Die Tücken der Energiewende: Erneuerbare allein bringen’s nicht
Ein grenzenloser Ausbau der Erneuerbaren dürfte an mineralischen Rohstoffen scheitern. Deshalb muss Energieeffizienz stärker in den Fokus rücken.

E s ist eine Datensammlung – und genau das soll der Global Energy Review auch sein. „Data always wins“, sagte zur Vorstellung des Reports der Chef der Internationalen Energieagentur. Die Daten gewinnen immer.
Wie es aber bei jeder Datensammlung so ist: Jeder, der sie liest, hat seine eigene Interpretation. Der eine sieht erfreut nur den weltweit fortschreitenden Boom der erneuerbaren Energien. Der andere nimmt bedrückt wahr, wie die Nutzung fossiler Energien trotz aller Debatten um den Klimaschutz weiter zunimmt.
Wer die Daten des neuen Reports alleine durch die Brille der deutschen Energiedebatte sieht (wo jede Nutzung von Strom heute positiv konnotiert ist), könnte gar geneigt sein, den weltweit steigenden Stromverbrauch positiv zu bewerten. Das Problem: Nur ganz am Rande steigt der Stromverbrauch, weil CO2-frei erzeugter Strom die Verbrennung fossiler Energien ersetzt. Tatsächlich steigt er vor allem durch zusätzlichen Energiebedarf. Für die KI zum Beispiel. Oder für die Klimatisierung.
Aus der aktuellen Datensammlung muss man wohl den Schluss ziehen, dass alleine mit dem Ausbau der Erneuerbaren die Energiewende nicht zu schaffen sein wird. Natürlich kann man – wie oft genug geschehen – durchrechnen, dass die Sonne rein physikalisch betrachtet genug Energie liefert, um eine schier grenzenlose Stromnachfrage der ganzen Welt zu befriedigen.
Dass diese Rechnung trotzdem nicht aufgehen kann, deutete IEA-Chef Fatih Birol in einigen Sätzen abseits der eigentlichen Energiekennzahlen an: Es würde dafür an den Rohstoffen fehlen. Kupfer, so merkte er an, werde schon um 2030 knapp werden. Kupfer jedoch ist – neben anderen Elementen, wie Lithium und Kobalt – ein wesentlicher Rohstoff der Energiewende.
Daher kann der wichtigste Schluss aus dem Global Energy Review nur dieser sein: An mehr Effizienz im Umgang mit Energie führt kein Weg vorbei, wie sehr man die Erneuerbaren auch voranbringt. Erst wenn sich diese Erkenntnis durchsetzt, haben die Daten wirklich gewonnen.
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