Deutscher Wetterdienst zieht Bilanz: Mal wieder viel zu heiß
Seit 27 Jahren sind die Sommer hierzulande zu warm, zeigen Messungen des Deutschen Wetterdienstes. Der nasse August sei aber gut für die Böden gewesen.
Während im Juni sehr viele Sonnenstunden und im Juli extreme Hitzepeaks gemessen wurden, habe das frühherbstliche Klima im August ungewöhnlich viel Regen mit sich gebracht. Somit sei dieser Sommer nicht nur der fünftwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, sondern auch zu nass gewesen, erklärte DWD-Sprecher Andreas Friedrich der taz. Die Ergebnisse basieren auf Daten von mehr als 2.000 Messstationen, die der Wetterdienst überall in Deutschland verteilt aufgestellt hat.
Die diesjährige Durchschnittstemperatur im Sommer betrug laut DWD 18,6 Grad Celsius. Das sei zwar 0,6 Grad kühler als vergangenes Jahr, überschreite aber dennoch den Wert der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990 um 2,3 Grad. Selbst im Vergleich zu den aktuelleren und wärmeren Vergleichsjahren von 1991 bis 2020 liege dieser Sommer noch 1,0 Grad über dem Mittel, so die Bilanz.
Neben der Hitze wurden in diesem Jahr auch starke Temperaturschwingungen gemessen. Besonders durchwachsen war der August. Dieser läutete anfangs schon fast das Ende des Sommers ein, zur Mitte des Monats nahmen plötzlich sowohl Temperaturen als auch Luftfeuchtigkeit tropische Ausmaße an. Aktuell, pünktlich zum meteorologischen Herbstbeginn am 1. September, kühlt sich das Wetter wieder ab.
Regendefizit noch immer nicht kompensiert
„Wechselhafte Sommer sind im Grunde nicht ungewöhnlich“, sagte Klimaexperte Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung der taz. „Es fällt nur dieses Jahr besonders auf, da wir in den letzten Jahren lange heiße Wetterperioden erlebt haben.“ Diese ließen sich wiederum auf den Klimawandel zurückführen.
Grundsätzlich sei dieser Sommer daher ein guter gewesen, so Hattermann. Denn es hat wieder mehr geregnet. Nach einem sehr trockenen Juni maß der DWD ab Ende Juli deutlich mehr Niederschläge. Mit 270 Litern Regen pro Quadratmeter war er fast doppelt so nass wie der vergangene Juli und übertrifft damit auch das Mittel der aktuellen Vergleichsperiode von 1991 bis 2020 um knapp ein Zehntel.
Der DWD beobachtete zwar „teils heftige Starkregen- und Hagelgewitter“, die hohen Niederschlagsmengen seien insgesamt jedoch sehr gut für die deutschen Böden gewesen, betonte Hattermann. Dennoch kompensierten sie lange nicht das Defizit, welches in den vergangenen fünf bis sechs Jahren durch die starke Trockenheit entstanden sei. „Bei wärmerem Wetter verdunstet das Wasser auch schneller“, so Hattermann. „Eigentlich müsste es jedes Jahr immer mehr regnen, um den steigenden Durst der Natur zu löschen.“
Trotz der vielen Niederschläge zählte der DWD auch in diesem Jahr wieder mehr Sonnenstunden. Auch wenn sich die Sonne mit 720 Stunden weniger gezeigt hat als im Sommer 2022, übertraf auch sie das Mittel der Referenzjahre von 1991 bis 2020 um knapp 10 Prozent. Für viele ist das vermutlich eine positive Beobachtung. Doch Hattermann warnt: „Mehr Sonne bedeutet auch mehr Strahlung. Diese führt wiederum zu mehr Verdunstung, womit der Durst der Landschaft weiter steigt.“
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