EU-Kommission für Crispr/Cas-Pflanzen: Gentechnik-Mais könnte ins Essen
Die EU-Kommission will laxere Regeln für Sorten der neuen Gentechnik. Kritiker sehen die Wahlfreiheit der VerbraucherInnen in Gefahr.
![Hand hält frisch geernteten Maiskolben Hand hält frisch geernteten Maiskolben](https://taz.de/picture/4829489/14/gentechnik-mais-1.jpeg)
Damit ist offen, ob die Behörden alle Pflanzen der neuen Gentechnik auch künftig vor der Zulassung auf Risiken für Menschen und Umwelt überprüfen werden. Zur Disposition steht auch die Pflicht, gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Etiketten etwa von Lebensmitteln zu kennzeichnen. Nur wegen der Kennzeichnung können VerbraucherInnen solche Nahrungsmittel meiden. Da die meisten KonsumentInnen in der EU solche Produkte ablehnen, verzichten LandwirtInnen weitgehend auf diese Technik.
Methoden wie Crispr/Cas sind aber erst entwickelt worden, nachdem die EU ihre Gesetzgebung Anfang der 2000er-Jahre verabschiedete. Mit diesen Verfahren lässt sich das Erbgut leichter verändern. So könnten Pflanzen an die Klimaerhitzung angepasst werden, versprechen die BefürworterInnen. Solche Sorten sollten auch schon mit der alten Gentechnik auf den Markt kommen, was aber nicht gelang.
Die Behörde schreibt auch, dass manche Pflanzen der neuen Gentechnik „genauso sicher wie konventionell gezüchtete Pflanzen sind“, zum Beispiel, wenn kein artfremdes Gen in die Pflanze eingeführt wird. Bei solchen Pflanzen lasse sich nicht feststellen, dass sie durch Gentechnik erzeugt worden sind. Deshalb sei es schwierig, das aktuelle Recht durchzusetzen.
Die Kommission will in den kommenden Monaten bei einer öffentlichen Konsultation verschiedene Reformoptionen untersuchen. Denkbar wäre etwa, dass nur bei Gentech-Pflanzen ohne fremde Gene auf Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung verzichtet wird.
Applaus von Saatgutkonzernen
Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter, der zum Beispiel den weltgrößten Saatgutkonzern Bayer/Monsanto vertritt, begrüßte die Äußerungen der Kommission. Der Deutsche Bauernverband hatte bereits laxere Regeln gefordert.
Kleinbauern- und Umweltorganisationen dagegen kritisierten die Kommission scharf. Die Industrie hat laut „Friends of the Earth“ bisher in der EU die Zulassung nur für eine Pflanze der neuen Gentechnik eingereicht: einen Mais, der gegen ein Pestizid resistent ist. Das zeige, dass die neue Gentechnik-Generation nur das „nicht nachhaltige Modell der von Pestiziden abhängigen Landwirtschaft“ erleichtern solle.
„Nur wenn Gentechnik auch künftig wie Gentechnik reguliert wird, können alle entscheiden, wie sie essen, wie sie Land bewirtschaften oder Lebensmittel herstellen wollen: gentechnikfrei oder eben nicht“, teilte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft mit. Deregulierung würde das Gegenteil von Wahlfreiheit bedeuten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Zwei Todesopfer nach Anschlag in München
Schwer verletzte Mutter und Kind gestorben