Der sonntaz-Streit: Sind Femen reaktionär?
Mit nackten Brüsten und flammenden Parolen machen die Feministinnen von Femen Politik. Aber an der Gruppe scheiden sich die Geister.
Mit Blumenkränzen im Haar, mit erhobenen Fäusten und Parolen auf nackter Brust, „Naked War“, „Mein Körper mein Recht“ - so sorgen Femen-Aktivistinnen seit ein paar Jahren immer wieder für Aufsehen. Wo Femen auftreten, sind stets auch die Fotografen. Die Medien gieren nach dem vermeintlich frischen Neo-Feminismus und hieven die jungen Frauen nur zu gerne ins Blatt. Stories über sie gab es von Emma bis Bild.
Die Aktivistinnen protestieren gegen Sextourismus, häusliche Gewalt und die NPD, kämpfen gegen Frauenbeschneidung, Kinderhandel und Leihmutterschaft. Aktionen richteten sich gegen Dominique Strauss-Kahn (es gab Vergewaltigungsvorwürfe), Silvio Berlusconi (wegen Förderung von Prostitution Minderjähriger verurteilt) und den despotisch regierenden Wladimir Putin. Zuletzt protestierten Femen spektakulär gegen Heidi Klums Topmodel-Show und die Pariser Fashion-Week.
2008 in Kiew gegründet, um gegen Sextourismus während der Fußball-WM zu protestieren, wuchsen Femen schnell zu einer international agierenden Protestbewegung an. Anfangs wurde den jungen Aktivistinnen auch viel Sympathie entgegengebracht. Mit der medialen Aufmerksamkeit mehrte sich aber auch Kritik an der Gruppe. Moderner Feminismus sagen die einen, Selbstinszenierung und PR-Show meinen hingegen die anderen.
Die Antworten auf den sonntaz-Streit lesen Sie am 5./6. Oktober 2013 in der taz.am wochenende. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz
Hinter den populistischen Aktionen stecke zu wenig Theoriearbeit, so der Hauptvorwurf. Auch das vermittelte Frauenbild von Femen ist umstritten. Die Gruppe arbeite mit demselben Schönheitsideal, das die Werbe- und Modeindustrie vermittle. Schön, schlank, makellos und nackt - kann das Feminismus sein?
Neo-feministisches Lehrstück?
Zu den alten Vorwürfen kam nun ein neuer: Der Femen-Dokumentarfilm „Die Ukraine ist kein Bordell“ der australischen Regisseurin Kitty Green zeigt, dass bis vor einem Jahr ein Mann hinter der Organisation stand. Er soll die Frauen kommandiert und ideologisch beherrscht haben.
Femen-Mitgründerin Inna Shevchenko bestätigte das in einer Stellungnahme im Guardian. Dass Femen unter die Kontrolle eines manipulierenden Machos gelangen konnten, will Shevchenko aber als Beispiel für die von Männern dominierte ukrainische Gesellschaft verstanden wissen. Von dem Mann habe man sich inzwischen getrennt und die Gruppe neu gegründet.
Das zeitweilige ideologische Scheitern von Femen als neo-feministisches Lehrstück, als Spiegel der Gesellschaft? Das sehen nicht alle so. Für viele ist die Glaubwürdigkeit dahin. Wie also umgehen mit dem Femen-Aktionismus? Bewirken nackte Brüste mehr als graue Theorie oder wird hier ein falsches Frauenbild transportiert? Ist das ein neuer Feminismus oder sind Femen reaktionär?
Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom 5./6. Oktober. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Oder schicken Sie uns bis Mittwoch, 2. Oktober, eine Mail an: streit@taz.de
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