstehen.

  • Die Bahn braucht auch die Ressourcen.



    Und die teure Subventionierung von Auto und Flug muss dalli-dalli aufhören. Ein Verkehrsminister muss deutlich weniger privaten Pkw planen und beginnen.

    Die Bahn-Anschlusstrecken sind auf deutscher Seite massiv im Verzug: Brenner, Oberrhein, Niederrhein. Teils fehlen die Verbindungen ganz: wann kommt mensch eigentlich wieder mit der Bahn direkt nach Krakau, nach Nimwegen, nach ... und auch innerdeutsch ist der Streckenschwund umzukehren, sind Güterzugstrecken zu reaktivieren/ neu zu bauen, um die Ballungsräume zu entlasten.

  • Die größte Schwäche ist die Unberechenbarkeit der DB. Ich würde ja gern mal mit dem Zug von Deutschland nach Portugal, aber wenn man in Mannheim nur sechs Minuten Umsteigezeit hat, kann man gleich eine Nacht dort buchen.

  • Irgendjemand muss das auch bezahlen.



    Freibier für ale wäre auch irgendwie ganz nett.

  • "...länger als zu fliegen und ist gleichzeitig meistens viel teurer."



    Stimmt.



    Aber eine Ryanisierung wird es nicht geben. Und es ist die Frage, ob das wünschenswert wäre. Nein, noch mehr Leute kreuz und quer zu transportieren ist nicht erstrebenswert.



    Der Fehler ist der Vergleich: Fliegen ist einfach viel zu billig. Die Infrastruktur Luft gibt es halt umsonst.

    • @fly:

      ''Aber eine Ryanisierung wird es nicht geben'' dann wird sich die Schiene aber auch nie durchsetzen.



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      Es gibt nunmal einen Bedarf an Mobilitaet und wenn ein Verkehsmittel billiger, schneller und bequemer ist es keine Konkurenz.



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      Das Kerosin ist einfach zu billig, der Umweltschaden nicht eingepreis, DAS sind die Probleme.



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      Zugverkehr muss trozdem billiger werden und bequemer. Vll ein Europaticket einfuehren und den Ausbau der Schienen ueber die EU in allen Mitgliedslaendern foerdern.



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      Es geht ja nicht nur um Personen sondern auch um den Transport von Waren.



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      Es braucht wieder Nachtzuege, direkte Verbindungen ueber die Grenze hinweck usw.



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      Wenn wir weiter so mutlos bleiben wird das nichts mit der ''Vekehrswende''.

    • @fly:

      Deshalb muss klimaneutrales Fliegen eine Top Priorität sein.

      • @FancyBeard:

        Eine zeitnahe Rueckkehr der Zeppeline halte ich fuer eher unwahrschenlich.



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        E Flugzeuge koennten eine Loesung fuer kurze Strecken sein. Also vll mehrfacher Umstieg? Dann sind ist das Flugzeug als Verkehrsmittel auch gleich noch ein bisschen weniger attraktiv... perfekt.



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        E Fuels haben wir nicht genug und werden wir auch langfristig nicht genug von haben. In ferner Zukunft vllt.



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        Die Kondezstreifen verusachen bis zu 2/3 des Klimaschadens. Das muss auch bei klimaneutralen Treibstoffen wie E Fuels bedacht werden.



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        Auch im best case wird das Fliegen 10/20x teurer. Und dann kann sich der Poebel, im Urlaub eben wieder keine Mobilitaet ueber die Landesgrenze hinweck leisten. Es sei denn es gibt die Schiene als Alternative ist.



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        Ich glaube kaum das eine solche Politik mehrheitsfaehig ist. Sie etwa?

  • Kann man nur unterstreichen. Für eine anstehende Fahrt nach Leeds hat sich kurzfristig der Fahrplan der DB nach Brüssel geändert, wodurch der dortige Anschlußzug nach London und damit auch von London aus der Zug nach Leeds nicht zu erreichen ist. Die DB hält sich nicht für zuständig, da die Anschlußfahrscheine ja über einen anderen Anbieter gekauft wurden. Mal schauen, wie sich die Situation lösen läßt.

  • Es wäre zu schon, um wahr zu sein. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt...