EU klagt gegen Apple: Apple ist nicht unantastbar
Es ist kein Naturgesetz, dass Apple es seinen Nutzern schwer machen darf, zu Android-Geräten zu wechseln oder auch nur kompatibel zu sein.
L ange war es eine Art Naturgesetz: der goldene Käfig von Apple. Der unausgesprochene Deal: Die Geräte des IT-Riesen haben Vorteile, werden etwa länger mit Updates versorgt und bieten etwas mehr Schutz für die Privatsphäre als vieles, was mit Googles Android läuft. Preis dafür sind die höheren Kaufpreise, sowohl bei Geräten als auch bei einem Teil der Apps – und das digitale Leben im Käfig.
Denn Apple sperrt seine Nutzer:innen ein. Apple-Geräte funktionieren am besten oder ausschließlich im Zusammenspiel miteinander. Aus Konzernperspektive ist das ein genialer Trick: Wird Nutzer:innen zum Beispiel der Wechsel von einem iOS- auf ein Android-Gerät schwer gemacht, steigen die Chancen, dass das nächste Smartphone wieder eines aus dem Hause Apple wird. Doch der goldene Käfig geht noch weiter und macht selbst bei so etwas Simplem wie der Installation von Software nicht halt. Bei Apple gab es kein Vorbeikommen am hauseigenen Vertriebskanal, dem App-Store.
Doch nun zeigt sich: Der goldene Käfig ist kein Naturgesetz, zumindest, was den App-Store angeht. Die jüngsten Plattformregulierungen der EU sollen die Monopole der IT-Riesen zumindest etwas aufbrechen. Und dass die EU-Kommission es ernst meint mit der Umsetzung, zeigt sie mit ihrer aktuellen Untersuchung gegen Apple. Dessen Schritte, um Nutzer:innen und Entwickler:innen Alternativen zum App-Store zu bieten, reichen der Kommission nicht aus.
Die Käfigstäbe sind also bislang nur etwas angesägt. Und es gibt noch viel zu tun. Denn Apple ist nicht der einzige Konzern, der seine Nutzer:innen nicht teilen möchte, andere fahren ähnliche Strategien. Amazon etwa unternimmt viel, um Kaufwillige im eigenen Universum zu halten. Microsoft kassierte schon vor gut zehn Jahren ein Bußgeld im dreistelligen Millionenbereich, weil es Nutzer:innen nur den hauseigenen Browser anbot. Und die Google-Mutter Alphabet ist mittlerweile so groß, dass es fast unmöglich ist, im digitalen Raum unterwegs zu sein, ohne bei ihr Daten zu hinterlassen. Aber auch das ist kein Naturgesetz.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach der Bundestagswahl
Jetzt kommt es auf den Kanzler an
Sieger des rassistischen Wahlkampfes
Rechte Parolen wirken – für die AfD
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Alles zur Bundestagswahl
Oma gegen rechts hat Opa gegen links noch nicht gratuliert
Wahlniederlage von Olaf Scholz
Kein sozialdemokratisches Wunder