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Entschuldigung für Virologen-SchmähliedArzt bereut Wortwahl

„Virologen in die Flammen“ will ein Bremer Mediziner nicht mehr singen. Nach einem taz-Bericht drohen ihm straf- und berufsrechtliche Verfahren.

„Friedliche“ Querdenken-Demonstration in Leipzig. Der Arzt war auch dort Foto: Sebastian Kahnert/dpa

BREMEN taz | Der Bremer Arzt, der vor einer Woche auf einer „Querdenken“-Demonstration gegen die Coronamaßnahmen „Virologen in die Flammen“ gesungen hatte (taz berichtete), entschuldigte sich in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme für seine Wortwahl.

„Ich bin erschrocken über die öffentliche Wirkung, die mein Lied ‚Covid verbrannt‘ ausgelöst hat“, heißt es im ersten Satz. Und weiter: „Das bedauere ich zutiefst, habe das so nicht gewollt und nicht vorhergesehen und ich möchte mich dafür öffentlich entschuldigen.“ Es gibt keinen Adressaten für die Entschuldigung.

Jürgen Fuchs, der in Bremen eine allgemeinmedizinische Praxis mit naturheilkundlichem Schwerpunkt betreibt, schreibt, er habe „als Liedermacher mit künstlerischer Freiheit überspitzt und provokativ formuliert“. Er habe damit einen „Beitrag zur Bewältigung der derzeitigen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Krise“ leisten wollen.

„Um Aufmerksamkeit zu erreichen für die Vielschichtigkeit des Themas und für eine Erweiterung des Blickwinkels habe ich die Gelegenheit zum Auftritt ergriffen.“ Es war nicht sein erster Auftritt auf einer Querdenken-Demonstration. Sein Anliegen als „humanistischer, demokratischer und in der Klimakrise engagierter Bürger“ sei es, „einen Dialog zu fördern zwischen den oft verhärteten Positionen“.

Distanz zu „Querdenken“

Fuchs sagt außerdem, er identifiziere sich nicht mit „Querdenken“ und „rechten Tendenzen“, die es in der Bewegung gebe. Unter dem Namen „Querdenken“ organisieren sich in mehreren deutschen Städten Menschen, die das Coronavirus für harmlos halten und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie für falsch.

Auf deren regelmäßigen Demonstrationen laufen Rechtsextremist*innen teils offen mit. „Den ganzen Protest durchziehen antisemitische Verschwörungstheorien, eine staatsfeindliche Rhetorik und Widerstandsaufrufe“, hatte Thüringens Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer der taz gesagt.

Dies geschah nach der „Querdenken“-Demonstration am 7. November in Leipzig, wo bis zu 45.000 Menschen gegen die Coronamaßnahmen demonstriert hatten, größtenteils ohne Masken und Abstand. Zudem hatten Neonazis gezielt Journalist*innen angegriffen. Fuchs hatte auf der Bremer Demonstration eine Woche später gesagt, er sei dort gewesen.

In dem Videomitschnitt, der am Freitag vermutlich aus juristischen Gründen nicht mehr auf der Querdenken-Homepage verfügbar war, spricht er darüber, dass es aus taktischen Gründen klüger sei, auf Demonstrationen Masken zu tragen – damit diese nicht aufgelöst werden können.

„Nur ein Grippevirus“

In seiner Entschuldigung schreibt er jetzt, er habe während seines Auftritts „dazu aufgerufen, dass bei Kundgebungen das Tragen des Mund- Nasenschutzes und die Abstandsregeln eingehalten werden sollten“. Und: Er wolle „die gesundheitlichen Gefahren von Covid 19 nicht verharmlosen“. Im Lied, das er nicht mehr spielen will, heißt es, das Coronavirus sei „nur ein Grippevirus“.

Im letzten Abschnitt seiner Erklärung geht er darauf ein, welche Konsequenzen die Veröffentlichung für ihn habe. „Der ganze Vorgang bedeutet eine Rufschädigung für meine Person und, auch wenn mein Auftritt als Privatperson und Liedermacher erfolgte, leider auch für meine berufliche Tätigkeit als Allgemeinarzt, wo mir nun berufsrechtliche Konsequenzen seitens der Ärztekammer Bremen drohen.“

Die kassenärztliche Vereinigung hatte dem Weser Kurier angekündigt, sie wollen Fuchs Zulassung prüfen. Sie fragt sich, „ob die zur Schau gestellte Einstellung von Dr. Fuchs noch mit vertragsärztlichen Grundsätzen übereinstimmt“.

Die Bremer Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Volksverhetzung und Aufruf zu einer Straftat.

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7 Kommentare

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  • Der Herr fordert also als "humanistischer, demokratischer und in der Klimakrise engagierter Bürger": Virologen in die Flammen!



    Natürlich als Privatmann und Liedermacher. Denkt er dann als Arzt anders?

  • "Praxis mit naturheilkundlichem Schwerpunkt"

    Wie überraschend.

  • Natürlich ist es aus taktischen Gründen klüger, auf Demonstrationen Masken zu tragen – damit diese nicht aufgelöst werden können. Und dann noch Abstand halten, dann dürfen sie auch demonstrieren, aber selbst von diesen einfachen Maßnahmen fühlen sich diese kleinen Lichter überfordert,

  • Und was lernen wir alle daraus? Vor Inbetriebnahme des Mundwerks Gehirn einschalten. Dies gilt auch und besonders für die Entwerfer von Verschwörungstheorien zu Corona.

  • Ein kleiner Lichtblick: Dem Herrn Doktor scheint ja jetzt ganz schön die Düse zu gehen...

  • Das naturwiss. Studium dieses "Arztes" liegt wohl schon ein Weilchen zurück ...

  • schon verbüffend ...

    daß sich das hirn bei manchem erst bei zu erwartenden konsequentzen einschaltet.

    dem betroffenen ist ohne weiteres zu attestieren, daß er gewußt hat, was er öffentlich vorträgt.

    ein zurückrudern überzeugt nicht wirklich.