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Europa in der CoronakriseOhne Solidarität kein Ausweg

Gastkommentar von Franziska Brantner

Je dramatischer die Viruskrise verläuft, desto wichtiger ist der Zusammenhalt der EU-Staaten, um sie zu bewältigen.

Beeindruckende Solidarität: Ärzte aus Kuba posieren auf dem Flughafen von Mailand Foto: Antonio Calanni/reuters

B isher entsteht in der Coronakrise der Eindruck, dass die meisten europäischen Regierungen im Alleingang handeln, unterschiedlich schnell und drastisch. Je dramatischer die Viruskrise verläuft, desto wichtiger wird der Zusammenhalt der EU-Staaten für die Krisenbewältigung.

Es geht darum, Leben zu retten und dafür die notwendige medizinische Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Es beginnt dieser Tage mit der Aufnahme französischer Coronapatienten in Baden-Württemberg und italienischer Patienten in Sachsen. Das ist konkret gelebte europäische Solidarität. Aber deutlich ist auch die Not auf den griechischen Inseln wie Lesbos: Hier leben Zehntausende Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser auf engstem Raum. Wir müssen dringend mehr schutzbedürftige Menschen wie Kinder in Deutschland aufnehmen!

Menschenleben zu retten bedeutet auch, die Beschaffung und die Produktion von Tests, von Schutzausrüstung und Beatmungsgeräten europäisch zu koordinieren. In Deutschland kann das durch die Änderung des Infektionsschutzgesetzes nun angeordnet werden. Wir haben dabei als großer Industriestandort eine besondere Verantwortung für die EU und darüber hinaus, denn nicht nur viele EU-Mitgliedsstaaten haben keinerlei derartige Produktionskapazitäten.

Menschen zu helfen, geht bei der Pflege weiter. Viele pflegebedürftige Menschen in Deutschland verlieren jetzt ihre osteuropäische Pflegekraft, unter anderem, weil diese die Grenzkontrollen scheut. Der Pflegeverband warnt vor einem Versorgungsnotstand ab Ostern. Die Grenzregelungen müssen deshalb laufend angepasst werden, auch aufgrund der lebenswichtigen Lieferketten im Ernährungssektor.

Franziska Brantner

Franziska Brantner

ist Parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Europapolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Viele Länder ergreifen jetzt staatliche Stützungsmaßnahmen. Doch bald werden die nationalen Maßnahmen in strukturschwachen Ländern wie Italien, Griechenland oder Spanien, die in der Finanzkrise stark an ihren Gesundheitssystemen haben sparen müssen, an ihre Grenzen stoßen, und da ist die EU als Krisenmanager gefragt.

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5 Kommentare

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  • Wenn Hunderttausende alter Menschen ihre Pflegekraft verlieren wegen dämlicher Grenzen und Abschottung (statt die Gebote physischer Distanz einzuhalten und freiwillig auf unnötige Reisen zu verzichten), so ist das ein absolutes Desaster.



    Diese unsere Eltern, Verwandten, Großeltern sind ohnehin schon durch Krankheiten, Einsamkeit oder Demenz geschwächt und ihrer Selbstbestimmung beraubt. Allerdings liegt es auch im Interesse der Regierungen von Ländern wie Polen, Tschechien etc., dass ihre tapferen Landsleute, die sich bei uns um die Hygiene der Alten kümmern, weiter etwas zum Leben haben.



    Dieses Thema muss jetzt sofort aufgegriffen werden.

    • @Ataraxia:

      „Je dramatischer die Viruskrise verläuft, desto wichtiger wird der Zusammenhalt der EU-Staaten für die Krisenbewältigung.



      Es geht darum, Leben zu retten und dafür die notwendige medizinische Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Es beginnt dieser Tage mit der Aufnahme französischer Coronapatienten in Baden-Württemberg und italienischer Patienten in Sachsen. Das ist konkret gelebte europäische Solidarität.“



      Stimme Ihnen voll und ganz zu, Frau Brantner!



      Ich lebe in Frankreich seit vielen Jahren in Grand Est (Frankreich, nahe dem Saarland und der Saarländische Ministerpräsident T. Hans hat angeboten, französische Patienten im Saarland aufzunehmen, da hier noch Kapazitäten für Intensivmedizin bestehen. Das ist Europa und gelebte Solidarität!



      Im Saarland kommen viele französische Grenzgänger nach Deutschland, die dort unter anderen in Krankenhäusern und Kliniken arbeiten. Das Saarland würde ohne die französischen Grenzgänger (Arbeitskräfte), nicht nur in Krankenhäuser sondern auch in Supermärkten und Kaufhäusern nicht überleben.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Kuba schickt Ärzte - und Deutschland blockiert medizinische Lieferungen nach Italien.

    • @82286 (Profil gelöscht):

      Ja... nicht nur. China verschenkt Atemschutzmasken, schickt Personal, etc.

      Und wir? Die mit den "Werten"?

  • Es häufen sich die Appelle, die Flüchtlingslager endlich zu evakuieren. Habe gerade einen von Amnesty unterzeichnet. Allerdings frage ich mich, wo die armen Leute hier bei den steigenden Fallzahlen denn noch hin sollen. Was ein Desaster.



    Mein zuständiges Gesundheitsamt ist ja noch nicht mal in der Lage, die Verdachtsfälle hier zu handeln.