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Erhöhung der Lkw-MautGüter von der Straße!

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Die LKW-Maut soll erhöht werden. Gut so. Der Lastwagen-Verkehr muss weniger werden – und die Branche macht es sich mit ihrer Kritik zu leicht.

Lkws auf der Autobahn bei Neustadt (Wied) Foto: Joeran Steinsiek/imago

D ie Bundesregierung will die Maut für Lkws mit konventionellem Antrieb drastisch erhöhen – und das ist absolut richtig. Dass die Speditionsbranche das nicht gut findet, ist klar. Schließlich lebt sie davon, dass in Deutschland mehr als 80 Prozent der Güter auf der Straße transportiert werden.

Funktionäre der Branche behaupten, die Mauterhöhung habe keine Lenkungswirkung für den Klimaschutz und sorge nur dafür, dass die Belastungen für Fuhrunternehmen und die Preise steigen. Denn die Unternehmen würden die Erhöhung auf ihre Kun­d:in­nen umlegen. Dass die Preise für die Bür­ge­r:in­nen weiter steigen, ist nicht gut. Aber dieses Problem muss die Bundesregierung an anderer Stelle lösen, etwa durch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel.

Und so einfach, wie die Speditionsbranche es sich macht, ist es nicht: Rund 800.000 Lkws fahren auf deutschen Straßen, die allermeisten mit einem Dieselantrieb. Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern verstopft die Straßen. Für einen geringen Centvorteil werden Unmengen an Waren quer durch Europa transportiert. Das muss aufhören. Es muss weniger per Lkw transportiert werden, als es heute der Fall ist, damit der Verkehr ab- und nicht weiter zunimmt. Dafür ist eine deutlich höhere Maut das richtige Instrument. Werden Güter mit langen Transportwegen auf der Straße teurer, haben regional produzierte Erzeugnisse einen Vorteil. Genau das ist wünschenswert.

Die Erlöse aus der Maut sollen künftig nicht mehr nur den Straßen zugute kommen, sondern auch der Schiene. Und auch das ist richtig. Damit mehr Güterverkehr vom Lkw auf die Bahn verlagert werden kann, muss die Infrastruktur ausgebaut werden. Unternehmen brauchen Gleisanschlüsse für Transporte – wie es noch vor wenigen Jahrzehnten selbstverständlich war.

Und die Arbeitsplätze? Die Branche sucht weltweit Fahrer:innen; allein in Deutschland fehlen Zehntausende. Dieses Problem wird mit weniger Lkw-Verkehr entschärft. Die Ampel ist mit der Mauterhöhung auf richtigem Kurs. Was fehlt, ist eine Maut für Pkws. Auch die würde zu weniger Verkehr führen.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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16 Kommentare

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  • Der Artikel übergeht ein großes Dilemma.



    Die Schiene hat in keinster Weise die Kapazität für Wachstum.



    Bis 2035 sind Sanierungsmaßnahmen in Gange welche die Grundlage für einen Ausbau legen.



    Und auch der wird Jahrzehnte dauern.



    Ebenso ist Personalmangel ein gewaltiges Problem bei der Bahn.



    Mehr Güter auf die Schiene ist ein frommer Wunsch, mehr aber auch nicht.



    Die Forderungen des Autors würden einzig zu einer Verteuerung der Waren führen.

    • @Rabalabab:

      Ihr Kommentar übergeht ein großes Dilemma.



      Die Welt hat in keinster Weise die Kapazität für mehr Wachstum.



      Jedenfalls nicht wenn wir sie langfristig Lebenswert erhalten wollen.

      • @Andreas J:

        Wachstum generiert sich nicht immer vertikal (also mehr als zuvor insgesamt), sondern oft auch horizontal (gleiche Menge anders verteilt). Selbstverständlich bedeutet eine Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene ein Wachstum für die Bahn. Und dafür müssen schon Kapazitäten geschaffen werden, sonst wird die Mauterhöhung nur eine zusätzliche Steuererhöhung, die ausschließlich Politiker freut, da sie mit dem Geld Geschenke an ihre Stammwähler verteilen können (siehe Zuschüsse zum Lastenfahrrad, die nahezu kein Auto von der Straße geholt haben).

  • Natürlich müssen die Güter auf die Bahn oder Schiffe. Ob Wasserstraßen oder Bahnstrecken vorhanden sind, sollte keine Rolle spielen. Im übrigen gibt es doch auch Lastenfahrräder.

  • Das ist zu kurz gedacht.

    Der LKW, der hier von der Strasse geholt werden soll, ist momentan noch gar nicht zu ersetzen. Es bestehen die angesprochenen Gleisanschlüsse nicht. Viele der existierenden werden von der Bahn nicht angefahren. Selbst wenn man jetzt richtig viel Geld in die Hand nehmen würde um die Bahninfrastruktur auszubauen, wird das noch Jahre, wenn nicht jahrzehnte dauern.



    Weiterhin ist es doch illusorisch zu glauben, dass das Geld der Maut in irgendwelche Bauprojekte fliesst. Dafür sind anderweitig zu viele Löcher offen.



    Also werden die zusätzlichen Kosten natürlich auf den Verbraucher umgeschlagen und das über Jahre hinaus. Und wer soll dann schuld sein? Die Transportbranche....



    Lasst mal nur 1 Monat nur die Hälfte der LKW fahren und dann nochmal über die Reduzierung eben dieser reden.

  • Machen wir uns doch nichts vor:



    Die Mautkosten werden letztendlich die Endeverbraucher bezahlen. Und von denen werden die, die am Wenigsten haben natürlich wieder am Härtesten getroffen.

    • @metalhead86:

      "Werden Güter mit langen Transportwegen auf der Straße teurer, haben regional produzierte Erzeugnisse einen Vorteil. Genau das ist wünschenswert."

      ------------

      Spätestens dann wenn die Lebensmittelmärkte nur noch regional produzierte Erzeugnisse im Sortiment haben, wird das Feedback der zahlenden Kundschaft sehr eindeutig sein. Allerdings nicht so, wie sich das Berlin oder Frau Krüger vorstellt ;)

      • @SeppW:

        Nur weil es vor der Haustür angebaut wurde, muss das nix heißen. Dünger und Vorprodukte kamen lange Zeit aus Russland, womöglich sogar immer noch, Maschinen, Sprit für Maschinen, Gewächshäuser, etc stellt der Landwirt auch nicht mehr vor Ort her.

      • @SeppW:

        So auf die schnelle fällt mir jetzt keine Nahrung aus Übersee ein, auf die ich angewiesen wäre.

  • Wie immer wird das Dümmste zuerst gefordert - weil es ja so nahe liegt.

    Ein ganz großer Teil des LKW-Verkehrs ist transit - und da muss mal mal an die Nase der Bahn fassen, warum das Netz so marode und vor allen Dingen unzuverlässig ist.



    Terminfracht auf der Schiene? Ja, vielleicht bei Holz, Kohle und Erz wo es egal ist wie lange es rumsteht. Bei Gemüse und Frischwaren eher undenkbar.

    Und mal ein ganz anderer Gedanke: Warum sollte der Staat seine Cash-Cow (LkW-Maut) schlachten und die defizitäre Bahn pampern ? Also wird nichts in die Schiene investiert weil die WiWis schnell vorrechnen dass es sich nicht lohnt.

    Und wenn die Cash-Cow noch mehr Milch gibt wird sie erst recht nicht geschlachtet, oder ?

  • Maut für PKW macht nur Sinn wenn man die "grossen" Autos erfasst, nicht den Schichtarbeiter, der morgens um 5 Uhr leider keinen Bus nehmen kann. Und wenn man zeitgleich die Dienstwagen für Hinz und Kunz abschafft. Die Leute fahren nämlich dann mautfrei in den Urlaub oder ins Wochenende.

    Solange aber Amazon Retouren aus Frankreich zur "Bearbeitung" mit dem LKW in die Slowakei fährt ist Transport viel zu billig.



    Solange Bahntransporte durch Deutschland unplanbar sind, ist Strassentransport leider immer noch die logistisch bessere Lösung.

    (Stellwerksausfall in xy - Güterzug fährt verspätet ab und muss dann immer wieder anhalten um Personenzüge vorbei zu lassen - Lokführer kommt wegen abgelaufener Arbeitszeit nicht ans Ziel - Zug wird abgestellt und muß neu eingeplant werden - Ankunft 1 bis 7 Tage später.... - Stellwerksausfall, Fahrdienstleiter krank, Weichenstörung, Baustelle dauert länger, Signalstörung... - Dank. jahrelangem Streckenabbau keine Umleiter...)

    • @Tz-B:

      So war das in den Fünfzigern:



      Die Parteien sind den Automobilisten unisono hinten rein gekrochen um die Wirtschaft zu fördern und haben dabei natürlich den ÖPNV gerupft um nicht zu sagen geschleift.

      Vorher hatten die Firmen ein Interesse daran, dass die Arbeitnehmer kurze Wege hatten.



      Danach hatten die Arbeitnehmer die Mehrkosten für die Anfahrt - was man dann durch die Werbungskostenpauschale komplensieren musste.

      Und für die Leute die sich partout kein Auto leisten konnte hat man halt Rudimente den ÖPNV erhalten.

      Seit dem sind rund siebzig Jahre vergangen - aber wie man sieht ist die Politik im "Damals" stecken geblieben.

  • Güter von der Straße! Ach, das habe ich schon öfter gehört. Aber wohin? Auf die Schiene? Lachhaft. Die letzten vierzig Jahre ist da nichts passiert. Wie soll das gehen? Marodes Schienennetz, stillgelegte Strecken, zurückgebaute Güterbahnhöfe und fehlende Infrastruktur für Warenumschlag.



    Das bestehende Schienennetz jetzt mit noch mehr Güterverkehr zu belasten wird einen Kollaps verursachen. Das gilt im übrigen auch für die Personenbeförderung. Aber wem erzähl ich das. Jeder der täglich mit der Bahn unterwegs ist weiß das.

    Ramsauer, Dobrindt, Scheuer und jetzt Wissing. Wie soll das funktionieren?



    Es war und ist politisch bisher nicht gewollt. Geht mal nach Stuttgart oder Regensburg. Seht Euch an was aus Bahngeländen geworden ist. Rendite aus Immobiliengeschäften für die Aktionäre und Kreditgeschäfte für die Banken.



    Zudem weniger Lagerkosten für Großkonzerne und Just in time Lieferung mit Personal aus Bulgarien. Der Kosten wegen.







    Wie Güter von der Straße nicht umsetzbar? Dann die Maut auf PKW!



    Das ist eine Logik.

    Träumer!

  • Mein Gott, diese Diskussion hatten wir in den 80er Jahren auch schon. Zu viel LKW-Verkehr, Waren auf die Schiene usw.



    Seit Öffnung der Mauer vor zig Jahren hat der LKW-Verkehr aber in ganz Europa massiv zugenommen. Und nicht nur die meisten LKWs fahren mit Diesel sondern 99,9%, also alle!



    Wollen wir ein offenes Europa mit freiem Warenverkehr? Ja natürlich. Trotz massivem Anstieg des LKW Verkehres hat aber der CO2 Ausstoß seit 1990 beträchtlich abgenommen. Einerseits Untergang dreckigster Industrie, andererseits bessere Technologie auch bei LKWs.

  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Ja, der Lastwagenverkehr, besser diese Verkehrsseuche, muss weniger werden.



    Und die Monster-Trucks, vehement durchgesetzt von den Verkehrsministern der "Union" (überwiegen CSU) müssen verschwinden.



    Aber das ist nur ein Teil der nötigen automobilen Restriktionen.



    40 km/h innerorts (in Wohngebieten, bei Schulen etc. 30 km/h), 80 auf Landstraßen, 120 auf Autobahnen, Hubraum- und PS-Grenzen für PKW und Motorräder, Größenbeschränkungen für LkW und Zugmaschinen (samt Hänger), rigide Sanktionen bei Verstößen.



    Nicht bei Pipifax - z.B. Geschwindigkeit 110% der zulässigen, aber umso drastischer darüber.



    Weg mit dem Dienstwagen-Privileg; das führt nur zu exzessiver Fahrzeugnutzung.



    Der automobile Irrsinn auf unseren Straßen muss eingedämmt werden.



    Und der weitere Ausbau von Umgehungsstraßen und Autobahnen muss gestoppt werden.

  • Busse sollten aus Unweltgründen von der Maut verschont bleiben. Es sollte gar einen Bonus geben, wenn 50 individuelle Autofahrer ihren Stinkediesel abstellen, und nur ein Stinkediesel stattdessen fährt.