Demo für türkischen Journalisten: „Angriff auf unser Leben im Exil“
Nach dem Überfall auf Erk Acarer versammeln sich 200 Menschen, um ihre Unterstützung zu zeigen. Viele sind wie er Exilant*innen aus der Türkei.
„Zum Fürchten“ sei der Angriff auf Acarer, sagt eine Teilnehmerin der Demo am Donnerstagabend. Wie viele hier gehört sie zu der wachsenden Gruppe von Exilant*innen aus der Türkei, die vor dem Druck auf die dortige Zivilgesellschaft und die Meinungsfreiheit durch das AKP-Regime geflohen sind. „Erdogan-Faschismus“ nennt ihr Begleiter das.
Der Angriff auf Acarer sei „ein Angriff auf unser Leben im Exil“, sagt einer der Redner. Die Tat sei „eine Drohung gegen alle, die sich hier für freie Medien einsetzen“, ergänzt Christian Mihr von Reporter ohne Grenzen.
Mihr zählt auf, wie viele Medien Staatspräsident Erdogan dort in den vergangenen Jahren geschlossen hat (160), wie viele Journalist*innen im Gefängnis sitzen oder saßen (200), wie viele Angriffe auf Medienvertreter*innen es gab (140 seit 2016). Die Menschen in der Türkei bräuchten die unabhängigen Informationen derjenigen, die sich im Exil für die Meinungsfreiheit einsetzten, betont er.
Deniz Yücel
„Pressefreiheit, das ist nicht nur unsere Freiheit als Journalisten“, sagt Deniz Yücel, ebenfalls Redner auf der Kundgebung. Der ehemalige taz-Journalist saß als Türkeikorrespondent der Welt selbst vom Februar 2017 bis Februar 2018 wegen angeblicher „Terrorpropaganda“ in der Türkei in Haft.
„Es ist auch Ihr Grundrecht als Bürger, dass Sie hier verteidigen“, spricht er die Kundgebungsteilnehmer*innen an: „Ihr Grundrecht auf Meinungsfreiheit.“ Auch wenn noch nicht klar sei, ob der Angriff auf Acarer organisiert war: Politisch verantwortlich sei das Regime in der Türkei, so Yücel.
Und, so fordert er am Ende seiner Rede noch: Der Platz, auf dem die Kundgebung stattfindet, zwischen Kottbusser Damm und Reichenberger Straße, solle endlich nach Celalettin Kesim benannt werden. Der aus der Türkei stammende Linke war dort im Januar 1980 von türkischen Faschisten ermordet worden, bisher erinnert eine Gedenktafel an die Tat.
„Schulter an Schulter gegen den Faschismus“
Am Ende der Kundgebung gegen 20 Uhr ziehen die Teilnehmer*innen, begleitet von einem überschaubaren Polizeiaufgebot, in Richtung Oranienplatz weiter. „Schulter an Schulter gegen den Faschismus“, lautet der Ruf des Demozugs. „Wir sind auch gegen den Erdogan-Faschismus“, sagen zwei junge Berliner türkischer Abstammung, die der Kundgebung am Rand zugehört haben. Ihre Namen wollen sie lieber nicht nennen.
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