Elbtower in Hamburg: Hamburgs peinlichste Baustelle
Durch private Investitionen könnte aus dem Elbtower doch noch was werden. Dafür soll das Naturkundemuseum mit einsteigen – auf Rechnung der Stadt.
Bei Hamburgs peinlichstem Bauprojekt tut sich was. Kürzlich hat der rot-grüne Senat bekanntgegeben, dass der Insolvenzverwalter des Elbtowers an den Hamburger Elbrücken exklusiv mit einem Investorenkonsortium über eine Fertigstellung verhandelt. Dafür müsste der Senat aber wohl von seinem Versprechen abrücken, kein öffentliches Geld in das Projekt zu stecken.
Der Elbtower soll eine weithin sichtbare Landmarke werden. Schon von Weitem wäre sichtbar: Jetzt kommt Hamburg. Mit 245 Metern Höhe würde er die wenigen anderen Hochhäuser Hamburgs weit überragen, weswegen er unter Hamburger Architektur-Freunden nicht nur auf Begeisterung stößt.
Gegenwärtig steht ein zu einem Drittel fertiggestellter Rohbau im Dezemberniesel. Die Arbeit daran war im Oktober vergangenen Jahres eingestellt worden, nachdem die Signa-Gruppe des österreichischen Groß-Pleitiers René Benko ihre Rechnungen nicht mehr bezahlt hatte. Im Januar wurde ein Insolvenzantrag für das Projekt gestellt.
Vor einer Woche nun hat der vorläufige Insolvenzverwalter, der Berliner Anwalt Torsten Martini mitgeteilt, er werde mit einem Konsortium um den Hamburger Bauunternehmer Dieter Becken verhandeln, zu dem auch der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne gehört. Der gebürtige Hamburger und Milliardär Kühne betätigt sich auch als Stifter. Er hat zig Millionen Euro in den Hamburger SV gesteckt und zuletzt angeboten, der Stadt für mehrere Hundert Millionen ein neues Opernhaus zu spendieren. Auch in Benkos Signa-Holding hatte er investiert, stieg aber 2022 rechtzeitig vor der Pleite aus.
Dem Elbtower ist aufgrund des Stillstandes ein Ankermieter abhanden gekommen, der einen Mindestanteil der Flächen belegt hätte. Um das Projekt finanzierbar zu machen, schlägt das Konsortium vor, die Stadt möge einspringen und ihr geplantes Naturkundemuseum in den unteren Stockwerken des Hochhauses unterbringen.
Das erste Hamburger Naturkundemuseum von 1843 ist hundert Jahre später im Feuersturm der Bombenangriffe untergegangen, wobei ein bedeutender Teil der Sammlung gerettet und nach dem Krieg erweitert worden ist. Den Neubau plant der Senat gemeinsam mit dem Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels. Als „Evolutioneum“ soll es den Einfluss des Menschen auf die Entwicklung des Lebens zeigen und mit seinen mehr als zehn Millionen Exponaten Forschung zur Biodiversität und Evolution ermöglichen.
Geplant war es eigentlich als eigenständiger prominenter Bau im Zentrum der Hafencity, also dem Neubaustadtteil, dessen östlichen Abschluss der Elbtower bilden soll. Jetzt hat sich angeblich herausgestellt, dass das fürs Museum vorgesehene Baufeld nicht so geeignet ist und Alternativen gesucht werden.
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Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) findet jedenfalls, die Idee des Naturkundemuseums in den unteren Stockwerken des Elbtowers habe „großen Charme“. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) begrüßt, dass das Projekt „in der Federführung und im ausschließlichen Risiko privater Investoren fertiggestellt werden soll“. Konkrete Vorschläge für eine öffentliche Nutzung werde der Senat im Hinblick auf die Machbarkeit, Qualität, und Wirtschaftlichkeit aus Sicht der Stadt prüfen.
Die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann von der Linken hält das für Augenwischerei. Denn als Mieter würde sich die Stadt an den Eigentümer ketten. „Ein Auszug des Museums bei zu hohen Mietbelastungen ist aufgrund der hohen Umzugskosten unrealistisch“, warnt die Abgeordnete.
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