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Entschädigung für KohleausstiegGeld statt Kohle verbrennen

Die Bundesregierung verhandelt mit den Energiekonzernen über Milliardenentschädigungen für den Kohle-Ausstieg. Kritiker meinen, das sei ungerecht.

Kraftwerk Mehrum: Für die Aufgabe der Kohlekraftwerke will die Regierung Milliarden zahlen Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Berlin taz | Das offizielle Preisschild für den deutschen Kohleausstieg steht fest: 40 Milliarden Euro will der Bund in den nächsten 20 Jahren in die betroffenen Regionen investieren, damit das letzte Kraftwerk spätestens 2038 vom Netz geht.

Um den indirekten Preis wird derzeit hinter den Kulissen gerungen: Wie viel Steuergeld bekommen die Konzerne als Entschädigung, wenn sie Kraftwerke abschalten? Bis Ende des Jahres soll diese Frage geklärt sein, jetzt beginnt die heiße Phase des Milliardenpokers: Der Preis schwankt je nach Sichtweise zwischen zweistelligen Milliardenbeträgen und praktisch nichts.

Für die Konzerne ist klar: Wenn sie ihre Kraftwerke für den Klimaschutz stilllegen, wollen sie dafür viel Geld sehen. Eine Kompensation von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro pro Gigawatt abgeschalteter Braunkohleleistung sei „fair“, sagte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz im April. Für die vier RWE-Meiler wären das bis zu 15 Milliarden Euro. Das Aus für alle deutschen Kraftwerke zusammen könnte nach dieser Rechnung bis zu 30 Milliarden kosten.

Im „Kohleausstiegsgesetz“, das in den nächsten Wochen ins Kabinett soll, plant es das federführende Wirtschaftsministerium anders: Die Steinkohleleistung soll bis 2022 mithilfe einer „Ausschreibung“ auf 15 Gigawatt sinken: Die Konzerne bewerben sich um Prämien, die sie für die Stilllegung bekommen. Insgesamt solle dieser Betrag „deutlich unter einer Milliarde“ liegen, heißt es.

Für die Braunkohle ist das Vorgehen schwieriger: Ob ein Kraftwerk Geld verdient, hängt auch davon ab, von welchen Tagebauen es beliefert wird und wie schlecht es dem direkten Konkurrenten geht. Die Bundesregierung plant hier erst einmal mit einer Milliarde bis 2023, aber die Gespräche laufen. „Für einen geordneten Ausstieg“, hat man es sich im Wirtschaftsministerium „zum Ziel gesetzt, eine einvernehmliche Lösung zu erzielen“. Also zu zahlen.

Nicht EU-konform

Das aber müsste der Staat möglicherweise gar nicht, legt nun ein juristisches Gutachten der Umweltrechtsorganisation Client Earth nahe. Nach deutschem und EU-Recht gebe es „keine Rechtsgrundlage für die Gewährung großzügiger Entschädigungszahlungen an Kohlekraftwerksbetreiber“, heißt es in der Studie „Kein Geld für alte Braunkohlekraftwerke“.

Die Öko-Juristen argumentieren, dass die Kraftwerke durch billiges Gas, erneuerbare Energien und gestiegene Preise für CO2-Lizenzen derzeit unrentabel seien. Durch ihr Abschalten entstehe deshalb kein wirtschaftlicher Schaden – im Gegenteil: Für 2020 bis 2022 werde sogar „für ältere Braunkohlekraftwerke mit weiteren Verlusten von bis zu 1,8 Milliarden Euro gerechnet“.

Die meisten sind finanziell abgeschrieben

Dazu komme: Die meisten Blöcke sind älter als 25 Jahre und damit finanziell abgeschrieben. Auch deshalb entstehe den Konzernen kein Schaden. Und: Eine solche Entschädigung sei als Beihilfe nach EU-Recht von Brüssel zu genehmigen. Das aber sei „unwahrscheinlich“ im Binnenmarkt: Kein anderes EU-Land habe bei einem Kohleausstieg solche Vorteile für die Konzerne geplant.

Einen fiesen Vorschlag kann sich Client Earth nicht verkneifen: Da RWE derzeit an der Börse nur etwa 13 bis 15 Milliarden wert ist, wäre es gegenüber der geforderten Entschädigung „erheblich billiger für den deutschen Staat, RWE komplett zu kaufen und die Kraftwerke stillzulegen“.

Kohlemeiler werden zum Klotz am Bein

Die Energiekonzerne brauchen dringend frisches Geld, um ihre Zukunft als Ökostromanbieter zu finanzieren. Gerade teilen sich RWE und Eon die Ökostromfirma Innogy neu auf. Dabei werden die Kohlemeiler mehr und mehr zum Klotz am Bein, ergibt eine aktuelle Berechnung des energiewirtschaftlichen Thinktanks Carbon Tracker: Für 2019 rechnet dieser mit Verlusten der deutschen Kohlekraftwerke von bis zu 1,9 Milliarden Euro, etwa 975 Millionen davon träfen RWE.

Die Konzerne veröffentlichen diese Zahlen nicht. Ihre wirtschaftliche Lage könnte aber wegen günstiger Altverträge zum Stromverkauf und wegen ihrer Reserven an billigen CO2-Zertifikaten aus der Vergangenheit besser sein als angenommen.

Die Analyse von Carbon Tracker kommt allerdings zum Ergebnis, dass EU-weit fast 80 Prozent aller Kohlekraftwerke aktuell Verluste schreiben, EU-weit 2019 insgesamt bis zu 6,6 Milliarden Euro. Matt Gray, Kraftwerksexperte bei dem Thinktank, sagt: „Kohlekraftwerke in der EU verbrennen Geld, weil sie nicht mit immer billiger werdenden Erneuerbaren und Gas mithalten können. Und das wird noch schlimmer. Politiker und Investoren sollten sich auf einen Kohleausstieg bis spätestens 2030 einstellen.“

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43 Kommentare

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  • "Öko-Juristen" geil!



    Liegt das Ansehn doch meist auf der In-den-Sack-Knüppel-drauf Stufe und ist die Verwertung größtenteils sehr negativ so scheint sich eine geliebte, ehrbare Variante zu manifestieren, der Öko-Jurist. Wer will den nicht lieb haben.

  • Warum Entschädigung? Einfach die Subventionen durch günstige CO2 Zertifikate streichen , und dann die Unternehmen ausrechnen lassen, ob sie das Kraftwerk weiterbetreiben wollen. Es wurden schon hochmoderne Gaskraftwerke stillgelegt, weil die Betreiber die alten Braunkohlekraftwerke für lukrativer hielten. Diese ganze Diskussion ist es auch, warum ich so skeptisch mit den Sondergerichten bei TTIP, CETA und anderen vergeichbaren Verträgen bin. Bis 2038 ist noch lange hin, und die unternehmen werden ohne Kompensation aussteigen so ihnen nicht welche in Aussicht gestellt werden.

  • „30 Milliarden“ für den Kohleausstieg bundesweit?

    Das ist doch gar nichts. In Berlin will der Volksentscheid für Enteignungen 20 Milliarden dafür berappen. Das ist so lächerlich wenig, dass man den Kohleausstieg noch wesentlich schneller haben kann.

  • Die Kohlekommission hat doch den konsensualen Ausstieg vorgeben. Demnach muss man um den Preis halt feilschen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Die Gerechtigkeitsfrage ist in diesem Land ein stumpfes Schwert. Da sei die deutsche Seele vor, die bekanntermaßen nachhaltige Spuren in der Weltgeschichte hinterlassen hat.

    Dass angesichts des Co2-Themas für manche Kernkraft wieder salonfähig wird (deren Abfälle Millionen Jahre strahlen), überfordert das Denkvermögen der meisten Hirne. Nicht nur in Schland übrigens.

  • Wetten, dass die "Entschädigungen" gezahlt werden? Ich bin schon gespannt, welche*r Politiker*in nach Ende seiner Polit-Karriere (nach dem Ministerposten oder so) einen gutdotierten Vorstandsposten bei RWE und Co. abgeboten bekommt... Gegen Interessen helfen Argumente wenig.

  • RS
    Ria Sauter

    Sie werden uns nicht enttäuschen, die Politiker. Sie werden die Konzerne grosszügig entschädigen.



    Warum hoffen wir immer noch auf Fairniss bei den Entscheidern?

    • @Ria Sauter:

      "Da RWE derzeit an der Börse nur etwa 13 bis 15 Milliarden wert ist, wäre es gegenüber der geforderten Entschädigung „erheblich billiger für den deutschen Staat, RWE komplett zu kaufen und die Kraftwerke stillzulegen“."



      Gute Idee! RWE aufkaufen, fossile Kraftwerke stilllegen und den Rest auf kommunale Bürger*innen geführte Träger verteilen. Das absurde dabei ist, dass RWE zu einem großen Teil Ländern und Kommunen gehört ...

      • @Uranus:

        *D a ist was schiefgelaufen. Das sollte ein allgemeiner Kommentar sein und nicht als Antwort auf Frau Flieder ...

    • @Ria Sauter:

      Gute Frage! Wer hat (die) bloß in ernster Absicht also jenseits dessen Faschos zu verhindern gewählt?

      • @Uranus:

        Was haben den diese Fascho-Plattitüden hier verloren?

        • @Rudolf Fissner:

          Die Aussage bezog sich klar ersichtlich darauf, dass viele gewählt haben, um das weitere Erstarken der AfD zu verhindern. Uranus stellt sich wohl die Frage, wie man die Herren und Damen Politiker aus anderem Grunde wählen konnte.

          • @Hampelstielz:

            Jepp! Danke!

  • Eine Entschädigungszahlung aus Steuermitteln zu finanzieren wäre ein weiterer Verfassungsbruch. Die Stromproduktion aus regenerativen Energien ist längst billiger als aus Braunkohle. Daher sind diese Kraftwerke nur noch zur Grundlastabsicherung gedacht und nicht aus Renditegesichtspunkten. Zur Grundlastabsicherung braucht man sie aber auch nur, weil die regenerativen Energien nicht ausreichend lokal gespeichert werden können. Ein weiteres strukturelles Versäumnis. Warum werden die größten Energieverbraucher (Energieintensive Industrieunternehmen nicht zur Eigenstromproduktion zu 100 % gezwungen? Stattdessen werden diese auch noch finanziell entlastet und die EEG-Umlage auf die Kleinverbraucher verteilt)

    • @Bio Felix:

      Genau richtig, dann könnte die entscheiden, was unterm Strich günstiger ist.

      Ich gehe davon aus, dass viele dieser energieintensiven Industrieunternehmen in windreiche Regionen umziehen, statt dass die Netze für sie mit ihrem von uns subventionierten Strom überlastet werden. Das schafft dann auch ein paar Arbeitsplätze mehr in strukturschwachen Gebieten

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @Bio Felix:

      Weil ein Betrieb der sich z.B. mit der Halbleiter- oder Stahlherstellung beschäftigt nun einmal ein völlig anderes Geschäftsfeld, Erfahrungs- und Wissenshorizont, Fachkräfte etc. hat als ein Kraftwerk.

      Oder umgemünzt:



      Warum werden die größten Lebensmittelverbraucher (Menschen) nicht zur 100% Eigenproduktion Ihrer Lebensmittel gezwungen?

      Merkste, wa?

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Gibts da nicht sowas wie "Freie Marktwirtschaft" und Wettbewerbsbeeinflussung? Wenn die betreffenden Konzerne Geld bekommen um ein nicht rentables und umweltschädliches Geschäft weiter zu führen, MUSS es (im Moment) nur schlechtere Alternativen geben.

    Die große Frage ist also: Wie wichtig ist der Kohlestrom als Grundlast- bzw. Regelsystem im Stromkreislauf, um die Schwankungen der Erneuerbaren auszugleichen ? Das wurde früher vom Atomstrom geleistet.

    Wenn also die Umweltorganisatoren die Kohle bekämpfen wollen, müssen sie genau da anpacken. Solange RWE glaubhaft erklären können, dass wir technisch keine Alternative haben, haben sie einen funktionierenden Hebel.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Der Grund ist wohl eher das Gekungele zwischen Politik und Wissenschaft und nicht die fehlende Möglichkeit, die Infrastruktur um den Strom anders zu gestalten. Dein Name... soviel Selbsterkenntnis.

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @Hampelstielz:

        Bedenke das das Gekungel nicht ausschließlich auf privaten Interessen, sondern auch auf strategischen Interessen beruht.

        Vermieden werden möchte nicht nur die Verarmung der Protagonisten, sondern auch die langfristige Abhängigkeit von externen Energielieferanten, was z.B. passiert wenn innerdeutsche Stromproduzenten stillgelegt werden.

        Das Gekungel kann sich hinter den "strategischen Argumenten" verstecken, dass ist das Problem. Wenn wir diese aushebeln ist es zu deutlich um akzeptiert zu werden.

        Darauf wollte ich hinaus ;-)

  • Der Vorschlag, die Kraftwerke zu kaufen, statt den Aktionären einen Bonus für ihre äußerste profitable Schädigung des Klimas zu zahlen, ist überhaupt nicht fies. EIN Euro wäre ausreichend! Für die gegenwärtigen und zukünftigen Schäden zahlt und haftet die Allgemeinheit sonst doppelt, ohne sich dagegen wehren zu können.

    Die Entschädigungsabsicht und besonders die von RWE genannte Summe, folgt explizit der Logik: Umverteilung von Unten nach Oben. Basierend auf der politischen Überzeugung, dass die "dummen Eingeborenen" das weder begreifen noch sehen wollen!

  • Die Argumente im Artikel sind gut und richtig. Es fehlen mir aber ein paar Aspekte:



    Die RWE und andere Energieerzeuger haben sich aus eigener Entscheidung in das Desaster gefahren. Niemand hat sie gezwungen, permanent auf rückständige Technik zu setzen während Alternativen längst verfügbar waren. Mir ist schon in den 1970er Jahren in der Grundschule erklärt worden, dass fossile Brennstoffe endlich sind und viele Umweltschäden verursachen. Damals war mehr das Waldsterben im Fokus - und die Atemwegserkrankungen bei Menschen. Das war aber eigentlich auch schon Grund genug, um über Alternativen nachzudenken. Offensichtlich nicht bei RWE & Co.



    Aber auch die Warnungen wegen dem Klimawandel sind ja nicht neu (war da nicht ein Herr Calender um 18??, der das schon vorhersah und davor warnte?). Die Weltklimakonferenzen sollten spätestens seit Rio auch ein Begriff sein. Trotzdem haben RWE & Co immer weiter entschieden nur auf klimaschädliche Technik zu setzen. Dafür sollen sie jetzt auch noch belohnt werden?!? Gehört das nicht eigentlich bestraft, wenn eine Firma mit vollem Wissen und Gewissen entscheidet die Menschen um sich herum massivst zu schädigen - obwohl das alles auch unschädlich möglich wäre?



    Nutzt die Steuergelder endlich für aktiven Umweltschutz und Sozialsysteme, die den Namen auch wieder verdienen!

    • @Mainzerin:

      Das ist nicht ganz korrekt. RWE hat neben EnBeWe und EON auch auf C02-neutrale Kernkraft gesetzt - allerdings versperrte Frau Merkel wegen eines Erdbebens in Japan diesen Weg.

      • @Der Erwin:

        Erstens ist Kernkraft NICHT CO2 neutral - die Gewinnung im Bergbau und die Verhüttung, die notwendig ist, um Brennstäbe zu erzeugen, produzieren sehr wohl CO2. Und zweitens ist es nicht sonderlich intelligent, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben...



        Die Gefahren haben sich ja nicht nur in Fukushima gezeigt, sondern auch in Tschernobil, Forsmarck, diversen britischen und französischen Anlagen etc., ganz zu schweigen, dass in Deutschland nur deshalb ein Kernkraftwerk, das mitten auf einer Erdbenenspalte stand, nicht ans Netz ging, da die Bürgerproteste es gestoppt haben - nicht die zuständigen Aufsichtsbehörden...

        • @Mainzerin:

          Diese C02-Belastung entsteht ja bei der Errichtung sämtlicher Dinge. Also auch Windmühlen, Staudämme, Solarkollektoren.

          Und ja: Die Technik entwickelt sich weiter. Kernkraftwerke kann man heute um Faktoren sicherer bauen, als zu Tschernobils Zeiten.

          Interessant wäre es zu wissen, wo Sie in Deutschland eine Erdbebenspalte verorten? Deutschland liegt mitten auf einer tektonischen Platte, der Eurasischen Kontinentalplatte.

          • @Der Erwin:

            "Diese C02-Belastung entsteht ja bei der Errichtung sämtlicher Dinge. Also auch Windmühlen, Staudämme, Solarkollektoren."



            Das mag stimmen. Allerdings können letztere keine Gaus verursachen und Lebensgrundlagen auf lange Zeit hin vernichten. Warum in Neubaus, Forschung und Konstruktion neuerer AKWs investieren, wenn mensch in regenerative Energie investieren kann?

          • @Der Erwin:

            "...wo Sie in Deutschland eine Erdbebenspalte verorten?"

            Oberrheingraben? Da wo auf deutscher Seite dazumal fast ein Kernkraftwerk gebaut wurde und wo unsere Nachbarn (endlich!) eins abschalten?

            Pro tip: schlau tun funktioniert nur, wenn mensch sich vorher schlau macht.

            • @tomás zerolo:

              Erdbebenspalte: Ah ok, wußte ich nicht. Dann darf man genau dorthin kein KKW bauen. Es gibt ja genug andere, geeignetere Orte.

          • @Der Erwin:

            Und was ist mit der Endlagerung? Plutonium 239 hat eine Halbwertszeit von 24110 Jahren. Ein wohl kaum planbarer Zeitraum. Die richtigen Probleme haben dann irgendwann zukünftige Generationen. Dazu kommen die Kosten für den Rückbau bei dem auch jede Menge Radioaktiver Abfall ensteht. Atomstrom war bezahlbar weil er vom Staat hoch subventioniert wurde. Im Falle eines Unfalls wie in Fukushima oder Tschernobils geht das alles zu lasten des Steuerzahlers, weil kein Versicherungsunternehmen der Welt was mit AKWs zu tun haben will. Die Versicherungssumme währe astronomisch hoch. Rein gar nichts spricht spricht für die Atomkraft. Sie ist viel zu teuer und gefährlich!

            • @Andreas J:

              Es gibt genau einen "rationalen" Grund, Atomkraftwerke zu bauen: um das Ausgangsmaterial für Atombomben zu erzeugen! Genau deshalb wurde Deutschland ursprünglich von den Besatzungsmächten zum Bau von Atomkraftwerken gezwungen.

            • @Andreas J:

              Es gibt durchaus Nachteile von Atomkraft, es so einseitig darzustellen, ist allerdings falsch. Da Sie von den Nachteilen schon überzeugt sind, gehe ich nur auf die Vorteile ein:

              1. Die extrem hohe Energieproduktion. Sie brauchen nur eine kleine Menge Uran, um eine Großstadt,inkl. Industrie, zu versorgen. Erneuerbare Energien sind noch nicht so effizient.

              2. Bis auf die Produktion werden kaum schädliche Gase in die Atmosphäre abgegeben.

              3. Billiger Strom. Sobald das AKW gebaut ist - was relativ teuer ist - hat es sehr geringe laufende Kosten. Auch Uran ist nicht sonderlich teuer, sodass die hohen Kosten für den Bau sich schnell lohnen. Günstigere Strompreise wären in Deutschland nicht unbeliebt.

              4. Arbeitsplätze. Im Gegensatz zu allen anderen Varianten der Energieumwandlung, schafft ein AKW die meisten Arbeitsplätze (mehrere Hundert, beim Bau natürlich deutlich mehr) sowie Umsatz durch Dienstleistungen. Hiermit könnte man schwache Regionen fördern.

              5. AKWs sind sehr sicher. Unfälle konnten bisher immer auf menschliches Versagen (oder Naturkatastrophen, in Deutschland sind allerdings keine Tsunamis oder Erdbeben zu erwarten) zurückgeführt werden; seitdem sind sie noch sicherer geworden.

              • @Devil's Advocate:

                Ähm, es gibt viele (!) gute (!) Gründe gegen Kernkraft, die sich mit Ihren paar Argumenten nicht beiseite wischen oder aushebeln lassen. AKWs sind zudem weder sicher noch gesundheitlich okay. Hierbei sollte alles betrachtet werden: von Uranerzabbau, Transport, Wiederaufarbeitung, AKW-Betrieb, und AKW-Stillegung ... bis "Atommüll"lagerung.



                Lesen Sie doch mal hier hinein:



                100 gute Gründe gegen Kernkraft:



                100-gute-gruende.de/lesen.xhtml

              • @Devil's Advocate:

                Billiger Stom?



                www.br.de/nachrich...limaschutz,RYBrK6s

                Subventionen mit Steuergeldern um den Atomstrom günstiger zu machen:



                www.greenpeace.de/...uro-subventioniert

                Umweltschäden und gesundheitliche Schädigungen beim Uranabbau:



                www.spiegel.de/wis...luch-a-686763.html

                Zum Schluss was zum Gruseln. Was europäische Atomkonzerne in Afrika treiben:



                www.youtube.com/watch?v=3OpRySM5_9U

                Sie geben nur Argumente der Atomstrom-Lobby wieder.Die Realität ist eine andere.

                • @Andreas J:

                  Der erste Artikel enthält schon ausreichend Kritik an der fragwürdigen Studie. Diese entspricht keinesfalls modernen AKWs.

                  Der Greenpeace-Artikel kritisiert vieles, fasst alles als Subvention auf und interpretiert. Allein bei der Betrachtung anderer Staaten (wo es rentabel ist) sehen Sie, dass die Aussage so nicht stimmen kann. Was zudem anzumerken ist, ist, dass Deutschland veraltete AKWs und keine modernen Anlagen hat(te).

                  Beim Uranbergbau haben Sie recht. Ich bin wie gesagt nur auf die pro-Argumente eingegangen. Und die sind wissenschaftlich betrachtet nunmal richtig; ob sie ihrer Ideologie entsprechen oder nicht. Die vielen Nachteile verschwinden dadurch ja nicht.

                  • @Devil's Advocate:

                    "Kritik an der Methodik der Studie kommt von Nuklearia, einem Verein, der sich als partei-und konzernunabhängig beschreibt,"



                    Hier was zu Nukleria: www.bund-rvso.de/n...kw-propaganda.html



                    Das ist die Atom-Lobby die die Studie kritisiert. Das ist für sie seriös und glaubhaft?

              • @Devil's Advocate:

                Da scheint der Geographieunterricht in Deutschland aber fatal schlecht zu sein! Selbstverständlich haben wir Erdbebengebiete!



                Die Alpen wachsen weiter, da Afrika nach Norden wandert: das Voralpenland kennt daher Erdbeben.



                Der Rheingraben ist noch geoligisch aktiv, sprich: die Seiten werden immer noch zusammengepresst, weshalb die seitlichen Gebirge (z.B. Schwarzwald, Odenwald etc.) weiter nach oben gepresst werden, während der eingebrochene Teil des Rheingrabens immer noch weiter herunter ruckelt - also das gesamte Gebiet zwischen Basel und Mainz. Ein Hinweis darauf sind z.B. auch die warmen, schwefelhaltigen Quellen in Wiesbaden...



                Weiter geht die Schwächezone in das Rheinland. Dort war ja auch 1992 das schwere Beben von Roermond (Niederlande, nahe der Grenze bei Aachen) zentriert, bei dem das Rheinland und auch der Oberrheingraben kräftig mitgewackelt haben. Leichtere Beben, die die Presse micht erreichen, sind wesentlich häufiger.



                Das waren übrigens noch nicht alle Erdbebengebiete on Deutschland.



                Anscheinend sind auch die Verantwortlichen der Beaufsichtigungsbehörden ähnlich schlecht informiert. Nicht aber die Bürger - zum Glück! Übrigens auch nicht das normale Baugesetz, das entsprechende Vorschriften zur Bausicherheit macht und die Folgen von Erdbeben hier in Deutschland zum Glück klein hält.

                Das Argument, dass ja auch der Bau von erneuerbaren Energieanlagen CO2 erzeugt greift insofern nicht, dass ich oben nicht den Bau von Atomkraftwerken mit einbezogen hatte. Uns nach dem Anlagenbau brauchen Wind ind Solarenergie keinerlei Kraftstoff mehr - also keine Erzeugungsabfälle, kein Brennstofftransport...



                Und es gibt auch keinen unentsorgbaren Müll am Ende.

                • @Mainzerin:

                  Kleine bis mittlere Beben sind dem AKW egal. Größere Beben sind unwahrscheinlich, wenn auch in wenigen Gebieten möglich. Wieso sollten Sie denn auch genau dort ein AKW bauen?

                  Aber insgesamt richtig, deshalb sind langfristig erneuerbare Energien die beste Lösung (falls Kernfusion nicht noch eine gute Alternative wird). Gegen diese plädiere ich auch keinesfalls, im Gegenteil. Für den Übergang wären AKWs m.E. sinnvoller als Kohlekraftwerke gewesen (mehr und sicherere Arbeitsplätze, mehr Energie, weniger umweltschädlich etc.).

                  • 7G
                    76530 (Profil gelöscht)
                    @Devil's Advocate:

                    Schon mal vom AKW Mülheim-Kärlich gehört (ein teures Milliardengrab, das nie in Betrieb gegangen ist)?

                    Wo lag das noch mal?

                    • @76530 (Profil gelöscht):

                      Das lag an Prozeßhanseln, die geringe Formfehler in der Baugenehmigung ausschlachteten.

                    • 7G
                      76530 (Profil gelöscht)
                      @76530 (Profil gelöscht):

                      Meine Freunde von wikipedia wiesen mich soeben daraufhin, dass der Meiler 30 Monate in Betrieb war.

                      An der Kernaussage ändert dies freilich nichts.

            • 8G
              83191 (Profil gelöscht)
              @Andreas J:

              Brennstoff für 1000 Jahre,



              Leicht regelbare und konstante Reaktoren-Nutzlast,



              Fast überall aufstellbar (wenig Stromtrassen),



              Für die Endlagerung sind in anderen Ländern (Skandinavien) längst fertige Konzepte da,



              genauso CO2 "neutral" wie Windkraft-Anlagen und Solarkollektoren,



              Möglichkeit der Umarbeitung von Kernwaffen zu Kernstäben (Nukleare Abrüstung)..

              Rein gar nichts spricht für Atomkraft :-)

              Natürlich hat sie auch Nachteile. Du kannst es dir halt aussuchen.. Stromschwankungen die dir regelmäßig deine Sicherungen rausfeuern, Fossile Energieträger oder Kernenergie.

              Choose your Poison.

              • @83191 (Profil gelöscht):

                Der SMR wird kommen, ebenso vermutlich der Thorium Reaktor. Deutschland verschläft aus politischen Gründen und German Angst allerdings diese Entwicklung - schade.

  • Die Argumente im Artikel sind gut und richtig. Es fehlen mir aber ein paar Aspekte:



    Die RWE und andere Energieerzeuger haben sich aus eigener Entscheidung in das Desaster gefahren. Niemand hat sie gezwungen, permanent auf rückständige Technik zu setzen während Alternativen längst verfügbar waren. Mir ist schon in den 1970er Jahren in der Grundschule erklärt worden, dass fossile Brennstoffe endlich sind und viele Umweltschäden verursachen. Damals war mehr das Waldsterben im Fokus - und die Atemwegserkrankungen bei Menschen. Das war aber eigentlich auch schon Grund genug, um über Alternativen nachzudenken. Offensichtlich nicht bei RWE & Co.



    Aber auch die Warnungen wegen dem Klimawandel sind ja nicht neu (war da nicht ein Herr Calender um 18??, der das schon vorhersah und davor warnte?). Die Weltklimakonferenzen sollten spätestens seit Rio auch ein Begriff sein. Trotzdem haben RWE & Co immer weiter entschieden nur auf klimaschädliche Technik zu setzen. Dafür sollen sie jetzt auch noch belohnt werden?!? Gehört das nicht eigentlich bestraft, wenn eine Firma mit vollem Wissen und Gewissen entscheidet die Menschen um sich herum massivst zu schädigen - obwohl das alles auch unschädlich möglich wäre?



    Nutzt die Steuergelder endlich für aktiven Umweltschutz und Sozialsysteme, die den Namen auch wieder verdienen!