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Drohbriefe gegen PolitikerHasspost mit tausend Absendern

Nach Morddrohungen erfährt der CDU-Mann Mike Mohring breite Solidarität. Er ist indes kein Einzelfall. Ermittler finden gegen den Hass kein Mittel.

Will sich nicht einschüchtern lassen: Mike Mohring Foto: dpa

BERLIN taz | Sie stehe jetzt „auf der Todesliste“, solange sie nicht endlich die Geflüchteten „im Meer ersaufen“ lasse, hieß es im Schreiben an Kapitänin Carola Rackete. Man werde „euch abschlachten und eure Gebetshäuser niederbrennen“, wurde Aiman Mazyek und Josef Schuster, den Präsidenten des Zentralrats der Muslime beziehungsweise der Juden geschrieben. Und an Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hieß es, auch er stehe auf der „Abschussliste“: „Walter Lübcke war nicht der letzte Politiker, sondern der erste.“

Es ist eine infame Serie. Seit Monaten erreichen solche E-Mails Politiker und zivilgesellschaftliche Vertreter. Absender: ein selbsternanntes „Staatsstreichorchester“. Andere Schreiben sind von einer „Wehrmacht“ oder „Nationalsozialistische Offensive“ unterzeichnet. Nun traf es auch Mike Mohring.

Am Samstag erreichte den Thüringer CDU-Spitzenkandidaten eine Mail des „Staatsstreichorchesters“. Er solle bis Sonntag, 12 Uhr, mit einem Tweet seinen Wahlkampf einstellen, sonst werde man ihn „niederstechen“, mit einer Autobombe attackieren oder mit einem Attentat. Und Mohring reagierte. Er machte die Drohung öffentlich, in einem Video. „Wir dürfen keinen Platz lassen für Hass, für Gewalt, für Aggressionen, für Morddrohungen“, sagt er dort. Thüringen müsse hier zusammenstehen. „Die Zuversicht muss gewinnen.“

„Tretet denen entgegen!“

Seitdem erfährt Mohring eine Welle der Solidarität. Die Linken-Landeschefin Susanne Hennig-Wellsow erklärte dem CDU-Mann „an diesem Punkt unsere volle Unterstützung“. SPD-Spitzenkandidat Wolfgang Tiefensee sagte, man dürfe die Verrohung nicht hinnehmen. „Widersprecht, tretet denen entgegen!“ Und Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erklärte: „Demokraten stehen aktiv zusammen und lassen nicht zu, dass die Demokratie durch Einschüchterung zerstört wird.“

Da war es allerdings erst wenige Tage her, dass auch Ramelow selbst massiv bedroht wurde, ebenso Grünen-Chef Robert Habeck, gerade in Thüringen auf Wahlkampftour. Am Freitag hatte die Polizei deshalb zwei Männer durchsucht, bei einem Schusswaffen entdeckt. Zudem berichtete am Montag auch der Thüringer Grünen-Fraktionschef Dirk Adams, er habe eine rechte Morddrohung bekommen. Neu sei das nicht, hieß es aus seiner Partei. Einen ganzen Aktenordner füllten solche Zuschriften inzwischen. Die jetzige Mail habe Adams daher auch nicht ernst genommen.

Es geht nicht um mich, ich bin kein Einzelfall. Es geht um unsere Demokratie

Mike Mohring,

Die Bedrohungen sind inzwischen Alltag für Politiker und öffentlich Engagierte in diesem Land. Regelmäßig werden sie mit Hassbotschaften überzogen. Holger Münch, der Chef des Bundeskriminalamts, spricht von einem demokratiegefährdenden Ausmaß. Und nach dem Mord am Regierungspräsidenten Walter Lübcke in Hessen ist die Verunsicherung der Betroffenen noch größer: Nun ist wieder klar, wie schnell aus Worten auch Taten werden können.

Mohring will sich nicht einschüchtern lassen

Mike Mohring ist am Montag dennoch wieder im Wahlkampfeinsatz. „Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen“, sagt er der taz. Er habe die Bedrohung ganz bewusst öffentlich gemacht, als Zeichen. „Es geht nicht um mich, ich bin kein Einzelfall. Es geht um unsere Demokratie. Es dürfen nicht die gewinnen, die Hass schüren.“ Die breite Solidarität sei dabei „total wichtig“, so Mohring. „Die Betroffenen müssen wissen, dass sie nicht alleinstehen.“

Die Täter indes machen weiter – auch weil die Ermittlungsbehörden bisher kaum einen Weg finden, den Drohschreiben etwas entgegenzusetzen. Tatsächlich kommen sie von einer schier unüberschaubaren Zahl an Absendern. Manche schreiben unverhohlen unter Klarnamen, viele andere aber anonym, oder wie das „Staatsstreichorchester“ in verschlüsselten Mails aus dem Darknet. In einigen Fällen kamen Bombendrohungen an Rathäuser oder Gerichte dazu, in anderen sollten 100 Millionen Euro in Bitcoin erpresst werden. Dazu steigen Trittbrettfahrer mit ein. Auch nach der jetzigen Mail an Mohring tauchte eine zweite des „Staatsstreichorchesters“ auf, in der behauptet wird, man sei gar nicht der Absender gewesen.

Es ist ein irrer, undurchsichtiger Wust – in dem die Ermittler kaum Ansatzpunkte auf die tatsächlichen Verfasser finden. Im Fall der „Staatsstreichorchester“-Mails ermittelt inzwischen federführend die Generalstaatsanwaltschaft Berlin, auch das BKA ist dabei. Von mehreren hundert Mails allein in diesem Komplex spricht am Montag ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen seien „sehr aufwändig“. Indes: „Bisher ist es nicht gelungen, Tatverdächtige zu identifizieren.“

Ein Tatverdächtiger sitzt in Haft

In einem Fall indes hatte die Behörde Erfolg: Im April nahm sie einen 30-Jährigen aus Schleswig-Holstein fest, André M. Mehr als 90 Drohschreiben soll er verschickt haben, darunter einige als „Nationalsozialistische Offensive“. Der Mann war vielfach straffällig, saß bereits längere Zeit in Haft und in der Psychiatrie. Im Internet präsentierte er sich offen als Rechtsextremist. André M. entdeckten die Ermittler, nachdem dieser offen im Internet eine Youtuberin bedroht hatte – und diese Bedrohung in einem Hassschreiben aufgriff. Aber: Auch nach seiner Festnahme gingen die Drohmails weiter.

Ein anderer, seltener Erfolg gelang den Ermittlern vor anderthalb Wochen: In Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg wurden sieben Männer durchsucht. Sie sollen im Juli 23 Drohschreiben mit Bombendrohungen an Moscheen und Parteizentralen verschickt haben. Die Einrichtungen mussten damals geräumt werden. Unterzeichnet waren die Schreiben mit „Volksfront“ oder „Combat18“. Nach taz-Informationen rechnen die Ermittler die Durchsuchten tatsächlich dem deutschen Combat18-Netzwerk zu. Der Gruppe droht inzwischen ein Verbot.

An anderer Stelle aber geht der Hass weiter. Bis heute unaufgeklärt sind etwa die Drohschreiben an die NSU-Nebenklageanwältin Seda Basay-Yildiz, die mit Polizeidaten gespickt waren. Und auch die jüngsten Rechtsterrortaten sorgten für keine Pause, im Gegenteil. Nach dem Mord an Walter Lübcke schrieb das „Staatsstreichorchester“ auch Morddrohungen an die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und den Altenaer Stadtchef Andreas Hollstein – mit dem Verweis auf eine Spendensammlung im Darknet für ihre Erschießung. Beide Politiker wurden in der Vergangenheit bereits Opfer rechter Messerangriffe. Und auch sie erklärten: Sie würden nicht weichen. Das „Staatsstreichorchester“ wiederum verschickte nach dem Anschlag von Halle weitere Todesdrohungen: „Das Morden wird erst noch richtig losgehen.“

BKA baut Zentralstelle gegen Onlinehass auf

Beim BKA will man nun eine Zentralstelle gegen Hasskriminalität im Internet aufbauen, um so Verfasser von Gewaltdrohungen zu identifizieren. Noch aber müssen dafür das Personal und die Mittel bewilligt werden.

Im Fall Mohring ermittelt nun auch das LKA Thüringen. Man nehme „jede Drohung ernst“ und passe Schutzmaßnahmen an, heißt es dort. Der CDU-Mann wurde allerdings schon Ende September bedroht. Eine Postkarte verwies auf Lübcke, Mohring sei „die Nummer zwei, die demnächst einen Kopfschuss“ erhalte. Der Täter ist bisher nicht ermittelt.

Er ziehe den Wahlkampf durch, sagt Mohring am Montag. Aber auch: „Wir müssen aufeinander aufpassen.“

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30 Kommentare

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  • Es passiert leider etwas in diesem Land, das es bisher in diesem Ausmaß noch nicht gegeben hat. Viele Menschen stehen sich zunehmend als Gegner gegenüber. Dass man damit niemanden erreicht, wird nach und nach vielen Menschen klar. Aber wie kann man dieses Rad wieder zurück drehen? Ich war bei einer fff-Diskussion zugegen, wo Teilenhmer diskutierten, genau über diesen Punkt, dass sie alle, die skeptisch der Bewegung gegenübe seien, als Feinde angesehen werden, und dass das nicht der Weg sein kann, Menschen zu erreichen. Im Kleinen fängt es an, mit Verboten wird nicht viel zu erreichen sein. Aber wenn man Autoren solcher Hassmails habhaft wird, dann sollte gehandelt werden. Aber generelle Verbote? Wer will und kann sie durchsetzen...

  • Hier hört die Freiheit des internets auf! Solche mails sollte man bis zum Absender verfolgen können! Deshalb sollte man alle illegalen Knäle wie Thor etc. verbieten!

    • @Andrew Bear:

      Das sehe ich anders. Zum einen gibt es keine 100 prozentige Sicherheit. Zum anderen wird durch mehr Überwachung Freiheit stärker eingeschränkt.



      Es muss m.E. mehr gegen die Verbreitung von Faschismus, Rassismus, Nationalismus ... getan werden und die gesellschaftlichen Verhältnisse radikal hinterfragt werden. Gegen Faschismus hilft nicht mehr Überwachung - dann ist es bereits zu spät - sondern kurzfristig kontinuierliche Soziale Projekte & Jugendarbeit, Bildung usw.. Beendigung des Gegeneinanderausspielens, Abbau der sozialen Kälte und Ängste (Rücknahme von Prekarisierung) usw.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Das sehe ich ein wenig anders. Die Rechten fallen bisher immer unter dem Radar der Sicherheitsbehörden durch, der sich halt traditionsgemäß lieber um Linke kümmert.

        Wer Morddrohungen schreibt der sollte konequent verfolgt werden.

        • @6474 (Profil gelöscht):

          Was aber änderte vermehrte Überwachung an der von Ihnen angeführten Feststellung, dass "Rechte [...] bisher immer unter dem Radar der Sicherheitsbehörden durch[fallen]"?



          Übrigens gibt es ja leider schon die Vorratsdatenspeicherung. Also ich sehe es als problematisch an, den Staat mit noch mehr Macht auszustatten. Wo Macht ist, ist auch Machtmissbrauch bzw. wird Einsatz gegen missliebige Politik Realität. Dafür braucht es auch nicht erst eine AFD in den Regierungen...

      • @Uranus:

        Vielen Dank für diese Antwort!



        Meine erste Reaktion auf den Bärenkommentar war "Herrgott, ein Idiot! Da kann man nix mehr machen." Aber diese Arroganz ist falsch. Viel besser ist sich die Mühe zu machen zu widersprechen, differenzieren und vor allem aufzuklären. Danke dafür!

        • @Francois Bourgeois:

          Danke für Ihre Worte! :)

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Hier stimme ich Ihnen gerne zu.

        Überwachung oder gar Gewalt gegen Faschisten ist so, als wolle man den Teufel mit dem Belzebub austreiben. Ein wirksames Gegengift kann nur in konstruktiven Maßnahmen liegen, wie Sie einige genannt haben. Es ist ein absolut mühsames Geschäft.

        Ein anderes kenne ich nicht.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Mir geht es zum einen um Herrschaftsabbau und die ist meines Erachtens dringend von Nöten angesichts des zunehmenden Ausbaus des staatlichen Repressionsapparates. Die militante Seite einiger Antifaschist*innen, indem sie gegen Nazis vorgehen, steht für mich auf einem anderen Blatt. Akut erscheint mir sie notwendig. Ein Ersatz für konstruktive Maßnahmen, wie sie sie nennen, kann antifaschistische Militanz per Definition aber nicht sein.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Uranus:

            Diesen Weg der - wie Sie es nennen - "antifaschistischen Militanz" werde ich dann sicherlich nicht mitbestreiten.

            Sicherheitshalber versuche ich mal, eine eindeutige Definition zu finden. Aneinander vorbei zu schreiben wäre überflüssig.

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Naja, grob gesagt, geht das schon in die Richtung, die Sie offenbar ablehnen - Küsst die Faschisten ...

  • Ich mag mich irren, aber die seinerzeit (bis etwa 1992 war ich in Berlin) in den Strassen flanierenden Kontakt-Bereichs-Beamten (KOB) vermittelten einen das Gefühl von Sicherheit. Mehr von diesen, gerne auch zu zweit, aber nicht martialisch gekleidet würden die Strassen wieder sicherer machen. Es müssen nur genug sein.



    Auf dieselbe Weise durch das Internet flanierende iKOBs könnten, besser als dass jede KI kann, auch dort für Sicherheit sorgen.



    Nur, dass das auch Geld kostet, dass Olaf nicht herausrücken will...

    • @Wolfgang Peters:

      "Auf dieselbe Weise durch das Internet flanierende iKOBs könnten, besser als dass jede KI kann, auch dort für Sicherheit sorgen."

      Das ist vollkommen realitätsfern. Das funktioniert nur wenn man die Anonymität im Netz vollkommen auflöst und selbst denn ist es fragwürdig. Außerdem, gegeben dem hypothetischen Fakt, es wäre nicht anonym, wie soll es denn praktisch umgesetzt werden? Mit sowas wie einen "melden"-Knopf etwa? *hust*



      Ich fürchte sie sind da total auf das Cyber Cyber Gequatsche unser Universaldilettanten reingefallen.

      • @Reyde Lanada:

        Ganz so realitätsfern ist es nicht. Zumindest die Diskussion sollte geführt werden.

        In welchen Zusammenhängen und in welchem Maße soll es den Teilnehmenden an Online-Debatten - Teil des demokratischen Diskurses - erlaubt werden, sich anonym zu äußern? Kants transzendentale Formelndes öffentlichen Rechts liefert ein Argument gegen die Anonymität in der Politik: "Alle Maximen, die der Publizität bedürfen (um ihren Zweck nicht zu verfehlen), stimmen mit Recht und Politik vereinigt zusammen." (Kant, 1795) sowie seine alternative Formel: "Alle auf das Recht anderer Menschen bezogenen Handlungen, deren Maxime sich nicht mit der Publizität verträgt, sind Unrecht."

        Wenn man diese Lösug ablehnt, wofür es ja auch sinnvolle Argumente gibt, muss aber folgende Schritte unterstützen: Suchmaschinen müssen die Black-Hat-Stratgie bei rechtsextremistischen Websites/Inhalten anwenden. Online-Communities verpflichten, die Selbstrgulierung zu stärken - Durchsetzung der gleichen ethischen Regeln, die auch für Zeitung und Fernsehen gelten. Anpassung der Ausbildungssysteme (Netzwerkkompetenz!). Zivilgesellschaftliche Mobilisieug gegen rechtsextreme Propaganda im Netz, also Öffnung der Hallräume, indem man sich an deren Diskussionen beteiligt. Herstellung neuer Brücken zwischen Politik und soziale Medien, um Partizipation zu ermöglichen.

        Das ist natürlich nicht weniger kompliziert als eine Entanonymisiering von Teilen des Internet (z.B. Uploads - inkl. Kommentaren - nur unter Angabe einer Ausweisnummer möglich, die vorher behördlich bestätigt werden muss, o.ä.), würde aber auch die Ursachen bekämpfen.

        • @Devil's Advocate:

          Ich mag ihre Idee mit black-hat-strategie und stärkerer Selbstregulierung. Aber wie bekommen wir diese Ideen jetzt ins Kabinett? Sollte es da eine Petition oder ähnliches geben, her damit, ich unterstütze gerne.



          Und danke für den Hinweis auf die kant'schen Formeln, werde sie mir einprägen

  • Erschütternd, diese Verrohung. Steuern wir auf ein 4. Reich zu?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Katrina:

      Die alten Chinesen waren kluge Menschen. Einer von ihnen, Konfuzius, wird der Satz nachgesagt, es sei klüger, eine Kerze anzuzünden als über die Dunkelheit zu klagen.

      Wenn die Kerze erst mal brennt, kann im stillen Kämmerlein auch mal geklagt werden. Aber bitte erst dann.

    • @Katrina:

      Ganz so überzogen würde ich das nicht bezeichnen, aber eine neue rechtsextreme Terrororganisation erscheint wohl am Horizont. Traurig, dass Verfassungsschutz und Polizei nicht ausreichend vorbereitet sind. Unterfinanzieung und schlechte Planung (das Internet, insb. soziale Medien, gibt es nicht erst seit gestern) führten größtenteils dazu.

      • @Devil's Advocate:

        Am Horizont? Ernsthaft? NSU, Frohschreiben an Anwälte unterschrieben mit NSU 2.0 die sensibelsten private Informationen enthalten, mutmaßlich von einem Dienstcomputer. Politiker die auf täglicher Basis Morddrohungen erhalten, bis zum Mord an RP Lübcke. Das als "am Horizont" zu beschreiben, erscheint mit mehr als zynisch

        • @Reyde Lanada:

          Was sie beschrieben haben, kann (bis auf den NSU) nicht einer bestimmten Organisation zugeschrieben werden, sondern einer Ideologie, wobei selbst von dieser verschiedene Teilbereiche betroffen sind. Die Radikalisierung kann online erfolgen (siehe Breivik), ohne persönliche Kontakte. Die Gefahr durch Rechtsextremisten ist natürlich schon real, aber eine Organisaion, die die von ihnen genannten Taten bündelt, ist mir nicht namentlich bekannt.

          • @Devil's Advocate:

            Sorry für die späte Antwort. Ich tippe auf C18 bzw Blood and Honour. Beide höchst aktiv seit der 90er eine fest radikalisierende Institution im rechten Untergrund. Das wusste sogar schon ein Mann vom BfV zu berichten, der uns in der Schule besuchte. War 12004 HE, glaube ich. Da nannte er als fest verankerte Untergrundstrukturen eben diese, neben den Hammerskins

  • Zutiefst ekelhaft. Aber man wird das nicht in den Griff bekommen mit Hausdurchsuchungen und Festnahmen oder erhöhung des Strafmaßes.

    Der lange und sehr mühsame Weg wäre, diese Menschen wieder zufriedener zu machen. Natürlich nicht durch Erfüllung ihrer Forderungen, sondern im grossen Maßstab durch Verbesserung der Lebensbedingungen.

    Der kürzere Weg wäre vielleicht den Kommunikationsweg zu kappen, d.h. effiziente Filterung...die man auch Zensur und Totalüberwachung nennen könnte.

    Aber ohne die Ursachen anzugehen wird das langfristig nicht ohne Katastrophen abgehen, denn es wird immer genug Hirnlose geben, die ihre Gewaltfantasien dann auch umsetzen.

    Es ist doch irre, dass genau diese Leute vor einer Islamisierung und muslimischen Attentätern warnen, die dann letztlich selbst Terroristen werden und Verbrechen begehen. Da wird unendlich viel mehr Schaden angerichtet als durch die herbeigeredeten Gefahren.

  • An dieser Stelle ein Dank an alle demokratischen und standfesten Politiker/innen, die trotz Hass und Bedrohung weiter ihr Ding durchziehen und für unsere Demokratie eintreten.

  • Wer hat denn mit der Verunglimpfung des Bürgers begonnen?

    Wenn eine Renate Kühnast sich über Frauen, die twittern und vielleicht ein wenig wehleidig sind, sich lustig macht, wenn ein Wiefelspütz (SPD) Wähler beschimpft, die keinen Kratzfuß vor ihm machen, wenn Ein Minister Clement (Ex-Sozi) Bezieher von ALG II als Schmarotzer bezeichnet und fröhlich gegen sie in amtlichen Broschüren hetzt, was will man eigentlich erwarten?

    Der zauselige Herr Thierse (EsPeDe) erwartet Hochachtung und Respekt vom Bürger gegenüber dem hohen Amt des Politikers. Das ist ja wohl der Gipfel der Selbstherrlichkeit. So erhaben hat sich nicht einmal ein Erich Honecker gedünkt. Wenn die Bundes- und die Landesregierungen sich als den neuen Adel begreifen, das Volk als eine Kanaille ansehen, dann müssen sie sich nicht wundern, wenn die Untertanen wie ein toller Hund nach den Waden schnappen (Heinrich Heine).

    Diese Morddrohungen und tatsächlich ausgeübten Straftaten sind Verbechen. Sie sind aber nicht dem Bürgerzorn entsprungen, sondern sorgfältig geplant um dieses Regime weiter in den Polizeistaat zu führen. Nicht anders war die Strategie der RAF. Nach dieser kruden Logik sollen die Bürger durch staatliche Repressionen am Ende ihre Machtergreifung selbst durchführen. Das funktioniert bekanntlich nicht ohne den Willen des Kapitals und selbiges setzt im Moment noch auf die Kasperkoalition.

    Morddrohungen, Bombendrohungen und ähnliche Nötigungen hat es aber schon immer gegeben. Allein bei einem Gastvortrag von Rudi Dutschke im Audimax unserer Uni gab es in den Siebziger Jahren zu dieser Veranstaltung 35 Bombendrohungen.

    Denn gerade bei einem so stumpfen Volk wie den Deutschen, die Gehorsam, Muckertum und Denunziantentum mit der Muttermilch einsaugen, kommt eine solche Verrohung nicht von allein. Die Mandatsträger tragen ein erhebliches Maß an Schuld daran.

    • @achterhoeker:

      Nice - so viele Themen mit so wenig Zusammenhang. So viele Behauptungen mit so wenig Argumentation. Das ist Kunst! Vielleicht ein Medley - nur eben nicht hilfreich.

    • 6G
      65572 (Profil gelöscht)
      @achterhoeker:

      Eine schöne Mischung aus Verschwörungstheorie, Verunglimpfung und Rassismus. Da hilft auch die Erwähnung von Heine und Dutschke nichts.

      • @65572 (Profil gelöscht):

        Die Nazikeule vergessen...

  • Welche Mittel könnte es gegen "Hass" denn geben?



    Welche Mittel gegen "Gedanken"?



    Verbote?

    • @PoMes:

      Im Kampf gegen Hassbotschaften kommt man mit ausschließlich juristischen und polizeilichen Maßnahmen nicht weit.

      Die Fragen, die Sie stellen müssen:

      Wie überträgt man die demokratische Kultur, die Kultur eines vernünftigen und respektvollen Umgangs miteinander, welche im Laufe der Jahrzehnte nicht nur in den Printmedien, sondern auch im Fernsehen und Radio entwickelt wurde, in die digitale Welt? Was können Staat, Medienprofis und Zivilgesellschaft dafür tun?

      Mögliche Antworten finden Sie in einem meiner Kommentare weiter oben.

      • @Devil's Advocate:

        Also, die "Kultur eines vernünftigen und respektvollen Umgangs miteinander, welche im Laufe der Jahrzehnte nicht nur in den Printmedien, sondern auch im Fernsehen und Radio entwickelt wurde" basierte schlicht darauf, dass davon immer und überall die Einnahmen, Jobs und die Karrieren von Menschen abhingen. Sowas diszipliniert ungemein. Wenn man zu 99,99% überhaupt keine Konsequenzen zu befürchten hat und selbst wenn man erwischt wird, es nach drei Jahren nur ein Gerichtsurteil ohne konkrete Folgen gibt (weil bestenfalls eine Bewährungsstrafe), dann fehlt dieser moderierende Effekt nunmal völlig. Das kann man einfach nicht vergleichen.

        Ich weiß auch nicht, was man da tun kann. Das Internet völlig zu kontrollieren ist unmöglich und insgesamt noch nicht einmal wünschenswert.

        Was man tun könnte: Praktisch parallel ein zweites Netz aufbauen, ohne Anonymität, und für alle "offiziellen" Zwecke nur noch dieses nutzen, dann das "freie" Internet den Spinnern zur freien Verfügung überlassen. Das würde aber richtig Geld und Planung kosten, das wäre schwieriger zu bauen als ein Flughafen und selbst dafür reicht es ja nicht mehr in diesem jämmerlichen Land.

        Mehr als sich zu ereifern und wohlfeile Wort zu drechseln können wir da wohl nicht mehr erwarten.