Demo von Flüchtlingen in Lichtenberg: Kampf gegen unwürdige Zustände
Mehr als 100 Geflüchtete protestieren gegen schlechte Behandlung und miserables Essen in einem Heim in Lichtenberg. Der Betreiber will die Vorwürfe jetzt prüfen.
So sieht es aus, wenn die Bewohner einer Lichtenberger Erstaufnahmestelle auf die Straße gehen. Die Menschen wollen die Umstände, unter denen sie dort leben müssen, nicht länger akzeptieren. Am frühen Donnerstagabend versammeln sich rund 130 Geflüchtete, darunter viele Frauen und Kinder, nahe dem Heim in der Bornitzstraße.
„Das Essen im Heim ist sehr schlecht“, berichtet Zukaa Ab-Saadi, eine der Bewohnerinnen, die die Demo mitorganisiert hat. Morgens und abends gebe es dasselbe: Toastbrot mit Aufstrich oder Aufschnitt; mittags Suppen, Wurst oder Reis mit Soßen. Gemüse, Salat oder Obst bekämen sie kaum. Auch die hygienischen Bedingungen seien erbärmlich. „Im ganzen Haus gibt es nur acht Duschen, die meist völlig verdreckt oder kaputt sind“, sagt sie. Die Waschmaschinen könne man nur einmal im Monat nutzen. „Ich wasche meine Kleidung meist im Waschbecken.“
Vorwürfe an die Verwalterin
In dem Heim leben laut dem Betreiber Pewobe fast 500 Menschen, einige seit knapp einem Jahr. Ihre Kritik richtet sich besonders an die Leitung. „Wir glauben, dass sie am Essen sparen, um mehr zu verdienen“, sagt Ab-Saadi. „Die Verwalterin behandelt uns wie Dreck“, sagt ein Mann, der aus Angst vor Repressionen anonym bleiben will.
Sie glaube, dass viele Angst hätten, mitzudemonstrieren, sagt Ab-Saadi. Sie selbst sei vor der Demo mehrmals mitten in der Nacht geweckt und ihr Zimmer sei durchsucht worden – „aus Schikane, weil ich zu der Demo aufgerufen habe“, vermutet sie. Am Mittwoch habe die Heimleitung dann alle Bewohner zusammengerufen. „Sie haben gesagt, es sei unser Recht, zu demonstrieren, aber es würde nichts ändern“, sagt Ab-Saadi.
„Von den Vorwürfen gegen die Mitarbeiterin habe ich erst heute gehört“, sagt Birgit Bley, Geschäftsführerin der Pewobe, am Freitag. „Wir werden dem nachgehen und Konsequenzen ziehen.“ Die Unzufriedenheit mit dem Essen verstehe sie: Niemand würde gern über Monate hinweg Kantinenessen bekommen. In einer Erstaufnahmeeinrichtung gebe es aber keine andere Möglichkeit. Die anderen Vorwürfe weist sie zurück.
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