Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Diese Woche geht es um die richtige Technik für den Groko-Kampf, Schnittchen im Sport und die Uniformen der Scharia-Polizisten.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Die TV-Einschaltquotenmessung ist Freitag bis Sonntag ausgesetzt wegen technischen Defektes.
Was wird besser in dieser?
Das Fernsehen.
Endlich! Union und SPD haben sich geeinigt: sie wollen eine neue Groko. Nun will Schulz eine Mini-Deutschlandtour machen, um seine Partei vom Eintritt in die Koalitionsgespräche zu überzeugen. Das schafft er doch mit links, oder?
Schulz wollte Kanzler werden, dann auf keinen Fall Merkel zur Kanzlerin machen und nun vielleicht stellvertretender Nebenkanzler unter Merkel werden. O. k., übersetzt: Er wollte einen Mercedes, und wenn keinen Mercedes, dann gar kein Auto. Und nun tuckert er mit einem gebrauchten Polo über die Dörfer, die Karre hat geile Zusatzscheinwerfer und ein tiefer gelegtes Sozialprogramm. Hessen und NRW schauen bang auf Wahlen voraus, Berlins Regierender Müller nörgelt und Sachsen-Anhalt hat schon dagegengestimmt – wie auch bundesweit die Jusos. Das Wort des Bundespräsidenten, wonach es jetzt Wichtigeres gebe als Personen und Parteien, mag oberflächlich als Groko-Plädoyer durchgehen. Auf den zweiten Blick: Eine Generation von Politikern hat nicht das Recht, die Arbeit vieler vorher und die Chancen vieler nach ihnen zu ruinieren.
Das vorläufige Groko-Sondierungspapier sieht zwar eine Senkung des Soli vor, aber keine Steuersenkung für die oberen zehn Prozent. Skandal für FDP-Wähler! Stürzt nun Christian Lindner, der Jamaika vorzeitig beendete, von der Spitze?
Der „atmende Deckel“ bei der Zuwanderung, das Reißen der Klimaziele, der Abbau des Soli – Seichtmatrose Lindner war ein Aufbaugegner für Merkel. Die amtierende Meisterin im Gesichtheben haut die Sozis mit ein paar rechten Geraden um, die sie in Jamaika trainiert hat. Entsprechend angezählt nuschelt Lindner, das seien „einige Punkte, die zumindest besser fürs Land sind“, und versucht vergessen zu machen, dass er ebendiese Punkte verhandelt hat. Der schämt sich für nichts, außer für seine Erfolge. Weder Union noch SPD wollen die Groko so dringend wie die FDP: die Koalition liefert FDP-Politik und die FDP kann drauf herumtrümmern.
Gabriel serviert dem türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu Tee, der nennt Merkel „die einzig echte Anführerin Europas“. Wie ist dieses Herumgeflirte zu deuten?
Als Nächstes kommt der Wunsch der Türkei, den EU-Beitritt zu forcieren. Erdoğan hat sein Regime gefestigt und kann loslegen.
Hundert prominente Französinnen, darunter die Schauspielerin Catherine Deneuve, haben in einem offenen Brief die #metoo-Debatte als „puritanische Säuberungswelle“ bezeichnet und sehen ihre sexuelle Freiheit in Gefahr. Gibt es so etwas wie Freiheit der sexuellen Belästigung?
Bundesliga-Schaltkonferenz vorgestern, ARD-Reporterin Julia Metzner berichtet vom Spiel Stuttgart – Berlin: „Ja, hier ist wieder Glanz in der Hütte, aber … das liegt an Mario Gomez, das ist wirklich ein hübscher Kerl … Gomez strahlte aus seinen blauen Augen, doch der Treffer war ein Eigentor des Gegners … Mario Gomez wischt sich den Schweiß von der Stirn, doch es ist kein gutes Spiel, da dürften nur die Herzen der Frauen im Stadion höher schlagen, wegen Mario Gomez.“ O. k., ich möchte ein n kaufen und lösen. Oder lesen Sie den Spaß halt selbst mit Mario-n und gucken Sie mal, wie das so kommt. Und klar brauche ich das als Fußball-Fan nicht. Und noch klarer muss man für das unbedingte Recht der Reporterin eintreten, Gomez ein Schnittchen zu finden. Isser auch. (Zitate nach dem Gedächtnis, ich fuhr Fahrrad mit dem BuLi-Radio im Ohr und wieder hat mir kein Schwein hinterhergepfiffen.)
Der Bundesgerichtshof hat den Freispruch der selbsternannten „Scharia-Polizisten“ aus Wuppertal wieder aufgehoben. Ein Sieg des Abendlands?
Die erste Instanz hatte „keine Einschüchterung“ erkannt und den Angeklagten zugutegehalten, von einem Uniformverbot nicht gewusst zu haben. Der BGH kennt das Uniformverbot und einschüchtert zurück. Die äußerste Grenze religiöser Behelligung in diesem säkularen Land ist Mit-dem-Wachtturm-vor-der-Sparkasse-Stehen und mich bitte in Ruhe lassen.
Und was machen die Borussen?
Stürmer Aubameyang empört sich über einen Kicker-Artikel, der sein bedingt teamdienliches Benehmen als „Affenzirkus“ rassistisch diskriminiert habe. Im fetten Vorspann des Artikels heißt es, man „halte Aubameyangs Leine für zu lang“. Hund oder Affe, da sollte sich der Kicker schon entscheiden.
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