Drohnenangriff auf Saudi-Arabien: Warum keine neue Ölkrise droht
Nach den Drohnenangriffen in Saudi-Arabien werden Millionen Barrel Öl pro Tag auf den Weltmärkten fehlen. Doch ökonomisch ist Entwarnung angesagt.
W as bedeutet das für uns? Diese Frage tauchte sofort auf, als sich die Nachricht verbreitete, dass Saudi-Arabiens Ölindustrie durch Drohnen beschädigt worden war. 5,7 Millionen Barrel Öl pro Tag werden in den nächsten Monaten auf den Weltmärkten fehlen. Das ist durchaus eine beachtliche Menge.
Daher stieg der Ölpreis bis Montag um etwa 10 Prozent, was ungute Erinnerungen weckte: Eine neue Ölkrise, die die weltweite Wirtschaft in den Abgrund ziehen könnte, schien nicht mehr ausgeschlossen.
Doch so dramatisch wird es nicht. Ökonomisch ist Entwarnung angesagt. Die Ölpreise sind zwar gestiegen – liegen aber trotzdem nur bei etwa 66 Dollar pro Barrel. Dies ist billig, nicht teuer. Im Jahr 2007 mussten beispielsweise fast 150 Dollar pro Barrel gezahlt werden, und trotzdem florierte die Weltwirtschaft.
Hohe Ölpreise sind weitaus leichter zu verkraften, als gemeinhin angenommen wird, weil das Geld ja nicht auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Die meisten Ölländer sind dringend auf ihre Exporteinnahmen angewiesen: Sobald sie mehr Dollar für ihr „schwarzes Gold“ bekommen, gehen sie weltweit auf Shoppingtour – und entscheiden sich häufig für deutsche Güter.
Beispiel Irakkrieg
Der Westen kann den Konflikt am Persischen Golf mühelos aussitzen – jedenfalls ökonomisch. Diese Diagnose ist jedoch weit weniger beruhigend, als sie vielleicht klingen mag. Denn gerade die wirtschaftliche Macht des Westens hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass unverantwortliche Risiken am Persischen Golf eingegangen wurden.
Bestes Beispiel ist der Irakkrieg: Die USA erfanden einfach Lügen, um 2003 eine Invasion in das Land zu starten. Viele Beobachter glaubten damals, dass sich Washington die irakischen Ölquellen sichern wollte. Doch es war genau andersherum: Die Welt war auf das irakische Öl gar nicht angewiesen – und daher konnte man es sich leisten, das Land zu zerstören und in einen endlosen Bürgerkrieg zu stürzen.
Dieses Muster ist jetzt wieder zu erkennen: Erneut zündeln die USA am Persischen Golf, weil es nicht wirklich stört, falls ein Teil der Öllieferungen ausfällt. Die Drohnen stammen zwar aus dem Iran oder Jemen, trotzdem ist US-Präsident Donald Trump nicht unschuldig an der Eskalation. Einseitig unterstützt er die Saudis, während er die Iraner mit Sanktionen überzieht und das Atomabkommen aufgekündigt hat. Es wundert nicht wirklich, dass die Iraner nun zurückschlagen. Genau davor haben die Europäer immer gewarnt.
Wie die Menschen am Persischen Golf immer wieder erfahren mussten, ist Öl keine Waffe. Es gibt genug davon. Leider. Vielleicht wäre die Welt sonst friedlicher.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge