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Eintracht Fankfurt und FrauenfußballWem weibliche Identität guttut

Wenn sich der Frauenfußball dem der Männer annähert, geht viel verloren. Bei Eintracht Frankfurt kann man das gerade genau beobachten.

Frust: Merle Frohms von Eintracht Frankfurt hat sich die Saison anders vorgestellt Foto: foto2press/imago

I dentitätspolitik ist im Fußball erst zart angekommen, aber die Klubidentität ist seit jeher eine große Sache. Da wird laut eingefordert, dass die Spielerin sich mit einem Lebensabschnittsarbeitgeber „identifizieren muss“, was alle auch immer brav beteuern, für die Fans müssen Klubs „ihre Identität“ bewahren, während andere die Plastikklubs sind, und pene­trant ist von „unserer Klub-DNA“ die Rede.

Die Frankfurterinnen haben nun eine neue Identität und tragen schwer daran. Im vergangenen Sommer ist der traditionsreiche 1. FFC Frankfurt unter das Dach der Eintracht geschlüpft, die zunehmend fehlende Konkurrenzfähigkeit in der Frauenbundesliga wollte es so. Halblaut träumten die Frankfurterinnen mit derart professionalisierten Strukturen sowie der Verpflichtung von Nationaltorhüterin Merle Frohms vom dritten Platz, der diese Saison erstmals auch zur Champions League berechtigt.

Doch das neue Leibchen wiegt offenbar schwer auf den Schultern. Ein schwacher Platz in der zweiten Tabellenhälfte steht zu Buche. Für den Klub mit seinen traditionell hohen Erwartungen ernüchternd. Die Frankfurterinnen zeigen spielerisch gute Anlagen, verloren aber auch gegen die Leverkusenerinnen zu recht und einigermaßen selbst verschuldet; sie vergaben eine Führung und einen Elfmeter und halfen mit einem Eigentor noch zur 2:3-Niederlage nach.

Die Spielerinnen behaupten stets, dass es von Eintracht Frankfurt keinerlei Druck gebe, erwähnen aber auch auffällig oft die eigenen gestiegenen Erwartungshaltungen. Die sind offenbar drückend. Und wer eignet sich da überhaupt wessen Identität an? Die sogenannte Fusion, die ja eigentlich eine Übernahme war, stieß auf Kritik. Die feministische FFC-Fangruppe Nutria Bande freute sich zwar über die Kohle, befand aber, sie bringe dem Männerfußball mehr Vorteile als dem 1. FFC. „Der Männerfußballklub möchte durch diesen Deal ganz klar seinen Stand erheben.“ Anstatt das eigene Frauenteam zu fördern, springe man auf ein Erstligateam auf. Das Endergebnis der Ligatabelle dürfte wohl ziemlich dasselbe sein.

Konzernklubs mit Hang zum Frauenfußball

Der sogenannte Markenkern, die Identität der Frauenteams, wird meist schnell geschluckt. Eine Ausnahme ist Wolfsburg, wo die Frauen ein recht eigenständiges Bild etablierten. Wie resistent der alte FFC ist, bleibt abzuwarten. Diese Saison dominieren jenseits des FC Bayern mit Wolfsburg, Hoffenheim und Leverkusen gleich drei Teams von Konzernklubs die oberen Ränge, die auffällig gern diese Art von Vermarktung nutzen. Hat also nun wirklich ein Traditionsverein aufgegeben und sich in Plastik gepackt?

Kommerzieller Fußball ist komplizierter als ein Logo und ein Leibchen. Der FFC selbst war einst Trendsetterin der Kommerzialisierung, indem man sich aus der SG Praunheim ausgliederte. Die Frankfurterinnen halfen maßgeblich, den Frauenfußball vom unschuldigen Gegenentwurf zur kleineren Version des Männerfußballs zu machen. Das feministische Paradies einer ganz anderen Liga wird es nicht geben. Einen wie auch immer gearteten antikapitalistischen Kampf im Fußball können Männer und Frauen nur gemeinsam führen. Bisher bleibt er aus.

Eher erreicht die Fetischisierung eines Splitters von Identität auch den Fußball. Wer hier aktiv ist, weiß, wie penetrant man als Frau (auch von Frauen) zu sogenannten Frauenthemen gebucht wird, Kompetenzen in anderen Feldern sind – vielleicht zunehmend – ziemlich egal. Oder man braucht „noch eine Frau, die was sagt“. Förderung wird zu Festlegung aller statt Befreiung. Für die Eintracht-Frauen, die das Ziel Champions League längst nicht mehr ausrufen, interessiert freilich eher, die Selbstfindungssaison halbwegs mit Anstand zu beenden. Und der langsame Weg ins neue Leibchen.

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Alina Schwermer
freie Autorin
Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum und Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen und übers Reisen. Autorin mehrerer Bücher, zuletzt "Futopia - Ideen für eine bessere Fußballwelt" (2022), das auf der Shortlist zum Fußballbuch des Jahres stand.
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9 Kommentare

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  • Ich muss zugeben, dass ich als Mann den Artikel nicht verstanden habe.

    Neben uns wohnt auch eine Fußballerin, die will immer nur gewinnen, andernfalls wirkt sie sehr niedergeschlagen und kuckt wie Mesut Özil. Die gebärdet sich auf dem Platz u. vor dem TV beim Länderspiel (wir kucken selten mal zusammen) nicht anders als ein Mann, ok, ohne sooo viele Schimpfworte.

    Es hat m.M.n. keine Emanzipation vom Männerfußball gegeben, wieso auch. Elf Freunde*innen müsst ihr sein, der Ball ist rund, Spiel 90 min, Runde in das Eckige, und nicht vergessen, 3 min. auch mal die Klappe halten.

  • Warum ist im Fußball und anderen Sportarten immer noch von der „Frauen-XXX-Mannschaft“ die Rede? „XXX-Frauschaft“ wäre doch konkreter? Die Medien-VertreterInnen sollten den Anfang machen. Wie wär’s, liebe taz?

  • "Einen wie auch immer gearteten antikapitalistischen Kampf im Fußball können Männer und Frauen nur gemeinsam führen. Bisher bleibt er aus."

    Ich glaube, Fußballer leben im allgemeinen ganz gut vom Kapitalismus. Der Kampf dagegen muss wohl noch etwas warten.

    • 0G
      04970 (Profil gelöscht)
      @Sophokles:

      (Fortsetzung)

      "Ich glaube, Fußballer leben im allgemeinen ganz gut vom Kapitalismus."

      (Teil 2)

      Was sichin den unteren Ligen abspielt, lässt sich daraus leicht ableiten, wobei schon die Spieler der weniger erfolgreichen Bundesliga-Vereine meiner Ansicht nach vom finanziellen Standpunkt aus kein erstrebenswertes Leben leben: für deutlich weniger als eine viertel Million Euro pro Jahr einen derart hohen Aufwand zu treiben, noch dazu bei garantierter Gesundheitsschädigung und deutlich weniger Rechten als jedem Durchschnittsbürger - das ist nur dann akzeptabel, wenn mann unbedingt Fußball spielen will, aber nicht wegen des Geldes.

      Bei den Frauen ist es sogar noch viel ärger: Selbt in der Bundesliga sind mindestens 2/3 der Spielerinnen zusätzlich anderweitig berufstätig, weil die Gehälter der Vereine nur eine bessere Aufwandsentschädigung darstellen (Tabea Kemme z.B. war außerdem Polizistin, als sie für Turbine Potsdam* gespielt hat. *konkurierte damals noch um den Titel!)

    • 0G
      04970 (Profil gelöscht)
      @Sophokles:

      "Ich glaube, Fußballer leben im allgemeinen ganz gut vom Kapitalismus."

      (Teil 1)

      Dann glauben Sie offensichtlich falsch: Selbst bei den Männern ist es nur eine verschwindend kleine Minderheit, die von ihren Einnahmen "in Saus und Braus" leben kann, wobei sich die Werbeeinnahmen der am besten verdienenden Spieler exponentiell zu denen der schlechter oder gar schlecht verdienenden Spieler verhalten (Spieler wie z.B. T. Müller oder R. Lewandowski erhielten 2017 ca. 15 Mio. v. FC Bayern und ein Mehrfaches davon an Werbeeinnahmen, während Spieler der 2. Liga nur einen winzigen Bruchteil dieses Gehalts erhalten und Werbeeinnahmen, die gegen Null gehen.

      Schon in der Bundesliega war das Durchschnittsgehalt der Bayern-Spieler 2017 mehr als doppelt so hoch wie das der Dortmunder, der Schalker oder der WolfsburgerSpieler - das nächst hohe Durschnittseinkommen (Leverkusen) betrug schon nur noch ein Drittel.



      2017 waren die Durchschnittseinkommen von W. Bremen, FC Köln, E. Frankfurt, Mainz 05, FC Augsburg, SC Freiburg, FC Ingolstadt und SV Darmstadt ADDIERT niedriger als das von B. München.

      (Fortsetzung folgt)

  • Was soll das ganze Identitätsgeschwofel? Ist nicht durch die Eingliederung die Fragen nach Ressourcenzugriff, Bezahlung, Trainer usw. zubeantworten?

  • 7G
    70704 (Profil gelöscht)

    Der Artikel wird durch das 3x mitten im Satz eingestreute "taz.de/Protokoll-e...ing/!5758495/terin Merle Frohms" nahezu unlesbar. Was soll das? Ein Fall von (Selbst-)Sabotage? Liest nicht einmal die Autorin ihren Text mehr vor dem Hochladen noch einmal durch? Ansonsten habe ich nur mitgenommen, dass die Ex-FFC-Frauen bei der Eintracht jetzt unter Druck sind, obwohl sie von ihrem neuen Verein angeblich nicht unter Druck gesetzt werden. Oder so ähnlich.

    • @70704 (Profil gelöscht):

      Nee, es geht um den "gearteten antikapitalistischen Kampf im Fußball" oder so ähnlich.



      Wie und wo der auch immer geführt wird. Die Wahrheit ist aufm Platz.