Drogenboss „El Chapo“ und Sean Penn: Endstation Hollywoodsehnsucht
US-Schauspieler Sean Penn wollte das Leben von „El Chapo“ verfilmen. Ein Treffen der beiden wurde dem Drogenhändler zum Verhängnis.
BERLIN taz | Er wollte sein Leben verfilmt sehen, doch der Traum vom Filmhelden wurde Joaquín „El Chapo“ Guzmán zum Verhängnis: Ein Treffen des mexikanische Drogenboss mit dem US-Schauspieler und Regisseur Sean Penn sei Teil der Ermittlungen gewesen, die jetzt zur Verhaftung Guzmáns führten, erklärte die Generalstaatsanwältin Arely Gomez. Sie sei über das Treffen im Bundesstaat Sinaloa informiert gewesen.
Daran nahm neben dem Hollywoodstar auch dessen Kollegin Kate de Castillo teil. Die mexikanische Schauspielerin war zweifellos die beste Ansprechpartnerin, die sich El Chapo hatte suchen können: De Castillo spielt die Hauptrolle in der Telenovela „Die Königin des Pazifiks“, die das Leben einer erfolgreichen Drogenhändlerin erzählt. Die Königin und der Kaiser – so in etwa dürfte sich der weltweit meist gesuchte Kartellboss die Verfilmung seines Lebens vorgestellt haben.
Drei Frauen, zehn Kinder, zwei spektakuläre Fluchten aus dem Gefängnis – einen Vorgeschmack auf seine Story gab El Chapo in einem Interview mit Penn, das das US-Magazin Rolling Stone am Samstag veröffentlichte. Darin zeichnet der Sohn eines Orangenbauers das Bild, das ihn zum Mythos werden ließ.
Mit 15 Jahren sei er in das Drogengeschäft eingestiegen, weil es in Sinaloa keine Alternative gegeben habe: „Das einzige, was man in dieser Region tun kann, um zu überleben, ist Mohn oder Marihuana anzubauen.“ Davon lebt Guzmán mittlerweile nicht schlecht. Drei Milliarden US-Dollar soll er nach Schätzungen von US-Behörden sein Eigen nennen. „Ich liefere so viel Heroin, Amphetamin, Kokain und Marihuana wie niemand sonst in der Welt“, erzählte er Penn.
Das Interview musste der Schauspieler später aus der Ferne führen, denn nach seinem Stelldichein im Oktober war Guzmán ein erstes Mal von Soldaten enttarnt worden, konnte aber fliehen. Oscar-Preisträger Penn räumte ein, dass ihm die US-Antidrogenbehörde DEA auf der Spur gewesen sein könnte. Und Staatsanwältin Gomez sagte, für die jetzige Festnahme seien Treffen maßgeblich gewesen, an denen Guzmáns Anwälte, Filmdirektoren und Schauspieler beteiligt gewesen seien.
War also bereits das Filmprojekt eine Show, um den Mafia-Chef zu verhaften? Und welche Rolle übernahmen darin El Chapos Anwälte? Wer spielte hier eigentlich in welchem Film?
Leser*innenkommentare
Rainer B.
Immerhin kümmert sich der Mann intensiv um Kundenbindung. Solche Leute würde man sich hier als Bahnchef auch mal wünschen.
Wu
@Rainer B. Interessante Idee: und Schwarzfahren werden dann exekutiert und in Säure aufgelöst?
Rainer B.
@Wu Nee, die kommen gleich in den Aufsichtsrat!