Ende der Biodiversitätskonferenz: Versprechen gebrochen
„Die Uhr tickt“ war gefühlt der meistgehörte Satz auf der Biodiversitätskonferenz in Cali. Doch in den Ergebnissen spiegelt sich das kaum wieder.

D ie Bilanz der Weltbiodiversitätskonferenz in Cali ist bittersüß. Trotz überraschender Erfolge bleiben die entscheidenden Fragen offen: Wer soll das alles bezahlen? Und wie soll das mit der Überprüfung laufen?
Die Länder mit der größten Biodiversität sind oft die ärmsten. Die reichen Länder müssen sie unterstützen, damit sie ihren Naturreichtum nicht verheizen. So steht es im Beschluss der Konferenz vor zwei Jahren in Montréal. Doch sie haben nicht geliefert. Die EU, Kanada, die Schweiz und Japan bremsten am stärksten. Sie zahlten nicht genug ein und bauten naturschädliche Subventionen nicht ab, obwohl sie damit Geld sparen und der Artenvielfalt helfen könnten. Tatsächlich sind besagte Subventionen noch einmal in die Höhe geschossen.
Das Misstrauen zwischen Entwicklungs- und Industrieländern ist tief. So tief, dass Entwicklungsländer einen neuen Fonds für Biodiversität fordern, weil sie dem bestehenden nicht vertrauen. Alle sind sich einig, dass der GEF (Global Environment Facility) reformiert werden muss. Doch ob ein neuer Fonds die Probleme löst oder am Ende nur Geld und Zeit kostet, bleibt unklar.
Diese schwierigen Punkte kamen jedoch so spät an die Reihe, dass nicht mehr genug Delegierte zum Abstimmen da waren. Der Kompromissvorschlag der Präsidentschaft kam ebenfalls zu spät. Und das, wo „Die Uhr tickt“ gefühlt der meistgehörte Satz auf der COP16 war und Finanzen als Priorität ausgerufen waren.
Auffällig ist auch: Da die Umweltbudgets der Staaten begrenzt sind, sollten private Spender und vor allem Unternehmen zahlen. Doch die Lobbys wussten das zu verhindern. Nicht einmal beim DSI-Fonds für die Nutzung genetischen Materials, etwa in der Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie, ist ihr Beitrag verpflichtend. Sie erzielen Milliardengewinne mit der Natur, patentieren ihre Produkte – doch die Allgemeinheit soll für deren Schutz zahlen.
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