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Denkmäler in den USARassisten werden vom Sockel gestürzt

Die Neonazi-Gewalt von Charlottesville hat Folgen: Im ganzen Land erhält eine Bewegung Auftrieb, die Sklaverei-Denkmäler nicht länger dulden will.

In Durham haben Antirassisten die Initiative ergriffen Foto: dpa

New York taz | Die Bürgermeisterin von Baltimore ging voraus. In einer Nacht- und Nebelaktion ließ die Demokratin Catherine Pugh in dieser Woche vier Denkmäler demontieren, die dort zu Ehren von Militärs der Konföderierten und ihren UnterstützerInnen standen. Sie begründete es mit der Sicherheit ihrer Stadt. Nach Charlottesville will sie keine gewaltbereiten Denkmalschützer anziehen.

Dutzende weitere Städte überall in den USA werden es ähnlich machen. Und manche – darunter New Orleans, New York und Los Angeles – haben damit bereits begonnen. In Baltimore denkt die Bürgermeisterin jetzt darüber nach, was sie mit den leeren Sockeln tun kann. Eine Idee ist es, an Ort und Stelle zu erklären, was dort war und warum es verschwunden ist.

In Charlottesville hatten in der vergangenen Woche Neonazis demonstriert, weil auch in dieser Stadt ein Denkmal vom Sockel gestoßen werden soll. Ihre Gewaltorgie und die fehlende Distanz von US-Präsident gegenüber den Rechtsradikalen hat der Bewegung der Denkmalstürmer neuen Auftrieb gegeben. Es geht dabei um die amerikanische Geschichte und ihre Interpretation.

Der US-Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 hatte rund eine Viertelmillion Menschenleben gekostet. Baltimore stand offiziell auf der Seite der Union, jener Seite, die die Sklaverei abschaffen wollte und die gegen die Konföderiertenarmee aus den Südstaaten kämpfte. Doch auch in Baltimore – heute eine mehrheitlich schwarze Stadt – gab es Sklaverei, und auch aus Baltimore kamen Soldaten, die auf der Seite der Konföderiertenarmee kämpfen.

Eines der Denkmäler, das in Baltimore abmontiert wurde, ist eine doppelte Reiterstatue für zwei Könföderiertengeneräle: Robert E. Lee und Thomas Jonathan „Stonewall“ Jackson. Lee war selbst Sklavenbesitzer und hatte unter „seinen“ Sklaven den Ruf, einer der brutalsten Weißen überhaupt zu sein.

Die meisten Denkmäler stammen aus den Jahrzehnten nach dem Bürgerkrieg

Die meisten Denkmäler stammen aus den Jahrzehnten nach dem Bürgerkrieg. In jenen Jahrzehnten, nach der Abschaffung der Sklaverei, siegten erneut die Rassisten. Sie schufen das Jim Crow genannte System von der „weißen Vorherrschaft“ (White Supremacy), in dem schwarze Menschen nur BürgerInnen zweiter Klasse waren. Wann immer in jenen Jahrzehnten AfroamerikanerInnen aufbegehrten, entstanden neben neuen rassistischen Gesetzen auch entsprechende Denkmäler.

Die Statuen für Lee, die zwischen dem späten 19. Jahrhundert und dem Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, waren vor allem Signale an eine selbstbewusster werdende afroamerikanische Bevölkerung. Besonders viele solcher Denkmäler entstanden nach den beiden Weltkriegen. Damals kamen afroamerikanische Soldaten, die in Übersee für die Freiheit gekämpft hatten, nach Hause zurück und wollten nun sich selbst befreien. Die Denkmäler wiesen sie in ihre Grenzen.

Der Denkmalsturm, der jetzt durch die USA geht, hat an den unwahrscheinlichen Orten begonnen. New Orleans, einer der berüchtigsten Sklavenmärkte vor 1865, riss seine Konföderiertendenkmäler schon im April dieses Jahres ab. In Durham, North Carolina, wo die Behörden noch nicht zu einem Beschluss gekommen sind, haben Antirassisten die Initiative ergriffen. Die junge Frau, die am Montag auf das Denkmal für den konföderierten Soldaten kletterte, sitzt jetzt im Gefängnis. Am Donnerstag standen Aktivisten Schlange vor dem Gefängnistor, um sich ihrerseits einzubuchten.

Und Donald Trump? Der meldete sich am Donnerstag per Twitter: „Das Schöne, das aus unseren Städten und Parkanlagen entfernt wird, wird schmerzlich vermisst und niemals vergleichbar ersetzt werden können.“

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47 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Die Doppelmoal in Deutschland ist doch recht interessant. Wenn Polen die sowjetischen Kriegsdenkmäler der kommunistischen Terrordiktatur entfernen will ist die Kritik aus Deutschland groß. Wenn in den USA die Südstaatendenkmäler abgebaut werden wird applaudiert.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Dies Initative ist vielleicht gut gemeint aber nur kosmetischer Natur. Die Statuen abzuschaffen wird vielleicht nur unangenehme Erinnerungen tilgen, nicht aber der instiutionelle Rassismus in der US-Diktatur gegenüber Schwarze und Indianer die beide nachwievor Bürger zweiter Klasse sind.

  • 62% der Amerikaner sind der Meinung, dass die Statuen der Konföderierten bleiben sollten. V.a. als Erinnerung an die schmerzhafte Periode der US-Geschichte. Nur 27% sind für deren entfernen.

    http://www.pbs.org/newshour/rundown/new-poll-majority-americans-unhappy-trumps-response-charlottesville/

     

    Kommt von PBS - kaum ein Hort der rechten Gesinnung.

    • @agerwiese:

      Und so wird sich das auch regeln.

      Aus dem Artikel geht ja hervor, dass offenbar die Gemeinden in den USA dafür zuständig sind.

      Ich denke, aus Städten, wo eine starke antirassistische Bevölkerungsschucht besteht wie z.B. das oben erwähnte Baltimore, werden die Dinger entfernt und in vielen Orten werden die bleiben.

       

      Ist ja nun wirklich kein Grund, ein bundesweites Gesetz dazu zu erlassen.

      • @Age Krüger:

        Das wird auch nicht möglich sein. Die Zentralregierung hat in den USA innenpolitisch verhältnismäßig wenig Befugnisse.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Hier stellt sich die grundsätzliche Frage nach dem angemessenen Umgang mit den Zeugnissen der Geschichte. Ausradieren, wenn der Geschichtsabschnitt verurteilenswert ist? Erhalten? Ein Mahnmal daraus machen? Ein Hitlerstatue würde man entfernen. Ausschwitz erhält man. Es ist wohl immer eine Abwägungssache im Einzelfall. Durch das Ausradieren radiert man allerdings keine unliebsamen Meinungen und Haltungen in den Köpfen aus.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @80576 (Profil gelöscht):

      ..."angemessener Umgang mit den Zeugnissen der Geschichte"? Vielleicht für jede einzelne Statue ein großes, sehr großes Schild, mit der Aufschrift 'Dieser Mensch war ein Rassist, befürwortete die Sklavenhaltung und verdient es somit für immer aus der Gesellschaft der Menschen ausgeschlossen zu werden', oder so ähnlich.

  • Viele Menschen im Süden der USA werden noch durch den Topos des "Lost Case" geprägt. Diese revisionistische Sicht der Geschichte wird zwar nicht mehr an den Schulen gelehrt, aber ist durchaus im Bewusstsein vieler Weißer verankert. Die Illussion der "Gentlemen-Soldiers" die nur durch Verrat und rohe Übermacht geschlagen werden konnten wird gepflegt - letztendlich auch aus einer Trotzreaktion gegenüber den liberalen Yankees.

    • @Frank Stippel:

      "Lost Cause"

      • @agerwiese:

        Danke, natürlich - ich habe wohl zu viel Grisham gelesen ;)

  • WAs regt sich Trump so auf? Ist doch jetzt Platz für seine Büste überall! Da freue ich mich jetzt schon drauf, und was daraus gemacht wird, bei Nacht und Nebel.

  • Liebe Hobbyhistoriker: Wäre das OK, wenn in deutschland noch Hitlerstatuen und büsten überall herumständen, so wegen der historischen Erinnerung? Aber hallo! Man sollte zumindestens mal festhalten, dass es sich hier um Denkmäler von Hochverrätern handelt, die einen Bürgerkrieg angezettelt und geführt haben, um die Institution der Sklaverei vor möglichem bundesstaatlichen Zugriff zu schützen. Das die Gedenkkulktur der Südstaaten überhaupt tolerabel war ist allerdings dem gesamtrassistischen Konsens zu verdanken, nach dem die weiße Versöhnung zwischen Nord und Süd wichtiger war als die neuen Bürgerrechte von Schwarzen zu schützen. Sonst wären Alabama, Mississippi etc. wohl noch heute von Bundestruppen besetzt...

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @hessebub:

      Man muss doch nicht gleich wieder den Hitler auskramen. Es gibt genug Straßen, die nach zwielichtigen Politikern, Militärs oder Poeten genannt sind und sicher auch genug hirnrissige Denkmäler, z.B. die "Wacht am Rhein", die auch m.W. bisher niemand abräumen will, ganz zu schweigen von den vielen Kriegsgräberdenkmalen mit ihren unsäglichen Aufschriften-

       

      Bei einem Denkmal soll man denken, gedenken. Wer sagt, dass das im Sinn des Erfinders desselben sein muss? Ich meine, man tut der Geschichte nichts Gutes, wenn man das Schlechte aus ihr tilgen will.

  • Das waren nicht "Antirassisten die die Initiative ergriffen haben", das waren einfach Vandalen die ein Denkmal zerstört haben. Es gab nie nur eine Geschichte, eine demokratische Gesellschaft muss das tolerieren. Ansonsten könnten wir 3/4 aller historischen Gebaüde und Denkmäler abreissen, nur weil sie nicht im Lichte des heutigen Zeitgeistes erbaut wurden. Ein völlig fehlgeleiteter Artikel.

    • @Lutz Maximilian:

      Ubd wie sollen wir uns jetzt dagegen wehren, dass der "Palast der Republik" abgerissen worden ist?

       

      Sollen wir ihn anstelle eines Pseudo-Schlosses wieder aufbauen?

    • @Lutz Maximilian:

      dann koennen wir jetzt in allen deutschen staedten aber auch endlich statuen von hitler, rommel und goebbels aufstellen, nur so um der historie willen natuerlich.

      • @the real günni:

        aber aufstellen ist schon noch was anderes als auslöschen..

      • @the real günni:

        Das wäre ja in etwa so pervers, wie ein Denkmal für die rote Armee in Berlin... oh Moment mal..

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @Lutz Maximilian:

          Die rote Armee hat doch Deutschland von Adolf Hitler befreit. Eine Statue eines Siegers. Warum in den USA Statuten von Verlieren, Sklavenhaltern, Rassisten und Verrätern aufgestellt wurden und bisher geduldet wurden, ist wahrlich etwas sehr verwunderlich.

  • Schlösser schleifen, Bilder stürmen, Denkmäler stürzen, Bücher verbrennen, Wörter aus dem Sprachschatz löschen, Straßen umbenennen - das ist so ungeschichtlich, gegenfreiheitlich, so Kopf-in-den-Sand-stecken und nicht wissen wollen, nicht wahrhaben wollen was doch die Wahrheit der Geschichte bleibt, so taliban. Stellt den Denkmälern ein Manneken-Piss gegenüber, setzt ihnen lustige Hütchen auf oder entfernt ihnen die Kleider - aber abreißen um die und sei sie noch so schmerzhafte Erinnerung auszulöschen? Verdrängung funzt nicht. Um aus der Geschichte für die Zukunft lernen zu können, um mich an ihr abarbeiten zu können, muss sie erhalten werden und gegenwärtig bleiben, und nicht Großer-Bruder-mäßig ständig neu geschrieben.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Andreas Richert:

      Schön geschrieben und genau das, was ich zum Thema denke!

      • @849 (Profil gelöscht):

        Richtig

         

        Chemnitz muss wieder Karl-Marx-Stadt heißen, wie früher.

        • @Age Krüger:

          wenn schon, dann mit drei "O": Gorl-Morks-Schtodt.

  • Was ist mit Washington? Der hatte auch Sklaven.

     

    Und die ägyptischen Pyramiden?

    Von Sklaven gebaut. Weg damit.

    • @Frank Erlangen:

      Ein bisserl arg spontan, Ihre Wortmeldung, gell.

      Zeit lassen, nachdenken...

  • Natürlich gibt es hierzulande den Denkmalschutz, aber ich habe noch nie verstanden warum es immer noch Denkmäler "für die gefallenen Soldaten" der Weltkriege gibt (m.M.n. keine Mahnmale, da stehen irgendwelche Steindeppen mit Gewehr und wahlweise Pickelhaube oder Wehrmachtshelm rum...). Diese werden regelmäßig von (Neo)Nazis für Saufgelage genutzt, warum kann man so einen Dreck nicht auch mal wegmeißeln oder durch richtige Mahnmale ersetzen?

    • @Tralala:

      Richtig.

       

      Man kann allen im Krieg getöteten gedenken, aber wieso Soldaten da extra eine Ehrung brauchen, ist völlig unverständlich. Und dabei sind natürlich auch die Namen der verstorbenen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangener anderer Nationen zu erwähnen, die an dem betreffenden Ort starben.

      • @Age Krüger:

        ein Bekannter hat mir von einem Ort irgendwo im Nordwesten berichtet (leider keine Ahnung welcher), in dem das örtliche Kriegerdenkmal in gleicher Art erweitert wurde um die im Kriege umgekommenen Zivilisten - unter besonderer Hervorhebung der jüdischen Mitbürger, welche die Kriegszeiten nicht überlebt haben - ein Beispiel, das leider wenig Chancen hat, Schule zu machen.

  • Gut, dass mal darauf hingewiesen wurde, dass Denkmale von Südstaatengenerälen keine Seltenheit sind. Sie gehören zum Alltag in den USA. Im Süden hat nie eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte stattgefunden. Im Gegenteil. Die Legende vom "Grand old South" wurde aus allen Rohren befeuert und die ganze Nation hat mitgemacht. Man denke nur an Machwerke wie "Vom Winde verweht" in denen dreist die Täter - Opfer Rolle umgedreht wurde.

     

    Die USA haben ein massives Problem, dass nicht durch den Sturz von ein paar Denkmalen zu lösen ist. Und es ist viel älter als T.

     

    Und wir sollten ehrlich sein. Auch bei uns wird leichtfertig mit den Symbolen der Sklavenhalterstaaten umgegangen. Wen stört schon die Südstaatenfahne auf Countryfesten?

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Bei den Gründervätern waren auch noch jede Menge Sklavenhalter dabei.

    Jefferson als Serien-Vergewaltiger hatte 5 uneheliche (Sklaven-)Kinder mit der unehelichen (Sklaven-)Tochter seines Schwiegervaters.

    Erschütternd ist "Jeffersons kalte Rechnung von 1792, wonach jedes neugeborene «Negerkind» einem Profit von 4 Prozent per annum gleichkomme. Auf die Nagelherstellung war er besonders stolz, in der «meine Negerjungen genug für den Unterhalt meiner Familie anschaffen»." https://www.nzz.ch/feuilleton/die-im-dunklen-sah-man-nicht-1.18323287

     

    Da gibt es noch jede Menge zu tun!

    Bei aller Liebe zur Geschichte und Kultur der Menschheit, beileibe nicht alles muss erhalten werden, nur weil es alt ist. Es ist ja auch gut so, dass nicht mehr überall im Osten die Lenin-Köpfe rumstehen, auch wenn nicht alle dieser Zeitzeugen verschwinden sollten.

  • Na da sollten sich diese Bilderstürzler mal dran machen die Standmale einiger US Präsidenten zu stürzen. Einige waren Sklavenhalter und fanden nichts dabei.

    Es wäre auch interessant darüber nachzudenken die Standmale Mahatma Gandhis zu zerstören. Entgegen allem was uns so erzählt wird war auch dieser Rassist. Alles unter Inder war für ihn nicht gleichwertig Mensch. Afrikaner schon gar nicht.

    Wer nachforscht wird noch einige Vorbilder heutiger Gutmeinender finden auf die der Begriff Rassist gut passen würde.

    Statt die Menschen in ihrer Zeit lebend zu sehen wird heute über früher mal gesellschaftliche Normales hyperventiliert.

  • Soweit ich in Erfahrung brachte, hat Robert E. Lee die Sklaven von seinem Schwiegervater geerbt. Mit der Auflage, diese nach 5 Jahren zu entlassen - als Freie- was er auch tat. In einem Brief an seine Frau, äußerte er sich dahingehend, dass das Leben der Schwarzen , in Amerika doch besser sei, als im afrikanischen Busch, wo Afrikaner nichts lernen könnten. So Gott wolle, würde er den Schwarzen auch irgendwann die Freiheit geben. Aus heutiger Sicht klingt das - mit Recht- verrückt. Damals eine Standartmeinung. Auch den Unionlern - und Lee war ja vor seiner Konföderiertenzeit Unionsmilitär-, ging es nicht wirklich um die Aufwertung der Schwarzen, schließlich mussten Schwarze in der Regel auch zu Zeiten Adolf Hitlers, und als die großen Befreier gegen Nazis kämpften - wo doch heute jeder Journalist mit breitem Grinsen vor "The White House" , " ich berichte vor dem Weißen Haus, hey, ich bin in Amerika, ein echter Berliner", berichtet- auf anderen Bänken sitzen als Weiße, im Bus nur hinten sitzen, selbst an anderen Wasserspendern trinken als als Weiße. Amerika war damals also ein Faschistenstaat, mindestens Apartheidsstaat. Der Kampf gegen Sklaverei, eher heutige Propaganda. Leuten wie Lee ging es wohl mehr darum, seine Heimat Virginia zu verteidigen. Sei es drum: Journalisten "ich stehe vor dem Weißen Haus, ich hab's als Journalist_in geschafft, bin Mannfrau von Welt", grins, geht's um die Propaganda. Vielleicht gibt's auch revolutionäre Umtriebe in den USA, Bürgerkrieg usw. Man kann da Linke nur unterstützen. Vielleicht wird Amerika ein normales Land. Trump sei Dank, oder? Sonst rutschen doch alle auf der Schleimspur aus...

  • General William T. Sherman war mit seinem March to the Sea durch Georgia quasi der Erfinder des totalen Krieges. Krieges gegen Zivilisten und gegen die Infrastruktur.

    https://www.washingtonpost.com/lifestyle/style/shermans-march-to-the-sea-a-military-triumph-left-a-bitter-legacy/2014/09/11/9f3f7826-3391-11e4-a723-fa3895a25d02_story.html?utm_term=.74b60bf3746b

     

    Er hat immer noch paar riesige Statuen in den USA stehen:

    https://en.wikipedia.org/wiki/General_William_Tecumseh_Sherman_Monument#/media/File:General_Sherman_Memorial.jpg

    http://4.bp.blogspot.com/_n1GWRaaYvUQ/TFnBSTDXoDI/AAAAAAAAACs/1BHANeYDQn4/s1600/ShermanMonument.jpg

     

    Frau Hahn hat vom US-Bürgerkrieg nicht viel verstanden, wenn sie jede umgestürzte Statue beklatscht.

    • @agerwiese:

      "Frau Hahn hat vom US-Bürgerkrieg nicht viel verstanden"

       

      Sie aber auch nicht.

    • @agerwiese:

      Sehr richtig. Aber der Echauffierungsreflex bleibt eben hier nicht aus.

      Ausserdem sehe ich den Rassismus der Weissen gegenüber den Schwarzen in den USA (es gibt R. von jeder Ethnie gegenüber jeder anderen Ethnie) nicht als Motiv für die Sklaverei. Es ging bei der Versklavung um eine dominante Gesellschaft gegenüber einer schwächeren und billigerem. Sklaverei hat immer nur nach diesem Prinzip funktioniert. Rednecks aus der verwahrlosten Landbevölkerung N/W-lich des Commonweatlth waren ebenso beliebte Leibeigene.

      Gleiches Prinzip bei Stämmen des Amazonas, den Ägyptern, den Arabern/S(k)laven, den Türken/Bulgaren,…

      Thomas Sowell hat dazu ein gutes Buch geschrieben. Auch sollte man sich Booker T. Washington zu Gemüte führen. R.E. Lee ist differenzierter zu bewerten, als es viele hier und seitens der Journalisten tun. Dem kategor. Opfer-Täter-Dualismus zuliebe, kartografiert man eben etwas grober… Schade.

      "Slavery was not born of racism; rather, racism was the consequence of slavery." Eric Williams

    • @agerwiese:

      Schöne Südstaatenpropaganda.

       

      Lassen wir doch Sherman selbst antworten (Antwort auf Beschuldigungen von General Johnston im Atlantafeldzug):

       

      „Doch diese Maßregel ist nicht ohne Vorgänger; weise und zweckmäßig hat General Johnston angeordnet, dass alle Familien südlich von Dalton die Orte an der Kriegsstraße räumen sollten und es gibt keinen Grund, Atlanta davon auszunehmen. Sie selbst haben die Häuser längs und außerhalb der Verschanzungen verbrannt und ich habe noch heute 50 zerstörte, von ihren Bewohnern verlassene Häuser gesehen, die Ihren Forts und den Bewegungen der Truppen im Wege lagen…

      Ich sage, es ist eine Wohltat, Weiber und Kinder von dem Schauplatz des Krieges zu entfernen und das „brave Volk“ des Südens sollte davor zurückschrecken, seine Familien dem Greul der sogenannten barbarischen Kriegsführung des Nordens auszusetzen. Im Namen des gesunden Menschenverstandes fordere ich Sie auf, den Namen Gottes nicht in so blasphemischer Weise auszusprechen.

      Ihr habt mitten im Frieden und Wohlstande die Nation zum Bürgerkrieg – einem grausamen, düsteren Krieg – gebracht. Ihr habt uns zum Kampf gezwungen. Ihr habt tausende von Unionsfamilien vertrieben und ihre Häuser verbrannt. Erzählt solche Dinge den Seeleuten, aber nicht uns, die wir alle das gesehen haben.“

       

      Sherman hat übrigens auch gesagt: „There is many a boy here today who looks on war as all glory, but, boys, it is all Hell.“ Sehr aktuell. Sollte in jeder Kaserne hängen…

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Südstaatenpropaganda"?

         

        Ich verlinke auf einen Artikel der WaPo - kaum ein rechtes Hetzblatt.

         

        Die Rolle von Sherman und seine bisher beispiellose Kriegsführung sind unumstritten und ein Schandfleck an der Seite des Nordens.

         

        "Sherman hat übrigens auch gesagt: „There is many a boy here today who looks on war as all glory, but, boys, it is all Hell.“ Sehr aktuell. Sollte in jeder Kaserne hängen…"

         

        Das sagte er 15 Jahre nach dem Krieg.

         

        Während des Krieges sagte er:

        "War is cruelty. There is no use trying to reform it; the crueler it is, the sooner it will be over."

        So hat er auch gehandelt.

        • @agerwiese:

          „Ich verlinke auf einen Artikel der WaPo - kaum ein rechtes Hetzblatt.“

           

          Sie befinden sich im Irrtum. Die Ereignisse in Charlottesville haben den Blick dafür verstellt, dass die verdrehten Darstellungen des Bürgerkriegs keineswegs nur von Rechtsradikalen vertreten werden. Sie sind tief in der amerikanischen Gesellschaft, besonders im Süden, verwurzelt.

           

          Schon während des Krieges begann die Regierung der Konföderierten damit, gezielt Berichte über Gräueltaten des Nordens aufzubauschen und auszuschmücken, um den Kampfeswillen in einem aussichtslosen Krieg zu stärken. Gleichzeitige wurden die eigenen Aktionen verharmlost. Nach dem Krieg konnte diese Propaganda nahezu lückenlos fortgesetzt werden. Und sie hat sich in die Köpfe der Menschen eingebrannt. Das ist, was ich mit Südstaatenpropaganda meine. Weiter oben habe ich schon „Vom Winde verweht“ erwähnt. Der Film und das Buch sind geradezu klassische Beispiele, wie die Schuldfrage verdreht wird und Täter zu Opfern stilisiert werden.

           

          Eine besondere Rolle spielt dabei der angeblich so brutale Sherman. Das hat vor allem zwei Gründe. Shermans erfolgreicher Feldzug quer durch den tiefen Süden hat den Konföderierten buchstäblich das Rückgrat gebrochen und damit mehr zum Sieg des Nordens beigetragen, als die Kampfhandlungen an der „Ostfront“. Schon das machte ihn zum besonderen Ziel des Hasses. Noch wichtiger ist, dass Sherman als einer der wenigen Generäle des Nordens erkannt hatte, dass es nicht reicht, die Sklaven zu befreien, sondern dass sie auch eine Lebensgrundlage benötigen. Also begann er, die Plantagen aufzuteilen und das Land den Befreiten zu geben. Dieser Verstoß gegen die heiligen Regeln des Privateigentums wäre geeignet gewesen, die Macht der alten Eliten des Südens dauerhaft zu brechen und stieß auch im Norden auf viel Ablehnung. Nach dem Krieg wurden diese Maßnahmen demzufolge schnell weitgehend rückgängig gemacht. Aber sie erklären, warum gerade Sherman zur besonderen Hassfigur wurde.

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @agerwiese:

          Krieg ist grausam, aber Shermans Marsch brach dem Süden das Genick, was Kampfmoral als auch Wirtschaft anging. Manchmal hat Grausamkeit ihren Nutzen, in seinem Fall verkürzte sie den Krieg.

  • Tja, man kann sowas geschickter und ungeschickter machen. Eine Möglichkeit wäre, solche Denkmäler in Museen zu verfrachten, wo man sie dann auch in den passenden Kontext setzen kann. Eine andere wäre, den Kontext vor Ort herzustellen und sie darin stehen zu lassen. Die Dinger einfach abzureißen und zu verschrotten, führt zu Widerständen, die man sich auch hätte sparen können.

     

    Ich kann verstehen, dass von eher progressiver, liberaler Seite aus jede Gelegenheit zum Zurücktreten gerade sehr gut tut, aber was sich erstmal gut anfühlt, muss deshalb noch lange nicht gut sein.

     

    Ein rationales Politikverständnis berücksichtigt, dass letztlich das gut ist, was zu dem führt, was man erreichen will. Dazu muss man nüchtern bleiben und smart sein. Wer es dagegen der anderen Seite vor allem mal so richtig zeigen will, besorgt letztlich auch nur deren Geschäft.

    • @Mustardman:

      Wissen Sie eigentlich, wie lange man den Afro-Amerikanern gesagt hat, sie müssten nüchtern und realistisch sein und auf ihre - verfassungrechtlich verbrieften! - Rechte warten? Da ist schon MLK in den 1960ern die Hutschnur ganz zu Recht geplatzt. Was würden sie als Jude in Deutschland sagen, wenn 2017 noch ein öffentliches Denkmal für einen Nazi-Kriegsverbrecher auf dem Potsdamer Platz stünde? Nüchtern bleiben und smart sein? Das ist manchmal das Privileg von Menschen, die einen solchen Schund nie durchmachen mussten.

      • @hessebub:

        Mustardman hat nicht davon geschrieben, geschichtliche Ereignisse einfach so hinzunehmen. Vielmehr fordert er dazu auf, mit diesen zielführend umzugehen, beispielsweise indem man Denkmäler rekontextualisiert. Das sehe ich ebenso. Wie man das macht, muss von Fall zu Fall, von hist. Person zu hist. Person neu überlegt und entschieden werden. Im Fall von Lee scheint mir ein "Gegendenkmal" oder ein Stolperstein sinnvoll. Andere Fälle sollten besser in ein Museum "weggesperrt" werden oder aus dem Altmaterial etwas Sinnnvolles erschaffen werden (gemäß einem bereits oben geforderten kreativen Umgang). Die Zielführung lautet dabei immer: Setzt euch mit der Geschichte auseinander und lernt daraus, versucht die Motive und Handlungen aller Seiten zu verstehen. Dann erst kann ein Urteil erfolgen. Bilder- oder Denkmalstürme befördern die gegensätzliche Richtung: Schaut her, wir zeigen euch jetzt mal, wir die richtige Meinung lautet. Gewonnen wird daraus wenig, vielleicht ein bisschen Psychohygiene - den Anderen von der Richtigkeit der Argumente überzeugt hat man noch lange nicht.

      • @hessebub:

        Keine Sorge, hier in der BRD hat sich noch kein Sozialdemokrat oder Sozialist über ein Bismarckdenkmal aufgeregt und auch kein Angehörigen der Opfer des WKI hat jemals versucht ein Kaiser Wilhelm II-Denkmal zu stürzen.

         

        In Deutschland liebt man seine Folterer und Mörder.

    • 7G
      79762 (Profil gelöscht)
      @Mustardman:

      Bingo!!