Debatte über Ende der Maskenpflicht: Weiter Zoff um Coronaregeln
Die FDP drängt auf ein Ende der Maskenpflicht in Zügen und Bussen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will lieber noch abwarten. Und der Kanzler?
Auslöser der Debatte war ein Interview des Berliner Virologen Christian Drosten. Er hatte dem Tagesspiegel gesagt, nach seiner Einschätzung gehe die Corona-Pandemie in eine endemische Lage über. Danach forderte unter anderem Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), die im Infektionsschutzgesetz noch bis 7. April vorgesehenen Eindämmungsmaßnahmen per Verordnung sofort abzuschaffen.
„Es ist richtig, dass wir jetzt in einen endemischen Zustand übergehen“, schloss sich Lauterbach nun Drosten an. Deutschland sei allerdings derzeit „in einer üblen Situation, die Krankenhäuser sind total voll, das Personal ist überlastet“, warnte er. Zudem würden weiter täglich 100 bis 150 Menschen mit oder an einer Corona-Infektion sterben. „Somit ist eine sehr schnelle Öffnung hier nicht wirklich sinnvoll.“
Würden jetzt alle Maßnahmen enden, „dann würde natürlich die Belastung zunehmen in einer Art und Weise, wie es nicht gut vertretbar wäre“, urteilte Lauterbach. „Ob wir bis April daran festhalten, das werden wir sehen“, sagte der Bundesgesundheitsminister. Und weiter: Es komme aber „doch jetzt nach drei Jahren Pandemie noch auf ein paar Wochen nicht an, wenn wir jetzt in einer ganz besonders schwierigen Situation sind“.
Uneinigkeit auch in den Ländern
Auf einen Brief von Buschmann bezüglich der Beendigung der Maßnahmen wolle er nicht öffentlich eingehen, sagte Lauterbach in dem Interview weiter. Sprecher des Gesundheits- und des Justizministeriums kündigten am Mittwoch in Berlin an, es würden nun Gespräche innerhalb der Regierung geführt. Einen zeitlichen Rahmen dafür nannten sie nicht.
Zur Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum aktuellen Infektionsschutzgesetz sagte Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann in Berlin, Scholz sei der Ansicht, „dass wir eine gute Vereinbarung getroffen haben“. Die Gesetzeslage ermögliche es den Bundesländern, sich „sehr flexibel“ an die Lage anzupassen.
Auch in den Ländern sorgt das Thema allerdings für Uneinigkeit. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) wies Forderungen nach einer Aufhebung der Maskenpflicht zurück. Die verbliebenen Schutzmaßnahmen „halte ich auch angesichts grassierender Atemwegsinfektionen zurzeit für sinnvoll“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Ähnlich äußerte sich Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Er verwies auf die hohe Belastung der Kliniken. „Deshalb ist jetzt auch der falsche Zeitpunkt für ein Ende der Masken- und Isolationspflicht“, sagte Tschentscher der Zeit. (afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers