piwik no script img

Ebola und Cholera in GuineaUmgang mit Krankheiten lernen

Das westafrikanische Guinea kämpft gegen zwei Seuchen. Eine groß angelegte Impfkampagne soll den Ausbruch von Cholera eindämmen.

Der Fischerort Conakry gilt als einer der Hauptübertragungsorte für Ebola in Guinea. Bild: ap

CONAKRY ap | Die Lage im westafrikanischen Guiena ist bedrohlich. Immer wieder werden neue Fälle der tödlichen Ebola-Epidemie gemeldet. Doch die Menschen kämpfen auch gegen einen erneuten Cholera-Ausbruch, bei dem bereits im vergangenen Jahr Tausende infiziert wurden.

Diesmal soll eine groß angelegte Impfkampagne die Menschen schützen. Die Mühe scheint sich gelohnt zu haben. Guiena hat in diesem Jahr offiziell nur einen Cholera-Fall gemeldet.

Mitarbeiter des Gesundheitswesens sind auf kleinen Booten und mit Kanus unterwegs, um den Cholera-Impfstoff auch in abgelegene Gegenden bringen zu können. Helen Matzger von der Bill & Melinda Gates-Stiftung sagte, dass die Erfahrungen aus Guiena andere Länder ermutigen sollten, den Impfstoff gegen Cholera zu akzeptieren. Der neue Impfstoff Shanchol wurde für die Verteilung in Entwicklungsländern hergestellt. Er hilft auch, wenn die Durchfallerkrankung bereits ausgebrochen ist.

Matzger sagte, dass sie selbst erstaunt sei, wie effizient der Impfstoff verteilt worden sei. Zusammen mit Sakoba Keita habe sie die Impfkampagne begleitet, gefahren seien sie auf einem wackligen Kanu. Keita wurde in Kuba ausgebildet und ist heute der führende Seuchen-Experte in Guiena. Es gebe immer mutige Menschen, die bereit seien, etwas anders zu machen, weil sie dächten, dass dies wirkungsvoll sei, sagte Matzger. „Dr. Sakoba Keita ist solch ein Mensch“, fügte sie hinzu.

Schlechte Hygienestandards

Im März führte die Weltgesundheitsorganisation WHO zusammen mit Unicef und Ärzte ohne Grenzen eine Impfkampagne bei 200.000 Fischern durch, die auf Inseln nördlich der Hauptstadt Conakry leben. Während der Fangsaison seien dort auch viele Menschen aus den Nachbarländern Sierra Leone und Liberia, erläuterte Julien Labas von Unicef. Das Gebiet gilt als Hauptübertragungsort von Cholera, da die Fischer in provisorischen Unterkünften wohnen und weder sauberes Wasser noch Toiletten haben.

2012 brach dort die Cholera aus und infizierte 7.350 Menschen, 133 starben. Damals hatte die WHO eine Studie an 40 Patienten durchgeführt und ihnen den aus Indien stammenden Impfstoff Shanchol verabreicht. Die Impfung ist einfach: Den Patienten werden ein paar Tropfen in den Mund gegeben. Insgesamt werden zwei Dosen über einen Zeitraum von zwei Wochen benötigt. Eine Dosis kostet 1,85 US-Dollar (rund 1,50 Euro), wie Matzger betonte.

Auch ein wissenschaftlicher Beitrag in der medizinischen Fachzeitschrift The New England Journal of Medicine bewertete den Impfstoff als „bedeutsamen Schutz vor Cholera“. Matzger sagte, dass es Untersuchungen gebe, die zeigten, wenn 70 Prozent der Zielbevölkerung geimpft würden, bestehe für etwa 98 Prozent ein Schutz. Der Impfstoff sei etwa drei Jahre wirksam.

Experten betonen aber, dass Impfen allein nicht reiche, sondern gleichzeitig über Hygiene und die Verwendung von sauberem Wasser aufgeklärt werden müsse. Cholera gilt als eine der gefährlichsten Krankheiten. Die Infektion erfolgt meist über verunreinigtes Wasser. An den schweren Brech-Durchfällen können Menschen innerhalb weniger Tage sterben, selbst wenn sie zuvor gesund waren. Die WHO schätzt, dass es pro Jahr drei bis fünf Millionen Cholerafälle weltweit mit 100.000 bis 120.000 Toten gibt.

Händewaschen zur Prävention

Experten sind vorsichtig, wenn es darum geht zu erklären, warum es nur einen Cholera-Fall in Guiena gibt. „Es kann von der Impfkampagne abhängen. Aber ich denke auch, dass der Ebola-Ausbruch eine indirekte Wirkung hat“, sagte UNICEF-Mitarbeiter Labas.

So habe der Ausbruch der Krankheit dazu geführt, dass mehr Menschen in Guinea ihre Hände gründlich in gechlortem Wasser waschen, um die Übertragung von Ebola aufzuhalten. Hotels, Restaurants und Läden wurden dazu verpflichtet, dass Mitarbeiter vorm Betreten ihre Hände in Chlor-Wasser zu waschen haben. Laut UNICEF ist die Desinfektion der Hände eine der wirksamsten Methoden, um Epidemien zu stoppen. 40 Prozent der Übertragungen könnten so aufgehalten werden.

Idris Sakalo, Vizepräsident des regionalen Fischereiverbands, sagte, Cholera sei seit Jahren ein großes Thema. Auch er führte den Rückgang der Epidemie auf das gestiegene Hygienebewusstsein der Menschen zurück und wies darauf hin, „dass wir durch Ebola auch andere Krankheiten besiegen können.“

Niemand erwarte, dass jetzt alle Länder mit Massenimpfungen gegen Cholera beginnen würden, betonte Matzger. Die Idee sei, nach den guten Erfahrungen in Guiena ein Lager aufzubauen, in dem der Impfstoff nicht nur bei Ausbruch von Cholera, sondern auch als Prävention verfügbar sei. Der Impfstoff wurde bereits in Flüchtlingslagern im Südsudan verabreicht. Auch 2012 auf Haiti kam er zum Einsatz. Damals brach eine schwere Cholera-Epidemie nach einem schweren Erdbeben auf der Karibikinsel aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!