Debatte um Kandidatur in USA: Biden geht in den Angriffsmodus

US-Präsident Joe Biden hält an seiner Kandidatur fest und tut alles, um die Debatte darüber zu beenden. Unterstützung bekommt er auch von links.

Präsident Biden winkt.

Präsident Biden mobilisiert seine Un­ter­stüt­ze­r:in­nen Foto: Craig Hudson/reuters

BERLIN taz | US-Präsident Joe Biden geht in der Diskussion über seine erneute Kandidatur in die Offensive. Bis Ende vergangener Woche hatten nicht nur etliche Medien, sondern auch immer mehr demokratische Kongressabgeordnete und Groß­spen­de­r*in­nen gefordert, Biden solle nach dem verheerenden Auftritt bei der TV-Debatte gegen Donald Trump seine Kandidatur zurückziehen und für jemand anderen Platz machen. Um damit die Siegeschancen gegen Trump im November zu erhöhen. Jetzt mobilisiert der Präsident seine Unterstützer*innen.

Am Montag, als die Kongressabgeordneten und Se­na­to­r*in­nen nach einer Pause nach Washington D.C. zurückkehrten und laut Medienberichten in diversen Gesprächsrunden über die Zukunft der Biden-Kandidatur beraten wollten, erwartete sie dort ein Brief des Präsidenten. Er bleibe bei seiner Kandidatur, halte sich für absolut qualifiziert, im übrigen sei er mit 87 Prozent der Stimmen als Kandidat gewählt worden und habe nicht vor, den demokratischen Vorwahlprozess einfach so über den Haufen zu werfen.

Gleichzeitig traten in verschiedenen Fernsehstationen Un­ter­stüt­ze­r*in­nen auf: ­Alexandra Ocasio-Cortez, die bekannte linke Abgeordnete aus New York, und der linke Senator Bernie Sanders aus Vermont riefen dazu auf, jetzt alle Kräfte hinter Joe Biden zu versammeln, um im November Donald Trump zu schlagen. Nach einem Treffen mit Abgeordneten sagte der Demokratische Fraktionsführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, Biden sei der Kandidat der Demokraten, Punkt.

Biden selbst rief am Montagmorgen überraschend in der bekannten MSNBC-Show „Morning Joe“ an, um in energischen Worten klarzumachen, wie viel Unterstützung er in den vergangenen Tagen erhalten habe. Er sei kreuz und quer durchs Land gereist und habe mit vielen Menschen gesprochen, um sich zu versichern, dass seine Instinkte ihn nicht trügen, die ihm sagten, dass die Menschen ihn nach wie vor als Kandidaten wollten. Spontane Anrufe bei freundlich gesinnten Morgenshows kannte man bislang nur von Donald Trump, der in seiner Amtszeit immer mal wieder bei „Fox and Friends“ anrief, der Morgensendung des rechten Murdoch-Senders Fox News.

Macht Biden diese Woche keinen Riesenfehler, wird er bleiben

In vielen Medien hält sich dennoch der Diskurs, Bidens Auftritt bei der TV-Debatte habe eine lang vom Weißen Haus, der Biden-Familie und den engsten Be­ra­te­r*in­nen des Präsidenten verschleierte Wahrheit offengelegt: dass Bidens mentale Fähigkeiten sich rasant im Niedergang befänden und er nicht in der Lage sein wird, weitere vier Jahre im Weißen Haus durchzustehen.

Dazu trugen auch neue Berichte über regelmäßige Besuche eines auf Parkinson spezialisierten Neurologen im Weißen Haus bei, die Bidens Presseteam schnell zu entkräften versuchte: Der Mann sei nicht wegen Joe Biden gekommen, hieß es.

Allen jedoch scheint klar zu sein, dass der jetzige Zustand – Teile der Partei wollen Biden zum Abtreten bewegen, er selbst hält an der Kandidatur fest – schnell enden muss. Auch deshalb ist von der Handvoll Alternativen, die bislang als möglicher Biden-Ersatz genannt wurden, zunehmend nur noch Vizepräsidentin Kamala Harris im Spiel. Sie wird im Wahlkampf ohnehin eine größere Rolle spielen müssen, sollen Wäh­le­r*in­nen Vertrauen darin gewinnen, auch dann eine fähige Person an der Spitze zu haben, wenn Biden etwas zustößt. Und als einzige Person hätte sie direkten Zugriff auf Wahlkampfkasse und Organisation des Biden-Teams.

Aber: Sollte Joe Biden in dieser Woche als Gastgeber des Nato-Gipfels nicht ein massiver Fehler unterlaufen, sieht inzwischen alles so aus, als bliebe es bei seiner Kandidatur.

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