piwik no script img

Emotionen von TierenGlückliche Hühner gackern anders

Hüh­ner­hal­te­r*in­nen dürfen sich auf ihr Bauchgefühl verlassen: Die Gefühle ihrer Hennen erkennen sie am Gackern, hat eine Studie herausgefunden.

Glückliches Huhn Foto: Andrey Zhuravlev/Pond5/imago

Worum geht’s?

Viele Tiere sind in der Lage, die Emotionen anderer Arten anhand ihrer Laute zu entschlüsseln. Diese Fähigkeit hilft ihnen dabei, Gefahren zu deuten, und rettet ihnen im Zweifelsfall das Leben. Auch der Mensch ist in der Lage, die Gefühlswelt von anderen Säugetieren wie Hunden, Schweinen oder Pferden akustisch zu deuten. Das haben zahlreiche Studien gezeigt. Die Emotionen von Reptilien, Amphibien oder Vögeln wurden in der Forschung allerdings noch kaum beschrieben. Bisherige Studien beschäftigen sich ausschließlich mit den negativen Emotionen der Tiere. Jetzt hat ein internationales Forschungsteam herausgefunden, dass Menschen sowohl positive als auch negative Emotionen von Hühnern identifizieren können.

Die Studie

Die Forschenden trainierten Hühner darauf, nach einer Belohnung hinter einer Schwingtür zu suchen. Die Überraschung reichte von normalem Futter über Mehlwürmer bis zu einer Art Staub, mit dem die Tiere ihre Federn reinigen. In einigen Fällen gingen die Hennen auch leer aus.

Auf diese Weise ließen sich vier verschiedene Laute unterscheiden: Erfreute Hühner stießen den sogenannten Essensruf sowie ein „schnelles Gackern“ aus. Von enttäuschten Hühnern, die hinter der Schwingtür nur eine leere Schale vorfanden, waren ein „Jammern“ und ein „Gakelruf“ zu hören. Insgesamt wurden 16 Aufnahmen für die Studie ausgewählt, jeder Ruf wurde von vier Individuen vertreten.

Über eine Online-Software spielten die For­sche­r*in­nen den Teilnehmenden der Studie dann Tonaufnahmen der Hühner vor. Die Pro­ban­d*in­nen sollten bestimmen, wie aufgeregt oder unaufgeregt, wie glücklich oder enttäuscht das jeweilige Huhn auf der Aufnahme klingt.

Die knapp 200 Testpersonen sollten die Aufregung der Hennen (niedrig bis hoch) und ihre Emotionen (vergnügt bis unglücklich) bewerten. Sie wurden außerdem nach Alter, Wohnort und ihrer Erfahrung mit Hühnern befragt. Das Ergebnis: Die Testpersonen ordneten im Schnitt 69 Prozent der Aufnahmen richtig zu, bei glücklichen Hühnern lag die Trefferquote sogar noch höher. Vorerfahrung mit Hühnern beeinflusste das Ergebnis nicht.

Interessant: Je älter die Teilnehmer*innen, desto schlechter konnten sie Laute von enttäuschten Hühnern einordnen. Die Au­to­r*in­nen führen diesen Umstand auf die möglicherweise verminderte Hörfähigkeit im Alter zurück.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Was bringt’s?

Eine gute Nachricht vor allem für Menschen, die selbst Hühner halten. Wenn sie in Zukunft das Gefühl haben, dass es ihren Tieren gut oder schlecht geht, können sie sich darin bestärkt fühlen, sich auf ihr Bauchgefühl zu verlassen. Potenzial liegt in der Anwendung von Künstlicher Intelligenz: So könnte dass Wohlergehen von Hühnern auch in großen Ställen beobachtet und verbessert werden.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Es ist immer schön, wenn wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, was empathische Menschen, die ihren Mitgeschöpfen mit offenen Sinnen entgegentreten, aus eigener Erfahrung "anekdotisch" erfahren haben und erleben.

  • Diese Erkenntnisse hatten man schon vor 50 Jahren in der DDR gehabt. "Singende" Hühner waren schon damals ein gutes Zeichen gewesen, bei negativen Veränderungen konnte man Klagelaute hören.

    • @SeppW:

      Was ich interesant an der Studie finde ist, dass Erfahrung mit Hühnern keinen Ausschlag gibt.



      Auch wer keine Hühner hält, kann sie also verstehen. Man muss es nicht erst lernen.