piwik no script img

Debatte Muslime in DeutschlandDistanziert euch!

Kommentar von Katajun Amirpur

Viele in Deutschland nehmen an, Muslime stünden automatisch dem IS näher als den Opfern. Die Islamophobie geht in die nächste Runde.

Zeichen gesetzt? Muslime in Deutschland. Bild: dpa

M uslime, distanziert euch, heißt es allenthalben, wenn Terrorakte im Namen des Islams verübt werden. Merkwürdig nur, dass die Distanzierungen dann so wenig registriert werden; gerade so, als wollte man nicht glauben, dass es sie gibt. Dabei haben bis hin zum nun wirklich fundamentalistischen Großmufti von Saudi-Arabien alle maßgeblichen Autoritäten der islamischen Welt den sogenannten Islamischen Staat scharf verurteilt.

Ebenso haben wir uns als Professoren für Islamische Theologie in Deutschland von den Gräueltaten distanziert: „Deutungen des Islam, die ihn zu einer archaischen Ideologie des Hasses und der Gewalt pervertieren, lehnen wir strikt ab“, heißt es in der Stellungnahme. Distanziert haben sich, mehrfach, auch die muslimischen Dachverbände. Nach dem 11. September hatten wir die gleiche Situation. Auch da hieß es immer, ihr distanziert euch nicht – noch als Muslime zu Zehntausenden in Köln auf die Straße gegangen waren.

Mich ärgert jedoch nicht nur, wie wenig diese Distanzierungen wahrgenommen werden. Mich ärgert auch die allgemeine Ignoranz. Denn es sind doch Muslime, die versuchen, dem sogenannten Islamischen Staat das Handwerk zu legen. Wieso glaubt man, deutsche Muslime seien den Muslimen näher, die Jesiden und Christen verfolgen, statt denen, die ihnen zu Hilfe eilen und ihnen Unterschlupf gewähren? Es hat sich scheinbar noch nicht überall herumgesprochen, denn noch immer wird er als solcher bezeichnet. Doch es ist dies kein Kampf zwischen dem Westen und den Muslimen. Schließlich sind es zuallererst sunnitische Kurden und Schiiten, die die IS-Terrorbande bekämpfen und die Flüchtlinge aufnehmen.

Katajun Amirpur

1971 in Köln geboren, ist Professorin für Islamische Studien an der Universität Hamburg. 2013 erschien von ihr: „Den Islam neu denken. Der Dschihad fürDemokratie, Freiheit und Frauenrechte" (C. H. Beck Verlag)

Und warum ist es keine Selbstverständlichkeit anzunehmen, dass Muslime in Deutschland terroristische Akte nicht gutheißen? Wieso sollten wir? Vielleicht weil, wie kürzlich in der NZZ behauptet wurde, der Islam kein Tötungsverbot kennt? Der das behauptet hat, Martin Rhonheimer, ist Professor für Ethik an der Päpstlichen Hochschule Santa Croce in Rom. Er meint, die islamische Theologie verfüge über keine argumentativen Ressourcen, um das Morden des sogenannten Islamischen Staates zu verurteilen. Deshalb, so seine Folgerung, können islamische Theologen und dementsprechend muslimische Laien gar nicht gegen den sogenannten Islamischen Staat sein.

Weil also der Islam kein Tötungsverbot kenne, müssen Muslime sich distanzieren. Weil der Islam kein Tötungsverbot kenne, darf man annehmen, dass Muslime dem IS-Terror etwas abgewinnen können. Ob Rhonheimer das Tötungsverbot des Islams tatsächlich nicht kennt, oder unterschlägt er sein Wissen bewusst? Ich halte Letzteres für wahrscheinlicher – und das wäre, weil bewusst verfälschend, eindeutig islamophob motiviert.

Gewollte Unkenntnis

Mir ist als aufmerksame Zeitungsleserin schon viel Unsinn über den Islam untergekommen, aber die Debatte der letzten Wochen schlägt dem Fass den Boden aus.

Und wenn das Flaggschiff des Qualitätsjournalismus, die NZZ, solchen Unsinn verbreitet und oder die liberale Zeit Hamed Abdul Samad, dessen Buch über den „Islamischen Faschismus“ angesichts der offenkundigen Unkenntnis der islamischen Tradition und der arabischen Geschichte von sämtlichen Experten zerpflückt worden ist, zu ihrem Hausautor über den Islam macht, dann braucht man sich über Äußerungen wie die von Nikolaus Fest in der Bild auch nicht zu wundern: „Ist Religion ein Integrationshindernis?“, fragte Fest kürzlich und gab die Antwort umgehend selbst: „Beim Islam wohl ja.“

Wenn der Islam ein Integrationshindernis ist, dann können Muslime wohl nicht zu Deutschland gehören. Denn schließlich ist nur ein fundamentalistischer Muslim ein echter Muslim. Und dann gehört der Muslim natürlich auch nicht zu diesem Gemeinwesen dazu. Und es lässt sich auch nicht automatisch annehmen, er oder sie seien gegen Gewalt – wie man das beim Großteil der nicht muslimischen Staatsbürger der Bundesrepublik selbstverständlich und zu Recht voraussetzt.

Nicht Teil des Gemeinwesen

Die Tatsache, dass Muslime als Muslime ein Zeichen setzen sollen, nicht als Bürger dieses Landes, löst bei mir ein Unbehagen aus. Als Lichterketten stattfanden, um gegen die Morde in Mölln und Solingen zu protestieren, oder wenn eine Veranstaltung wie Birlikte, Zusammenstehen, stattfindet – wie kürzlich in Köln –, dann geht es immer um ein Zusammenstehen als Gemeinwesen. Darum, dass man sich gemeinsam positioniert. Aber wenn wir uns als Muslime positionieren sollen, werden wir nicht als Teil des deutschen Gemeinwesens gesehen, sondern als die Anderen: die, die nicht dazugehören – und ihre Einlasstauglichkeit erst beweisen müssen. Und zwar immer und immer wieder.

Das Problem aber, mit dem IS auch die deutsche Gesellschaft konfrontiert, ist nicht nur eines der Muslime. Ein Fünftel aller Dschihadisten, die aus Deutschland in den Irak und nach Syrien gezogen sind, sind konvertiert. Forscher sind sich einig, dass sie geradewegs zum Dschihadismus konvertierten. Vom Islam haben einige so wenig Ahnung, dass sie sich als Reiselektüre „Islam for Dummies“ bei Amazon bestellt haben.

Wir müssen uns gemeinsam fragen, was hier schiefgelaufen ist. Warum halten junge Menschen, vor allem Männer, den Weg in den Dschihadismus für eine legitime Option? Was ist daran attraktiv? So etwas macht man nicht aus Verbundenheit mit der islamischen Tradition. Gerade sie wird von Dschihadisten durch den Rückgriff auf einen angeblichen Urislam entschieden negiert.

Wenn wir glauben, das Problem ließe sich lösen, indem die Muslime sich fleißig von den Gräueltaten anderer Muslime distanzieren, schaffen wir kein „neues deutsches Wir“, sondern ein noch ausgeprägteres Ihr. Was hier im Moment geschieht, ist nicht Birlikte, sondern die erneute Ausgrenzung. Nach dem Motto: Erbringt gefälligst einen Beweis, dass ihr zu uns gehört.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

141 Kommentare

 / 
  • Wirbt der Artikel für Duckmäusertum?

    Mit Distanzieren alleine ist es gegen ISIS nicht getan.

  • und ich bin frau und finde, dass wann immer wer vergewaltigt wird, alle männer sich davon zu distanzieren hätten. sofort und unmißverständlich in worten und taten, gedanken und feuchten träumen.

    ich werde das so lange verlangen, wie leutz meinen, politisches wie z.b. den politischen islam als reaktion auf europäischen kolonialismus auf religion=das personifizierte böse=faschismus eindampfen zu dürfen.

     

    und frau Amirpur hätte besser dran getan, fessen-joun zuzubereiten statts diesen artikel zu schreiben. vielleicht, wenn sie das kommentariat hätte einladen können, hätte der eine+die andere gemerkt, wie vorzüglich fessen-youn mundet. und wie angeregt sich nach dem genuss kritik von politik+religion betreiben läßt. und wie anstrengend es ist, das eine vom anderen zu unterscheiden, auch nach dem westfälischen frieden nicht.

    • @christine rölke-sommer:

      Frau Roelke-Sommer haette gut daran getan beim lesen dieses Artikels Wasser anstatt Rotwein zu trinken. Vielleicht, wenn sie dann fertig gelesen haette, haette sie gemerkt wie angeregt sich nach dem Genuss eine Disskussion ueber Artikel von Politik+Religion betreiben laesst. Und wie anstrengend es ist solche Kommentare zu entziffern, wenn sie unter dem Einfluss vom lieblichen Wein zustanden kamen.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Weil sich tausende Kilometer entfernt ein Terrordrama abspielt, hat man hierzulande Angst vor dem Islam.

     

    Wieviel mehr Angst müssen Muslime hierzulande haben, wo es möglich ist, daß Naziterroristen jahrelang etliche von ihnen unbehelligt ermorden?

     

    Wieviel mehr Angst müssen Flüchtlinge hierzulande haben, wo es möglich ist, daß Hunderte tagelang in Terrorabsicht ihr armseliges Heim belagern und angreifen, während die Staatsgewalt - fast wohlwollend, möchte man meinen - nur zuschaut?

  • Der Begriff "Islamismus" ist doch nix anderes, als eine Bad Bank für den Islam. Faule Ereignisse - Sharia, Jihadisten, Karrikaturenproteste, etc..., alles was im Namen des Islam geschieht aber nicht gut für die Publicity ist, kommt in die Bad Bank "Islamismus" und "Der Islam" bleibt sauber. Problem gelöst.

    • @DerKommentator:

      Der Begriff "Islamkritik" ist doch nix anderes wie ein Euphemismus für Rassismus, Nationalismus und Herrenmenschentum.

    • @DerKommentator:

      "Islamismus als Bad Bank für den Islam" bringt es auf den Punkt, Kompliment!

  • Dieser Artikel von Broder bringt die von Frau Amirpur nicht erkannte Problematik eigentlich auf den Punkt

     

    http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article132498528/Liebe-muslimische-Mitbuerger-und-Mitbuergerinnen.html

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Ich bin Deutsch und distanziere mich:

    von mordenden Nazi-Banden, von dem Freispruch der Mörder Oury Jallohs, von alltäglichem Rassismus, von Deutschen Waffenschmieden und von unseren Herrschern dem Geld-Adel!

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @8545 (Profil gelöscht):

      Ich bin Deutscher aber mir ist das völlig schnurz. Ja, man kann sogar sagen, ich kacke auf das "Vaterland" einen großen, braunen Haufen.

       

      :)

       

      Wer sich mit seiner Nationalität identifiziert oder gar noch stolz drauf ist, ist ein armseligerer Hanswurscht als jeder Religionsanhänger oder Sektenjünger. Wer an Gott glaubt, weiß, daß er nur glaubt, aber er glaubt immerhin an etwas Großes.

      Wer an die Nation glaubt, kann dagegen genau so gut an seine Nagelschere oder irgendeine andere Banalität glauben. Nation, pah! Wenn ich das schon höre, harharhar!

      • @90191 (Profil gelöscht):

        korrigiere: Reflexion

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Ja, immer schön Pipikacka sagen, das ärgert die Erwachsenen ganz arg.

        Für eine Reflektion der Themen hier reicht das aber nicht.

    • @8545 (Profil gelöscht):

      Ich bin Atheist und distanziere mich von den Massenmorden eines Stalin, Mao und den roten Khmer.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @DasNiveau:

        Mhm. Ja nun, als richtiger Deutscher - sicherlich einer der ganz traditionsbewußten Sorte, wie man wohl unterstellen darf - müßte es Ihnen doch am Herzen liegen, sich nicht von der Geschichte fremder Kulturen und Völker zu distanzieren, denn mit denen haben Sie ja sowieso gar nichts zu tun - sondern, wo es naheliegt, ausschließlich von der des eigenen Volkes. Was meinen Sie, hm?

        • @90191 (Profil gelöscht):

          was haben Sie den da geschrieben? Kann es sein, dass Sie nicht richtig gelesen haben, bevor Sie beleidigend wurden?

           

          Deutschland wurde zwar immer wieder als das "Land der Dichter und Denker" bezeichnet, aber dass "DASNIVEAU" deutsch ist, kann ich keinem Kommentar hier entnehmen.

           

          Übrigens: Kann es sein, dass Sie Konstruktionen wie "Geschichte fremder Kulturen und Völker" so oft angeblich ironisch verwendet haben, dass Sie selbst fest in diesen Kategorien denken? So wie bei vielen Antideutschen?

      • @DasNiveau:

        @TZAPATU: von kriminellen und menschenfeindlichen Banden, die "als Deutsche für Deutschland" Verbrechen begehen oder auch nur ihre engstirnige patriotische Gewalt ausleben, von einäugigen Richtern, die im Namens deutschen Volkes sprechen, und die bei ihrem Amtseid vermutlich auch "so wahr mir Gott helfe" gesagt haben, und von moralfreien Waffenschiebern, die mit Billigung einer Regierung, die zum Wohle des Deutschen Volkes agieren sollte, distanziere ich mich auch gerne. Mit Geld-Adel-Schnöseln, die von althergebrachten Privilegien oder dem neoliberalen Zeitgeist zehren, und die nur unsolidarisch steuerminimierend auf ihren persönlichen Gewinnzuwachs aus sind, habe ich ohnehin nichts gemein. Muss ich mich nich von distanzieren.

         

        @DASNIVEAU: haben die genannten ihre Verbrechen aus religiöser Überzeugung im Namen des Atheismus begangen, oder war der nur macht-strategisches, antiklerikales Nebenprodukt ihrer Ideologie?

  • Das Problem sind doch eher einige Vertreter muslimischer Verbände. In der öffentlichen Wahrnehmung treten sie als die Sprecher der "Muslime" auf, wieviele sie aber tatsächlich repräsentieren, weiß eigentlich niemand so genau.

    Und diese Herren (es sind ja fast ausschließlich männliche Islamvertreter) schalten zwar bei jeder sich bietenden Gelegenheit sofort auf Erregungsmodus um, wenn sie "Islamophobie" wittern, zeigen sich aber mit schöner Regelmäßigkeit pikiert, wenn man mal etwas Kritisches zum Islamismus hören möchte.

    Wer sich allerdings selbst als alleinzuständig für alle Fragen den Islam und die Muslime betreffend erklärt, darf sich nicht wundern, wenn sein Schweigen bei anderen Themen als erklärungsbedürftig empfunden wird.

    Soweit ich Frau Amirpours Ärger persönlich nachvollziehen kann, würde ich mir seitens der deutschen Muslime doch einmal eine Auseinandersetzung mit ihren eigenen Islamverbänden und klare Stellungnahmen zum Thema "Islam, Meinungsfreiheit und pluralistische Gesellschaft" wünschen.

  • Letztens gab es DEN Islam gar nicht. Jetzt doch wieder, aber die anderen (die Bösen) gehören plötzlich nicht mehr dazu. Erdogan sagt: es gibt nur Islam, andere zählen Erbsen, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen, oder Islamismus geht auch moderat. Gehört Hamas jetzt noch dazu? Boko Haram aber nicht? Dreht sich der Kopf, ist das sicher ein Symptom für Islamophobie. Was war das nochmal, dass man in Deutschland nicht sagen darf? Israelkritik oder Islamkritik? Übrigens: Glauben Sie eigentlich an Bücher, die Gott persönlich diktiert hat?

  • Das Problem ist ein Kulturelles. Der Islam und die im Westen etablierte jüdisch-christliche Gesellschaft sind wie Feuer und Wasser. Hinzu kommt, dass es innerhalb des Islams so viele verschiedene Strömungen gibt, dass keiner durchblickt. Jedenfalls möchte ich mich nicht anpassen müssen, sondern fühle mich in unserer freiheitlichen demokratischen, auf jüdisch-christliche Werte basierende Gesellschaft sauwohl. Die Moslems haben einst sehr viel zu Kultur und Wissenschaften beigetragen. Seit einigen Jahren flößen viele Gruppen im Namen Allahs mit ihrem Terror Angst und Schrecken ein.

    • @CarlitosR:

      "Der Islam und die im Westen etablierte jüdisch-christliche Gesellschaft sind wie Feuer und Wasser"

      Aha. Ist schon interessant, dass die jüdischen Werte nur betont werden, wenn es gilt, sich von den blöden Muslimen abzugrenzen. Mir war so, als wäre die jüdisch christliche Geschichte vor allem davon geprägt worden, dass Christen Juden verfolgt und diskriminiert haben. Was man halt so gemeinsame Werte nennt.

  • "Wir müssen uns gemeinsam fragen, was hier schiefgelaufen ist. Warum halten junge Menschen, vor allem Männer, den Weg in den Dschihadismus für eine legitime Option? "

    Mit dieser naiven Frage kommen wir leider nicht weiter. In der Zwischenzeit fliegen detonieren die ersten Bomben oder finden Enthauptungen auf Fußgängerzonen statt. Dann könnten wir auch fragen, warum hielten junge Männer und Frauen zwischen 1933 und 1945 den mörderischen Nationalsozialismus für eine legitime Option.

    Nichts gegen Psychoanalyse, dennoch möchte ich vor islamistischen Desperados geschützt werden. Das hat nichts mit Islamophobie zu tun, sondern mit sehr begründeter Angst, die damit zusammenhängt, dass in deutschen Hinterhöfen Hassprediger ihr Unwesen treiben können, Salafisten in Fußgängerzonen Bekehrungsarbeit leisten, Sharia-Polizisten auf "Recht und Ordnung" achten und islamische Parallelgesellschaften entstehen, die Null Bock haben, sich in die Mehrheitsgesellschaft zu integrieren und für die Ehrenmorde und Zwangsheiraten die Norm sind.

  • Hm, die These, dass die Islamophobie in die nächste Runde gehe, hat die Autorin wohl exklusiv. Ich bin ja gern bereit, zwischen "dem" Islam als im Koran verschriftlichten Religion und "dem" Islam als komplexer Kultur zu unterscheiden. Das lenkt aber nicht vom Umstand ab, dass Terrororganisationen von Boko Haram über die Taliban bis zum IS ihre Verbrechen religiös begründen. Es greift in meinen Augen zu kurz, diesen Mördern zu unterstellen, sie hätten "den" Islam nur falsch verstanden, während der "wahre" Islam friedlich auch in Europa gelebt werde.

     

    Dass "der" Islam zur Rechtfertigung grausamer Verbrechen von Folter über Vergewaltigung und Mord taugt, hat in meinen Augen damit zu tun, dass er eben noch keinen Prozess einer Modernisierung durchgemacht hat, wie ihn das Christentum seit der Aufklärung kennt. Offen propagierter Hass vieler Muezzine und Imame gegen "westliche" Werte auch in Frankreich, England, Schweden und Deutschland lässt mich an der Kompatibilität "des" Islams mit europäischen Werten zweifeln. Ist das schon islamophob?

     

    Wer, wenn nicht "richtige" Muslime, könnte denn den Terrormilizen auch ideell glaubwürdiger widersprechen?

    "Der" Islam mag auf dem Weg nach Europa sein, jedenfalls ist dieser Weg steinig und kurvig. Wenn die Autorin meint, ein Bekenntnis "der" Muslime gegen IS und Co. sein wohlfeil und verfestige die Differenz zwischen uns und ihnen, zwischen Muslimen und Nichtmuslimen, denkt sehr abgehoben und negiert die Ängste vieler Menschen hierzulande. Das trägt nicht unbedingt zu einem friedlichen Nebeneinander der Religionen und Kulturen bei.

    • @Kerstin Demuth:

      Das ist ja ein entscheidender Punkt: Überall in den von Ihnen erwähnten Ländern (darunter sehr liberalen und offenen bis zur Selbstverleugnung) haben wir diese Phänome.

      Sie können also nicht Produkt einer Ausgrenzungserfahrung sein, wie gerne behauptet oder Folge eines latenten Faschismus des kleinen Mannes in Deutschland, wie gerne unterstellt.

    • @Kerstin Demuth:

      Modernisierung des Christentum, also, das sehe ich anders, ich habe lange in Asien gelebt, der Missionierungsdrang der dortigen Christen ist einfach lästig. Aufforderungen doch mit in die Kirche zu gehen, zusammen zu beten usw, die einheimischen christlichen Ableger westlicher Orden einfach ätzend, das Benehmen der Kirchenoberen, kann man nut mit Kopfschütteln betrachten, nach Rückkehr nach D dachte ich , es hätte sich, aber meine Frau wird aus ihrem Bekanntenkreis buchstäblich pausenlos aufgefordert, doch in die christlcihe Kirchen zu kommen, Bibelverse ohne Ende im Internet, es kam zu heftigen Diskussionen, meine Frau wehrt sich gegen diese Missionierung. was ich sagen will, Christentum ist so unterschiedlich in der Auffassung der Menschen wie der Islam-es gibt nicht DEN Islam und gibt auch nicht DIE Christenheit, alles hängt vom Menschen persönlich ab von jeder/jedem Einzelnen !

  • Wenn die Muslime nichts machen, ist das für manche Menschen ein Indiz für eine stillschweigende Billigung des fundamentalistischen Terrorismus. Und wenn sie was machen, wird das sofort mit dem Verdacht belegt, nur vorgeheuchelt zu sein.

     

    Bauen Muslime kleine, unscheinbare Moscheen in irgendwelchen Hinterhöfen, dann gilt das als Indiz dafür, dass sie sich abgrenzen, selbst isolieren und "Parallelgesellschaften" bilden. Bauen sie unübersehbar große, prächtige Moscheen, dann gilt das manchen als ein symbolischer Ausdruck von Dominanzbestrebungen und Herrschaftsansprüchen - und somit als ein Indiz für eine vermeintliche Bedrohung des Abendlandes durch den Islam.

     

    So oder so oder so und eigentlich ganz egal, was sie tun - Muslime sind für manche Menschen in jedem Fall immer und überall höchst verdächtig. Und sie haben selbst überhaupt keine Chance, diesen Generalverdacht zu entkräften.

     

    Genau das ist der Kern des Verfolgungswahns, den man auch als "Islamophobie" bezeichnen kann: Eine übergroße Mehrheit unschuldiger und friedlicher Menschen wird unter Generalverdacht und entsprechende Beobachtung gestellt.

    • @Eine rechte Dummheit:

      Eine Phobie ist eine Krankheit- wer den Islam ablehnt (wie es Millionen Menschen aus gutem Grund tun) oder eine faschistische Ideologie nennt (wie der ägyptische Autor Hamed Abdel-Samad) ist also krank?

      • @Tupaq:

        Jeder, der meint 1.4 Milliarden Muslime seien irgendwie alle Terroristen, und dies - explizit oder implizit - äussert, ist definitiv nicht gesund. Und qualitativ unterscheidet sich so jemand in nichts von einem, der meint alle Juden seien irgendwie gleich.

        Soviel ist jedenfalls mal klar.

    • @Eine rechte Dummheit:

      Wo sich dieser Generalverdacht immer mehr verfestigt und beginnt, das eigene Denken mit zu bestimmen, ist die Gefahr groß, bei ausgrenzenden und herabwürdigenden Verhaltensweisen zu landen: Vielleicht setzt man sich im Bus spontan woanders hin, wenn sich ein in sein Handy auf arabisch sprechender Mann neben einen setzen möchte. Vielleicht lässt man die Frau mit Kopftuch (auch unbewusst) mit Blicken und Gesten spüren, dass man ihr misstraut. Vielleicht kauft man nicht mehr beim türkischen Gemüsehändler um die Ecke. Vielleicht macht man einen Bogen um diese Jugendlichen, die „muslimisch aussehen“.

       

      So was kann natürlich ziemlich verletzend wirken und den unter Beobachtung gestellten Menschen das Gefühl geben, unerwünscht zu sein. Umso mehr, wenn sich solche Ängste und daraus resultierende ausgrenzende Verhaltensweisen nicht auf einzelne Personen beschränken, sondern in einer ganzen Gesellschaft deutlich zunehmen. Zug und Zug können so Gräben entstehen zwischen „uns“ und „denen“. Diskriminierung wird dann alltäglich. Übergriffe wie Beleidigungen, offene Anfeindungen, Gewalttaten, Brandanschläge können folgen.

       

      So kann Islamophobie den Nährboden für Muslimhass bilden. Das muss nicht zwangsläufig und automatisch geschehen – erst recht nicht in jedem individuellen Einzelfall. Aber es kann geschehen.

       

      Manche tief überzeugten Muslimhasser tun alles dafür, um diese irrationalen Ängste und dieses Misstrauen immer und immer mehr zu schüren - und so schleichend das gesellschaftliche Klima zu vergiften. „Geistige Brandstifter“ nenne ich solche Leute.

       

      So sehr ich die Sorge vor z. B. religiös-fundamentalistisch motivierten Attentaten verstehe und teile, so sehr bin ich auch davon überzeugt: Wir dürfen es keinesfalls zulassen, dass derartige Ängste anfangen, das gesamtgesellschaftliche Klima zu bestimmen und wir beginnen, ganze Gruppen von Menschen unter Generalverdacht zu stellen. Die Folgen für uns alle wären verheerend.

  • Wenn katholische Priester junge Menschen missbrauchen, erwarte ich am ehesten von Vertretern der katholischen Kirche, dass sie ihre Position dazu klarstellen. Wenn ein mit dem Westen zutiefst 'befreundetes' Land wie Israel, seine palästinensischen Nachbarn wie im Ghetto zusammenpfercht und anschliessend Bomben darauf wirft, dann erwarte ich vor allem von seinen 'Verbündeten', dass sie sich davon distanzieren. Wenn eine sich 'islamisch' bezeichnende Terrorgruppe im Nahen Osten breit macht, dann erwarte ich, dass die islamischen Glaubens'brüder' deren brutales Vorgehen klar und massiv verurteilen.

    Unrecht muss zu allererst mit Worten bekämpft werden!

  • 1G
    1393 (Profil gelöscht)

    Schon faszinierend einige der Kommentare. Als ob manche zwanghaft bestätigen wollen, wie recht die Autorin doch hat, wenn sie einbringt, dass Distanzierungen und rationale Analysen ohnehin nichts bewirken würden.

    So wie mancher Antisemit wohl verleumdend behauptet, dass Juden mit den jüdischen Extremisten in Israel sympathisieren, die den Ostjerusalemer Palästinenser jungen lebendig verbrannt haben, unterstellen Islamophobe den Moslems, mit den Kopfabschneidenden ISIS Massenmördern zu sympathisieren.

     

    Beklemmend ist aber, wie frei sich Menschen fühlen können, um mit ihrer Islamophobie Moslems verleumdend anzuklagen. Das liegt auch nicht unwesentlich daran, dass unsere Medien diesen Raum pflegen, indem sie Assoziationen vermitteln. Ein Sarrazin durfte lange unwidersprochen trotz so viel falscher Zahlen mit seinen kruden Thesen auftreten, bis er die Juden zu "Übermenschen" erklären wollte. Und auch bei der letzten israelischen Gewaltwelle in Gaza wurde bzgl. der Hamas stets der Islamische Hintergrund hier in der Presse hervorgehoben, obwohl der Kampf der Hamas gegen die Völkerrecht brechende Besatzung keine Rolle eingenommen hat.

     

    Mal sehen, was uns die Islamophobie in Deutschland noch für skurrile Verhaltensweisen bescheert.

    • @1393 (Profil gelöscht):

      Nett zu beobachten, wie Sie mit jedem zweiten Satz die Latte reissen: Zuerst die vollkommen unberechtigten Ressentiments gegen einen politischen Islam beklagen und ein Kritikverbot des Islams einfordern, um im Anschluss dann sofort auf die wahren Bösewichte, die Juden, hinzuweisen.

  • Ich bin von Frau Amirpur schon einiges gewohnt, aber Sie schafft es immer wieder mich mit ihren Artikeln zu überrumpeln. Wer in Köln geboren ist und meint ausschließlich durch eine Professur über allen erhaben zu sein, liegt falsch. Jeder der zur Schule gegangen ist oder studiert hat oder arbeitet, weiß, dass ein Titel oder ein Posten noch lange kein Garant für Verlässlichkeit ist. Sie könnte sich auch für die öffentlich-rechtlichen Sender als "Expertin" zur Verfügung stellen. Das wäre genauso seriös.

  • Irgendwo kann ich das schon verstehen, daß man sich als Moslem von dem Thema genervt fühlt. Andererseits: Vor ein paar Jahren habe ich anläßlich eines spektakulären Terroranschlags (vielleicht Madrid oder London)

    nachgeschaut, was die islamischen Organisation in Deutschland dazu sagen. Ich fand eine Erklärung einer solchen Organisation. Die ersten Zeilen klangen prima. Klare Verurteilung. Aber dann ging die Erklärung weiter. Und weiter. Und weiter. Mit seitenlangen Beschwerden über islamfeindlichkeit in Deutschland. Am Ende hatte ich das Gefühl, daß die Verurteilung der von Islamisten begangen Massenmorde nur eine lästige Pflichtübung war, die zu Beginn schnell erledigt wurde, damit man schnell zu dem Thema kommen konnte, was die Moslemorganisation viel mehr interessierte: Diskriminierung von Moslems. Offenbar war in deren Augen jede Diskriminierung von Kopftuchträgerinnen viel, viel schlimmer als Massaker an Ungläubigen. Und wenn ich mir Meldungen wie diese http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article132293576/Verzweifelte-Mutter-Holen-Sie-meinen-Sohn-zurueck.html anschaue, wo islamische Organisationen Beratungsarbeit für verzweifelte Eltern, deren Söhne in die Hände jihadistischer Rattenfänger geraten sind, nur dann unterstützen wollen, wenn gleichwertig auch gegen "Islamophobie" beraten wird , dann habe ich das Gefühl, daß sich da nicht so viel geändert hat.

  • Ein Grund für die Distanzierungsforderungen:

    Europa/Deutschland hat Angst vor den Folgen der bisher vorhandenen weltweiten Wirtschaftsungerechtigkeit. Genauer hinzuschauen ist vielen allerdings zu mühsam. Außerdem soll sich am Konsumismus nichts ändern, solange nur die anderen in Sweatshops und auf Kakaoplantagen schuften müssen.

     

    Ein Grund für Konvertiten, zum IS zu gehen: Sie können die Liberalität der westlichen Gesellschaften nicht von der vorhandenen weltweiten Wirtschaftsungerechtigkeit unterscheiden und halten die Gesellschaft mit ihren Prominews für orientierungslos. Außerdem können sie in der IS ihren Vergeltungswünschen Ausdruck verleihen, ohne sich über sich selbst Gedanken machen zu müssen.

     

    Die Wirtschaftsungerechtigkeit nannten vor einigen Jahren mal Autonome: Imperalistischen Normalzustand. Er ist eine wichtige Quelle der derzeitigen Probleme.

    • @aujau:

      Islam(ismus) ist also Sozialismus reloaded - ja, jetzt passt's wieder, jetzt ist die Welt wieder rund...

      • @Chalchiuhtlatonal:

        Nö, ganz so einfach ist es nicht. Sozialismus verlangt eigenes Nachdenken, allen Fehlern der Kommunisten zum Trotz.

        Islamismus ist , was Anisemitismus ist: Der Sozialismus des dummen Kerls, bzw. des frustrierten Patriarchatsfans. Könnte man im Kommentar auch ersehen, wenn man nicht nur auf Panik abfährt. Die ist übrigens ein schlechter Ratgeber.

        Übrigens haben Linke den Islamismus sehr wohl kritisiert, zum Beispiel in der mühsamen täglichen Sozialarbeit. Hilfreich wäre es auch, zwischen Islam und Islamismus zu unterscheiden. Ist aber wohl derzeit so schwierig, wie die Tatsache zu sehen, dass der Westen, ja der Westen! die IS bis vor einiger Zeit noch in Kurdistan ignorierte. So wie er die Taliban ignorierte, als sie noch "nur" die Russen tötete.

        Wie gesagt, Panik ist ein schlechter Ratgeber und auch eine schlechte Informationsquelle.

      • @Chalchiuhtlatonal:

        Ist im übrigen mit ein Grund, weswegen die Linke den Islam(ismus) so nachsichtig betrachtet, nämlich als revolutionäres Subjekt.

        Dass sie nach dem Umsturz der alten Ordnung als nächstes an der Reihe sind, steht auf einem anderen Blatt.

        • @Chalchiuhtlatonal:

          Und ob ein paar Tausend verrückte Schlächter wirklich eine neue Ordnung generieren können, steht wirklich auf einem anderen Blatt. Da hatten wir hier in Europa auch schon einige, die das nicht geschafft haben. Ordnung entsteht immer noch durch Nachdenken und nicht durch Hysterie, egal unter welcher Fahne sie daherkommt.

  • D
    D.J.

    Ich habe mir nunmehr einen kleinen Überblick über die Arbeiten der Verfasserin verschafft. U.a. schrieb sie über diesen schiitisch-reformerischen Gelehrten:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Abdolkarim_Soroush

     

    Frau Amirpur oder Herr Soroush wären die letzten, von denen ich eine Distanzierung fordern würde. Die ist aufgrund Ihres Denkens klar. Dennoch insistiere ich: So einige Dinge, die IS anstellt, galten viele, viele Jahrhunderte zumindest im sunnitischen Islam mehr oder minder unwidersprochen als theologisch legitimiert (s. dazu mein Kommentar unten). Das ist deshalb wichtig, weil IS / Salafisten /andere Fundis nun einmal sich eben darauf berufen. Und dazu muss man sich nun einmal irgendwie verhalten, wenn man sagt das und das ist islamisch und das und das nicht. Darum mein ständiges Insistieren auf Geschichte. Denn sie ist für sehr, sehr viele keine Geschichte.

    • @D.J.:

      Was - ausser dem Lesen von wiki-Artikeln - qualifiziert Sie, irgend etwas für "theologisch legitimiert" im Islam zu halten?

      Darf ich mal raten? NICHTS qualifiziert Sie dazu,

    • @D.J.:

      Frage an den Gelehrten, zu einem Einzelaspekt:

       

      Inwieweit eigentlich, unterscheidet sich der IS, in der Richtung des angestrebten religiösen Verhaltens und diesbezüglicher, religiös motivierter Strafen, von Saudi-Arabien? Erheblich?-

    • @D.J.:

      wenn sie "von einigen dingen" sprechen, meinen sie - siehe unten? diese aussage weiter unten ist einfach völlig einseitig und belegt gar nichts. sicherlich gab es solche vorfälle, sicherlich war es so, dass im kriegsrecht gefangene gemacht und diese nicht immer nur in heimische gefängnisse geworden wurden, sicherlich galt für die eroberten gebiete, dass die autorität der neuen herrscher nicht kriegerisch in frage gestellt werden durfte.

      was genau das mit der is und ihren gräueln zu tun hat, ist mir jedoch mehr als schleierhaft.

  • man muss einfach es so sehen-all diese Fanatiker, die Religion als Begründung ihres Tuns ihrer Verbrechen geltend machen, sind einfache Verbrecher-nirgendwo steht, dass man im Namen einer Religion anderes Menschen töten kann, leider gibt es immer wieder Fanatiker, die sich die Schriften nach Gutdünken hinbiegen !

  • 1G
    1393 (Profil gelöscht)

    Islamophobie ist in Deutschland eine feste Größe. Drum hat sich die Sarrazin Hetzschrift trotz dem vielen falschen Rechnungen und dem darauf basierenden Schwachsinn gut verkaufen können und darum schreibt jeder Journalist, der die mörderischen Kriegsverbrechen Israels an den Palästinensern verteidigen will, dass die Hamas "radikalislamisch" sei. Wen interessiert es hier schon, dass die Hamas nur Menschenrechte für die Menschen in Gaza gefordert uznd darum gekämpft hat, wenn man mit dem Ansprechen der Islamphobie in Deutschland den Verstand so vieler ganz ausschalten kann.

  • abgesehen davon- ich glaube es bringt nichts den Streit über Ethnie oder nicht zu vertiefen, reden wir halt über soziale Gruppe oder sonst was-:

     

    der Konflikt in Nordirland hat mit der trumatisierenden generationenen übergreifenden Erfahrung Hungersnot, die Wendepunkt der irischen Geschichte war (1 Mio Tote, 2 Mio Auswanderer) und den zahlreichen diskriminierenden Gesetzen der Engländer seine eigenen , wohlgemerkt nichtreligiösen Wurzeln. Wer hier die Schuld der Religion zuschiebt verkennt ursache und Beiwerk.

  • Religiöse Fundamentalisten machen schlimme Sachen. Sie hetzen gegen Minderheiten, vielfach gegen Frauen, Homosexuelle und sind zumeist erzkonservativ bis absolut rückständig. Ist ja nichts Neues.

    Ob Pfingstgemeinde, Mennoniten, Neuapostolen, wo man auch hinschaut, das gleiche Lied. Dass auch andere Religionen unter solchen Spinnern leiden, ist auch nix Neues. Zum Glück bin ich nicht religiös, daher muss ich mich auch nicht fremdschämen für irgendwelche Leute, die mit "meinem" Gott schindluder treiben.

    • @Fanta:

      Wo haben Anhänger der Mennoiten, Pfingstgemeinde zuletztAndersgläubigen die Köpfe abgeschnitten?

    • @Fanta:

      Sie haben in diesem Punkt recht. Aber ich habe noch nicht von einem aufgebrachten Pfinglstler oder Neuapostolen gehört, der schon mal ein schwules Paar verprügelt hat.

      • @JC Kay:

        Nee, das ist denen zu wenig.

        Katholische und evangelikale Gruppen haben nur dafür gesorgt, dass in einigen afrikanischen Staaten, die eigentlich nix mit dem Islam groß zu tun haben, auf homosexuelle Handlungen die Todesstrafe steht.

        • @Age Krüger:

          Ja, der Robert Mugabe, Zimbabwe, einer ihrer jesuitisch erzogenen Brüder, der immer mal wieder freundlich z.B. zu Heiligensprechungen im Vatikan empfangen wird betreibt seit Jahrzehnten Terror gegen Homosexuelle.

          Papst Benedikt segnete immer mal wieder Schwulenfeinde bei Afrikareisen. Bei der Kirche muss man sich über nichts wundern.

      • @JC Kay:

        Zumindest nicht auf offener Strasse. Outing in der Gemeinde ist aber dennoch ein Spiessrutenlauf und endet oftmals in einer völligen Trennung von der Familie. Ganz zu schweigen von denen, die aus Verzweiflung Selbstmord begehen.

  • Vielleicht sollten Sie die Links auch lesen, die sie verschicken und sorgfältiger unter die einzelnen Definitionsteile subsumieren.

     

    Die Engländer haben den katholischen Irländern über mehrere hundert Jahre hinweg als ursprüngliche Besatzer ganz übel mitgespielt. Wer einen Konflikt, der ursprünglich in den Hungertoten seine Wurzel hatte, und sich über jahrhundertelange Diskriminierung gründet als religiös ansieht, zeigt dass er Ursache und Beiwerk nicht erkennt.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Warum sollen sich Muslime überhaupt distanzieren? Weil der "Moslem an sich" schon verdächtig ist. Ich bin Katholik und distanziere mich auch nicht auf Kommando, wenn irgendwelche katholischen Vollpfosten Verbrechen begehen - warum auch. Ich kann Verbrechen verurteilen oder ignorieren, aber ich muss nicht doch nicht dem Diktat der Distanzierung unterwerfen.

    • @738 (Profil gelöscht):

      ....aber wenn sich z.B. Katholiken in Bayern bewaffnen und alle geschiedenen Frauen im Namen Gottes foltern und verbrennen würden, wäre DAS nicht DER Moment, indem Katholiken besonders gefordert wären zu erklären, dass hier schlicht Verbrechen und Terror im Namen Gottes verübt werden und dass es nichts mit Ihrem Verständnis von Glauben, Religion und ihrer Kirche zu tun hat?

       

      Wie oft muss ich z.B. als Schwuler zum Thema Kindesmissbrauch Stellung beziehen.

      Wenn ein heterosexueller Lehrer eine Klasse unterrichtet, vertrauen die Eltern ihm ihre Töchter ohne Vorbehalte an, - ein schwuler Lehrer steht oft unter Verdacht, es auf die Jungen abgesehen zu haben.

       

      Sollte eine relevante Gruppe von Pädos das als "wahre Homosexualität" ausrufen, wären doch besonders die Schwulen gefordert, hier Stellung zu beziehen - oder?

       

      Zumindest wären Schwule hier als Experten in eigener Sache besonders geeignet, dies zu tun, genauso, wie nur gläubige Moslems mir schlüssig erklären können, dass Steinigung von vergewaltigten Frauen wegen Ehebruchs nicht im Koran vorgesehen sind....

  • Vielen Dank, Frau Amirpur, für Ihre Empörung. Eine verständliche Empörung über die doppelmoralische Forderung seitens vieler Mitglieder der deutschen, nicht-muslimischen Mehrheitsgesellschaft und ihrer Medien, dass sich "die" Muslim*innen von einer terroristische Bewegung wie die IS distanzieren müssten und über die gleichzeitige Ignoranz gegenüber den längst erfolgten, öffentlichen Verurteilungen dieser Bewegung seitens namhafter muslimischer Verbände und Einzelpersonen. Ich freue mich auf den Tag, an dem organisierte Gruppen unterschiedlicher religiöser/konfessioneller, parteilicher und ethnischer Hintegründe zu Demonstrationen gegen alle Arten von Rassismen, Hass und Terror aufrufen und nicht ständig die andere "Gruppe" vorschieben.

  • Hier der Link zu einem Text, nach dessen Lektüre sich jeder Zurechnungsfähige auf die Verwendung des Begriffs "Islamophobie" verzichten dürfte:

    http://www.heiko-heinisch.net/der-begriff-islamophobie/

    Und was "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit betrifft, so könnte man sich einmal folgendes überlegen: Ich habe z.B. etwas gegen Nazis. Nun bilden Nazis eine Gruppe, und diese Gruppe besteht - in gewisser Weise - aus Menschen. Ich erfülle dann wohl in klassischer Weise den Tatbestand gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Oder haben die Verwender dieses Begriffs, die Hurrelmann, Heitmeier, Benz, Rommelspacher et alii nicht mehr alle Pfannen auf dem Dach?

    • @Dempsey Rae:

      Deine arg simple "Definition" wird dem Konzept nicht gerecht. Es geht dabei nicht um deine persönlichen Vorlieben oder Abneigungen, sondern um soziologische Studien - also die Analyse (gesamt)gesellschaftlicher Phänomene, inwiefern das Verhältnis von Mehrheit zu Minderheiten von Ablehnung oder Akzeptanz geprägt ist und wo, auf welche Weise und in welchem Umfang diese Minderheiten von der Mehrheit als gleichwertig oder ungleichwertig angesehen werden.

       

      http://www.uni-bielefeld.de/ikg/gmf/menschenfeindlichkeit.html

      • @Eine rechte Dummheit:

        Ich habe nichts definiert, sondern eine Definition getestet. Das Testergebnis war eine reductio ad absurdum; die scheinbar griffige Formel hat sich als Gummibegriff erwiesen. Was derart umfassend brauchbar scheint, ist eben überhaupt nicht zu gebrauchen - es sei denn, dem Begriff wird eine umständliche Gebrauchsanweisung beigelegt, die für nur zu trivialen Reflexen fähige Aktivisten unlesbar ist. Der Test hat meinen Verdacht bestätigt, dass zahlreiche anerkannte Sozialwissenschaftler im Bestreben, ihre politische Korrektheit zu demonstrieren und das gute Gewissen ihrer Klientel zu bestätigen, das Prinzip der soliden wissenschaftlichen Begriffsbildung sträflich vernachlässigen. Sie begreifen anscheinend nicht, dass man sich in den Angelegenheiten, in denen sie sich engagieren - was teilweisse durchaus achtbar ist - , keine solche Blöße geben darf.

        • @Dempsey Rae:

          Falsch - du hast eben keine Definition getestet, sondern einfach den Begriff "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" WORTWÖRTLICH genommen, anstatt dich damit zu beschäftigen, was die jeweiligen Wissenschaftler darunter verstehen. Und dann hast du noch die Dreistigkeit, diese Wissenschaftler dafür zu kritisieren, dass DU offenbar keine Ahnung von wissenschaftlichem Arbeiten hast ... also nochmal: Wenn jemand ein begriffliches Konzept entwirft - z. B. als Arbeitsgrundlage für eine empirische Forschung - und du willst dich kritisch mit diesem begrifflichen Konzept auseinandersetzen, dann macht es logischerweise Sinn, sich zunächst anzuschauen: Was haben sich die Leute da gedacht?

      • @Eine rechte Dummheit:

        Das angeführte Beispiel halte ich, wie schon D.J., für unglücklich.

        Im weiter angeführten Link zum Begriff "Islamophobie" allerdings wird eigentlich alles Notwendige zum Begriff (und vieles zur Diskussion in diesem Faden) gesagt.

        • @Chalchiuhtlatonal:

          Sehe ich nicht so. Islamophobie ist ein real existierendes Phänomen - eine geistige Verirrung ähnlich wie Antisemitismus oder Rassismus oder Nationalismus.

           

          "Ich gestehe, dass ich insbesondere nach dem brutalen Gemetzel in London, aber auch schon nach 2011 in NY, Angst vor Menschen (Männern) habe, die in Bus und Bahn sitzen und türkisch oder arabisch ins Handy sprechen." (Kommentar auf taz.de)

           

          Ich denke, man kann z. B. hier mit Fug und Recht von Islamophobie sprechen. Oder fällt dir dafür ein besserer Begriff ein?

          • @Eine rechte Dummheit:

            Ihr oben zitierter Kommentar ist eine Einzelmeinung, abgesehen davon gibt es, natürlich, auch stinknormale Xenophobie, die sich hinter legitimer Kritik des politischen Islam versteckt, zugegeben. Meinen SIe das mit Islamophobie?

            Und darf man die Probleme, Verwerfungen und Konfrontationen, die ein politischer Islam mit sich bringt, grundsätzlich nicht kritisch betrachten? Ist man dann islamophob?

            • @Chalchiuhtlatonal:

              .

    • 1G
      1393 (Profil gelöscht)
      @Dempsey Rae:

      Hey ein Witz:

       

      Da zeigt ein Rassist auf einen anderen und schreit "Rassist".

       

      Ista ber gar nicht so witzig, weil einfach nur real, wie so viele ganuz offenherzig und frei von irgendwelchem Verstand demonstrieren.

    • D
      D.J.
      @Dempsey Rae:

      Das Beispiel ist etwas schief, da ja jeder Nazi ein Menschenfeind ist, was man ja nun wahrlich nur von einer Minderheit der Muslime sagen kann.

      Dennoch nicht völlig falsch, da ja Religion wie jede andere Ideologie etwas ist, was man an- und wieder ablegen kann (zumindest innerlich, wenn Apostasie gefährlich).

      Tatsächlicher antimuslimische Rassimus bzw. zumindest Kulturalismus liegt vor, wenn sehr Rechte selbst von überaus säkularen Migranten immer und überall eine Bringschuld einfordern.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Christen, distanziert Euch! Vom Antisemiten, Hexenjäger und Hassprediger gegen aufständische Bauern Luther, vom "100%igen Christen" Breivik, der eine "al Qaida für Christen" aufbauen will, vom NSU, der für das christlich-teutonische Abendland Muslime gemordet hat, vom Ku Klux Klan, der die Weltherrschaft einer weißen, christlichen Rasse will.

    • @90191 (Profil gelöscht):

      Ham wa schon jemacht, bzw. war nicht wirklich nötig, weil der heilige Krieg nicht Teil des Kerngeschäftes ist.

      Sorry macht schon einen Unterschied ob der Religionsgründer gekreuzigt wurde oder andere hat kreuzigen lassen. Irgendwie färbt das ab.

       

      Wo Religion draufsteht ist nicht immer dasselbe drin

  •  Und da stimme ich Thallium zu: Die Saudis sind nur dagegen, weil Muslime leiden. Ich erinnere daran, dass man als Israeli nicht einmal in Saudi-Arabien einreisen darf und die Saudis zusammen mit Katar jahrzehntelang das Who-is-who der Islamterroristen finanziert hat.

     

    Als Araber bleibt einem momentan nur eines: Klar Position beziehen und sich von Verharmloserinnen wie Ihnen zu distanzieren. Mich erschreckt immer wieder, wie dünnhäutig meine Landsleute auf Religionsdebatten reagieren. Und das gesamte Gutmenschentum springt ihnen zur Seite und unterdrückt jahrzehntelang eine Diskussion, die die islamische, türkische und arabische Community gebraucht hätte. DAS ist "wir-und-ihr-Denken". Ein positiver Rassismus, der dafür gesorgt hat, dass unser Ansehen als Araber in Europa für die nächsten 200 Jahre versaut ist.

     

     

    Kommentar gekürzt. Bitte beachten Sie unsere Netiquette.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Antiislamismus ist keine Phobie, sondern gezielte Hetze, meistens rassistisch motiviert.

     

    Oder würde man beim Antisemitismus auch von eine Judenphobie sprechen wollen?

    • D
      D.J.
      @90191 (Profil gelöscht):

      Wäre eine kurze Definition des begriffs "Antiislamismus" zu viel verlangt.

       

      Übrigens interessiert sich der moderne Antisemitismus - im Gegensatz zum (nicht immer) alten und auch im Gegensatz zum islamischen Antijudaismus - überhaupt nicht dafür, ob das Ziel des Hasses irgendwas mit der jüd. Religion am Hut hat. Lesen Sie doch mal in die Thematik ein.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @D.J.:

        Ihre Haarspaltereien ändern nichts an den Realitäten.

        • @90191 (Profil gelöscht):

          Bei Antiislamismus würde ich mir aber schon den Unterschied erlauben wollen, ob es sich um eine religionskritische Haltung in dem Sinne handelt, wie sie in Europa nun einmal spätestens seit der Aufklärung besteht und die sich gegen weltliche Herrschaftsansprüche richtet, oder um schlichte Xenophobie. Das hat nichts mit Haarspalterei zu tun.

          Und der moderne Antisemitismus hat seit dem Ende des 19. Jhs. im Gegensatz zum alten rassenideologisch und nicht religiös argumentiert. Wer die sogenannte Islamophobie mit Antisemitismus gleichsetzt, verharmlost letzteres.

          • 9G
            90191 (Profil gelöscht)
            @Schalamow:

            So oder so: Der aktuelle sog. Antiislamismus ist nur ein als solcher getarnter Rassismus.

  • Der Grossmufti von Saudi Arabien hat die ISIS verurteilt - weil sie Moslems tötet.

     

    Christen und andere zu töten ist wohl OK.

    • @Thallium:

      schiiten, aleviten, alawiten etc sind für den großmufti auch kein problem.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Thallium:

      "Christen und andere zu töten ist wohl OK."

       

      Hat der Großmufti das gesagt? Wenn nicht, ist es allein Ihre Interpretation - und die scheint mir dann von einer gewissen Gehäßigkeit motiviert.

      • D
        D.J.
        @90191 (Profil gelöscht):

        Ich kenne die Quelle nicht im Original. Falls er tatsächlich nur das Morden von Muslimen (ggf. nur sunnitischen) angesprochen haben sollte und andere unerwähnt ließ, wäre das doch allein schon durch Weglassung ein Statement über die Wertigkeiten, oder nicht? Aber gut, wenn ein vermeintlich "normaler Linker" heutzutage meint, selbst die saudischen Fundis verteidigen zu müssen - ich habe aufgehört, mich über so etwas zu wundern. Zum Glück ist da die Linkspartei z.B. wesentlich "Linksnormaler".

        • 9G
          90191 (Profil gelöscht)
          @D.J.:

          Soll jeder, der bestimmte Terroropfer beklagt, immer gleichzeitig auch alle anderen Terroropfer beklagen, damit ihm nicht sofort unterstellt wird, die einen den anderen vorzuziehen?

           

          Soll man jetzt auch noch in diese Thematik eine pseudointellektuelle akademisch verquaste Sprachvergewaltigung einführen, wie man es in der Geschlechterdebatte tut?

          • @90191 (Profil gelöscht):

            Sie beklagen (weiter oben) Haarspaltereien? Geht man der Sache analytisch auf den Grund, werden Haare gespalten, lässt man die Dinge auf sich wirken, ist man subjektiv und unwissenschaftlich.

            Nun, mein subjektiver Eindruck: Noch kein muslimischer Apologet konnte mich, in TV und Print, überzeugen. Ich sah immer schwitzende, sich windende, jeden klaren Standpunkt vermeidende Vertreter ihres Fachs. Immer eine Hintertür offen gelassen, ein "ja aber".

            Die Unaufrichtigkeit und ihre zwei Welten (die für's TV und die für ihre community) ist mit Händen greifbar.

        • @D.J.:

          für sie vielleicht ein statement.

          es werden schließlich tausende muslime durch diese verbrecher umgebracht, da ist es angebracht, dies explizit - gerichtet an diejenigen, die sich ihnen anschließen oder sympathie haben - zu erwähnen.

  • Jedes menschliche Individuum - sofern es sich nicht als fundamentalistischer Stinkstiefel outet - hat einen Anspruch auf einen gewissen Vertrauensvorschuss. Man sollte immer voraussetzen, dass Menschen besser sind als ihre Religion. Eine "Religion des Friedens" gibt es nicht. Man konnte eine Kriminalgeschichte des Christentums schreiben, und die noch zu schreibende Kriminalgeschichte des Islam wird den Muslimen noch beträchtliche hermeneutische Nüsse zu knacken geben. Aber ein "wahrer Islam" wird genausowenig dabei herauskommen wie aus christilich-theologischen Bemühungen das Destillat eines "wahren Christentums" hervorgehen kann. Und man verschone uns vor dem Unsinnsbegriff "Islamophobie"!

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Dempsey Rae:

      "...sofern es sich nicht als fundamentalistischer Stinkstiefel outet..."

       

      Da müssen Sie aber viele Leute ausschließen. Im Grunde auch alle, die fundamental auf westliche Werte bestehen.

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Wer den Universalitätsanspruch der Menschenrechte bestreitet, vertritt einen Wertrelativismus, der jedem friedlichen Zusammenleben in jeder denkbaren Gesellschaft den Boden entzieht. Diese Position lässt sich außerdem nicht widerspruchsfrei aufrecht erhalten. Die Diskussion über einen angeblichen "Fundamentalismus der Aufklärung" oder gar "Aufklärungsfaschismus" ist aufgrund dieses logischen Defekts als erledigter Fall zu betrachten.

        • 9G
          90191 (Profil gelöscht)
          @Dempsey Rae:

          Es sind ja die Menschenrechte nicht die einzigen Werte der westlichen Gesellschaft, ganausowenig wie nur der Westen solche humanen Werte hervorgebracht hätte, mal ganz abgesehen davon, daß der Westen sich an diese Werte überhaupt nicht hält.

           

          Wesentlich fundamentalistischer sind hier u.a. der Kapitalismus, der Militarismus, der Nationalismus, der Kulturnarzißmus, der Chauvinismus und der Egoismus verankert.

           

          Die Menschenrechte sind nicht viel mehr als ein Feigenblatt.

    • D
      D.J.
      @Dempsey Rae:

      Kluge Worte, die manch argumentativen Unsinn auf den Punkt bringen. So stelle ich mir (von vielen - warum auch immer - verlernte) linke Religionskritik vor.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @D.J.:

        Sie als Agnostiker können über Religion so wenig mitreden, wie Kinderlose über Erziehung.

        • @90191 (Profil gelöscht):

          Und ob ein Agnostiker über Religion mitreden darf! Vielleicht braucht er sich von außen nicht in die inneren Verwaltungsangelegenheiten einer Glaubensgemeinschaft einmischen. Aber über die nach außen transportierten, teils missionarisch oder eben IS- oder Spanier-in-Südamerika-mässig mit Gewalt verbreiteten Heilsbotschaften dürfen und müssen Agnostiker (wie auch Atheisten) mitreden!

           

          Immerhin haben sich Agnostiker und Atheisten bewusst ein Urteil über ihren Glauben gebildet und lehnen bestimmte Positionen klar ab.

          Während Mio. von als Babys ungefragt Getaufte als Zählkandidaten bei den Religionsgemeinschaften mitlaufen, ohne von deren Kern auch nur annähernd überzeugt zu sein.

          Oder gar haben sie sich als Konfirmanden nur noch von den Hunderten und Tausenden Euronen kaufen lassen.

           

          Diese sollten gefälligst in Religionsfragen schweigen.

        • @90191 (Profil gelöscht):

          Puh, was soll das denn? ErzieherInnen müssen nicht Mütter (oder Väter) sein, um über Erziehung und Kinder Bescheid zu wissen.

          Ich habe Religionswissenschaft studiert und bin Agnostikerin. Ich soll nicht mitreden können? Was für eine Ignoranz!

          Viele Christen kennen ihre Bibel nur halbsogut wie ich!

        • D
          D.J.
          @90191 (Profil gelöscht):

          1. Ich war mal ziemlich frommer Katholik.

          2. Ich habe außer Geschichte auch Kath. Theologie studiert (da war/wurde ich schon etwas weniger fromm).

          3. Ich habe zumindest einige Jahre parallel Orientalistik und Islamwissenschaften studiert.

          4. Ich war ca. zwei Dutzend mal im Nahen und Mittleren Osten.

          5. Als Historiker befasse ich mich großteils mit religösen Themen.

          Sollte nicht allzu arrogant klingen, nur als Antwort zu Ihrem Einwurf nicht völlig unwichtig.

        • @90191 (Profil gelöscht):

          Ich argumentiere ja auch gerne mal gegen Herrn D.J., aber dieses Argument gegen ihn und andere ist doch Quatsch. Darf man auch Mord nicht bewerten, solange man selber keinen begangen hat?

           

          Viele Agnostiker und Atheisten sind übrigens gerade nicht aus Unkenntnis von Religion dazu geworden, sondern nachdem sie religiös geprägt aufgewachsen sind und gerade weil sie sich mit Religion(en) und ihrer Problematik ausführlich befasst haben.

          • 9G
            90191 (Profil gelöscht)
            @kami:

            Wer kritisiert, muß den Gegenstand der Kritik kennen, sonst bleibt seine Kritik subjektiv.

             

            Der Nicht-Mörder kann Mord nur deshalb verurteilen, weil die Gesellschaft derzeit Mord konsenmäßig verurteilt, aber nicht aus eigener Erfahrung. Im Dritten Reich z.B. galt Judenmord als gesellschaftlich anerkannt und lobenswert. Und ruck-zuck fanden sich Hunderttausende, die eifrig mitmachten beim großen Massenmord, ohne selbst Jahrzehnte danach jemals die geringste Reue zu zeigen.

             

            Ihre Argumentation beruht leider auf äußerst lückenhaften Überlegungen.

            • @90191 (Profil gelöscht):

              Sorry, ich finde Ihr Argument immer noch sinnlos. Selbstverständlich sind gesellschaftliche Werte und Konsense einem Wandel unterzogen; die Legitimation von Massenmorden war in der Nazizeit eine andere als heute (zum Glück). Dennoch muss ich damals wie heute keine Morde begangen haben, um mir ein Urteil über deren Legitimität erlauben zu dürfen.

              Mal abgesehen davon kann sich „eigene Erfahrung“ auch anders darstellen, als von Ihnen beschrieben. So kann ich auch ohne eigene Kinder durchaus Erziehungsmodelle auf ihre moralischen Grundlagen hinterfragen, ihre praktischen Auswirkungen beobachten, und nicht zuletzt selbst Erziehung genossen haben. Das Durchleben zahlreicher durchbrüllter Nächte mag einem Kinderlosen nicht aus eigener Erfahrung vergönnt sein (oder doch: von den Nachbarn). Sind Sie deshalb der Meinung, dass eine Mutter, die z.B. darob in Prügelstrafen flüchtet, mit der Begründung ihrer Erziehungsmethoden mehr recht hätte als der Kinderlose, der Prügelstrafen ablehnt? (Oder eher im Gegenteil?)

              • @kami:

                Ich erspare Ihnen mal die „eigenen Erfahrungen“, die man z.B. als homosexuelle Agnostikerin mit Religiösen & Religionen so haben kann.

                Nur soviel: ähnlich wie d.j. beruht meine agnostische Religionsskepsis u.a. auf recht umfänglicher Kenntnis & Stuidum der Bibel, ihrer verschiedenen Auslegungsgeschichten, sowie des Qur’ans in verschiedensten Übersetzungen, der Hadithen, islamischen Rechtsschulen und Traditionen, sowie diverser Aufenthalte in sogenannten muslimischen Ländern nebst regem Austausch mit dortigen Intellektuellen. Ich meine also, meine Religionsskepsis doch auf einige Kenntnis und Erfahrung basieren zu können. – Und ja, das gilt gegenüber allen Religionen, insbesondere aber denen mit absolutistischem Wahrheitsanspruch. Und insbesondere auch gegenüber Religiösen, die zwar erfreulicherweise für ein friedliches Miteinander mit Andersdenkenden eintreten, sich aber irrerweise dennoch nicht vom bis heute gültigen wörtlichen Wahrheitsanspruch einer angebl.heiligen Schrift distanzieren, die seitenweise äußerst eindeutig den Überlegenheitsanspruch gegenüber, sowie Mord an, „Ungläubigen“ bzw. „Bekehrungsunwilligen“ legitimiert.

                 

                Leider ist es im heutigen Kontext äußerst schwer, solche fundierte Religionskritik zur Sprache zu bringen, da Pseudo-„Islamkritik“ von Rechtsradikalen okkupiert ist, während „Linksnormale“ im Schulterschluss mit selbstkritikvermeidenden Glaubensfürsprechern ein Lilalauneverständnis von Religion pflegen.

                • @kami:

                  Pardon, nun sind meine Beiträge schon viel zu lang. Ich sollte dennoch etwas hinzufügen zu meiner Kritik an "Religiösen, die zwar erfreulicherweise für ein friedliches Miteinander mit Andersdenkenden eintreten, sich aber irrerweise dennoch nicht vom bis heute gültigen wörtlichen Wahrheitsanspruch einer angebl.heiligen Schrift distanzieren, die seitenweise äußerst eindeutig den Überlegenheitsanspruch gegenüber, sowie Mord an, „Ungläubigen“ bzw. „Bekehrungsunwilligen“ legitimiert.":

                   

                  Auch dies betrifft ausdrücklich nicht alle Muslime, wenn auch eine heutzutage leider weit verbreitete Haltung. Wer ein spannendes alternatives Exegeseverstädnis mit (selbst)kritischem Blick auf den Koran kennelernen möchte ohne dabei gleich zum Agnostiker oder Atheisten zu werden ;) , sollte unbedingt mal einen Blick in das Buch "Den Islam neu denken" der Verfasserin dieses Artikels werfen, oder auch auf AutorInnen wir Irshad Manji, Abdelwahab Meddeb, Amina Wadud uvm.

            • D
              D.J.
              @90191 (Profil gelöscht):

              Siehe meine Antwort dazu etwas weiter oben.

  • Jedes menschliche Individuum - sofern es sich nicht als fundamentalistischer Stinkstiefel outet - hat einen Anspruch auf einen gewissen Vertrauensvorschuss. Man sollte immer voraussetzen, dass Menschen besser sind als ihre Religion. Eine "Religion des Friedens" gibt es nicht. Man konnte eine Kriminalgeschichte des Christentums schreiben, und die noch zu schreibende Kriminalgeschichte des Islam wird den Muslimen noch beträchtliche hermeneutische Nüsse zu knacken geben. Aber ein "wahrer Islam" wird genausowenig dabei herauskommen wie aus christilich-theologischen Bemühungen das Destillat eines "wahren Christentums" hervorgehen kann. Und man verschone uns vor dem Unsinnsbegriff "Islamophobie"!

  • Warum existiert eigentlich der Begriff Islamophobie, warum hört man nix über Shintophobie oder Buddismusphobie?

     

    Ja, ich habe eine Art von "Islamophobie", da oute ich mich einmal dementsprechend.

     

    Es ist mir suspekt, wenn Frauen in Burkas und Kopftücher gewickelt werden, wenn sie nur in Begleitung männlicher Aufseher das Haus verlassen und Freunde treffen dürfen.

     

    Ich kann es gar nicht mit ansehen, wenn in beige und türkis gehüllte Frauen, die Taschen tragend, immer ein - zwei Meter hinter dem Mann hinterhertraben.

     

    Als Schwuler habe ich vor einer Gruppe arabisch/türkisch aussehender Männer mehr Angst, als vor Nazis, wurde der Freund meines Mitbewohners unter "Allahu akkbar" Rufen einfach abgestochen, weil er als Schwuler erkannt wurde.

     

    Vielleicht ist es auch eine Mittelalterphobie, die ich habe, wenn ich mir die Schwulenrechte hier mühsam erkämpft habe und mich nun mit der Scharia konfrontiert sehe?

     

    Von mir aus soll jedeR glauben, was immer ihm/ihr gefällt, aber wenn eine Religion mir hier das Mittelalter vor die Tür bring, bekomme ich Angst = Phobie.

     

    Und aus eben diesem Grund würde ich niemals nach Saudi Arabien, Dubai, Katar oder in den Irak reisen, und weil ich die Kultur eines Landes respektiere und sie ebensowenig unerwünscht mit meiner offen gelebten Homosexualität konfrontiere, wie ich mir hier erwarte, nicht mit Islam- oder sonstigem Religionsgedöns behelligt zu werden...

    • D
      D.J.
      @Thomas Elias:

      Der Begriff ist ja immer noch ein klein wenig sinnvoller als "antiislamischer Rassimus". Gerade angesichts vieler urdeutscher Konvertiten, einige (nicht alle) von denen extrem fanatisch.

      O.K., ich kenne das den Rassimusbegriff stark erweiternde, umstrittene Konstrukt von "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit = Rassimus". Dennoch kommt niemand auf die Idee, die Saudis als antichristliche Rassisten zu bezeichnen. Zu Recht, denn der Begriff verschleiert in solchen Zusammenhängen mehr als er erklärt.

      Wobei ich nicht leugne, dass antimuslimische (man beachte den Unterschied zu antiislamisch) Einstellungen mit diversen Rassismen unschöne Verbindungen eingehen können.

      • @D.J.:

        Hmmm, wie bezeichnet man denn meine Gefühlslage (dem Islam gegenüber)?

         

        Wenn ich mich unwohl fühle, wenn selbst im Sommer schwer verhüllte Frauen hinter ihren Männern herlaufen müssen.

        Bin ich intolerant, wenn ich nicht sehen möchte, wie mit Mädchen/Frauen umgegangen wird?

         

        Bin ich kleinlich, wenn ich von Migranten erwarte, dass meine Art zu leben (die ich mir hier auch lange erkämpfen musste) nicht von ihnen bespuckt wird, wenn ich als Schwuler Angst haben muss, weil ich mit meinem Mann offen Hand in Hand durch die Stadt laufe?

         

        Wenn die Muslime als Teil des deutschen Gemeinwesens gesehen werden wollen, müssen sie sich dann nicht auch einbringen, wenn es um die Diskussion unserer Werte und Normen (und nicht nur um die Anerkennung des Rechts) geht?

         

        Eigentlich ja, aber ich habe es noch nie erlebt (obwohl von mir mehrfach angeboten), dass z.B. ich als Schwuler in die muslimischen Gemeinden zur Diskussion eingeladen werde (wohl aber in die deutschen Schulen der Sek i und Sek II und/oder christliche Gemeinden).

        Und ich habe in der schwulen Community Moslems nur erlebt, wenn sie sich von ihrer Herkunftsfamilie/Community losgesagt oder die Homosexualität verleugnet hatten...

        • @Thomas Elias:

          Keine Ahnung, vergleichen Sie Ihre Abneigung mal mit der, die Sie gegenüber freikirchlichen Sektenspinnern empfinden. Dort sollen Frauen oftmals auch nicht arbeiten gehen, sondern Kinder gebären, sich ums Heim kümmern und dem Manne untertan sein. Homosexualität ist dort auch des Teufels, bestenfalls würden Sie dort noch als krank gelten (dem man durch Gebete helfen kann). Auch dort lässt einen die ganze Familie hängen, wenn man sich outet, und ich bezweifle ebenfalls, dass das ICF oder die Pfingstgemeinde Sie zu Diskussionen einlädt, oder?

           

          Ja ja, die bringen ja keine Leute um. oder zumindest nicht mehr.

          • @Fanta:

            Ja, ich kenne da noch mehr solcherlei Gruppierungen, aber Sie sagen es selbst:

            Die bringen keine Menschen mehr um aber vor allem:

            Sie bedrohen mich nicht physisch und sie führen auch keinen Dschihad.

             

            Aber, und das ist das Wichtigste, sie sind eine rückständige Randerscheinung, die immer weniger Bedeutung hat, die schwulenfeindlichen Moslems/Islamisten aber werden in meiner Umgebung immer mehr

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @D.J.:

        "Dennoch kommt niemand auf die Idee, die Saudis als antichristliche Rassisten zu bezeichnen."

         

        Warum sollte man auch? Die Saudis sind die wichtigsten Geschäftspartner des von christlicher Leitkultur geprägten Westens und werden ja bekanntermaßen auch militärisch von uns ausgerüstet. Wer würde schon seinem Feind die Waffe in die Hand drücken? Bitte etwas mehr Logik und weniger antiislamische Polemik.

  • oje, noch eine Fortsetzung:

    Irgendwas ist schiefgelaufen, das stimmt. Die meisten Deutschen wollen nichts mit Ausländern zu tun haben, die kein Deutsch sprechen - das weiß ich aus eigenem Umfeld, und das hat nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun (dies es ohne Zweifel gibt). Aber es ist eben schwierig ohne Kommunikation. Die Sprache ist der Schlüssel.

    Ich war einige Zeit im Ausländerbeirat tätig und genau dieses Problem ist auf beiden Seiten vollkommen bekannt.

     

    Ich selbst hatte und habe immer noch viel Kontakt zu Müttern und Vätern aus vielen verschiedenen Ländern, aber eine Freundschaft hat sich nur zu einer Frau entwickelt. Sie kann perfekt deutsch.

     

    Natürlich gibt es die vielen tausend Ausländer, die perfekt Deutsch können, es in bewundernswerte Schnelligkeit gelernt haben und die hier geboren wurden, und die zu uns in die Grundschule kommen - offen, lernbegierig, eifrig und dann - Jahre später sind sie "Ausländer". Da können die Deutschen noch so viel reden, die Ausländer sollen sich integrieren, sie selbst verhindern geradezu diese Integration - was immer das in ihren Augen sein soll. Da stimme ich ihrem Artikel voll zu!

     

    Was nun?

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Luise_Amy:

      Unter Integration darf man heute im allgemeinen Sprachgebrauch getrost ein willkürliches Sammelsurium unerfüllbarer Forderungen verstehen, die von Deutschen an Ausländer gestellt werden, um deren Ausgrenzung aus der Gesellschaft zu forcieren.

  • hier die Fortsetzung:

    Ich bin Berlinerin, habe 22 Jahre an der Grundschule gearbeitet. Ich habe nicht selten eine große Abneigung gegenüber Deutschen erfahren. Selbst schon bei kleinen Kindern spürte ich, dass sie mir "als Deutsche" nicht trauten, ja in gewisser Weise (als Frau?) verachteten, selbst wenn sie mich als Mensch mochten.

     

    Ich habe angefangen, Türkisch und Arabisch zu lernen, bin aber immer noch nicht in der Lage weder die eine noch die andere Sprache zu sprechen. Ich kann also die türkischen oder arabischen Zeitungen nicht lesen. Das können wohl nur sehr wenige Deutsche.

     

    Es wäre schon hilfreich, wenn man in der Öffentlichkeit öfter mal eine öffentliche Distanzierung von Imamen oder sonstigen Stellen hören würde.

    Dieses Schweigen macht den meisten Angst. ICH weiß, dass der Islam eine Religion des Friedens ist, genauso wie das Christentum. Im Grunde. Aber ich weiß auch, wieviel Kriege und Greueltaten im Namen dieser beiden Religionen begangen wurden. Da hilft es schon, hin und wieder eine Distanzierung zu hören. Es kann vielleicht sogar nicht oft genug gehört werden! Auch um der Kinder der eigenen Religion wegen.

  • "Wenn wir glauben, das Problem ließe sich lösen, indem die Muslime sich fleißig von den Gräueltaten anderer Muslime distanzieren, schaffen wir kein „neues deutsches Wir“, sondern ein noch ausgeprägteres Ihr. Was hier im Moment geschieht, ist nicht Birlikte, sondern die erneute Ausgrenzung. Nach dem Motto: Erbringt gefälligst einen Beweis, dass ihr zu uns gehört."

     

    Ach, ich weiß nicht, so einfach ist es meiner Meinung nach auch nicht. Erstens denkt wohl niemand (wer ist "wir"), dass das Problem sich lösen lässt, "indem die Muslime sich fleißig von den Gräueltaten anderer Muslime distanzieren". Dieses "fleißig" stört mich gewaltig, das klingt so, als wäre eine Distanzierung überhaupt lächerlich.

     

    Aber es ist doch so, das dieses Schweigen schon irgendwie befremdlich ist. Nehmen wir die Distanzierung wirklich nicht wahr? Oder wird sie nicht laut und öffentlich genug formuliert?

    • @Luise_Amy:

      Vielleicht nicht fühlbar genug. Das Wir-Gefühl kommt durch eine Solidaritätsvermutung zustande. So lange aber die Milieus noch so wenig offen füreinander sind, kann man z.B. schlecht einschätzen, wie viele auf eine bestimmte Weise denken, ob sie tatsächlich friedllich denken, oder hinter vorgehaltener Hand doch sympathisieren, und wenn sympathisiert wird, mit welchen Ideen usw.

      Man würde halt nicht die Hand dafür ins Feuer halten.

  • Der Autor hat insofern recht, als dass das Einfordern von Distanzierungen natürlich nicht hilfreich ist.

    Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, warum immer nur der Islam auf diese Art und Weise missverstanden wird. Der IS-Terror ist nur die extremste Variante, davor kommt eine viel häufiger sichtbare Segregation, ein Kult der Reinheit und der Abgrenzung.

    Überhaupt ist eine rein formale Distanzierung das eine, ein anderes wäre eine echte, glaubhafte, innerislamische Diskussion. Ich nehme zur Kenntnis, dass es die nicht gibt.

    • @Camaxtli:

      Der Islam bietet sich halt so schön als Dämonisierungsobjekt an - ist die Hauptreligion der Region, in der aktuell das geopolitische Great Game gespielt wird, ist präsent genug in Europa, lässt sich so einfach mit Christen- und Judentum vergleichen.

       

      Und grad letzteres ist in den vergangenen Jahrhunderten auch immer wieder sehr deutlich missverstanden worden (Stichwort Ritualmordlegende).

       

      Dass es gewalttätige, fundamentalistische Hindus in Indien gibt, gewalttätige, fundamentalistische Buddhisten in Myanmar etc., das kommt in der Berichterstattung selten genug vor. D.h., der Islam wird so oft "missverstanden", weil einige davon profitieren, wenn er das wird.

      • D
        D.J.
        @BigRed:

        Worin bestehen solche Missverständnisse beim politischen Islam? Konkreter, bitte, wenn nicht zu viel verlangt. Mir fiele z.B. "Ehrenmord" ein - O.K., der polische Islam mag keine Paralleljustiz (außer bei Blasphemie).

        Und sonst? Ich höre und bin bereit dazuzulernen.

        • @D.J.:

          Die Formulierung "missverstanden" stammte von meinem Vorschreiber, der damit den Artikel zusammenfasste.

           

          Das "Missverständnis" ist mE, dass politischer Islam immer in der extremen Form auftreten müsse. Religion ist grundsätzlich eine miserable Grundlage für Politik, aber es ist halt bezeichnend, dass politischer Islam auf aktuelle Milizen reduziert wird, wohingegen eine Reduzierung politischer Christen auf us-amerikanische Dominionisten, politischer Hindus auf indische Nationalistischen, und politischer Buddhisten auf islamophobe Myanmarer nicht stattfindet.

          • @BigRed:

            Vergleichen Sie nicht Äpfel mit Birnen: Die Religion der von Ihnen aufgeführte Beispiele endet immer an ethnischen Grenzen, es gibt keine übergreifende Gemeinsamkeit, dominierend ist dort also mehr das ethnische als die Religion.

            Es gibt keinen globalen hinduistischen buddhistischen und sonstigen Fundamentalismus mit dieser Tendenz zur Selbstradikalisierung und mit diesem politischen Impact. Diese ständigen Relativierungen und Die-anderen-sind-auch nicht-besser-Argumentation nimmt doch niemand mehr ab.

            Erläutern Sie auch bitte mal Ihr, Zitat

            "der Islam wird so oft "missverstanden", weil einige davon profitieren, wenn er das wird."

            Gibt es finstere Drahtzieher und eigentlich ist alles ganz anders?

        • @D.J.:

          Den Ehrenmord gibt es in ganz Süd- und Südosteuropa, und in Südamerika auch. Vollkommen unabhängig von der Religion. Und ausser Islamophobikern weiss das auch jeder.

          • D
            D.J.
            @Kaboom:

            Und wo ist jetzt der Widerspruch zu meinem Kommentar? Ich glaube, Sie haben das Gegenteil dessen verstanden, was ich sagen wolle: Ehrenmorde sind nicht schariatisch legitimiert - dafür aber vieles anderes.

  • D
    D.J.

    Ich gebe Ihnen Recht, was diese ganze Distanzierungsforderei betrifft.

     

    Hinsichtlich des NZZ-Artikels machen Sie es sich aber extreme einfach. Woraus leiten Sie das Tötungsverbot ab? Butter auf dei Fische! Werden Sie konkret, was an dem NZZ-Artikel falsch war.

    Richtig ist freilich auch, dass die Bibel auch kein Tötungsverbot kennt, es gibt da ja nun hunderfache Vorbehalte. Verboten laut Altem Testament ist nur das Morden außerhalb Gesetz und (gern von Got befohlenem) Krieg. Ebenso wie in Koran, Sunna, Scharia ohnehin.

    Sie müssen sich nicht ständig distanzieren. Sie müssen nur die schariatische Tradition des Dschihad auch als Angriffskrieg (jihad at-talab), von IS mit Freuden akualisiert, irgendwie reflektieren statt nur zu rufen "kein Islam und niemals gewesen". Allein das und nur einmal würde mir reichen.

    • D
      D.J.
      @D.J.:

      P.S.:

      Ich kann einfach mal die Frage an Sie als Islamwissenschaftlerin ganz deutlich stellen:

      Gibt es die starke Tradition des jihad at-talab in den islamischen siyâr-Schriften sei der 2. Hälfte des 8. Jh.? Mit allem was dazugehört (z.B. deutliche Rechtfertigung der Versklavung von Frauen der Besiegten der nicht Untterwerfungsbereiten). Die Frage istt eigentlich ganz einfach zu beanworten. Wenn Sie sagen, diese über viele Jahrhunderte als legitim angesehen Tradition hatte nie etwas mit dem Islam zu tun, werde ich schweigen. Reflexion verlange ich, nicht mehr und nicht weniger.

      • @D.J.:

        schön. eine zufriedenstellende (im sinne von erhellende) antwort auf ihre berechtigte frage werden sie von amirpur aber niemals erhalten.

        • D
          D.J.
          @paulibahn:

          Tja, irgendwie habe ich die Frage schon gefühlte hundertmal gestellt. Eben weil ich keine Antwort bekam.

          Letztlich ist es die Frage danach, was nun die Maßstäbe für "islamisch" und "nicht islamisch" sind. Natürlich ist sie schwer zu beantworten. Aber die Pflicht hat man nun mal, wenn man suggeriert, man wüsste genau, was islamisch/nicht islamisch ist. Vor allem als Wissenschaftler/in.

      • D
        D.J.
        @D.J.:

        Und die Tippfehler bitte ich zu entschuldigen.

  • An dem Tag, an dem deutsche Islamophobiker vom Papst fordern, sich von der IRA zu distanzieren, werde ich aufhören, sie Islamophobiker zu nennen.

    • D
      D.J.
      @Kaboom:

      Naja, immerhin hat die eher linke IRA nicht die Installation des kath. Kirchenrechts als Ersatz für englisches bzw. irisches BGB und StGB gefordert. Im Übrigen guckst du da:

       

      http://de.reuters.com/article/idDEBEE52A0E820090311

    • @Kaboom:

      In letzter Zeit hat man öfter von der bauernschlauen tu quoque-Argumentation mit der IRA gelesen, an der ist fast alles falsch:

      - Der Nordirland-Konflikt war ein ethnischer, die Religion war (zufällig) eine Folge der damals üblichen Übernahme der Religion des Herrscherhauses.

      - Keine Katholiken sind aus dem übrigen Europa ihren bedrängten Glaubensbrüdern zuhilfe geeilt.

      • @Camaxtli:

        Der Konflikt in Nordirland war ein ethnischer? So ein Quatsch, da kämpften Iren gegen Iren! Und die Religion spielte selbstverständlich eine Rolle. Noch heute findet in Dublin jedes Jahr der Orange Walk statt. Ob dies Zufall ist, ist vollkommen irrelevant.

        Und sollten Sie irgendwann mal nach Dublin kommen (was ich als Reiseziel nur empfehlen kann), machen Sie mal einen Spaziergang durch die katholischen Stadtviertel. Und fragen die Leute, ob Religion keine Rolle spielt

        Achja: Das - wie Sie behaupten . keine Katholiken aus anderen Ländern an der Seite der IRA kämpften, können Sie beweisen?

        • @Kaboom:

          Natürlich ethnisch. Die Begriffe „katholisch“ und „protestantisch“ dienen in Nordirland als Unterscheidungsmerkmal zweier gesellschaftlicher Gruppen, die gegensätzliche soziale, politische, wirtschaftliche und schließlich auch religiöse Geisteshaltungen pflegen. Diese Kulturen haben sich aus dem Kontrast zwischen den alteingesessenen Iren (die arm, bäuerlich und katholisch waren) und den kolonialisierenden schottischen (oder englischen) Siedlern (wohlhabend, industriell, protestantisch) entwickelt. Ihren ethnischen Klang erhielten die Konfessionsbegriffe schließlich durch die Selbstdefinition der heimisch gewordenen Siedler als „Protestanten“. Tatsächlich können die nordirischen Communitys als Ethnien bezeichnet werden – Ethnien hier verstanden im Sinne einer organisierten Gruppe, die sich der Zugehörigkeit zur eigenen Gruppe in Abgrenzung zu den „anderen“ überdurchschnittlich stark bewusst ist und sich diesen „anderen“ in Religion, Sitten, Geschichtsmythos und territorialem Anspruch überlegen fühlt.

          • @der Kommentator:

            Vielleicht eignen Sie sich zu ihren Fremdworten bei Gelegenheit auch noch die Inhalte an. Mit Ethnie bezeichnet man die Volkszugehörigkeit.

             

            http://de.wikipedia.org/wiki/Ethnie

             

            Und zwar NUR die Volkszugehörigkeit

             

            Im Übrigen kann ich auch Ihnenn nur empfehlen, die katholischen Stadtviertel Dublins zu besuchen.

            • @Kaboom:

              Ethnie geht über den Begriff des Volks hinaus:

              http://ifbm.fernuni-hagen.de/lehrgebiete/inte/glossar/ethnie-ethnozentrismus-ehtnizitat

              • @der Kommentator:

                Ethnie wird - und genau so steht es im 2. Absatz des Artikels - heute üblicherweise synonym zu Volk gebraucht. Und das weiss auch jeder. Sie möchten mir nur - und ich halte das für ziemlich kindlich - widersprechen weil Sie an anderer Stelle nicht meiner Meinung sind.

                • @Kaboom:

                  Fallen die beiden Gruppen unter die Definition:

                  Mit Ethnie wird eine Wir-Gruppe bezeichnet, die tatsächliche oder fiktive Gemeinsamkeiten behauptet (Max Weber: Gemeinsamkeitsglaube). Häufig behauptete Gemeinsamkeiten sind: Abstammung («Rasse»), Sprache, Kultur, Geschichte, Sitten. Innerhalb der Wir-Gruppe wird Homogenität unterstellt und Konformität erwartet (Max Weber: Solidaritätszumutungen). «Ethnische Gruppen/Ethnien sind familienübergreifende und familienerfassende Gruppen, die sich selbst eine (u. U. auch exklusive) kollektive Identität zusprechen. Dabei sind die Zuschreibungskriterien, die die Außengrenze setzen, wandelbar»

                   

                  Ich denke, dass man all dies im Nordirlandkonflikt relativ offensichtlich bejahen kann.

                   

                  Der Autor des Artikels setzt in der Tat Ethnie und Völk gleich...das hätte aber nicht die Konsequenz, dass dann kein ethnischer Konflikt vorläge, sondern-da die Definitionsmerkmale der Ethnie vorliegen- nach dieser Definition sogar ein Konflikt zwischen zwei Völkern vorläge.

            • @Kaboom:

              Ich muss als jemand, der 6 Jahre in Irland gelebt hat im Grunde Steffen Ecker zustimmen, obwohl der Begriff "ethnisch" im Alltagsgebrauch zunächst an "rassisch" unterschiedliche Gruppen denken lässt. Die Gegensätzlichkeit der beiden genannten Gruppen in Nordirland wurde und wird leider immer noch durch sozio-kulturelle, wirtschaftliche sowie religiöese Faktoren bestimmt.

              • @Daniel L:

                "[..] durch sozio-kulturelle, wirtschaftliche sowie religiöese Faktoren bestimmt. [...]

                 

                So ist es. Aber nicht ethnische. Der Begriff ist in diesem Kontext einfach Quatsch

                 

                Achja, übrigens:

                Soziokulturelle, wirtschaftliche und religiöse Faktoren sind genau die Dinge, die üblicherweise Muslime in Deutschland von Christen in Deutschland unterscheiden.

                • @Kaboom:

                  Sorry, aber der Fall Nordirland ist für die gesamte Diskussion völlig ungeeignet. Die irischen (zufällig katholischen) Bewohner des Südens sowie die der Six Counties im Norden begreifen sich als eine homogene Gruppe im Sinne des oben erwähnten Weber´schen Begriffs. Quasi spiegelbildlich zeigt sich auf der anderen Seite eine Wagenburgmentalität der von schottischen Einwanderern und englischen Eroberern abstammenden Nordiren, deren protestantische Religion jedoch nie die maßgebliche Rolle gespielt hat in dem Konflikt. Jene Gruppe definierte sich über lange Zeit aus der wirtschaftlichen Machtposition heraus gegenüber den verachteten „Grassfressern“ des Südens. Diese Einstellung der Ulstermen lässt sich eher mit dem Rassismus der Buren im vergangenen Apartheidstaat Südafrika vergleichen.

                  • @Daniel L:

                    Ganz im Gegenteil, der Fall Nordirland ist ganz wunderbar für die Diskussion geeignet. Er zeigt nämlich wunderbar, worum es den Islamophoben wirklich geht: Diffamierung. Er zeigt wunderbar die kulturelle Basis der Islamophoben: Doppekmoral.

                    Und er zeigt letztlich und endlich, worum es real geht: Gewisse Gruppen benötigen nach Wegfall der Bösen Kommunisten einen Sündenbock. Ohne so einen Sündenbock können diese Leute nämlich nicht leben.