EZB schüttet Geld in die Coronakrise: Keine Angst vor Inflation
Die EZB will Anleihen kaufen, um eine ökonomische Krise abzuwenden. Gut so – so zeigt sie, dass sie funktioniert.
E s ist ein historischer Moment: Die Europäische Zentralbank hat entschieden, Geld in unbegrenzter Menge zu „drucken“. Sie wird Anleihen von Unternehmen und Staaten kaufen, solange dies nötig ist, um die ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie zu bekämpfen. An Geld wird der Kampf gegen den Virus also nicht mehr scheitern.
Dies gilt – ganz wichtig – auch für Italien und Griechenland. Beide Staaten mussten in den vergangenen Wochen erleben, dass die Zinsen auf ihre Staatsanleihen stiegen, weil Investoren fürchteten, dass die Eurokrise wieder ausbricht. Vor allem Italien geriet in einen Teufelskreis: Kein anderes EU-Land ist von der Corona-Epidemie so schwer getroffen, dennoch wagte die Regierung in Rom es nicht, ihren Haushalt zu erhöhen, weil sie Angst vor steigenden Zinsen hatte. Nur 25 Milliarden Euro wollten die Italiener zusätzlich ausgeben – während Deutschland längst mit Corona-Kosten in „unbegrenzter“ Höhe plant. Italien wäre zu einem Elendsgebiet geworden, wenn die EZB nicht eingegriffen hätte.
Das neue EZB-Programm ist zunächst auf 750 Milliarden Euro begrenzt, doch diese offizielle Zahl hat wenig zu bedeuten und ist nur als Richtwert zu begreifen. Sollte mehr Geld nötig werden, wird es ebenfalls „gedruckt“, wie die Zentralbank schon klargestellt hat.
Viele Deutsche fürchten, dass eine Inflation drohen könnte, sobald neues Geld entsteht. Doch mit steigenden Preisen ist nicht zu rechnen, denn die Wirtschaft liegt ja brach. Inflationen gibt es nur, wenn die Kapazitäten ausgelastet sind und die Löhne stark steigen. Davon ist Europa weit entfernt, leider.
Die EZB hat alles richtig gemacht. Sie hat den ökonomischen Rahmen geschaffen, damit die Politik handeln kann. Dies ist ein großer Moment für Europa. Die Eurozone hat noch immer viele Schwächen, aber in der Krise zeigt sich, dass zumindest die Zentralbank funktioniert. Dieses Wissen wird bleiben, auch wenn Corona längst vorbei ist.
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