![eine Gruppe junger Menschen steht zusammen, zwei Frauen haben lockige Haare eine Gruppe junger Menschen steht zusammen, zwei Frauen haben lockige Haare](https://taz.de/picture/7537262/14/Linkspartei-1.jpeg)
Die Neuen in der Linkspartei: Jung, links und entschlossen
Täglich gewinnt die Linkspartei an Mitgliedern. Sie klingeln an Haustüren und kämpfen für soziale Gerechtigkeit. Wer sind die Neuen? Und warum treten sie gerade jetzt ein?
M it einem Satz springt Zada Salihovic in die Luft, reißt den Arm hoch und rupft einen Sticker ab, der an einem Vordach klebt. Sie zeigt ihn den anderen. Er ist blau, „Widerstand“ steht darauf. Alle nicken wissend, dass er aus dem Umfeld der AfD kommt.
Salihovic steht als Jugendkandidatin auf Listenplatz 4 der sächsischen Linken, dabei ist sie erst im Oktober 2023 neu eingetreten. Als die Partei diesen „gemischten Platz“ wählte, setzte sie sich gegen drei Männer durch. „Das ist selten“, sagt sie, „gemischte Plätze“ gingen meist an Männer. Bescheidenheit und Stolz kämpfen auf ihrem Gesicht. Ein rasanter Aufstieg. Was sehen die Leute in ihr? „Vielleicht, dass ich ehrlich bin?“, sagt sie vorsichtig.
Zusammen mit fünf Genoss*innen ist sie unterwegs nach Pirna-Copitz, einem Stadtteil der 40.000-Einwohner-Stadt im Osten Sachsens. Sie wollen an den Haustüren der dortigen Wohnblocks Wahlkampf machen. Über ihren Schultern hängen Jutebeutel mit der roten Aufschrift „Die Linke“. In die Partei sind im Freistaat seit November 2.000 Personen eingetreten, was bei 8.500 Mitgliedern insgesamt beachtlich ist. Bundesweit gab es seit Jahresbeginn über 23.500 Eintritte.
Doch was sind die Neumitglieder für Menschen? Was wollen sie bei der Linken? Der aktuelle Höhenflug der Partei – Vorhersagen sehen sie bei fünf bis sieben Prozent – wird oft mit dem Merz-Eklat und der Rede von Heidi Reichinnek im Bundestag erklärt. Aber ist das wirklich der Grund für den Zulauf? Welche Motive nennen die Neuen selbst? Und wie soll es nach dem Wahltag für sie weitergehen?
Mit fünf Genoss*innen ist sie unterwegs nach Pirna-Copitz
Zügig steigt Salihovic die Treppe zur Elbbrücke hinauf. Unten funkelt das Wasser in der Sonne, am Ostufer schmiegt sich das Schloss Sonnenstein in den Hang. „Eigentlich ist Pirna eine schöne Stadt“, sagt die 24-Jährige. „Wären da nur nicht bestimmte Menschen.“ Sie meint die Rechten, spricht es aber nicht aus, es ist sowieso klar. „Die sind aber die Minderheit.“
Im Schloss Pirna-Sonnenstein haben die Nazis zwischen 1940 und 1941 mindestens 13.000 Menschen ermordet. Heute sitzen darin 27 Politiker der AfD, die im dort tagenden Kreistag zweitstärkste Kraft ist. Sie stellt in Pirna zudem den ersten Oberbürgermeister Deutschlands und sahnte hier 2021 das Direktmandat für den Bundestag ab. Die Linke erzielte damals 9,3 Prozent.
Als Schülerin hat Salihovic Handball gespielt, politisiert wurde sie von ihrer großen Schwester, später arbeitete sie in der Pflege. Aber die Bedingungen waren miserabel, jetzt hat sie einen Job bei der Gewerkschaft. Welche, darf sie wegen ihres Wahlkampfs nicht sagen. „Betriebsvereinbarung.“ Salihovic, die Tochter eines Serben und einer Sächsin, ist sicher: „Dass so viele in die Linke eintreten, liegt auch daran, dass sie wissen: Hier kann man sofort aktiv werden.“
Das bestätigen ihre Mitstreiter*innen: drei Frauen, zwei Männer, einer trans. Damit repräsentiert die Gruppe die Geschlechter in der Gesamtpartei ganz gut: Unter den Neuen sind laut der Pressestelle viele queere Menschen, mehr als die Hälfte sei weiblich, der Frauenanteil liege nun bei 42 Prozent. Das entspricht dem der Grünen, wo die Neuen allerdings deutlich älter sind: Bei den neuen Linken beträgt das Durchschnittsalter 28,7 Jahre, bei den neuen Grünen 42,2 Jahre.
„Die Mieten. Da seid ihr von der Linken ja ganz vorne“
Von den Aktivist*innen in Pirna sind alle unter 30. Einige von ihnen gehen noch zur Schule oder machen eine Lehre. Eine setzt sich für eine Skatehalle im Nachbarort ein. Für sie sei die Linksjugend das Richtige, weil sie mit ihr dafür sorgen könne, dass es in der Gegend mehr Angebote für junge Menschen gibt. „Damit die eine gute Zeit haben, bevor sie weggehen.“ Denn früher oder später gingen alle von hier weg.
An den Wohnblocks in Copitz angekommen, teilt sich die Gruppe in Dreierteams auf. Die Straße ist menschenleer, nur ab und zu bringt einer Müll raus. Klingeln, warten, klingeln. Endlich, der Buzzer summt. Sie drücken die Tür auf, eilen die Treppen hoch, stellen sich vor und fragen: „Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was sich in der Politik ändern müsste, was wäre das?“
Eine Frau Mitte vierzig antwortet: „Dass die Parteien mehr zusammenarbeiten, statt nur nach Macht zu streben.“ Die 27-jährige Aileen Thonig hakt nach: „Also wünschen Sie sich mehr Miteinander?“ – „Ja, und dass man die Bevölkerung im Blick hat.“ Wieder greift die Aktivistin die Aussage der Frau auf, um dann die Frage zu stellen, die sie allen stellt: „Bei der Bevölkerung – dazu gehören Sie als Bürgerin ja – was sind denn die Hauptthemen, die Sie gerade umtreiben?“
Ohne nachzudenken, antwortet die Bürgerin: „Die Mieten. Da seid ihr von der Linken ja ganz vorne. Und die Rente, die Preise, ständig schließen hier Läden.“ Thonig stimmt ihr zu, wie schade das sei. „Dürfen wir Ihnen etwas zum Lesen dalassen?“ Die Frau nimmt einen Flyer – und presst leise hervor: „Im Wahl-o-Mat sind Sie bei mir ja an erster Stelle … Aber wenn ich Sie wähle, fürchte ich, dass die AfD hochkommt.“
Stimme verschenkt?
Falls die Linke den Einzug in den Bundestag nicht schaffe, sei ihre Stimme verschenkt, die Rechten erhielten noch mehr Sitze. Dann geht es kurz durcheinander. „Aber die aktuellen Umfragen …“, wirft eine ein. „Sie wollen also strategisch wählen?“, fragt gleichzeitig eine andere. Die Frauen bemerken das sofort und beißen sich auf die Zunge. Stille. Die Dame in der Haustür nimmt den Faden wieder auf. „Mein Problem ist wirklich: Wähle ich taktisch oder das, wo mein Herz hin geht?“
Thonig ist gerührt. Ob der Haustürwahlkampf ihr liegen würde, wusste sie vorher nicht so recht. „Ich bin die, die immer bei Demos spricht, das fällt mir leicht.“ Angst hätte sie aber keine gehabt. „Ich erwarte bei solchen Aktionen nichts, was ich nicht auch im Alltag andauernd erlebe“, sagt sie – und meint Rassismus. Ihr Vater ist Schwarz. Als Teenie habe sie sich im Auto immer geduckt, wenn jemand vorbeikam, den sie kannte. „Damit keiner checkt, dass ich zu ihm gehöre, ich wollte mir keine dummen Sprüche anhören.“ Später habe ihr das leidgetan, sagt sie. „Eines Tages habe ich mich dafür bei meinem Vater entschuldigt.“
Dann geht eine Tür im Erdgeschoss auf. Alle lachen. Denn man kennt sich. Hier wohnt Justin, ein 17-Jähriger in Jogginghose. Er geht mit Alex, einem Mann aus der Wahlkampfgruppe, zur Berufsschule. Wen er wählen würde, wenn er denn dürfte? „AfD“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Wieso? Er zögert lange. „Die sieht man halt am meisten … so in den Medien.“ Andere Gründe kann er nicht nennen. „Zum Glück ist der noch nicht wahlberechtigt“, raunt die eine der anderen beim Rausgehen zu.
Als die Aktivist*innen sich wieder vor dem Wohnblock sammeln, öffnet sich im dritten Stock ein Fenster: „Hört auf mit euern scheiß Prospekten“, brüllt eine ältere Frau. „Solchen Müll brauch’ ich nicht in meinem Briefkasten.“ Salihovic guckt geknickt. „Manchmal knallen die Leute die Tür auch sofort zu, reißen sie wieder auf, beleidigen uns als ‚Kommunistenpack!‘ und knallen sie wieder zu“, erzählt sie. Dann streicht sie sich eine ihrer blonden Locken aus dem Gesicht und hebt den Blick. „Aber es gibt keine erfolglosen Haustürgespräche. Auch wenn uns jemand nicht mag, haben wir gezeigt: Wir sind da.“
„Natürlich kommt uns der Merz-Eklat gerade zugute“
Ob die Linke am Sonntag genug Stimmen holen wird, sodass Salihovic in den Bundestag kommt, ist offen. Vorhersagen lässt sich das kaum, weil die Berechnung der Sitze komplex ist und die Anzahl, die letztlich verteilt wird, auch davon abhängt, wie viele Parteien überhaupt einziehen. „Ob ich reinkomm oder nicht, ich hab Blut geleckt, die Parteiarbeit macht echt Spaß“, sagt Salihovic auf Sächsisch. Nervt sie bei der Linken auch etwas? „Nee,“ antwortet Salihovic und betont, wie dankbar sie für alles sei, was ältere Genossen ihr schon beigebracht hätten. So habe einer, der seit Jahren das Gedenken an die NS-Verbrechen in Dresden organisiert, vorgeschlagen, dass sie das künftig übernimmt. „Er hat mir genau erklärt, worauf es ankommt.“
Kopfschüttelnd aus dem Parteibüro rausgegangen sei sie bisher nur einmal. „Da hatte ich mich erkundigt, wie ich noch unterstützen kann und ein Genosse sagte, ich solle flyern und plakatieren.“ Salihovic aber meinte die inhaltliche Arbeit. Die leistet sie in der Linksjugend längst, zum Beispiel in der AG Antifaschismus. Als nächstes will sie eine AG Gewerkschaft gründen, um Streiks zu unterstützen. „Ist alles schon fertig, muss nur noch auf die Website.“ Zu einer Strömung in der Partei gehöre sie nicht. „Aber wenn, dann am ehesten die Gewerkschaftslinken.“
Interessant ist auch, was hier nicht thematisiert wird: Außenpolitik. „Das spricht kaum jemand an“, sagt die Kandidatin. Fragt man sie nach ihrer Haltung zum Nahostkonflikt oder Waffenlieferungen an die Ukraine, sagt Salihovic: „Damit kenne ich mich nicht aus.“ Das sei in ihren Augen auch nicht nötig, schließlich gäbe es für alles in der Partei Fachleute.
Nach der Wahl will sie die Haustürgespräche definitiv fortsetzen. „Und wenn die Preise weiter so steigen, kochen wir eben einmal pro Woche KüfA, also Küche für alle. Da können die Leute kostenlos oder gegen Spende essen.“ Sie werde auf jeden Fall weitermachen. „Wir können ja auch hier vor Ort etwas machen“, verspricht sie beim Abschied.
Am nächsten Morgen, 500 Kilometer weiter westlich, zwängt Jule Sommer sich zwischen einen Vorratsschrank und einen Türrahmen, um niemandem im Weg zu stehen. So viele Leute sind zum Brunch für Neumitglieder in der „Linken Ecke“, dem Parteibüro in Offenbach am Main, gekommen.
Sommer sagt, sie habe es am Mittwoch des Merz-Eklats gepackt. „Noch in der S-Bahn habe ich den Mitgliedsantrag ausgefüllt“, erzählt die 32-Jährige mit den kurzen, aschblonden Haaren. Sie sagt zwar: „Das war eine Übersprungshandlung.“ Doch hört man ihr länger zu, klingt die Entscheidung wohlüberlegt.
![Portrait von Zada Salihovic Portrait von Zada Salihovic](https://taz.de/picture/7537262/14/Linkspartei-3.jpeg)
„Natürlich kommt uns der Merz-Eklat im Bundestag gerade zugute“, bestätigt eine Person aus der Parteispitze der taz hinter vorgehaltener Hand. Doch eine Vorhersage hatte die Linke schon einige Tage davor erstmals wieder bei fünf Prozent gesehen. Und Parteichefin Heidi Reichinnek war schon vor ihrer fulminanten Bundestagsrede beliebt auf Tiktok. Keine:r der vielen Neuen, die die taz für diese Recherche befragt, erwähnt Reichinnek auch nur.
Alle waren schon vorher politisch aktiv. Das legitimiert eine leise Hoffnung, dass die Eintrittswelle mehr als ein Strohfeuer sein könnte. Schafft die Partei es, die Neuen einzubinden und mit ihnen ihre internen Konflikte zu bearbeiten, könnte sie sich vom Wahlverein ostdeutscher Rentner, der zu werden sie zuletzt drohte, zu einer aktiven Mitgliederpartei mit rosiger Zukunft transformieren.
Sommer, die an der Universität Gießen arbeitet, beißt in ihr Börek, kaut, denkt nach und zitiert linke Theoretiker wie Theodor W. Adorno und Antonio Gramsci. Die Linkspartei sei ihr eigentlich zu sozialdemokratisch. „Im Herzen bin ich eine radikale Maus. Daran hat sich auch nichts geändert. Aber die Gesellschaft hat sich verändert“, erklärt sie.
„Geliebäugelt hatte ich mit einem Eintritt zum ersten Mal, als „Abschiebungen im großen Stil schon von Scholz angekündigt …“ – „So ein Opfer!“, wirft ein großer bärtiger Mann im Vorbeigehen seine Meinung über den Bundeskanzler ein, grinst und bahnt sich seinen Weg zum Buffet. Sommer muss lachen. „Ja, so kann man es auch sagen. Ich habe einfach eine Riesenwut auf SPD und Grüne, weil sie keine linke Politik machen.“
Der bärtige Mann, das ist Harun Malik. Er tritt vor die Tür, holt Luft. Auf dem Gehweg trifft er Janine Wissler, die hessische Spitzenkandidatin, die in der „Linken Ecke“ gerade eine Rede gehalten hat. Eigentlich ist sie schon auf dem Sprung zum nächsten Event, doch die beiden kommen über die Lage der Kurden ins Gespräch. Wissler engagiert sich seit Jahren für sie – etwa, indem sie unrechtmäßige Abschiebungen verhindert.
Malik ist 25, steht kurz vor seinem Examen für Lehramt Deutsch und Politik und will seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung sehen. Er kommt aus dem Offenbacher Stadtteil Lauterborn und ist fünf Tage vorher in die Linke eingetreten. „Ich habe eine sehr große Familie“, erzählt der Student. „Mein Opa war einer der ersten Gastarbeiter. Die haben alle immer SPD gewählt“, sagt er. Jetzt, „endlich“, habe er sie umgestimmt. „Weil SPD und Grüne Waffen an die Türkei liefern, die das Erdoğan-Regime gegen uns Kurden einsetzt, und weil sie von hier Kurden in die Türkei abschieben“, erklärt Malik.
„Wieso erst jetzt?“, wundert sich die Reporterin. Das tun SPD und Grüne doch schon seit Jahren. Im Ton eines Geständnisses ergänzt er: „Ja, das lag auch an Palästina.“ Er meint damit, dass die Linken einen Exportstopp für Waffen an Israel fordern. Gerade religiöse Kurd:innen verbindet oft eine besondere Solidarität mit Muslimen in Palästina. Malik, der auch auf Instagram viel Politisches postet, betont, er wolle – unabhängig von der Wahl – seinen Stadtteil organisieren. „Da wohnen viele Migranten, die Mieten steigen, es muss dringend etwas passieren.“
Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gilt traditionell als links
Drinnen im Parteibüro ist es inzwischen leerer geworden, Kinder toben, zwei Männer kochen Kaffee, andere machen sich fertig, um flyern zu gehen. Auch Jule Sommer ist noch da. Was die Zukunft der Partei betrifft, glaubt sie nicht, dass die alten Konflikte – wie über Waffenlieferungen an die Ukraine, die sie sehr befürwortet – aus der Partei verschwinden werden. „Aber sie werden jetzt anders geführt als mit narzisstischen Persönlichkeiten wie Sahra Wagenknecht“, hofft sie.
Zwei Wochen vorher, an einem Samstag in Berlin-Friedrichshain, steht Saadet Ekşi zur perfekten Zeit am perfekten Ort. Zusammen mit 15 Genoss*innen, davon mehr als zwei Drittel Frauen, hat die 27-Jährige einen Wahlkampfstand an der Warschauer Straße aufgebaut. Die Sonne scheint. Massen strömen vorbei. Sie kommen aus der S-Bahn, dem Shoppingcenter, dem Club oder dem Fußballstadion.
Ekşi ist im Dezember Mitglied geworden. Sie habe es einfach nicht mehr ausgehalten, platzt es aus der jungen Frau heraus. „Ich wollte was gegen den Rechtsruck tun. Ich habe selbst Migrationshintergrund und fand wichtig, gegen die Rechten, also auch die CDU, aktiv zu werden“, erklärt sie. Dann drückt sie der nächsten Passantin einen Flyer in die Hand. Die meisten reagieren höflich, viele nehmen einen mit. Andere halten nicht einmal an. Sie sagen bloß: „Ich wähle euch sowieso“.
Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gilt traditionell als links. Doch wer hier das Direktmandat erobert, bleibt spannend. Laut dem Prognose-Portal YouGov liegt Pascal Meiser von der Linken mit 20 Prozent knapp hinter der Grünen Kandidatin, der 22 Prozent vorhergesagt werden. Für die Deutsch-Türkin Ekşi kommen weder Grüne noch SPD infrage. „Über die habe ich mich zu oft geärgert, zum Beispiel über die Bezahlkarte für Geflüchtete. Die ist entmündigend.“
Wegen der Migrationspolitik wenden sich immer mehr Anhänger*innen und gar Mitglieder von Grünen und SPD neuerdings der Linken zu. Eine der ersten war die Sozialarbeiterin und Autorin Cansin Köktürk, die die Grünen verlassen hat und jetzt für die Linke antritt. Doch auch Linksradikale, für die die Partei immer ein rotes Tuch war, unterstützen die Linke jetzt. Zum Beispiel eine Aktivistin, die sich wegen Antisemitismus von ihrer alten Gruppe Migrantifa abgewandt hat, oder auch eine ehemalige Politikerin der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), der die Linke eigentlich nicht pazifistisch genug ist.
Ekşi begründet ihren Eintritt so: „Ich finde wichtig, dass im Bundestag eine starke Linke vertreten ist, die nicht „wie die anderen Parteien immer einknickt“. Sie ist Sozialarbeiterin in der Jugendhilfe und hat davor mit Menschen mit Behinderungen gearbeitet. Für diese fordert die Linke den Mindestlohn, wenn sie in Werkstätten arbeiten, was Ekşi begrüßt. „Die Linke ist die einzige Partei, die Politik für alle macht. Also auch für die Randgruppen.“ Dann ist die junge Frau nicht mehr zu verstehen.
Zwei Jungs mit roten Bäckchen und HSV-Trikots torkeln vorbei und grölen wie ein Stadiongesang: „Greeegor, Greeegor Gysi.“ Dann brechen sie in schallendes Gelächter aus – und versichern den verwirrt Guckenden, dass sie die Silberlocken lieben, „fast so sehr wie den HSV“. Bis alle Fans der Linken verstanden haben, dass diese auch neue Spieler*innen aufs Feld schickt, dürfte es wohl noch eine Weile dauern.
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