Endlagersuche: Gorlebens allerletztes Kapitel beginnt
Das Erkundungsbergwerk für ein Endlager in Gorleben wird wieder zugeschüttet. Das erfreut die Atomkraftgegner im Wendland.
Rund 400.000 Kubikmeter Salz, das derzeit auf einer riesigen Halde im Gorlebener Wald lagert, sollen in den nächsten Jahren wieder in die aufgebohrten oder durch Sprengungen geschaffenen Hohlräume zurückbefördert werden. Den Zuschlag für den Job erhielt in einer Ausschreibung eine Bietergemeinschaft aus dem Ruhrgebiet. An ihr sind die Firmen Redpath Deilmann aus Dortmund und Thyssen Schachtbau aus Mülheim an der Ruhr beteiligt. Sie stehen vor keiner leichten Aufgabe. Denn im Lauf der Zeit hat sich das aus dem Untergrund geholte Salz verdichtet, durch den Einfluss der Witterung ist es wieder steinhart geworden. „Der erste Schritt der Arbeiten besteht denn auch darin, das Salz aufzufräsen“, erläutert BGE-Sprecherin Monika Hotopp.
Die Atomkraftgegner im Wendland zeigen sich über den angekündigten Beginn des Rückbaus erleichtert. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) hatte zuletzt massiv darauf gedrängt, dass die Verfüllung noch vor der Bundestagswahl im Februar beginnt, „um zu verhindern, dass noch einmal um Gorleben gepokert werden könnte“, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und andere Unionspolitiker verlangten bis zuletzt, dass Gorleben zu Ende untersucht und dann auch als Atommüllkippe genutzt werden soll.
Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) hatte Gorleben im Februar 1977 als Standort für ein „Nukleares Entsorgungszentrum“ mit Wiederaufarbeitungsanlage (WAA), Endlager und weiteren Atomanlagen benannt. Die WAA erklärte Albrecht nach dem legendären Treck der Gorlebener Bauern nach Hannover im März 1979 zwar für nicht durchsetzbar, der Salzstock Gorleben aber wurde weiter untersucht. Tatsächlich entstand dort unter dem Deckmantel der Erkundung ein fast fertiges Endlager, wie auch hochrangige Vertreter der beteiligten Behörden später einräumten.
Erst im September 2020 wurde Gorleben von der BGE aus dem neu aufgerollten Suchverfahren aussortiert. Der wichtigste Grund: Der Salzstock hat Kontakt zum Grundwasser. Bis zum Ausscheiden des Salzstocks wurden annähernd zwei Milliarden Euro buchstäblich ins Gorlebener Salz gesetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken