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Debatte um SolarförderungKeine Zuschüsse mehr für Sonnenenergie?

Stadtwerke-Verband fordert Förder-Aus für neue Photovoltaikanlagen. Die SPD kritisiert den Vorstoß als verfehlt.

Förder-Aus für neue Photovoltaikanlagen? Foto: Christian Ohde/imago

Berlin taz | Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) schlägt vor, neuen Photovoltaik-Dachanlagen, die ihren Strom nicht an der Börse vermarkten, die Förderung zu streichen. So steht es in einem Positionspapier des VKU.

Der VKU vertritt mehr als 1.550 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen mit zusammen 309.000 Beschäftigten. Er ist in der Energiewirtschaft eine relevante Stimme. Der Verband begründet seine Forderung nach einem Ende der Förderung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) für Photovoltaik-Dachanlagen ohne Direktvermarktung damit, dass durch Eigenverbrauchs- und Zwischenspeicherkonzepte „die Wirtschaftlichkeit von Neuanlagen schon heute ohne Einspeisevergütung mehr als ausreichend“ sei.

Nina Scheer, energiepolitiscsche Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, widerspricht dem VKU. Ausgerechnet im Solar-Dachsegment durch Förderstopps „die Anreize zu streichen und einen erneuten Solarenergie-Einbruch zu riskieren“ sei „verfehlt“. Die steigende Nachfrage nach Strom verlange mehr und nicht weniger Ausbau der erneuerbaren Energien.

Auslöser der Debatte ist die Feststellung, dass an sonnigen Tagen immer häufiger Stunden auftreten, in denen es für den üppig anfallenden Strom keine sinnvolle Verwendung mehr gibt. Das zeigt der Strommarkt: Am vergangenen Sonntag fielen zwischen 12 und 14 Uhr die Preise an der Börse unter 0. Niemand war mehr bereit, den Strom ohne eine Mitgift abzunehmen. Dass dieses Phänomen inzwischen bereits Anfang März auftritt, zu einer Zeit, in der die Sonne noch fernab ihres Höchststandes ist, lässt erahnen, was im bevorstehenden Sommer zu erwarten ist.

VKU will Kostenwettbewerb schüren

Der VKU fordert zudem, dass bei den Ausschreibungen größerer Photovoltaikanlagen Sonderförderungen, wie etwa für Agri-PV – die parallele Nutzung einer Fläche für Landwirtschaft und Stromerzeugung –, „ersatzlos gestrichen“ werden. Solche Förderung sei „missbrauchsanfällig“.

Doch nicht allein Photovoltaik ist Thema im VKU-Papier. Um den Kostenwettbewerb zu schüren, regt der Verband an, dass in den EEG-Ausschreibungen für Windenergie an Land „nur noch die 80 Prozent besten Gebote bezuschlagt werden“.

Zugleich sollten die Pachthöhen bei EEG-geförderten Anlagen gesetzlich begrenzt werden. Die jährlichen Pachtkosten von bis zu 800.000 Euro für eine einzige Windanlage an guten Standorten seien „ein klares Indiz für volkswirtschaftlich ineffiziente Überrenditen“. Die öffentliche Hand leiste der Preisexplosion „durch Versteigerungen ihrer Flächen teilweise beträchtlichen Vorschub“.

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22 Kommentare

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  • Wer ist denn auf die Idee gekommen, Photovoltaikanlagen zu subventionieren?



    Die Mehrwertsteuerbefreiung war ja ok, weil sie einem die ganze Bürokratie erspart hat.

  • Vor allem Natrium Speicher sollten sowohl öffentlich, als auch privat die Spizen speichern helfen und so den Strompreis stabilisieren und senken helfen. Natrium Speicher könnten so auch nachhaltiger, weil ohne Lithium Extraktivismus ( Wasservernutzung) und ohen Kobalt und Nickel und kaum Explosionsgefahren - wie bei Lithium Speichern- ev, sogar aus Meerwasser Entsalzung (?) dann ev.helfen können, die Wasserprobleme zu mindern, die es oft auch zur Kriegswaffe werden lässt.

    • @R.L.:

      Leider kommen Natrium-Speicher nicht so richtig in die Gänge. Inder der Gründe ist, dass Lithium am Weltmarkt gerade zu billig ist.



      Das ist sehr schade: Natrium-Akkus brauchen auch keine Kupferelektrode. Billige Alufolie reicht. Graphit brauch man auch nicht.



      Eigentlich sind die Dinger ideal für Länder, die keine wesentlichen Vorkommen seltener Rohstoffe haben...

  • Zuallererst sollten die Netzbetreiber ihren eigenen Laden in Ordnung bringen. Denn die haben bis jetzt mangels digitaler Intelligenz häufig sehr wenig Ahnung davon, was in ihren Netzen überhaupt los ist. Sie hatten bisher so viel Reserven im Netz dass sie bequem im "Blindflug" operieren konnten.

    Was dazu kommt: die Aufnahmefähigkeit der Wirtschaft für billigen Strom war bisher trotz hohen Strombedarfs durch schräge Regeln für die Stromvermarktung blockiert.



    Konkret war/ist das unter anderem! die Verpflichtung zu gleichmäßigem Strombezug als Voraussetzung für die Förderung nach §19a Netzentgeltverordnung. Was bedeutet dass Firmen mit hohem Stromverbrauch (Beispiel Kühlhäuser, Großwäschereien...) für die Nutzung der Solarspitzen bestraft wurden.



    Diese Blockade hat Habeck durch die Einführung variabler Netzentgelte eben erst durchbrochen.

    Dass immer mehr Private Stromspeicher im Keller haben und Spitzen wegpuffern können ist positiv, aber unzureichend.



    Dazu kommt, dass bei der Förderung nie zwischen Südanlagen und Ost-West-Anlagen differenziert wurde.

    Klar ist, dass die Stadtwerke die privaten PV-Anlagen als Konkurrenz sehen und sie gerne behindern möchten.

    • @Achtsamer:

      Die "Verpflichtung zu gleichmäßigem Strombezug" war ideal für den Verbrauch von Atomstrom. Jetzt ist es Unfug.



      Zudem sind mit bisher keine Möglichkeiten bekannt, Strom aus privaten Speichern netzdienlich und gewinnbringend einzuspeisen.



      Zudem hängt überall die Netzumlage mit drin und blockiert das Einspeichern von Überkapazitäten. Die Netze sollen wir privat finanzieren, während industrielle Großkunden weitestgehend befreit sind.



      Eigentlich sind die Netze Infrastruktur und gehören öffentlich finanziert. Paradoxerweise würde genau das den freien Strommarkt so richtig entfesseln.

  • Spanien hat einen Solarstromanteil von ca. 1/3 (und niedrige Stromkosten), kennt aber praktisch keine kleinen Solaranlagen auf privaten Hausdächern. Der Grund ist einfach: die Erzeugung in Solarparks ist deutlich kostengünstiger als in kleinteiligen Privatanlagen. Daraus ist ersichtlich, dass Einspeisevergütungen an private Solarstromerzeuger für diese zwar eine schöne Rendite, für allen anderen aber auch hohe Preise zur Folge hatte. Zumindest in der Vergangenheit war das - alte- EEG sozial nicht ausbalanciert.

    • @Newjoerg:

      In Spanien gibt es ganz andere Bedingungen. Beispielsweise mehr Sonnenstunden und recht viel karge Felslandschaft.



      Bei uns finden sich die kargen Landschaften mehr auf Dächern und Parkplätzen.

    • @Newjoerg:

      Mikrowechselrichter sind eigentlich für größere Felder entwickelt worden, weil sie die einzelnen Panel besser ausnutzen und die Bündelung großer Leistungen auf der Wechselspannungsseite problemloser beherrschbar ist. Die Nutzung bereits bebauter und versiegelter Flächen hat große Vorteile, zumindest bei etwas Eigenleistung und ohne überhöhten Handwerksaufwand.

  • Ein wichtiger Punkt fehlt in der Aufzählung. Strom, den niemand haben will, wäre normalerweise auch nicht erzeugt worden und hätte ohnehin keine Kohlendioxidemission verursacht. Die Einspeisung hat also keine Emission vermieden. Im Gegenteil, die kostenpflichtige Entsorgung zum Schutz der Netze bedeutet Aufwand und Aufwand heißt fast immer zusätzliche Emission. Die Stunden mit negativem Preis stellen zwar nur einen kleinen Teil des Tages aber einen großen Anteil an der Tagesproduktion. Der positive Klimaeffekt der erneuerbaren Energien ist demnach in den meisten Rechnungen, die jede eingespeiste Kilowattstunde blind mit vermiedener Emission gleichsetzen, weit überhöht und keinesfalls im von der Propaganda verbreiteten Umfang gegeben.

    • @Axel Berger:

      Das ist doch Unsinn. In dem Moment, in dem billiger Solarstrom da ist, können Kohle oder gar Gaskraftwerke nicht mithalten und werden herunter gefahren. Bei denen ist es noch viel teurer, Überschüsse zu produzieren. Sie müssen ihren Brennstoff ja schließlich einkaufen.



      Wie das läuft, kann man hier ganz gut sehen: www.agora-energiew.../11.03.2025/hourly

  • Die Forderung ist richtig. PV Anlagen sind so preiswert geworden das sie sich auch ohne Förderungen mehr als rentieren.

    Wichtig ist allerdings mal einen wirklich Plan für die Versorgung mit erneuerbaren Energien zu haben und nach diesem zu fördern oder auch nicht.

    Wir brauchen einen guten Strommix und da ergänzen sich PV und Windkraft ganz gut. Wir brauchen die Trassen die den Strom da hinbefördern könnten wo dann nicht die Sonne scheint oder der Wind bläst.

    Und ja wir Brauchen Speicherkonzepte zentral und dezentral.

    Wir brauchen flächendeckend Smart Meter.

    Und keine Wärmepumpen oder Wäschetrockner die laufen wenn wir Unterkapazitäten an Erneuerbaren haben wo doch vor 6 Stunden Überkapazitäten da waren die zur Abschaltung



    von Erneuerbaren geführt haben.

  • Es gibt keine Förderung, es gibt eine Einspeisevergütung.



    Diese beträgt bei meiner Eigenutzungsanlage rund 8 Cent pro kWh, eigentlich eh nicht viel. Da ich das meiste aber im Akku speichern kann, würde ich auf diese Vergütung auch völlig verzichten können. Allerdings würde ich dem Wechselrichter dann auch mitteilen: Bei Überschuss gar nichts mehr einspeisen, denn verschenken werde ich meinen Strom auch nicht, wo die doch 33Cent/kWh von mir nehmen.



    Fazit: PV-Anlagen rechnen sich heute auch ohne Einspeisevergütung, ihr könnt sie einstellen. Nur dann habt ihr diesen Strom halt auch nicht mehr.

    • @Hans Dampf:

      Akkus werden so billig, dass man langsam über Speicher nachdenken kann, die eine ganze Woche Bewölkung überbrücken.



      Hinzu kommt in Zukunft eine ansteigende Zahl von e-Autos im Schrott. Meist ist der Akku noch mehr als gut genug für den Heimspeicher. Projekte, die Fahrzeugakkus zu Hause nutzbar machen, sind längst da: github.com/dalathe...ted-batteries-list

      • @Jörg Schubert:

        Meine vorhandene Balkonanlage muß sich durch die Eigennutzung rentieren. Der eingespeiste Überschußstrom ist also für mich kostenlos. Nach einer Überschlagsrechnung müßten die Preise der derzeit günstigsten Akkus auf die Hälfte fallen, damit es sich rechnet. Das gilt für den Tagesspeicher. Wochenspeicher sind illusorisch.

    • @Hans Dampf:

      @Hans Dampf: die Stadtwerke sehen doch die Betreiber der PV-Anlagen als Konkurrenz...



      Nebenbei: Meine eigene PV-Anlage habe ich nie als Einspeiseanlage betrieben. Der administrative Aufwand wäre mir lästig gewesen, der Nutzen zu gering.

    • @Hans Dampf:

      In Ihren gesparten 33 Cent stecken rund 8 Cent Steuern, 8 Cent Gebühren und 8 Cent Umlagen. Das ist ein Haufen Subvention, die Sie einnehmen und auf der die Rentabilität für Sie allein beruht. Die acht Cent Einspeisung entsprechen recht genau dem, was Sie für den einkauften Strom bezahlen -- im Mittel. Tatsächlich speisen sie ein, wenn der Strom wertlos ist oder Zusatzkosten verursacht, und beziehen zu Hochpreiszeiten.

      • @Axel Berger:

        Ja, darum könnte ich auch damit leben, dass es nichts dafür gibt.

  • Es gibt ja viele Zwischenlösungen, die nicht gleich alles durchwirbeln, aber bei der Mittagsspitze zum Eigenverbrauch anreizen.

  • Dies ist wohl die Stelle mal darauf hinzuweisen, daß hunderte von Anträgen für großen Batteriespeicher bei der Bundesnetzagentur eingereicht sind. Aber es gibt dort nur einen Sachbearbeiter für diese Anträge!

  • Wo wir gerade bei den Stadtwerken sind:

    Bin mal gespannt auf deren goldene Bilanzen.



    Denn wer ist wohl der größte Profiteur der Energiepreisexplosion ?

    • @Bolzkopf:

      Die goldenen Bilanzen gibt's bei den Kraftwerksbetreibern. "Die Stadtwerke" in der großen Masse verkaufen aber mehr Strom als sie produzieren (sofern sie nicht ausschließlich Verteilnetzbetreiber und Stromverkäufer sind).



      Und wenn doch noch Geld übrigbleibt, sorgt die Politik schon dafür, dass es nicht verschimmelt. Hier bei mir "dürfen" beispielsweise die Stadtwerke ein Schwimmbad für Schul- und Vereinssport betreiben, seit der Trägerverein mangels finanzieller Masse in die Knie gegangen ist...

  • Es ist ganz schön, wenn sich auch weniger Betuchte Klimaschutz leisten können.



    PV Anlagen sind eben nicht nur Geldanlagen, die Rendite bringen sollen, sondern für Manche ein Konzept, längerfristig die eigenen Kosten zu senken.



    Zudem fallen bei kurzen Wegen von der Produktion zum Endverbraucher weniger Transmissionsverluste an.



    Deutschland sollte nicht so dumm sein, ein Erfolgsmodell "mal wieder" auszubremsen.



    Im Gegenteil sollte die erhöhte Produktion Anreiz zur Schaffung von Speicherkapazitäten sein.



    DAS wäre z.B. mal ein konstruktiver Vorschlag der Grünen, zum Thema Infrastruktur.



    Blockadepolitik nützt uns weder von Seiten der Stadtwerke, noch von den Grünen.