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EZB schüttet Geld in die CoronakriseKeine Angst vor Inflation

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die EZB will Anleihen kaufen, um eine ökonomische Krise abzuwenden. Gut so – so zeigt sie, dass sie funktioniert.

Das Geld beliebt sicher, auch in der sogenannten Coronakrise Foto: Esma Cakir/dpa/picture alliance

E s ist ein historischer Moment: Die Europäische Zentralbank hat entschieden, Geld in unbegrenzter Menge zu „drucken“. Sie wird Anleihen von Unternehmen und Staaten kaufen, solange dies nötig ist, um die ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie zu bekämpfen. An Geld wird der Kampf gegen den Virus also nicht mehr scheitern.

Dies gilt – ganz wichtig – auch für Italien und Griechenland. Beide Staaten mussten in den vergangenen Wochen erleben, dass die Zinsen auf ihre Staatsanleihen stiegen, weil Investoren fürchteten, dass die Eurokrise wieder ausbricht. Vor allem Italien geriet in einen Teufelskreis: Kein anderes EU-Land ist von der Corona-Epidemie so schwer getroffen, dennoch wagte die Regierung in Rom es nicht, ihren Haushalt zu erhöhen, weil sie Angst vor steigenden Zinsen hatte. Nur 25 Milliarden Euro wollten die Italiener zusätzlich ausgeben – während Deutschland längst mit Corona-Kosten in „unbegrenzter“ Höhe plant. Italien wäre zu einem Elendsgebiet geworden, wenn die EZB nicht eingegriffen hätte.

Das neue EZB-Programm ist zunächst auf 750 Milliarden Euro begrenzt, doch diese offizielle Zahl hat wenig zu bedeuten und ist nur als Richtwert zu begreifen. Sollte mehr Geld nötig werden, wird es ebenfalls „gedruckt“, wie die Zentralbank schon klargestellt hat.

Viele Deutsche fürchten, dass eine Inflation drohen könnte, sobald neues Geld entsteht. Doch mit steigenden Preisen ist nicht zu rechnen, denn die Wirtschaft liegt ja brach. Inflationen gibt es nur, wenn die Kapazitäten ausgelastet sind und die Löhne stark steigen. Davon ist Europa weit entfernt, leider.

Die EZB hat alles richtig gemacht. Sie hat den ökonomischen Rahmen geschaffen, damit die Politik handeln kann. Dies ist ein großer Moment für Europa. Die Eurozone hat noch immer viele Schwächen, aber in der Krise zeigt sich, dass zumindest die Zentralbank funktioniert. Dieses Wissen wird bleiben, auch wenn Corona längst vorbei ist.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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2 Kommentare

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  • 0G
    05653 (Profil gelöscht)

    Endlich Geld für Kurzarbeiter, Arbeitslose und kreditwürdige, börsennotierte Familienunternehmen, hurra. Das laufende 2,6 Billionen schwere Programm war ja bereits vor seiner Ankündigung verpufft, weil die Börsen es im Vorfeld eingepreist hatten.

  • Na, wollen wir's hoffen. Und dass ich nicht wieder in so einem Käsblättle auf der Titelzeile "Frau Merkel, heben Sie die Zinsen an!" (ja, wirklich, im letzten Spätsommer, irgend eine Lokalzeitung um Rügen herum) lesen muss.

    Bleibt alle gesund... und mögen wir zusammenhalten.