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Dänemark, Grönland und FäröerEisbär und Widder als Politikum

Dänemarks König stellt ein neues Wappen vor und unterstreicht damit den Anspruch auf Grönland und die Färöer-Inseln. Auch Trump äußert Begehrlichkeiten.

Eisbär und Widder, die Wappentiere Grönlands und der Färöer, auf dem neuen Wappen Dänemarks Foto: Königshaus Dänemark

Es ist eine klare Ansage, das neue Wappen des dänischen Königshauses. Auf den Vorgängerinsignien waren seit 500 Jahren drei Kronen zu sehen – ein Symbol der Kalmarer Union zwischen Dänemark, Norwegen und Schweden, die Kopenhagen zwischen 1397 und 1523 geführt hatte. Nun wurden zwei Kronen durch einen Eisbären und einen Widder ersetzt – die Wappentiere Grönlands und der Färöer-Inseln.

Das Wappen stärke die Bedeutung des Commonwealth, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme. Die drei Kronen seien entfernt worden, „da sie nicht mehr relevant sind“. Vergangene Woche hatte sich König Frederik X., der seiner Mutter Margrethe im Januar 2024 auf dem Thron nachgefolgt war, in seiner Neujahrsansprache dem Thema ebenfalls gewidmet. „Wir sind alle vereint und jede/r von uns ist dem Königreich Dänemark verpflichtet. Von der dänischen Minderheit in Süd­schleswig, die sogar außerhalb des Königreichs liegt, bis nach Grönland. Wir gehören zusammen“, sagte der Monarch.

Die Änderung des Wappens – die vierte seit 1819 – hat einen durchaus ernsten Hintergrund. Die Insel liegt in der strategisch wichtigen Arktis und ist seit 1953 ein selbst regiertes und autonomes Gebiet, das zu Dänemark gehört. Doch die Beziehung zum Königreich sind derzeit nicht gerade konfliktfrei.

Genozidvorwurf an Dänemark

In seiner Rede zum Jahreswechsel erneuerte Grönlands Regierungschef Múte B. Egede seinen Appell nach Unabhängigkeit und rief dazu auf, die „Fesseln der kolonialen Ära abzustreifen“.

Kurz zuvor hatte er Kopenhagen eines Genozids beschuldigt. Die Vorwürfe beziehen sich auf die 60er und 70er Jahre. Untersuchungen zufolge waren damals mindestens 4.500 Frauen auf Grönland ohne ihr Wissen Spiralen eingesetzt worden, um die Geburtenrate möglichst niedrig zu halten. Dutzende Betroffene kämpfen juristisch immer noch um Entschädigungen.

Zu der bereits komplizierten Gemengelage kommen erneute Begehrlichkeiten von Donald Trump hinzu. Der US-Präsident in spe, dessen Wahlsieg der Kongress am Montag bestätigte, übernimmt am 20. Januar die Amtsgeschäfte.

Trumps Begehrlichkeiten

Kurz vor Weihnachten hatte Trump laut über eine Eingliederung Grönlands in die USA nachgedacht und dies mit dem Interesse an der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt begründet.

Ähnlich abstrusen Gedankenspielen hatte er sich bereits während seiner ersten Amtszeit 2019 hingegeben und vorgeschlagen, die USA sollten Grönland kaufen. Sowohl Kopenhagen als auch Nuuk hatten diesen Hirngespinsten seinerzeit eine klare Absage erteilt.

Trump versucht es erneut: Grönland müsse wieder groß gemacht werden, forderte er auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social.

Doch Trump versucht es erneut: Grönland müsse wieder groß gemacht werden, forderte er auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. Die Insel sei ein unglaublicher Ort und „die Menschen werden enorm davon profitieren, wenn und sobald sie Teil unserer Nation wird“. Am Dienstag und damit fast zeitgleich traf Trumps ältester Sohn Donald Trump Jr. zu einem eintägigen Besuch auf Grönland ein – rein privater Natur, wie er in seinem Podcast am Montag verkündet hatte.

Der dänische Historiker Lars Hovbakke Sørensen glaubt, dass die Änderungen des Wappens das persönliche Interesse des Königs an der Arktis widerspiegelten, aber auch eine Botschaft an die Welt sendeten. „Es ist wichtig, von dänischer Seite zu signalisieren, dass Grönland und die Färöer-Inseln Teil des dänischen Königreichs sind und dies nicht zur Diskussion steht“, sagte er gegenüber dem dänischen TV-Sender TV2.

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21 Kommentare

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  • Was passiert eigentlich wenn Trump das wahr macht?



    Wer sollte ihn daran hindern?



    China darf sich dann Taiwan nehmen und Russland die Ukraine



    und das Baltikum?



    Europa uneins, tolle Aussichten.

  • Es heißt natürlich weder auf Dänisch noch auf deutsch „Commonwealth“. Der Ausdruck lautet „Reichsgemeinschaft“, nämlich die Gemeinschaft der drei Länder Dänemark, Färöer und Grönland im Königreich Dänemark. Das Königreich geht über den gleichnamigen Staat hinaus.

    • @Suryo:

      Danke für die Ergänzung.

      Die britische Bezeichnung war hier unverständlich.

  • Die Erklärung liegt m.E. auch in Geopolitik und der Exploration von Ressourcen in der Tiefe.



    Quelle kas.de



    "Russland, Kanada und Dänemark/Grönland ma-chen Gebietsansprüche geltend, die sich überschneiden. Daraus schließen einige Beobachter auf die Gefahr von Konflikten."



    (...) Zur Beilegung von Grenzkonflikten:



    "Und dazu, genau dies auf friedliche Weise zu tun, haben sich die Küstenanrainerstaaten der Arktis – Russland, Norwegen, Dänemark/Grönland, Kanada und die USA – mit der Unterzeichnung der Ilulissat-Erklärung im Jahr 2008 verpflichtet. Man kann sich natürlich fragen, wie lange diese Verpflichtung bei der heutigen angespannten internationalen Lage noch gilt."



    Russland hat sich wegen der Geologie der Festlandsplatten schon früher positioniert.



    www.stern.de/panor...n-aus-3540622.html

    • @Martin Rees:

      Das Problem heißt eher China.

      Vor einiger Zeit wollte die grönländische Regierung einem chinesischen Unternehmen, dass dem Verteidigungsministerium von China gehört, die Konzession zum Abbau Seltener Erden erteilen. Die dänische Regierung verbot dies, aber der Vorgang sorgte natürlich für eine Unruhe bei den Verbündeten Dänemarks, darunter den USA.

      Man muss schon sagen, dass es natürlich auch wirklich ziemlich dämlich von der grönländischen Regierung (wir sprechen hier von einer Institution, die gerade mal 54.000 Menschen vertritt, also ungefähr die Kompetenz eines größeren Kleinstadtbürgermeisteramtes hat…) ist, so einen Schritt auch nur erwogen zu haben. Dem chinesischen Imperium, das sowieso schon die Mehrheit der Vorkommen an Seltenen Erden kontrolliert, muss man nicht auch noch die Ressourcen Grönlands schenken.

      Natürlich wäre es immer noch besser für uns, die USA bekämen die Rohstoffe Grönlands, als ausgerechnet China. Am besten wäre es aber natürlich, Grönland bekäme sie.

  • Ich möchte _kein Eisbär sein im kalten Polar (Haindling).

    Dänemark muss zur Not loslassen können. Grönland sollte sich aber lieber von Kanada, dem Vatikanstaat oder Moldawien betreuen lassen als von Trumpistan.

    • @Janix:

      "muss .. loslassen können" und sich dann neu "betreuen lassen ...".



      Unsinnige und fatalistische Spekulation wegen expansiver Nachbarn und wie Sie an Ihrer Wortwahl vermutlich schon selbst gemerkt haben.

    • @Janix:

      Nee, Grauzone, nicht Haindling.

  • Der Präsidentendarsteller glaubt scheinbar immer noch, dass alle Welt sich nichts sehnlicher wünscht als Teil seines Wunderlandes zu werden. Wenn man sich dazu seine verwirrte Anhängerschaft ansieht möchte man in dem Land nicht mal mehr tot über dem Zaun hängen.

    • @Axel Schäfer:

      Sie sind ein Optimist und nehmen an, der Beitritt müsse freiwillig erfolgen.

      Man kann das auch anders interpretieren.

  • Ich befürchte, der Trumpsche Vorstoß ist ernster als letztes Mal.

  • Der Trump-Imperialismus gewinnt mehr an Substanz, es ist eine Schande für die US-Demokratie.

  • Schon merkwürdig. Da schwappen aus Amerika immer neue Anforderungen an transparente, nachvollziehbare Unternehmensführung über den großen Teich - und dann unterstützen die großen Investoren das übergroße Ego eines politischen Kleinkrämers mit absolutistischem Firmenführungsverständnis auf Familienbasis. Liebe Amis, seit ihr so blöd, oder ist das reiner Opportunismus?

  • Zum Fremdschämen dieser Trump.



    Da meint man schon, Putin ist ein Idiot wenn er die Ukraine einverleiben will. Aber Trump ist einfach nur eine Lachnummer. Und dann noch einen NATO-Partner angreifen und Land annektieren wollen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Die so genannte "grüne" Transformation der Industrie könnte den dritten Weltkrieg begründen.

      If you see the flash - 💥

    • @Troll Eulenspiegel:

      Gerade weil es ein Nato-Partner ist, hat es auf verquere Weise mehr Aussicht auf Erfolg als die imperialistischen Gelüste des Faschisten im Kreml. Russland hat langfristig diesen Krieg ohnehin schon verloren und ob das Land danach noch in seiner aktuellen Form weiterexistieren wird, bleibt abzuwarten.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Und wer würde ihn real aufhalten, wenn er einfach angreift?

      • @000:

        Holen wir uns Jens Stoltenberg wieder zurück.

        Aber mal Butter bei den Fischen: Putin lacht sich ins Fäustchen wenn Trump, Trudeaus Nachfolger und der dänische König sich wegen territorialen Streitigkeiten in die Haare nehmen.



        Der Auftrag muss lauten, die Ukraine zu schützen und das faschistische Regime im Kreml aufzulösen. Haben die Amis als Teil der Allierten auch bei Hitler geschafft, den Faschismus aus der Regierung zu treiben.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Wenn es nach dem Willen der Grönländer gehen würde, wäre die Insel im Nordatlantik ein unabhängiger Staat mit dem schönen Namen Kalaallit Unaat (in der Inuit-Sprache).



      Geografisch gehört sie zwar zu Nordamerika, aber ich denke nicht, dass sich daraus irgendwelche Gebietsansprüche der USA ableiten lassen. Sowohl die dänischen als auch die US-amerikanischen Ansprüche auf Grönland sind im Grunde nichts anderes als moderner Kolonialismus. Aber mit den „Kleinen“ kann man es ja machen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Und der dänische König meint, manche deutsche Staatsbürger seien dem dänischen Königreich verpflichtet.

      Klingt auch nicht so richtig modern.

      Aber es scheint ja alles wiederzukommen.

      • @rero:

        Das sagt er so nicht. Er bezeichnet die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein als Teil einer [durch die dänische Kultur geprägte] Familie, was ja auch so ist. Im übrigen waren jahrhundertelang auch Deutsche in Schleswig, Holstein und später dem Herzogtum Lauenburg Untertanen des Königs von Dänemark (wenn er dort auch nur Graf bzw. Herzog war). Historisch gesehen wurden die Geschicke Schleswig-Holsteins viel länger in Kopenhagen entschieden als vom Reichstag in Regensburg oder gar Berlin. Daher empfinden viele Schleswig-Holsteiner sich heute noch Dänemark sehr nahe (und das Bestreben im 19. Jahrhundert, unabhängig zu werden, eher als etwas peinlich).

        Heute ist es so, dass sich jeder Bürger Schleswig-Holsteins als Angehöriger der dänischen Minderheit bezeichnen kann. Weder der deutsche noch der dänische Staat dürfen dies überprüfen, und auch die dänische Minderheit nicht. Umgekehrt haben die Bürger in Nordschleswig das Recht, sich ohne Bedingungen als Angehörige der deutschen Minderheit zu identifizieren. Das ist alles in den Bonn-Kopenhagener Verträgen von 1950 festgelegt, die auch heute noch erstaunlich progressiv und liberal sind, was Minderheitenrechte betrifft.