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Energiekrise in JapanAbkehr vom Ausstieg

Um die aktuelle Energiekrise zu überwinden, setzt die japanische Regierung wieder auf Atomkraftwerke. Sie dürfen nun bis zu 70 Jahre lang laufen.

Protest gegen den Weiterbetrieb eines 45 Jahre alten Akw in Osaka am 20. Dezember Foto: Kyodo News/ap

Berlin taz | Der Angriffskrieg Russlands macht sich auch im japanischen Energiesektor bemerkbar. Nach dem Super-GAU im Kernkraftwerk Fukushima im März 2011 war Japans Atompolitik lange auf den Ausstieg ausgerichtet. Bisher erklärte die Regierung, dass sie weder den Bau neuer Kernkraftwerke noch den Wiederaufbau in Erwägung zieht. Erst im vergangenen Jahr forderte das Kabinett die Verringerung der Abhängigkeit von Atomstrom.

Am Donnerstag aber gab Premierminister Fumio Kishida bekannt, dass die bisherige Laufzeitbegrenzung der Kernkraftwerke von 60 Jahren verlängert werden soll. „Um die Maßnahmen zur Bewältigung der ak­tuel­len Energiekrise zu beschleunigen, ist es unerlässlich, das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Gemeinschaft zu gewinnen“, sagte Kishida.

Nach Fukushima hatte Japan sämtliche Meiler im Land heruntergefahren und verschärfte Sicherheitsstandards eingeführt. Aufgrund der angespannten Energielage müsse laut Regierung nun die Wiederinbetriebnahme der stillgelegten Kraftwerke beschleunigt werden.

Zukünftig 22 Prozent aus Atomkraftwerken

Das rohstoffarme Land will ähnlich wie Deutschland seine Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten verringern und Strom­eng­päs­se vermeiden. Lag der Anteil der Atomenergie im gesamten Energiemix im Jahr 2021 bei 7 Prozent, soll er nun bis 2030 auf 20 bis 22 Prozent erhöht werden. Die Regierung will zudem die Zeit der Zwangspause den Betreibern anrechnen. Damit dürfte ein AKW künftig sogar 70 Jahre laufen. Außerdem soll am Bau und an der Entwicklung innovativer Reaktoren gearbeitet werden.

In den vergangenen zehn Jahren hatten Be­trei­be­r:in­nen ein Wiederanfahren von 27 Reaktoren beantragt. 17 davon bestanden die Sicherheitsprüfungen, 10 gingen ans Netz. Die strikteren Sicherheitsvorkehrungen standen bislang im Einklang mit Japans ursprünglichem Ziel, sich bis zum Jahr 2030 von der Atomkraft zu lösen. Nun aber wird betont, dass Kernkraft eine stabile Förderleistung biete und eine klimaneutrale Energiequelle sei. Bis zum Jahr 2050 will die vor Deutschland drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ihren CO2-Ausstoß auf null reduzieren.

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4 Kommentare

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  • 6G
    666757 (Profil gelöscht)

    Überrascht einen das noch?



    Wohl kaum. Es liegt wohl in der Ironie der Sache AKW‘s als „klimaneutral“ zu bezeichnen, daneben hochgradig schädlichen Atommüll scheinbar als nicht nennenswertes Beiwerk 70-jähriger Laufzeiten abzutun. „Geht doch“, aberwitzige Ablagerungen in stark erdbebengefährdeter Region.



    Was unserem Planeten damit angetan wird wie auch zukünftigen Generationen ist ein mörderisches Unterfangen, nicht weniger. Doch mit „Geld und Gier“ hat man gleich schon die richtigen Pferde vor den Karren gespannt.



    Ein Umwelt-Kuriosum par excellence nennt man das wohl ohne Rücksicht auf Verluste…

    • @666757 (Profil gelöscht):

      Na klar es ist besser wie in Deutschland als Übergangslösung 50% des benötigten Stromes mit Kohle und Gas zu erzeugen. Entweder ist der Klimawandel ernst zu nehmen, dann muss man raus aus Kohle und Gas , dann gibt es keine alternative zur Atomkraft als Übergangslösung oder wir können uns von dem 1,5 Grad Ziel verabschieden. Das hat nichts mit Geld und Gier zu tun! Mit Kohlekraftwerken lässt sich mehr Geld verdienen, deswegen wird ja zur Zeit diskutiert die Gewinne abzuschöpfen! Aber klar besser der grünen Ideologie folgen……

      • @Thomas Zwarkat:

        Auch ziemlich absurd auf der relativ winzigen Menge Atommüll herumzureiten, die in ihrer Menge und potenziellen Umweltgefährdung völlig irrelevant ist im Vergleich zum alltäglich anfallenden chemischen Sondermüll.

        Ich bin vor einem Monat in Kyoto sogar an einer Anti-AKW Demo am Bahnhof vorbeigelaufen, es waren aber echt sehr wenige und eher religiös-esoterisch unterwegs.

        Erstaunlich dass trotz der zwei Atombomben, und Fukushima, die Bevölkerung mehrheitlich wieder hinter der Kernenergie steht. Klimaschutz und v.a. mehr Unabhängigkeit von Öl- und Gaslieferungen sind doch wichtige Argumente dort.

  • Will man aus den fossilen Energieträgern aussteigen, so ist zumindest mittelfristig ein Ausbau bei der Kernenergie für viele Länder unausweichlich. Ein Ausbau erneuerbarer Energieformen braucht seine Zeit, es sind auch nicht überall gleichermaßen die Voraussetzungen dafür gegeben.