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Elektronische PatientenakteDas digitale Gesundheits­archiv startet

Ab Mittwoch müssen Arztpraxen und Kliniken Millionen elektronische Patientenakten füllen. Die wichtigsten Punkte, die jetzt zu beachten sind.

Viele gesetzlich versicherte Pa­ti­en­t:in­nen haben bei ihrer Krankenversicherung mittlerweile ein kleines digitales Archiv Foto: Cathrin Müller/M.i.S./imago

Berlin taz | Jetzt geht es richtig los mit der elektronischen Patientenakte (ePA). Ärz­t:in­nen und Kliniken sind ab dem 1. Oktober verpflichtet, auf diesem Weg neue medizinische Informationen über ihre Pa­ti­en­t:in­nen auch anderen Praxen zur Verfügung zu stellen – damit zum Beispiel das Verschicken von Befunden per Mail oder Brief wegfällt. Wie funktioniert das alles?

Die meisten gesetzlich versicherten Pa­ti­en­t:in­nen haben bei ihrer Versicherung mittlerweile ein kleines digitales Archiv, in dem künftig die wichtigsten Medizin-Informationen über sie liegen. Damit können unterschiedliche Ärz­t:in­nen dieselben Befunde sehen. Die Pa­ti­en­t:in­nen finden die Infos auf ihren Smartphones – wenn sie es wollen. Man kann aber widersprechen – dann wird die ePA wieder gelöscht. Private Krankenversicherungen müssen die Patientenakte nicht automatisch allen Mitgliedern anbieten, manche tun das mittlerweile aber.

Wird das klappen?

Wer in den vergangenen Wochen in Praxen nach dem Funktionieren der Akte fragte, schaute mitunter in ratlose Gesichter. Da liegt die Vermutung nahe, dass es in den kommenden Monaten hier und da ruckelt. Manche Ärz­t:in­nen haben noch keine Computerprogramme, die mit der ePA harmonieren – verpflichtend ist das laut Bundesärztekammer erst ab Anfang 2026. Ebenso können viele Krankenhäuser „die ePA zum Starttermin voraussichtlich noch nicht einsetzen“, schreibt die Ärztekammer.

Was kommt in die Akte?

Medizinisch wichtige Informationen, nicht jeder Kleinkram. Die Diagnose der Hausärztin, man habe sich eine Erkältung eingefangen, braucht nicht hochgeladen zu werden. Vorläufig kann das System nur Dateien im PDF-Format verarbeiten, also in der Regel Schriftstücke. Bei „hochauflösenden CT- und MRT-Bildern beziehungsweise Röntgen-CDs“ funktioniert das „aufgrund der Dateigröße und des Formats derzeit nicht“, erklärt die Gematik, die mehrheitlich bundeseigene Gesellschaft für die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Diese Funktion soll später hinzukommen.

Wie werden die Infos geteilt?

Im Idealfall lädt jede Praxis und Klinik die neuen Befunde in die jeweilige individuelle ePA hoch. Steckt dann beispielsweise eine Patientin ihre Gesundheitskarte in das Lesegerät der Hausarztpraxis, „erhält diese für 90 Tage Zugriff auf die komplette Akte“, schreibt die AOK-Versicherung. Alle Ärz­t:in­nen sehen alles, lautet das Prinzip. Allerdings können die Versicherten einzelne Informationen auch sperren.

Was passiert mit alten Befunden?

Die Untersuchungsberichte der vergangenen Jahre brauchen die Ärz­t:in­nen nicht in die Akte zu schicken. Man kann sie allerdings bitten, es zu tun. Die zweite Variante besteht darin, sich wichtige ältere Befunde aushändigen zu lassen, sie selbst zu scannen und dann als PDF in die eigene Akte zu laden. Der dritte Weg: Die Krankenversicherungen sind verpflichtet, auf Wunsch der Versicherten alte Dokumente in die ePA einzuordnen. Dazu muss man mit ihnen in Kontakt treten.

Wie funktioniert der eigene Zugriff auf die ePA?

Um die ePA privat zu nutzen, muss man eine App herunterladen – in der Regel auf das Smartphone. Die Versicherungen bieten unterschiedliche Verfahren an, die teils gewisse Computerkenntnisse erfordern. Dabei stellt die persönliche Identifizierung die entscheidende Hürde dar. Diese ist wichtig, weil in der Akte sensible Informationen über die eigene Gesundheit lagern. Ein Weg der Identifizierung führt über den elektronischen Personalausweis und die Ausweis-App des Bundes. Bei einer zweiten Variante reichen die mit dem Personalausweis zusammenhängende PIN und Gesundheitskarte. Schließlich gibt es das alte Post-Ident-Verfahren, bei dem man mit Personalausweis zu einer Postfiliale geht.

Welche Reaktionen gibt es zur ePA?

83 Prozent der befragten gesetzlich Versicherten begrüßten, dass die Patientenakten gefüllt würden, teilte die AOK auf Basis einer Umfrage mit, 14 Prozent lehnten es ab. Die Mehrheit fühlte sich aber schlecht über das neue Instrument informiert. Manuel Hofmann von der Deutschen Aidshilfe kritisierte am Dienstag die komplizierte Anwendung: „Wer einzelne Diagnosen verbergen will, muss sehr gut Bescheid wissen“ und bei jedem Arztbesuch aufs Neue Dokumente in der App einzeln ausblenden. „Das ist für viele schlicht zu kompliziert und fehleranfällig.“

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39 Kommentare

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  • Das Hochladen eigener Dokumente geht nur über die App (unpraktikabel) oder über den PC-Client (erfordert einen Kartenleser zum Preis von 70-100 Euro, Smartphone als Kartenleser geht nicht). Für den Normalverbraucher kaum nutzbar, daher wird das Ganze enden wie der elektronische Personalausweis, der in dieser Funktion nur von 1% genutzt wird. Völliger Rohrkrepierer.

  • Auch ein gerne wiederholtes ePA-Schauermärchen ist ja, dass Mann/Frau in einer Notsituation ohne ePA nicht mehr optimal behandelt werden kann. Unsinn!

    Kein Notarzt, keine Notaufnahme wird sich in einer lebensbedrohenden Notsituation für die ePA interessieren. Und selbst wenn, könnten sich die behandelnden (und haftenden) Notmediziner auf die unstrukturierte, unvollständige und möglicherweise vom Patienten manipulierte ePA (es wurden wichtige Daten gesperrt/gelöscht) nicht verlassen.

    Helfen kann in einer lebensbedrohenden Notsituation ein Notfall-Datensatz vom Patienten - und das gibt es bereits - unabhängig von der ePA:

    Notfalldaten auf der Gesundheitskarte!

    Siehe: www.gematik.de/anwendungen/notfalldaten

    Denn verlässliche Patientendaten liegen bei den behandelnden Ärzten vor. Und diese Daten müssen auch nicht mehr gefaxt werden:

    Siehe: www.gematik.de/anwendungen/kim

    • @Schorsch59:

      Das ist ein Super Hinweis, der eigentlich in den Artikel gehört hätte, auch der Hinweis auf das Beschlagnahme - Verbot ! Danke , dass Sie sich die Mühe gemacht haben. Es ist außerordentlich wichtig, was Sie mitgeteilt haben !

  • Die Patientendaten der ePA unterliegen übrigens nicht dem Beschlagnahmeverbot.

    Die Patientendaten beim Arzt schon. Kann der Staat auf die ePA zugreifen?

    Siehe: www.heise.de/hinte...will-10248249.html

    • @Schorsch59:

      Und dann sieht "der Staat", dass ich im Januar erkältet war?



      Ich sehe persönlich (wie man merkt) die Vorteile weit vorn. Aber jetzt mal ehrlich bei allem Datenschutz: wen interessiert das denn ernsthaft? Und jetzt bitte ziehen Sie keine abstrus konstruierten Einzelfälle heran

      • @DerLurch:

        Welche Vorteile ? Dass eine Notaufnahme oder ein Notarzt sich auf die Einträge in die elektronische Patientenakte nicht verlassen können ? Das Beschlagnahmeverbot von Patientendaten ist außerdem etwas ausgesprochen wichtiges. Abstrus konstruierte Einzelfälle habe ich in dem Beitrag nicht gelesen, aber bei www.gematik.de/anwendungen/notfalldaten gefunden, wer für diese Anwendung ist, nicht irgendwer sondern Personen, die vielen Menschen das Leben gerettet haben und dies jeden Tag und jede Nacht tun.

  • "Bei „hochauflösenden CT- und MRT-Bildern beziehungsweise Röntgen-CDs“ funktioniert das „aufgrund der Dateigröße und des Formats derzeit nicht"



    Hahahaha, das ist wieder Deutschland4.0. Den gläsernen Bürger schaffen und ihm dafür den Datenstandard der späten 70er Jahre anbieten.



    Im Text steht nichts zur Serversicherheit, nichts dazu, dass der CCC sich bereits mehrfach Zugriff auf ePas verschaffen konnte und nichts dazu, dass die Daten in "pseudonimisierter" Form an die Pharmaindustrie verschenkt werden und Patienten ihre intimsten Daten nicht mehr unter Kontrolle haben. Abgesehen davon, dass man von diesen pseudonimisierten Daten bereits einzelne Patienten identifizieren konnte.



    Wurden diese Probleme denn schon behoben?

  • Also, ich bin 70+, ich habe die App trotzdem und ich habe auch mehrfach dort hinein gesehen. Wie aber hier schon erwähnt, gibt es keinerlei Ordnung darin und keine Verschlagwortung. Es wird daher praktisch unmöglich werden, in dieser Form damit zu arbeiten. Ich hatte sehr darauf gehofft, dass das Abholen von Zetteln bei einem Arzt und Abliefern bei einem anderen Arzt damit endlich aufhören würde, aber leider nicht einmal das. Die Röntgen- und CT-Bilder von meiner Radius-Fraktur sind zu groß und mussten auch durch die Lande getragen werden - in dieser Form ist das System für den Orkus. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt...

    • @Stinepizza :

      Zum Thema 70+ habe ich unten bei "PartyChampignons" und zum Thema Zettel bei "Nachtsonne" was geantwortet. Es gibt ja Praxissoftware (mit Abrechnungsschnittstellen für GKV und DRV) von verschiedensten Herstellern seit Jahrzehnten , die schon auf MS-DOS Rechnern mit 640KB Arbeitsspeicher lief. Die Deutsche Rentenversicherung (damals BfA) hatte schon vor 40 Jahren ein durchoperationalisiertes Dokumentationssystem, die ICD und die ICF Schlüssel gibt es seit Jahrzehnten, die pro Person Speicher im KB Bereich brauchten und auch eine Aussage über das Wichtigste erlaubten. Für alle med. Bilder gibt es einen Textbefund. Die Dateigröße der Bilder selbst liegt zwischen 50MB (Röntgen) und 1GB (CT) , 32GB+ Speicherkarten gibt´s überall. Mit der Gematic ist es wie mit der Bahn, ebenfalls seit Jahrzehnten. Welche Hoffnung?

  • Die ePA bringt durchschnittlichen PatientInnen und den ÄrztInnen nur wenig.

    Wer als Patient zum (Fach)-Arzt erst in die ferne Stadt fahren muss, kann die nächste Fahrt zur Apotheke in der fernen Stadt schon einplanen. Wer die Kontrolle über die eigenen Gesundheitsdaten haben will, hat nun ein ganz neues Arbeitsfeld zu beackern und muss, nolens volens, in die vernetzte Digitalwelt eintauchen. Ich habe Widerspruch eingelegt, aber ohne Anmeldung werde ich nie erfahren, ob da nicht doch eine Akte über mich geführt wird.

    ÄrztInnen müssen für die ePA Zeitfenster einplanen, um z.B. Rezepte freizugeben, was neben Kosten für Hard- und Software eine Umstellung von Arbeitsabläufen erfordert. Bei kritischen Fragen werden gewissenhafte ÄrztInnen sich nicht auf die ePA verlassen, sie werden eigene Untersuchungen und diagnostische Verfahren durchführen.

    Bisher fehlt jeder Nachweis, dass die Daten in der ePA sicher sind. Ganz im Gegenteil, ist ja vorgesehen, dass die Daten für weitere Analysen und Forschung genutzt ud geteilt werden. Was die Gesundheitsbranche, die Politik und andere mit dem neuen Wissen noch anstellen, bleibt offen. Nur Gutes wird dabei sicher nicht herauskommen.

  • Schöne Idee eigentlich. Aber so wie es derzeit aussieht, könnte es ein zusätzliches Bürokratiemonster werden, weil die Bearbeitungskosten -nicht nur in der Anfangszeit- derart hoch sind, dass die betroffenen Mediziner nur noch schreiend weglaufen, zumal sie auch bei Nicht- oder Fehlnutzung mit Bußgeldern rechnen müssen. Ein ganzer medizinischer Lebenslauf kann unmöglich bei jeder Behandlung durchsucht werden, es müssen Schwerpunkte dahingehend gesetzt werden, dass die aktuell wichtigsten Daten kurzfristig zur Verfügung stehen. Das gibt das einzurichtende System aber nicht her (Zwang!) , ein Wunschmodell, eingerichtet von Statistikern und kaum für die Praxis tauglich und das die Behandlung der Patienten noch ineffizienter macht. Da möchte ich kein Mediziner mehr sein !

  • Schlimm finde ich, dass man sich mit einem mühsam "entgoogelten" Smartphone nicht anmelden kann, selbst wenn man zuvor die App über einen alternativen Anbieter galsden und installiert hat. Ich fühle mich von vielen Seiten zu Google hin getrieben. (Gilt natürlich analog auch für Apple)

  • "Um die ePA privat zu nutzen, muss man eine App herunterladen – in der Regel auf das Smartphone. "



    Glaubt jemand ernsthaft, dass ein Patient 70+ das hat, noch lernen kann/will, und die jeweils aktuelle Androidsoftware selbst installieren kann/will?

    • @Hans - Friedrich Bär:

      "Die Pa­ti­en­t:in­nen finden die Infos auf ihren Smartphones – wenn sie es wollen. Man kann aber widersprechen – dann wird die ePA wieder gelöscht."



      Es gibt keinen Zwang und für Leute unter 70, die noch in der Lage und Willens sind sich damit auseinanderzusetzen sehe ich hier nur Vorteile und keine Nachteile....was man da noch großartig lernen muss weiß ich auch nicht, wer ein Smartphone besitzt, der weiß auch wie man damit umgeht, die App dürfte selbsterklärend sein, es handelt sich ja nur um eine digitale Akte mit Informationen

      • @PartyChampignons:

        Ja , es gibt eben technische Naturtalente. Im Umgang mit Technik war´s schon immer so , dass die die damit umgehen konnten , sich gleichzetig nicht vorstellen konnten, wie man so etwas einfaches nicht kann. - Es geht ja um ein sehr persönliches Recht auf Information für jeden, nicht nur für die, die sich auskennen. Ja , es gibt 70-jährige , die damit umgehen können, es gibt aber auch 70 - jährige, die das nicht können und wollen, sich begründet unsicher fühlen und den Umgang dann lieber lassen, bevor sie was falsch machen oder Opfer von Kriminellen werden, wovor dauernd gewarnt wird. Die über 80 - jährigen, die ich kenne können gerade ihr Rentner - Handy bedienen. Kürzlich hatte ich einen Brief an eine über 90-jährige gelesen, sie solle Unterlagen jetzt per App einreichen. Damit wird eigentlich klar, was ich meine. Die Generationen X,Y,Z sind informationstechnisch unterschiedlich. Vor 20 Jahren hat man die TAN Liste bekommen, vor 10 Jahren die SMS TAN , seit einigen Jahren braucht man ein Smartphone. So ist das für den Durchschnitt der 70+ Generation gewesen.

        • @Hans - Friedrich Bär:

          Tja aber etwas nicht einzuführen, weil eventuell die über 80 jährige Bevölkerung nicht damit umgehen kann ist halt auch kein Argument.....hört sich jetzt blöd an, aber bald wird es keine Generation mehr geben, die ohne Smartphone aufgewachsen ist und dann haben sich solche Probleme quasi von selbst erledigt

          • @PartyChampignons:

            Es ging mir nicht ums "nicht einführen". Sondern darum es heute so einzuführen, dass alle, die dies heute betrifft heute damit umgehen können. Natürlich gibt es die "Digital - Natives" etc. Es geht hier nicht um eine Nebensache, sondern um ein hochrangiges Recht : Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, dem die Technik untergeordnet ist. Das ist aber technisch nicht so umgesetzt. Die elektronische Patientenakte müsste in unterschiedlichen technischen Formaten angeboten werden , die die unterschiedlichen Generationen beherrschen, denn es gibt keine 2/3 Rechte. "Wer nicht damit zurecht kommt hat Pech gehabt" ist bei einem Gesundheitsthema auch keine Einstellung. Ich bin nicht gegen Modernisierung, ich habe meine Erfahrungen mit meinen Laborwerten ja unten beschrieben, und mein Anliegen war auf dem technischen Stand von vor 40 Jahren.

            KI Antwort :



            8 Prozent der Deutschen über 14 Jahre besitzen kein Mobiltelefon.



            16- bis 29-Jährige fast flächendeckend,



            30- bis 49-Jährige 94 Prozent



            50- bis 64-Jährige 89 Prozent.



            Über-65-Jährige etwa 53 Prozent.

            Und was Schorsch59 geschrieben hat ist noch wichtiger: Die sichere Notfallversorgung !

    • @Hans - Friedrich Bär:

      Die Generation 70+ war bei der Einführung der modernen Smartphones noch die Generation 50+. Smartphones sind in dieser Generation weit verbreitet und werden intensiv genutzt.

      • @MK:

        Danke , habe ich oben schon beantwortet

  • Schöne Idee eigentlich. Aber so wie es derzeit aussieht, könnte es ein zusätzliches Bürokratiemonster werden, weil die Bearbeitungskosten -nicht nur in der Anfangszeit- derart hoch sind, dass die betroffenen Mediziner nur noch schreiend weglaufen, zumal sie auch bei Nicht- oder Fehlnutzung mit Bußgeldern rechnen müssen. Ein ganzer medizinischer Lebenslauf kann unmöglich bei jeder Behandlung durchsucht werden, es müssen Schwerpunkte dahingehend gesetzt werden, dass die aktuell wichtigsten Daten kurzfristig zur Verfügung stehen. Das gibt das einzurichtende System aber nicht her (Zwang!) , ein Wunschmodell, eingerichtet von Statistikern und kaum für die Praxis tauglich und das die Behandlung der Patienten noch ineffizienter macht. Da möchte ich kein Mediziner mehr sein !

  • Endlich geht etwas voran. Gewisse Anlaufschwierigkeiten sind bei der Einführung einer neuen Software normal - das spielt sich ein. "Die Versicherungen bieten unterschiedliche Verfahren an, die teils gewisse Computerkenntnisse erfordern." Wer damit nicht klarkommen will oder kann, kann ja alles beim Alten lassen. Zur Erinnerung: Wir haben das Jahr 2025.

    • @Nachtsonne:

      " Zur Erinnerung: Wir haben das Jahr 2025" verstehe ich nicht. Ich wollte kürzlich die Datei meiner Laborwerte auf einem Datenträger mitnehmen. "Geht nicht, Sie können nur Papierausdrucke bekommen". Ich scanne sie jetzt zu Hause ein und schreibe die Werte ab, damit ich eine Verlaufsanalyse machen kann. Meinen Sie das ?

  • Na prima - jetzt braucht es nur noch ein paar gute Hacker und die ganze Welt weiß, wo meine "Schwachpunkte" liegen. "Schöne Neue Welt!" OK. Man kann widersprechen. Hoffentlich kürzt mir dann die Kasse nicht die Leistungen.

    • @Il_Leopardo:

      Und welcher Hacker sollte sich die Stunden, oder Tagelange Arbeit machen, ausgerechnet IHRE Daten zu hacken?



      Da hätte ich mehr Bammel, das die KK selber oder Behörden damit Schindluder treiben.

  • Theoretisch gut, praktisch unbrauchbar



    Die ePA ist von der Grundidee eine gute Sache, jedoch ist die aktuelle Ausführung für die Praxis unbrauchbar. Gründe:



    1) Alle hinterlegten Dokumente im pdf-Format ohne Beschlagwortung und Suchmöglichkeit. Kommt also ein Notart zum Patienten oder dieser zur Notaufnahme, so müssen die sich erst durch dutzende pdf quälen um eventuelle Laborwerte oder bekannte Risiken wie Diabetes, Herzinfarkt, ... zu finden. Das kostet zu viel Zeit, weshalb man es nicht nutzen wird (Auskunft eines Freundes und Notarztes).



    2) Datenschutz: Neben den schon bekannt gewordenen Lücken gibt es auch systematische Fehler. So kann man einen Arzt zwar sagen, dass er sie einsehen darf, aber nicht was. Ich wüsste nicht was einen Physiotherapeuten die Befunde eines Urologen angehen.



    Aus diesen Gründen habe ich die Nutzung meiner ePA und deren Datenspeicherung untersagt.

    • @Hans Dampf:

      Zu 1) wie sieht denn aktuell die Alternative aus? Deine Patienteninfos liegen verteilt bei irgendwelchen Ärzten, es gibt keine gesammelte Übersicht. Wie würde der Notarzt denn an diese Infos kommen ohne die Patientenakte? Er müsste erstmal bei verschiedenen Ärzten rumtelefonieren und hoffen, dass er sämtliche Infos zusammenbekommt. Wesentlich komplizierter, als sich durch ein paar PDFs zu klicken oder? Oder sehe ich da was falsch?

      zu 2) man kann in der App auch Infos für bestimmte Ärzte sperren, da steht auch so im Text. Das ist wohl etwas komplizierter, aber es geht. Ich hätte kein Problem damit, dass mein Physiotherapeut befunde des Urologen sieht, warum auch immer er sich die anschauen sollte. Aber darum geht es ja auch bei der Akte: dass ALLE Ärzte ALLES sehen können. So können vielleicht verknüpfungen zwischen einzelnen Symptomen und Kranksheitsbildern entdeckt werden, die man sonst nie gesehen hätte und vielleicht ist dann für den Physiotherapeuten doch auch die Info aus der Urologie wichtig um sie richtig zu behandeln.

      • @PartyChampignons:

        Meine Gegenwart sieht so aus:



        Ich trage einen Notfallausweis mit Befund, Medikation und gefährlicher Allergie bei mir - auf Papier. In der Geldbörse und mit Aufkleber auf dem Smartphone-Rücken.



        Der Notarzt kann das sofort sehen und lesen. Dort steht auch wer mein Hausarzt ist, womit er Ruck Zuck weitere Informationen anfordern kann. Wenn schon mein Freund und Hausarzt sagt, das DIESE ePA Müll ist, dann glaube ich ihm das.



        Trotzdem: Eine richtige ePA würde Sinn machen, aber eben keinen solche Pfusch.

      • @PartyChampignons:

        Kein Notarzt/keine Notaufnahme wird in einer lebensbedrohenden Situation die ePA des Patienten durchforsten. In einer NOTSITUATION könnte der NOTFALLDATENSATZ auf der GESUNDHEITSKARTE helfen. Diesen Datensatz muss man aber durch seinen Arzt anlegen lassen: www.gematik.de/anwendungen/notfalldaten

        • @Schorsch59:

          Ja okay und was ist für Leute, die einen solchen Notfalldatensatz nicht haben bzw. ihre Gesundheitskarte gerade zufällig nicht dabei haben, woher bekommt der Notarzt in solchen Fällen die Infos?

        • @Schorsch59:

          Das ist ein guter Hinweis - fehlt leider im Artikel !

      • @PartyChampignons:

        "..sich durch ein paar PDFs zu klicken "



        Haha. Es gibt sehr umfangeiche Akten von Patient*innen. Es fehlen offenbar Kategorisierung, Priorisierung, Verschlagwortung usw. (s. mein vorheriger Kommentar.) Es wäre ein Kinderspiel, eine vernünftige Datenbankstruktur für diese Funktionen zu bauen. Jeder Neuling in der SW-Produktion kann das im dritten Monat. (Gelingt größtenteils sogar hier bei den taz-Webseiten 😊 - scnr)

        • @StarKruser:

          Ich bin da sehr optimistisch, dass eine solche FUnktion sicher noch kommen wird....alles andere wäre in der Tat ziemlicher Schrott

          • @PartyChampignons:

            Natürlich wird das kommen. Sehr viele Unternehmen verdienen sehr viel Geld an dem System...

    • @Hans Dampf:

      Volle Zustimmung. Jede*r Software-Entwickler*in, (m/w/d) die schon mal Anwendungen für Servicesteuerung von z.B. Maschinen oder Fahrzeugen produziert hat, hätte das besser hingekriegt.

      • @StarKruser:

        Exakt richtig.

  • Sehr gut, ein Schritt in die richtige Richtung, eigentlich schon lange überfällig.

    • @Aymen:

      Die lange Planung merkt man auch.

      Technisch ist sie auf dem Stand der 90er.

      • @Sonntagssegler:

        „90er."? Da gab es doch noch gar keine Smartphones. 😊