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Ende-Gelände-Protest in der LausitzDie Ungehorsamsprofis

Katharina Schipkowski
Kommentar von Katharina Schipkowski

2019 ist das Jahr der Klima-Aktivist*innen. Die Aktionen von Ende Gelände zeigen, wie professionell und effizient ziviler Ungehorsam sein kann.

Klima-Aktivist*innen verlassen nach getanem Protest einen Tagebau südlich von Leipzig Foto: dpa

E inige Aktivist*innen von Ende Gelände dürften neben der Vorfreude auf die Aktion in der Lausitz auch weiche Knie gehabt haben. Die Drohungen von Rechtsextremen gegenüber den Umweltschützer*innen waren massiv gewesen. Trotzdem standen 4.000 Entschlossene im Morgengrauen auf, um kilometerweit zu laufen und dann stundenlang in der Kälte zu sitzen. Das ist ein beachtlicher Mobilisierungserfolg.

2019 stand aus aktivistischer Sicht im Zeichen der Klimabewegung. Fridays for Future hat so viele Menschen auf die Straße gebracht, wie es noch nie eine Jugendbewegung in Deutschland geschafft hat. Im Spätsommer jagte eine Aktion zivilen Ungehorsams die nächste – im Juni fuhren 6.000 Menschen zu Ende Gelände ins Rheinland, im September blockierten tausend Aktivist*innen die internationale Autoausstellung in Frankfurt, im September nahmen Umweltschützer*innen zum ersten Mal die industrielle Landwirt-schaft in den Fokus und blockierten eine Düngemittelfabrik bei Brunsbüttel. Im Oktober blockierte Extinction Rebellion eine Woche lang Verkehrspunkte in Berlin.

Die Aktionen sind auch als Angebote an jene zu verstehen, die sich gerade erst politisieren. Es sind professionell organisierte Events, deren Planer*innen an alles denken: Packlisten, Aufklärung über die Rechtslage als Hörbuch, politische Hintergründe, einfach erklärt. Für den Fall von Festnahmen gibt es ein Nummernsystem, das einen anonymisierten Überblick darüber ermöglicht, wer in welcher Gefangenensammelstelle ist. Der Umgang der Aktivist*innen untereinander ist rücksichtsvoll. Dazu produzieren sie hochqualitative Bilder und Drohnenvideos von ihren Aktionen.

Lokalrunde Ende Gelände

4.000 Klimaaktivist*innen haben in der Lausitz und im Leipziger Revier Kohlegruben blockiert. Trotz Demoverboten, feindlichen Anwohnern sowie drohenden Nazis und Polizisten war die Aktion für die Bewegung ein voller Erfolg. Wie ist das gelungen? Interview mit Ende Gelände-Sprecherin Nike Mahlhaus im taz Podcast Lokalrunde - das Stadtgespräch aus Hamburg und Berlin.

Noch gibt es bei Fridays for Future viele, die den Schritt zum massenhaften zivilen Ungehorsam nicht selbst gehen wollen. Doch je schwächer die Antworten sind, mit denen die Bundesregierung sie abzupeisen versucht, desto größter wird ihr Frust werden. Und desto bereitwilliger und entschlossener werden sie sich den Profi-Aktivist*innen anschließen.

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Katharina Schipkowski
Redakteurin | taz Nord
Jahrgang 1986, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Buenos Aires studiert und wohnt auf St. Pauli. Schreibt meistens über Innenpolitik, soziale Bewegungen und Klimaproteste, Geflüchtete und Asylpolitik, Gender und Gentrification.
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11 Kommentare

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  • "Fridays for Future [...] werden sie sich den Profi-Aktivist*innen anschließen."

    Bei mir ist das schon der Fall. Nach ca. 30 FFF-Demos habe ich die Nase voll von der Ignoranz der Politik. Ich kenne viele bei FFF, denen es genauso geht.

    Werde weiter zu jeder FFF-Demo gehen. Aber seit dem 7. Oktober (XR-Blockaden in Berlin) habe ich gemerkt: radikaler ziviler Ungehorsam ist das beste Zeichen!

    Es war nie so wichtig und nie so einfach, massiv gegen Klimaschutz zu protestieren.

    Wer jetzt nicht mitmacht, gehört zu denen, die weiter schweigen. Und das können wir uns absolut nicht leisten!

  • Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie einige Leute versuchen, offenkundigen Rechtsverstößen und dem eigenen Egoismus ("meine Ansichten sowieso der Maßstab des Universums!") mit dem Argument Umwetschutz einen moralischen Anstrich zu geben.

    • @Denkender_Buerger:

      Na, vielleicht lieber nochmal frisch denken, @Denkender_Bürger?

    • @Denkender_Buerger:

      ich finde ihren Namen irgendwie lustig.



      Schon mal über den Egoismus derer nachgedacht, die mit Umweltzerstörung unsere Lebensgrundlagen langsam vernichten:



      Energielobby



      Agrochemiefirmen



      etc

      • @Opossum:

        Na dann bin ich mal auf die öffentlichen reaktionen gespannt, wenn man das, was diese Leute Fordern konsequent in die Tat umsetzen würde.

    • @Denkender_Buerger:

      Egoismus? Diese Leute halten ihren Kopf für uns alle hin. Ihnen gilt meine Bewunderung und dankbarkeit (ja, sorry für den Pathos!).

      Und Umweltschutz ist in dieser Zeit, in der Klimawandelfolgen Menschen ihrer Existenzgrundlage bereits berauben tatsächlich eine moralische Angelegenheit.

      Da ist ziviler ungehorsam (gewaltfrei, freundlich, aber konsequent) durchaus angebracht.

      • @tomás zerolo:

        So isses!

    • @Denkender_Buerger:

      Bitte?



      Auf Kosten anderer Menschen Leben ist Egoistisch. Diese Menschen Kämpfen für eine lebenswerte Zukunft darin sehe ich nicht puren Egoismus (bisschen Egoismus steckt in jeder Aktion oder warum schreiben sie hier einen Kommentar).

      Und zu behauptet das wäre nur "ihre" Meinung der hat den Stand der Wissenschaft nicht mitbekommen.

      Tick Tack Tick Tack



      Hier mal was von den Konservativen Klima Forschern. 2° ist Vermutlich der Punkt den wir als Menscheit nicht überleben. (vielleicht bisschen früher vielleicht bisschen später.



      www.mcc-berlin.net...k/carbon_clock.htm

      • @Upgrade:

        Danke für den verdeutlichenden Link. Da wird mir schwindlig, wie schnell das gehen wird mit "Ende – und aus."



        ^^Ich sag' schon mal "Tschüssiekowski", war nett mit Euch (fast) allen hier im Forum.^^

  • Professionelle Aktivisten? Die Revolution frist ihre Kinder.