piwik no script img

Coronafälle an einer Schule in HamburgMasken bringen’s echt

Eine Untersuchung rekonstruiert den Corona-Ausbruch an der Heinrich-Hertz-Schule. Durch eine Maskenpflicht wären die Kinder besser geschützt gewesen.

Masken und Tests gehören für viele Schulkinder zum Alltag Foto: Peter Kneffel/dpa

Hamburg taz | Vor über einem Jahr steckten sich Schü­le­r:in­nen in einer Hamburger Schule mit Corona an, der Ausbruch erregte bundesweit Aufmerksamkeit. In einer Untersuchung hat das Gesundheitsamt Nord nun das Geschehen an der Heinrich-Hertz-Schule rekonstruiert.

Anfang September 2020 wurden an der Schule 33 Schü­le­r:in­nen und drei Schulbeschäftigte positiv auf das Coronavirus getestet. Aus dem Bericht des Gesundheitsamts geht hervor, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg Ende August recht niedrig war, bei unter 15 Infizierten pro 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen lag. Eine generelle Maskenpflicht war nicht Teil des Hygienekonzeptes der hiesigen Schulen.

Die Untersuchung des Gesundheitsamts kam nun zu dem Ergebnis, dass ein Großteil der Infektionen auf einen sogenannten Primärkontakt zurückgeht. Demnach hätten sich 31 der Schü­le­r:in­nen und zwei Beschäftigte innerhalb weniger Tage in der Schule durch den Kontakt mit einer Lehrperson mit dem Virus infiziert. Besonders viele Infektionen seien dabei im Unterricht aufgetreten, als die Lehrperson eine Maske aus Baumwolle nur im näheren Kontakt mit den Schü­le­r:in­nen und die Schü­le­r:in­nen selbst keinen Mundschutz trugen. Deutlich weniger Infektionen traten demnach im Unterricht am Folgetag auf, als die Lehrperson durchgehend einen Mundschutz trug, Abstände von über 1,5 Metern einhielt und weniger redete.

Dass sich die Schü­le­r:in­nen am zweiten Tag durch geringere Kontaktzeit zur infizierten Person und das durchgängige Tragen der Maske deutlich seltener ansteckten, werten die Forschenden als wichtige Erkenntnis, ebenso wie den besseren Schutz, den die Jugendlichen gehabt hätten, wenn sie selbst einen Mund-Nasenschutz getragen hätten.

Überträger häufig ohne Symptome

„Das war im kleinen Format ein ganz typischer Covid-19 Ausbruch“, sagt Sigrid Baumgarte, Virologin und Leiterin der Untersuchung. Oft seien die ersten Überträger Menschen ohne Symptome, die nicht wüssten, dass sie ansteckend seien.

„Die Untersuchung hat gezeigt, dass es nach wie vor wichtig ist, verschiedene hygienische Maßnahmen konsequent durchzuführen“, sagt sie. Durch gebündelte Maßnahmen entstehe ein System der Sicherheit. Zusätzlich zu ausreichender Belüftung leiste gerade auch die Maskenpflicht in geschlossenen Räumen einen wichtigen Beitrag. „Noch sind wir nicht so zahlreich geimpft oder genesen und die Inzidenzen nicht so niedrig, dass wir uns zurück lehnen können“, erklärt Baumgarte. Gerade die Lage mit den hochansteckenden Virusvarianten sei ein dynamisches Geschehen, bei dem gebündelte Schutzmaßnahmen weiterhin sinnvoll seien – so auch die Maskenpflicht in den Innenräumen.

Die Diskussion um ein Ende der Maskenpflicht in Schulen wird dabei kontrovers geführt – mit unterschiedlichen Ergebnissen in den Bundesländern. Während einige Länder ganz oder zumindest in bestimmten Klassenstufen auf die Maskenpflicht verzichten, hält Hamburg an der Maßnahme fest. Es sei eine geringe Einschränkung mit hohem Schutz und aus diesem Grund das Mittel der Wahl, hieß es vor wenigen Tagen.

Durch die Erkenntnisse aus der Studie des Gesundheitsamts sieht sich die Schulbehörde in ihrem Kurs bestätigt. Die derzeitigen Maßnahmen hätten weitere „Super-Spreader-Ereignisse“ an Schulen verhindert. Man wolle alles tun, um Schulschließungen und Unterrichtseinschränkungen zu vermeiden. „Die Testpflicht, die Maskenpflicht, die Pflicht zum Stoß- und Querlüften, mobile Luftfilter und der Impfschutz für das Personal sollen zusammen mit den anderen Hygiene-Maßnahmen Infektionen mit dem Coronavirus verhindern“, schreibt die Schulbehörde auf Anfrage der taz.

Auch Kritik an der Maskenpflicht

Anna-Maria Kuricová von der „Initiative Familie“ kritisiert hingegen die Maskenpflicht im Klassenraum: „Wir haben inzwischen so viele Absicherungen an Schulen und Kitas, da ist die Abschaffung der Maskenpflicht längst überfällig.“ Gerade auch in Bezug zu Beschlüssen in anderen Bundesländern sei es für sie unverständlich, warum Hamburg strengere Alleingänge machen müsse. Sie hält wenig davon, die Maskenbefreiung an die Impfquote zu koppeln. „Bildung und Teilhabe sollte nicht von einer Impfung abhängig sein“, sagt sie.

Maren Stoll von der Elterngruppe „Sichere Bildung“ sieht den Hamburger Kurs dagegen positiv: „Die Masken haben dafür gesorgt, dass die Schulen so lange offen geblieben sind. Sie abzuschaffen, würden den Schulbetrieb gefährden.“ Angesichts der Präsenzpflicht nach den Herbstferien sei es wichtig, dass zumindest an der Maskenpflicht festgehalten werde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Gestern habe ich gelesen, dass für den Eigenschutz ein Unterschied zwischen den Maskenarten besteht. Wenn jedoch Infizierte eine Maske tragen, macht es keinen großen Unterschied, welche das ist.



    Es war ein größeres Institut, habe aber leider vergessen, welches.



    Das würde aber heißen, dass wenn die Lehrkräfte geimpft sind, es reicht, wenn alle Kinder konsequent Stoffmasken tragen.

    Und: Natürlich KÖNNTE man jetzt nochmal darüber reden, ob Luftfilter Sinn machen, wo Masken abgelegt werden.



    Aber, was sagt KMK-Chefin und Kanzlergattin in spe: "Luftfilter_sind_sinnlos_weil_sie_allenfalls_ergänzend_zum_Lüften_eingesetzt_werden_können........"

  • Ursprüngliche Behauptung war ja "es gebe keine Studien".

    Jetzt geht es darum, ob's nu FFP2 muss oder nicht.

    Meine persönliche Meinung? Tuch viel besser als nichts, FFP2 ein klein bisschen besser als Tuch.

    Da aber die armen Leute an Theken und Kassen die sind, an denen die durchsetzung einer verbindlichen Regelung hängen bleibt [1], kann ich den Wunsch nach einer gewissen Normierung verstehen. Ich halte mich einfach daran, schon aus Höflichkeit.

    Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie unbequem das Tragen der Unterhose ist? Haben Sie sinniert, sich einen Attest zu besorgen, der Sie davon befreit?

    [1] die sie gelegentlich mit dem Leben bezahlen :-(

  • @CHRISTIAN ZIEMS:

    Wenn Sie die Info nicht suchen, dann werden Sie auch nichts finden.

    Zu behaupten, dass es nichts gibt, weil Sie nicht geguckt haben halte ich für... dreist.

    Starten Sie hier [1]. Folgen Sie den Links. Studien. Noch und nöcher.

    Aber ey.

    en.wikipedia.org/w...udies_for_COVID-19

    • @tomás zerolo:

      Also vorab: Maske ja - aber muss es wirklich eine medizinische oder FFP sein ?

      Tja, ich habe mich mal oberflächlich durch den Liks auf Wikipedia gewühlt und die dort zitierten Studien reden über Partikelfilterrate und Wirksamkeit - sie reden aber auch über korrekte Anwendung, Einmalnutzung und korrekte Aufbewahrung. Die entscheidende Frage: "Schützen professionelle Masken im Alltag besser als Stoffmasken" wurde kaum untersucht.

      Ich fand folgende Stelle:

      Im April 2020 räumte die WHO ein, dass das Tragen einer medizinischen Maske die Ausbreitung bestimmter Viruserkrankungen der Atemwege, einschließlich COVID-19, eindämmen kann, behauptete aber, dass medizinische Masken ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln und andere notwendige Maßnahmen wie Handhygiene vernachlässigen würden. [Übersetzung via deepl]

      Also so ganz einfach ist die Faktenlage nicht ...

      Ich fand dann noch folgendes:

      "EINE Studie belegt, dass eine improvisierte Maske zwar besser als nichts, aber nicht so gut wie eine chirurgische Maske mit weichem Elektretfilter ist, wenn es darum geht, MEDIZINISCHES PERSONAL zu schützen, " [Übersetzung via deepl]

      Und



      "Eine im Januar 2021 veröffentlichte Übersicht über die verfügbaren Forschungsergebnisse kommt zu dem Schluss, dass Tuchmasken nicht als geeignet angesehen werden, um MEDIZINISCHES PERSONAL in einem KLINISCHEN UMFELD zu schützen."



      [Übersetzung via deepl]

      Es geht nie um den Einsatz in Alltagssituationen durch Laien und bei Mehrfachverwendung bzw. überlanger Tragedauer (>4h) wie es im Alltag zu erwarten ist.

  • Gibt es von der Bundesregierung veranlasste eine umfassende wissenschaftliche Studie über Nutzen und Schaden der Maske für Kinder oder sonst eine, die nicht von Wirrköpfen aus der Querdenker-Szene produziert wurde? Zeit genug war ja wohl. Ich fürchte aber, das gibt es nicht, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

  • mann eh. 2 jahre corona und nun ne studie, das masken nützlich sind. da fehlen die worte.... ausser.. sind das alles idioten? klar schützt ne maske!

    • @Christian Ziems:

      @Tomás Zerolo: Wo genau ist in dem angegebenen Link die umfassende Studie über Masken für Kinder erwähnt? Ich suche das Wort "Children" in dem angegebenen Artikel der englischen Wikipedia und finde nur eine Empfehlung der WHO. Eine Empfehlung war vor einem Jahr sicherlich etwas Gutes. Aber jetzt will ich eine wissenschaftliche Prüfung der Ergebnisse vorliegen haben. Hier noch einmal der Link: en.wikipedia.org/w...udies_for_COVID-19