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Der erste Rückblick auf 2020Us and them

Das Jahr geht langsam zu Ende. Zeit für eine entscheidende Frage: Sind Sie im Team „Macht und Geld“ oder im Team „Kunst und Liebe“?

Carola Rackete im Dannenröder Forst – im Kampf für eine bessere Welt Foto: Boris Roessler/dpa

S chon wieder ist die Vorweihnachtszeit da, auch dieses Jahr geht in die letzte Runde, ein Jahr wie keines vorher und doch auch so wie alle anderen. Im Frühjahr war die Sehnsucht spürbar, unter dem Eindruck der pandemischen Erschütterung, ich will nicht sagen: sein Leben in ganz großem Stil zu ändern, aber doch zumindest manche Dinge wirklich anders anzugehen. Nicht unter Zwang, freiwillig und selbstbestimmt. Aus dem Gefühl heraus, dass die Zeit dafür gekommen sei.

Was mich betrifft, so muss ich melden: Nix war’s. The same procedure as every year.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

„We were all going to change our lives“, heißt es in Jay McInerneys Boomer-Roman „Bright, Precious Days“ mit Bezug auf Nine Eleven, „and in the end we’re the same shallow, grasping hedonists we used to be.“ Selbst wenn man sich mit belastbaren Daten nicht für „grasping“, also raffgierig halten muss, so ergibt sich daraus im Einzelfall das reale Problem, wie man seinen Lebensstandard halten soll, wenn man nichts gerafft hat.

McInerneys Hauptfiguren Corrine und Russell haben die Leute in zwei Gruppen eingeteilt: Auf der einen Seite Macht und Geld, auf der anderen Kunst und Liebe. Während ihre Freunde umsichtig ihr Geld vermehrten, waren sie Kunst und Liebe, genauer gesagt Bücher und Weltrettungsnische.

Es ist der Kern dessen, was sie zu sein glauben und worauf sie stolz sind: Dass sie nicht Macht und nicht Geld sind. Aber nun sind sie in ihren Fünfzigern, können sich Manhattan nicht mehr leisten, und die Welt ist auch kein bisschen gerettet.

Was ich sagen will: Es gibt Gründe, warum wir unser Leben nicht ohne Zwang ändern. Weil wir es nicht können. Weil der Alltag stärker ist, näher ist, bequemer ist. Und es gibt Gründe, warum wir die Welt nicht retten: weil das ein maßloses Geschwätz ist, das zeigt, dass wir es nicht ernst meinen mit Veränderung. Und es gibt Gründe, sich zu fragen, was der grundsätzliche Fehler ist im Rechtfertigungsmanifest des eigenen Lebens. Wenn es einen gibt und wenn man Lust darauf hat und bereit dafür ist.

Mein Fehler war die Aufteilung der Welt in zwei Teams. Das eigene – und das gegnerische. Us and them. Der nächste Fehler war, auch noch daran zu arbeiten, dass das eigene Team aus viel weniger Leuten bestehen muss.

Aber der allergrößte Fehler war das, worauf wir immer so stolz waren in unserer Selbstbezogenheit, also „Macht und Geld“ dem anderen Team zuzuteilen. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass man nur zuschauen kann, wenn man den anderen Macht und Geld überlässt. Und vor allem: die Politik, also die Führung und Gestaltung des Gemeinsamen.

Mir tun meine armen Boomer-Ohren weh, wenn ich die Klimaaktivistin Carola Rackete von einem hessischen Baum herunter populistische Predigten halten höre, in denen der „Widerstand“ zur höchsten Tugend erklärt wird und sie die Leute aufteilt in die „Vernünftigsten von allen“, die die „Systeme zum Anhalten“ bringen – und die „Irra­tio­nalen“, also die bösen Eliten und die blöden anderen.

Diesen Hochsitz kann man selbstverständlich besetzen, ich saß selbst lange genug oben. Aber damit kann man weder die Mehrheitsgesellschaft gewinnen noch die Zukunft.

Wer sozialökologische Zukunftspolitik voranbringen will, der muss die „Us and them“- und Entweder-oder-Lager aufgeben, den Symbolpolitikfetischismus überwinden, und er muss die Illusion aufgeben, er sei im Widerstand, während er in Wahrheit nur seine Machtlosigkeit manifestiert. Wer Change will, muss Boomer und Junge Leute zusammenbringen und dazu die drei großen Changemaker nutzen: Geld, Macht, Politik.

Und er muss es lieben.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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10 Kommentare

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  • Zitat: „Wer Change will, muss Boomer und Junge Leute zusammenbringen und dazu die drei großen Changemaker nutzen: Geld, Macht, Politik.



    Und er muss es lieben.“

    Wer seine Macht liebt, der wird überhaupt nichts ändern. Der wird sie nämlich nicht freiwillig teilen, seine Macht. Schon gar nicht mit Leuten, die ihm darüber hinaus auch noch das Geld streitig machen und/oder eine andere Politik propagieren.

    Was Peter Unfried eigentlich sagen wollte, ist vielleicht das: Seid euch nicht zu fein, Leute. Seid bereit, euch die Hände dreckig zu machen. Aber mal ehrlich: Was an dieser Aufforderung sollte neu sein oder zukunftsfähig? Ich meine: Sind sie nicht alle genau so in die Politik gestartet, die Bütikofers dieses Landes? Und hat nicht das „System“ sie letztlich alle krumm gebogen um die diversen „Sachzwänge“ herum?

    Wer Geld, Macht und Politik heute noch mit dem Anglizismus Changemaker dekorieren zu müssen meint, um damit „Boomer und Junge Leute zusammenbringen“ zu können, hat ja vielleicht einfach den Absprung nicht geschafft. Damals in den 1990ern, meine ich, als der Neoliberalismus noch irgendwie State of the Art zu sein schien für die unter uns, die sich notorisch selbst überschätzen. Aber schon klar: Wer in einer guten alten Zeit seine besten Zeiten hatte, der kommt nur sehr schwer wieder davon los.

    • @mowgli:

      anschließe mich - Nú - Wer mit 18 schon sein eigener Großvater war - was willste von sojet anderes erwarten? & dazu noch ne große Tüte Gummibärchen & Luftblasen! Gellewelle.



      & Zack - issem - Alles im Lack •

      • @Lowandorder:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt an -

        “ MOWGLI: Klar wie immer durchdringt sie den Unfriedschen Novembernebel.“

        kurz - Es gibt noch Verläßlichkeiten - 🤫



        &



        anschließe mich - 🤣 -

        unterm—- fast - aber nur fast versucht -



        “…und aus den Wiesen steigen



        Die weißen Nebel wunderbar…“



        Gesprochen von Dieter Hildebrandt - 😂



        m.youtube.com/watch?v=dnqKwGetjz4



        Peterchens 🌑fahrt by MatthiasClaudius

  • Peter Unfried kritisiert die angebliche Entweder-Oder-Politik der "Kunst-und-Liebe"-Gruppe, wie er sie mit leiser Verachtung nennt, betreibt sie aber letztendlich selbst von der anderen Seite, indem er ganz auf "Macht und Geld" setzt. Da wünscht man sich doch ein bisschen hegelsche Dialektik. Denn wo wäre denn die Klimabewegung heute ohne die symbolischen "Kunst und Liebe"-Aktionen der streikenden Schüler und Baumbesetzer? Sie haben mehr Boomer und junge Leute zusammengebracht als alle Bütikofers dieser Welt zusammen und der Klimabewegung einen Rückenwind gegeben, der sie auf die Agenda der Weltpolitik gepusht hat. Macht und Geld alleine bringts halt auch nicht.

    • @Martin Grohmann:

      anschließe mich.

      Einfaltspinsel = Ausfallspinsel



      &



      Bütikofer? Ach du heiliger Strohsack!



      Den hab ich mir mal für ne gute ernüchternd viel zu lange Weile im Stadtgarten als Kiebitz zu Gemüte führen dürfen. Nich to glöben. Newahr.



      Duodezfürstengehampel vom Oberst - Oberfeinsten von dreist Hofhalten!



      Der schlägt - “Hallo ich bin’s der Jürgen! - Bitte Grüßen!“ Den ollen Marabu-Paddler Trittin- aber noch um mehrere unangenehme Längen! Normal.



      Manoman war mir schlecht - 🤮 - but -



      'Augen auf - dann siehste mehr'& durch!

  • Es muss also alles so flach und fad und beliebig sein, dass auch der letzte Hinterwäldler zustimmen kann.

    Und kann kommen wie Kai aus der Kiste:

    "Geld, Macht, Politik."

    Und maken den change. Stimmt das so ungefähr?

  • Ich sach's mal so: Vielleicht läuft's ja besser, wenn man mal Kunst und Geld sowie Macht und Liebe jeweils in ein Team nimmt.



    Die eine eine Frage hätte ich dann doch noch: Ist „Mehrheitsgesellschaft das Gegenteil von „Kommunismus“ - und falls Ja, warum denn eigentlich?

  • Chapeau. Helzrichen Gwücklunsch! - 🤯 -

    Liggers. Nicht unflotte Methoden - um von seinem



    Fjutscher2-Elaborat - abzulenken! Gellewelle&Wollnichwoll! - 😷 -



    taz.de/Zum-Bundesp...itag-2020/!172022/



    “ Zum Bundesparteitag 2020 : Können die Grünen Leadership?



    Wer eine autoritäre Wende verhindern will, muss liberaldemokratische Führung neu erfinden. Dafür wurden die Grünen aber nicht gegründet.



    Haben Baerbock und Habeck das geändert?“ Ach was! - 😎 -

    kurz - “Nur echt - a gähn & a gähn! ……… - 🥳 -



    Mit dem bekannten Gummibärchen-68er-Bashing!“ - Puh - 😂 -



    Schonn & Däh! Seine Perle (remember “Alter Blödmann“!;).



    Hat zwar - als Knecht🧑‍🎄 verkleidet - die dicke Rute schon parat! - 🤫 -



    Jedoch. Gut gemeint - das Gegenteil von Gut - Wird wieder nicht helfen!



    Denn wenn etwas mal nicht in dieser 🌍 - gelüngd! - 🧐 -



    Dann gelüngt‘s auch nicht in sei klaa schwatz-griins - in Schwäbisch Gmünd - 😱 -



    & Na typisch - 🧑‍🎄 -



    🌲 - “Ohwie lacht!“ - 🌲

    Ende des Vorstehenden

    • @Lowandorder:

      Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - zeitgleich -

      “This times they are chaining! - 😱 -



      Glückauf! Er ist wieder da: taz.de/Der-erste-R...auf-2020/!5727671/



      ".. die drei großen Changemaker nutzen: Geld, Macht, Politik." Eine Frage: Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Von denen, die diese drei "Chainmaker" ihr eigen nennen, gibt freiwillig keine:r was her.“

      kurz - “ Viele fragen, die nur einer hören will,



      der stören will - der stören will.…“



      Bitte Dege - laß gehn - Wölfe mitten im Mai -



      m.youtube.com/watch?v=cJ5ubXELKwM

      Na Mahlzeit

  • Ja.

    Und nein.

    Die auf dem Hochsitz sind die Speerspitze. Bloss weil unsereiner es nicht (oder es nicht oft genug) da hinaufschafft sollten Sie sie nicht als Populisten diskreditieren: damit begehen Sie genau denselben Fehler, den Sie anprangern. Us vs Them, nämlich.

    Im gegenteil. Denen auf dem Hochsitz gebührt unsere Hochachtung und Dankbarkeit.