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Der Artikel wirft eine interessante Frage auf:
Wenn der Rentenbeginn von 62 auf 64 Jahre geplant ist, derzeit das Renteneinstiegsalter also bei 62 ist, was sagt dann ein Argument über 38 % der Betroffenen von 60- 64 aus, die " nur noch einen Job haben"?
Regulär ist die Hälfte der Gruppe, nämlich die 63 und 64jährigen ja schon in Rente!
Abgesehen vom Klassenkampf: klar, politisch haben die Reformen der 2000der der SPD geschadet.
Wirtschaftlich haben sie Deutschland allerdings aus einer Krise geholt. Auch wenn viele Deutsche das gerne anders bewerten, im europäischen Ausland sieht man das genau so.
Und wie sieht es auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus?
Es gibt so viele Beschäftigte wie nie zuvor in Deutschland.
@Philippo1000 "Wenn der Rentenbeginn von 62 auf 64 Jahre geplant ist, derzeit das Renteneinstiegsalter also bei 62 ist, was sagt dann ein Argument über 38 % der Betroffenen von 60- 64 aus, die " nur noch einen Job haben"?"
Eine Vorschau, was passiert, wenn das Rentenalter angehoben wird.
Es geht also nicht darum, dass Menschen wirklich länger arbeiten. Es geht darum, Vorwände zu schaffen, die Rente zu kürzen. Ist in D auch so.
@Philippo1000 Diese Beschäftigten sitzen allerdings zu großen Teilen im Dreck der Scheinselbständigkeit und anderen prekären Arbeitsverhältnissen. Deutschland hat Europas größten Niedriglohnsektor.
Und wenn man da keinen Bock drauf hat, wird man vom Amt gegängelt. Schöne Sache das.
@Piratenpunk Hmmmm, kein Bock, also Bürgergeld?
Das funktioniert evtl. im Tiki Taka Land, aber nicht auf dieser Welt.
Es gibt aber noch die Möglichkeit der Weiterbildung, auch im Alter.
Es kann nicht sein, dass immer der Staat, oder die Anderen für einen sorgen sollen.
Okay - fassen wir zusammen: Im ehemaligen Industrieland Frankreich arbeitet kaum mehr jemand. Kein Wunder ist der Wohlstand im freien Fall.
@Wombat Die Arbeitslosenquote in Frankreich liegt bei ca. 7,5%. Es ist also reichlich frech, zu behaupten, dort "arbeitet kaum mehr jemand". Besonders wenn man bedenkt, dass, anders als in D, Berufstätigkeit von Frauen seit Jahrzehnten normal ist.
Etwas weniger Arroganz gegen den Nachbarn würde also gut tun.
Emmanuel Macrons Rentenreform: Wider die eigene Vernunft
Noch 2019 hat sich Macron gegen eine Erhöhung des Rentenalters ausgesprochen. Nun will er von den guten Argumenten von einst nichts mehr wissen.
Protest gegen Macrons Rentenreform am 7. Februar in Nantes Foto: Stephane Mahe/reuters
Nicht immer war Emmanuel Macron für eine Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters von 62 auf 64 Jahre. Noch vor drei Jahren hat er sich im Gegenteil mit guten Gründen dagegen ausgesprochen. Heute möchte er dazu lieber nicht zitiert werden – jetzt, wo seine Regierung mit der Rentenreform in der Bredouille ist. Natürlich scheuen sich die Gegner*innen der von Premierministerin Elisabeth Borne im Parlament verteidigten Reform nicht, diese Argumente nun wieder hervorzuholen.
Aus zwei Gründen hielt es Macron 2019 nicht für ratsam, von den Erwerbstätigen in Frankreich zu verlangen, für eine volle Altersrente zwei Jahre länger zu arbeiten. Diese Maßnahme, so Macron damals, wäre politisch unklug und provozierend: „Sie ist zu direkt, und ich habe versprochen, das nicht zu tun. (Außerdem) wollen wir eine viel umfassendere, tiefer greifende Reform mit der Schaffung eines Punktesystems.“ Die Idee mit einem (undurchschaubaren) Punktesystem zur individuellen Rentenberechnung stieß auf so viel Ablehnung, dass sie rasch aufgegeben wurde.
Kosten bloß verschoben
Macrons zweiter Einwand gegen ein höheres Rentenalter bleibt aktuell: „Solange wir in unserem Land das Problem der Arbeitslosigkeit nicht gelöst haben, wäre es, ehrlich gesagt, geradezu heuchlerisch, die Altersgrenze nach oben zu verschieben.“ Stellensuchende über 50 haben es besonders schwer, Arbeit zu finden. Sie werden auf dem französischen Arbeitsmarkt noch mehr diskriminiert als anderswo. Von den 60- bis 64-Jährigen waren 2021 gerade noch 38 Prozent berufstätig. De facto würde darum mit der Erhöhung des Rentenalters die Zahl der ältesten Langzeitarbeitslosen und der Langzeit-Krankgeschriebenen erhöht und somit Kosten bloß verschoben.
Was Macron 2019 wusste, will Macron 2023 nicht mehr wissen. Da er seit seiner Wiederwahl zum Regieren keine Mehrheit mehr hat und die Unterstützung der Konservativen benötigt, übernimmt er kurzerhand deren ideologische Forderung „Die Franzosen müssen länger arbeiten!“, ohne sich um die Langzeitfolgen für die Betroffenen zu scheren.
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Schwerpunkt Emmanuel Macron
Kommentar von
Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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