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Energieverbrauch in DeutschlandImmer effizientere Nutzung

Deutschland hat 2018 mehr Energie gespart. Ein Grund ist das Aus alter Kohlewerke und AKWs. Private Haushalte trüben jedoch die positive Bilanz.

Immer mehr Erneuerbare liefern Strom – trotzdem bleibt der Energieverbrauch zu hoch Foto: dpa

Berlin taz | Energieeffizienz, der immer sparsamere Einsatz von Strom, Wärme und Treibstoff, gilt als der „schlafende Riese“ der Energiewende: Wenn es damit mal richtig losgehe, so heißt es, seien die Klimaziele zu erreichen. Nun ist der schlafende Riese offenbar einmal kurz aufgewacht: Für 2018 hat die „AG Energiebilanzen“ im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums eine ungewöhnliche Verbesserung festgestellt: Um 3,1 Prozent stieg die Effizienz nach den vorläufigen Zahlen – und lag damit deutlich über dem langfristigen Jahresschnitt.

Um Waren und Dienstleistungen im Wert von 1.000 Euro zu produzieren, wurden demnach nur noch 4,5 Gigajoule (1.250 Kilowattstunden) an Primärenergie wie Kohle, Gas, Öl oder Grünstrom eingesetzt. Dieser „Sprung“ in der Effizienz sei „ein weltweit vorbildlicher Wert und entspricht einer Verbesserung von über 40 Prozent seit 1990“, heißt es in einer Mitteilung der AG Energiebilanzen.

Der Wert, bereinigt um die Temperaturentwicklung, komme zustande, weil inzwischen alte Kohle- und Atomkraftwerke von effizienteren Anlagen abgelöst sind und mehr Erneuerbare Strom liefern. Im Schnitt sei die Effizienz der deutschen Kraftwerke zum ersten Mal auf über 50 Prozent gestiegen.

Während sich bei Gewerbe und Handel die Effizienz sogar um 7,5 Prozent steigerte, trüben die privaten Verbraucher das Bild: Beim Heizen, Beleuchten und Autofahren verschlechterte sich gegen den Trend die Effizienz sogar um 1,6 Prozent. „Es könnte sein, dass hier neue Technik durch mehr Verbrauch überkompensiert wird“, sagte Hans-Georg Buttermann von der AG. „Die Leute installieren sparsame Lampen, beleuchten dann aber damit auch noch den Garten.“

600.000 Menschen arbeiteten an besserer Effizienz

Auch langfristig gibt es keinen Grund zum Jubeln. Denn zur Erreichung der Klimaziele will die Bundesregierung die Effizienz in jedem Jahr um 2,1 Prozent verbessern. Dieser Wert liegt allerdings beim Endenergieverbrauch im Schnitt seit 1990 nur bei 1,6 Prozent, „deutlich unter der Zielvorstellung bis 2050“, wie es heißt. Die Zahlen zeigen, dass es auch ein großes Problem dabei gibt, den absoluten Einsatz von Energie zu verringern. Während alle Planungen für Energiewende und Klimaschutz davon ausgehen, dass zwischen 1990 und 2050 der Energieeinsatz halbiert werden soll, sind bislang nur etwa neun Prozent erreicht.

„Wir bleiben weit hinter dem Nötigen und weit hinter dem technisch Machbaren zurück“, sagt auch Christian Noll von der Unternehmensinitiative Deneff, in der sich Unternehmen zum Energiesparen zusammengefunden haben. Es passiere viel in diesem Bereich, und 600.000 Menschen in Deutschland arbeiteten an besserer Effizienz, trotzdem bleibe der Energieverbrauch „zu hoch und zu teuer“.

Auch das Ziel aus dem Energiekonzept 2010, bis 2020 die Effizienz um 20 Prozent zu steigern, werde Deutschland mit etwa neun Prozent weit verfehlen. „Leider hat die aktuelle Bundesregierung das Thema Energieeffizienz auf die lange Bank geschoben“, sagt Noll. „Das Klimapaket bringt leider keine großen Fortschritte, weder um den Zielen für 2020 noch den notwendigen Zielwerten für 2030 näher zu kommen“.

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19 Kommentare

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  • Sie reden von Braunkohle. Nicht von kohle allgemein. Deutschland ist ein Steinkohle importeur und schmeißt unmengen an Fördergeldern in die unrentablen Bergwerke.

    Braunkohle hingegen lässt sich extrem schlecht transportieren und hinterlässt eine große Menge an Naturschäden, die der Steuerzahler subventioniert beheben darf.

    Zumal Braunkohle nicht flexibel ist, nunja flexibler als Atomkraftwerke aber eben nicht flexibel genug. Letztlich ist Deutschland ein Stromexporteur, der seinen geförderten Atom und Braunkohlestrom, den man nicht schnell genug herunterregulieren kann, billig an seine Nachbarländer verschenkt.

    Da sollen dann lieber Windkraftwerke die keinen Brennstoff nutzen abgeschlatet werden, als dass man aufhört die subventionierte Kohle zu verbrennen.

    Ja ich frage mich auch warum die Umweltschädliche unflexible Kohle, in Deutschland so verteufelt wird. Ich kann mir das auch nicht erklären.

  • Genau, wir verbieten einfach private Haushalte.

    • @Thomas Schöffel:

      Artikel richtig lesen, dann braucht man auch nicht rumzuschwadronieren.

      • @Traverso:

        Für´s Schwadronieren sind das zuwenig Worte, mein lieber Traverso. Sie hätten erkennen können, daß mein Beitrag humoristisch gemeint war und die Tendenz zum Verbieten bei den üblichen Verdächtigen auf´s Korn nimmt. Aber wenn man Witz erklären muß...

  • Ja sicher...und die Arbeitslosigkeit ist auch so niedrig wie nie und die Zukunft wird rosig. Ich wäre mit dem Zahlenzauber der Regierung seehr vorsichtig.

  • Warum eigentlich wird immer nach dem persönlichen Fehlverhalten gesucht, und die im System eingebauten Probleme verdrängt.

    Warum wird nicht thematisiert, dass Menschen zur Aufnahme von Arbeit auch in 100 km Entfernung gezwungen werden. Warum beschwert sich niemand darüber, dass die Brötchen im Westen von D aus Polen kommen (Gefriegut). Warum wird die Aufgabe von öffentlichem Nahverkehr in etlichen Regionen nicht besprochen, oder die Aufgabe des Gütertransports auf der Schiene für den NO von D. Wer schreibt denn, dass die Wohnungsnot nur durch die Konzentration von Arbeitsplätzen in wenigen Ballungszentren kommt, und in anderen Regionen Häuser leerstehen und Infrastruktur verfällt, wei die Menschen dort wegziehen.

    Stattdessen über nicht nachprüfbre Hartz4 Bezieher herziehen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    1990 als Vergleich? Damals wurden im Osten im Winter die Temperaturen im Raum durch Fenster auf und zu reguliert. Na gut, war Fernwârme. Der westdeutsche Kühlturm als Massenbewegung sozusagen.



    Und wenn man energieintensive Betriebe ins Ausland verlagert, ist das gut für die Bilanz aber nicht für die Welt.

  • bei dem ersten Atomaustieg wurde in Fachblättern immer genannt: umgerüstete / neue Industriemaschinen könnten - wenn man sie richtig baut - 25% Energie einsparen. Würde natürlich immense Investitionen bedeuten. Und das machen "die Besitzer" halt nicht. Und kommt mir jetzt nicht mit deren Puppen, der Politikerkaste



    ... darum redet auch heute niemand mehr über das Potential

  • Dass Kohle, eigentlich der einzige Rohstoff, den wir selbst haben, so verteufelt wird, ist schon ein bisschen fragwürdig, auch weil der andere Rohstoff, eine grundsolide Schuldbildung ebenfalls nicht mehr als erforderlich angesehen wird. Die Versuche, wie Inclusion und Schreiben nach Gehör, sowie Kinder in die Schule einbringen, die des Deutschen nicht mächtig sind, sorgen schon mal dafür, dass eine leicht zu führende Generation nachwächst.



    Dass alleine schon der durch die ungebremste Zuwanderung (damit meine ich nicht die paar Schiffbrüchigen -hahaha-) sondern auch die, die aus dem Osten einreisen, erforderliche Bau x-tausender von Wohnungseinheiten (20 bis 30 000 jährlich?) eine Verbesserung der Klimabilanz definitiv nicht möglich ist, sollte eigentlich klar sein, auch weil die Zuwanderer hier auch gut und gerne leben wollen, mit all den Annehmlichkeiten, die, die bereitgestellte Energie möglich macht. Nebenbei sei darauf hingewiesen, dass diese Neuzugänge, zuimeist mit einer Schar Kindern, im Herkunftsland sehr wohl eine Wohnung haben, allerdings nicht alimentiert.

    Zurück zum Wohnungsbau: Der Energieverbrauch für die Förderung und Herstellung von Zement, das quetschen von Kies, der Transport mit vielen tausenden Kilometern mit Diesel-LKW-s. Die Herstellung des Baustahls, der Ziegeln (müssen auch gebrannt werden) der Alu-Fenster, dem Glas, den Fliesen und sonstigen Bodenbelägen, die Herstellung von sanitärem Zubehöhr ist so unglaublich hoch, dass auch durch verbieten vom gesamten Autoverkehr die Co2-Bilanz nahzu unberührt bleibt.



    Dann kommt noch die Herstellung von Mobiliar, auch von Küchen mit dazu, das wächst nicht, wie scheinbar die Anhänger von FfF glauben, fertig auf Bäumen, sondern mussen erst mal Bäume gefällt werden (ach wie schrecklich! Siehe Hamberger Forst), auch Spanplatten werden aus Holz hergestellt, dann gesägt und mit viel Energie getrocknet werden usw. usw.



    Das Resümee: So funktioniert Klimaschutz nicht!

    • @Issue:

      Sei mischen aber auch alles zusammen..



      Sonne und Wind sind besser als Kohle die sollte besser in der Erde bleiben da deren Klimabilanz nicht so toll ist.



      Was das mit Inclusion zu tun hat wissen auch nur Sie.



      Einwanderer über den Wohnungsbau und die Zementherstellung für schlechte Klimabilanzen verantwortlich zu machen finde ich ziemlich erbärmlich.



      Dann noch die Möbel und das Holz ?



      Sind ihre Möbel aus Kohle ??



      Werfen Sie FFF nicht Naivität vor und behaupten Sie nicht die aktuelle Schülergeneration sei naiv und leicht zu führen ist nur weil Ihnen deren Meinung nicht passt.



      Mein Resüme: Kann es sein dass Sie der AFD nahe stehen ?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Issue:

      "dass auch durch verbieten vom gesamten Autoverkehr die Co2-Bilanz nahzu unberührt bleibt."

      Ja 30% fallen halt nicht ins Gewicht.



      Aber ihre Wohnungs-Baubilanz ist interessant. Sie wollen ergo zurück zum deutschen Lehm gemischt mit deutscher Eiche, wenn ich das recht verstehe. Nur zu.



      Und wenn die Migranten in Holzbooten kommen würden, wäre das dann okay?

    • @Issue:

      "Kohle, eigentlich der einzige Rohstoff, den wir selbst haben" ... von Wind und Sonnenergie mal abgesehen, letztere noch leicht auf das zehnfache ausbaufähig.

      • @meerwind7:

        ... und im Vergleich zur Kohle für jeden umsonst von Dach und Grundstück zu bekommen; ohne Rechnung am Monatsende. Geht mir selbst seit 2012 so.

        • @Sonnenhaus:

          Endlich mal Jemand mit einer guten Einstellung. Ich persönlich benötige für ca. 40 Euros Strom, also für mich nicht unbedingt der richtige Weg, auch weil mein Dach ungünstig liegt und noch von Bäumen (schau, schau) beschattet wird.

  • Das Problem des Energieverbrauchs der Haushalte bekommt man nur durch drastische Preiserhöhungen ohne Subventionen oder sozialen Ausgleich in den Griff. Erst wenn eine Kilowattstunde Strom 2 Euro und ein Liter Benzin/Heizöl 5 Euro kostet, werden die Energieverschwender endlich aufwachen.

    Der Betrieb von Heizpilzen, mit denen man im Winter komfortabel draussen auf der Terrasse sitzen kann, oder von beheizbaren Aussenpools/-whirlpools sollte ganz verboten werden, ebenso wie Holzkohle-Grills. Hartz-IV-Empfänger, die aus dem Fenster heraus heizen oder jeden Tag duschen, weil das Geld sowieso vom Jobcenter übernommen wird, sollten selbst für ihre Kosten aufkommen, wie heute schon für Stromverschwendung. Was an Verbrauch überhaupt angemessen ist, sollte sowieso dringend nochmal überprüft und der Regelsatz gekürzt werden.

    Es ist für die Menschen viel zu wenig schmerzhaft, Strom und Öl zu verbrauchen. So schaffen wir die Rettung des Klimas nicht mehr rechtzeitig.

    • @Elroy Banks:

      wie hoch ist denn Ihr eigener Verbrauch?



      Sie sollten erst einmal vor der eigenen Haustür kehren, bevor Sie Hartz-IV-Empfänger kritisieren. Trauen Sie sich mit ihrer Kritik nicht an die "besser" Verdienenden ran? Da ruft der "(ver)erzogene" Respekt wohl zur Ordnung, was?

      • @Sonnenhaus:

        Und Sie sollten erst mal das Gelesene verstehen und verinnerlichen, würde viel helfen!

    • @Elroy Banks:

      Das Problem sind im Großen und Ganzen aber nicht die Armen der Gesellschaft, wie die Harz-IV-Empfänger, und auch nicht die Zuwanderer sondern die Wohlhabenden.



      Der Sozialausgleich von CO2-Abgaben ist auf jeden Fall nötig, damit die finanziell Schwachen der Gesellschaft die Klimawende mit tragen, sollte aber nicht anteilig auf die Energiekosten, sondern pauschal pro Kopf erfolgen. Das Schweizer Modell finde ich sehr reizvoll, schade dass unsere aktuelle Regierung dass anders sieht (oder vielleicht auch gar nicht sieht).

      • @Jörg:

        Ich weiss nicht, was Sie mit dem "Schweizer Modell" meinen.

        Das Schweizer Sozialwesen ist sehr national orientiert und benachteiligt Migranten massiv. Deshalb kommen hauptsächlich hochqualifizierte Fachkräfte hierher.

        Wer sein Aufenthaltsrecht verliert und ausreisepflichtig wird, beispielsweise wegen jahrelangem Sozialhilfebezug oder Ablehnung des Asylantrags, bekommt als Ausländer keine ca. 1000 Franken Sozialhilfe + Miete + Krankenversorgung mehr.

        Stattdessen hat man nur noch Anspruch auf Nothilfe: 10 Franken am Tag und ein Bett im Mehrbettzimmer, das man auch im Winter früh am Morgen verlassen muss. Und 10 Franken sind in der reichen Schweiz GAR NICHTS!

        Das einzig Gute daran: Wer auf der Strasse, statt in der geheizten Wohnung sitzt und nicht den hier im Vergleich zu Deutschland sehr günstigen Strom verbraucht, produziert kaum CO2.