Daten zur Klimakrise: Europa heizt sich schnell auf
Mehr Hitzetote, mehr Waldbrände, mehr Dürren: Europa ist stark von den Folgen der Erderwärmung betroffen, zeigt ein Bericht.
Europa hat demnach im vergangenen Jahr seinen heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt. Die Durchschnittstemperatur lag rund 2,3 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Die Niederschlagsmenge hingegen war in weiten Teilen der Region unterdurchschnittlich. Die hohen Temperaturen hätten die weitverbreitete Dürre in Europa verschärft und Zahl und Ausmaß von Waldbränden in die Höhe schnellen lassen, sagte WMO-Chef Petteri Taalas.
Dieser Trend setzt sich auch aktuell fort. Deutschland ächzt trotz eines relativ feuchten Frühlings unter einer anhaltenden Dürre. In Spanien begann die Waldbrandsaison dieses Jahr besonders früh und besonders heftig, bereits Ende März gab es dort großflächige Feuer rund um Valencia. Sie verursachten allein so viele Emissionen, wie im gesamten Waldbrandjahr 2012 anfielen. Die Entwicklungen in Europa seien „Teil eines Musters, das Hitzestressextreme in der gesamten Region häufiger und intensiver werden lässt“, kommentierte Copernicus-Chef Carlo Buontempo.
Mehr Strom aus Erneuerbaren als aus Gas
Ein Hoffnungszeichen für die Zukunft sieht der Bericht von Copernicus und der WMO in der Tatsache, dass im vergangenen Jahr erstmals mehr Strom aus erneuerbaren Energien als aus umweltschädlichem fossilen Gas erzeugt wurde. Wind- und Solaranlagen produzierten 22,3 Prozent des Stroms in der Europäischen Union (EU) und überholten damit Gas (20 Prozent). „Die verstärkte Nutzung erneuerbarer und kohlenstoffarmer Energiequellen ist entscheidend, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern“, sagte WMO-Chef Taalas.
Das sieht auch der Europäische Wissenschaftliche Beirat zum Klimawandel so. Er empfiehlt: Bis 2040 sollten die Emissionen innerhalb der EU um 90 bis 95 Prozent gegenüber 1990 fallen. Der Staatenbund hat sich verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu sein. Der Löwenanteil dieser Emissionsminderung muss aber den Wissenschaftler:innen zufolge schon zehn Jahre vorher geschafft sein. Nur so könnten die Risiken der Klimakrise tatsächlich abgemildert werden.
„Die Empfehlungen des Beirats unterstreichen die Notwendigkeit von starken und transformativen Handlungen, um die Klimaneutralität 2050 auf eine Art zu erreichen, die sowohl gerecht als auch machbar ist“, sagte Ottmar Edenhofer, Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Vorsitzender des Beirats.
Die Empfehlungen richten sich an die EU-Kommission. Die soll bald ihren Vorschlag dazu vorlegen, wie stark die EU ihre Emissionen bis 2040 senken soll. Bislang gibt es nur ein Zwischenziel für 2030. Dann sollen die Emissionen 55 Prozent unter denen von 1990 liegen. Damit das klappt, müsse die EU aber schneller als bisher von den fossilen Energiequellen wegkommen.
Welches Land wie viel zum europäischen Klimaziel beitragen muss, entscheidet sich nach Wirtschaftskraft. Wer mehr Geld hat, muss die Emissionen schneller senken. Für Deutschland bedeutet das, dass die Emissionen 2030 schon um 65 Prozent niedriger liegen müssen als 1990. Bislang ist die Bundesrepublik allerdings nicht auf Kurs. Das geplante Klimaschutzprogramm, das Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in der vergangenen Woche vorgestellt hat, würde die Lücke zwar verkleinern – aber nicht komplett schließen. Besonders im Verkehrswesen fehlen Maßnahmen zur Senkung der Emissionen.
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