Die Wahrheit: Der ultimative Terrortest
Bitte ausschneiden und an den Kühlschrank kleben. Acht Punkte, mit denen Sie beim nächsten Massaker klären können: War es nun Terror, oder nicht?
Immer wenn wieder jemand wild um sich schießt, sticht oder sprengt, steht sofort die bange Frage im Raum: Terror oder nicht? Wenn nicht: Achselzucken oder kurz mit dem Friseur kopfschüttelnd darüber sprechen. Wenn aber doch: Armes Deutschland, danke, Merkel! Dann glühen die Server bei Welt Online auf vor lauter Leserkommentaren, dann müssen umgehend Gesetze verschärft und muss AfD gewählt werden.
Damit man aber dergestalt adäquat reagieren kann, muss der Terrorstatus des jeweiligen Verbrechens erst einmal geklärt sein. Da kann es schnell Verwirrung geben. Messerattacke im Supermarkt, ein islamistischer Zausel sticht wahllos um sich, um Ungläubige zur Hölle zu jagen. Klare Sache: Terror. Schüsse in einer Disco wegen einer Familienangelegenheit – schwierig. Die Polizei weigert sich, von Terror zu sprechen, weil der Täter nicht die Ungläubigen, sondern die nervige Verwandtschaft zur Hölle schicken wollte. Das ist ein ziemlich bodenständiges Motiv, für das man in Deutschland traditionell ein großes Herz hat. Aber: Der Mann hat einen migrantischen Hintergrund, und die Schüsse hätten richtige Deutsche treffen können. Also doch Terror.
Man kann sich auf die offiziellen Einschätzungen also nicht verlassen. Deshalb hier der ultimative Terrorindikator, einfacher als jeder Schwangerschaftstest. Ausschneiden, an den Kühlschrank kleben und beim nächsten Massaker fix nachschauen:
1. Täter männlich, gläubig und muslimisch, Opfer weiß, Tatort „bei uns“ (Europa, USA): Terror.
2. Wie 1., aber Täter schert sich einen Dreck um irgendwelche muslimisch-religiösen Vorschriften, säuft, nimmt Drogen, ist kriminell, hat dennoch irgendwas mit diesem Islam zu tun (Tante zweiten Grades, Perserkatze, Schweinefleischallergie): Terror.
3. Wie 1. oder 2., aber Opfer Muslime: Kein Terror, sondern Streitigkeiten innerhalb der Community. Kann man nichts machen.
4. Wie 3., aber Tatort in irgendeinem islamischen Land: Folklore. Andere Länder, andere Sitten. Kann man erst recht nichts machen.
5. Täter weiß, nichtmuslimisch, männlich, Opfer wahllos: Kein Terror, sondern bedauerliche Tat eines psychisch Erkrankten. Auf keinen Fall ein Grund, irgendetwas zu unternehmen.
6. Wie 5., aber Opfer muslimisch oder sonst irgendwie fremd: kein Terror. Vielmehr ein gesellschaftlicher Weckruf, sich endlich der drängenden Probleme dieses Landes anzunehmen und mal über die Probleme der abgehängten und vergessenen, perspektivlosen deutschen Männer nachzudenken.
7. Wie 5., aber Täter weiblich: okay, rein hypothetisch. Aber falls doch mal: Das sind die Folgen dieses ganzen Gender-Mainstreamings! Das musste ja so kommen!
8. Täter weiß, links, gottlos, gemischtgeschlechtlich, Opfer Autos: schlimmer Linksterrorismus. Sofort Welt-Online-Kommentare schreiben, Gesetze verschärfen, AfD wählen. So kann das nicht mehr weitergehen.
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
Lowandorder
;))
You made my day.
No. & Regenterror! Anyway!
"Drubben - Vadder - Drubben!"
"Um Jotteswillen - Wo denn!"
"Dort. Am Fenster!
Räächendrubben!"
Nu. Ooch wieder wahr.
Newahr.
mowgli
@Lowandorder Ich fürchte, das ist für jüngere Semester, solche mit "Migrationshintergrund" bzw. ohne Dialekt ein sogenannter "Insider" und müsste übersetzt werden, damit ein Mitlachen möglich wird. Nicht für jeden unter uns sind "Drubben" gleichzeitig militärische Einheiten und ein Wetterphänomen. Aber: Stimmt schon, sehr lustig, dieser Werning-Text. :-))
Lowandorder
Newahr! & Eiverbibbschd!
Gänse villeisch ma weidermache!
No! Ä Dännschen blease =
Ein Tännchen - Bitte!
No."Dimmdorf middem harden D!"
Nu.Mit der Folie müßte es doch klappen!
Newahr!