Corona-Planung für den Herbst: Nur Stochern im Nebel möglich
Der Berliner Senat fände eine Rückkehr zur allgemeinen Maskenpflicht gut. Aber was nach dem Sommer wirklich nötig ist, ist völlig offen.
E ine Maskenpflicht nicht nur in Bus und Bahn wie derzeit, sondern auch generell in öffentlich zugänglichen Räumen und vor allem beim Einkaufen: Das ist im Kern das, worüber der rot-grün-rote Senat in dieser Woche mit Blick auf die anzunehmende nächste Corona-Welle im Herbst diskutiert hat. Das klingt nicht nach viel, ist aber trotzdem nicht zu kritisieren: Denn für alles andere fehlt die Grundlage – niemand weiß, was da nach den Sommerferien wie stark oder schwach anrollen wird.
Das beste Beispiel dafür ist der gegenwärtige Anstieg der Ansteckungszahlen, in Berlin am Freitag auf eine Inzidenz von 472,6 und damit den höchsten Wert seit dem Frühjahr. Das ist so hoch, dass Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) am Dienstag vor Journalisten von einer „Sommerwelle“ sprach. Die ist weithin unerwartet gekommen und auch entgegen der Annahme, bei warmen Temperaturen seien die Menschen viel mehr draußen und dadurch weniger Ansteckungsrisiken ausgesetzt. Eine solche Welle sollte es erst im Herbst wieder geben.
Dass Gote sich trotzdem nicht beunruhigt zeigte, liegt daran, dass sich die Zahl deren, die mit oder wegen Corona ins Krankenhaus müssen, weiter im handhabbaren Bereich bewegt – mutmaßlich wegen der auch nicht ungefährlichen, aber weniger heftigen Omikron-Variante.
Probleme macht das gerade mehr jenen Unternehmen, bei denen der plötzliche Ausfall von – wenn auch nicht schwer – Corona-erkrankten Mitarbeitern samt Isolation drastische Folgen haben kann. Ein einigermaßen reibungsfreier Ferienstart nächste Woche am Flughafen BER – das verdeutlichte beispielsweise Flughafenchefin Aletta von Massenbach am Donnerstag – hängt auch davon ab, wie viele Mitarbeiter bis dahin wegen Corona ausfallen oder eben nicht.
Ob Omikron aber auch im Herbst noch vorherrschen oder von einer aggressiveren Variante abgelöst sein wird, ist offen. Welche Maßnahmen nötig sind, wird sich erst dann zeigen. Was aber jetzt schon jeder und jede tun kann, ist freiwillig auch dort eine Maske zu tragen, wo es – noch – nicht vorgeschrieben ist, wo aber alle hin müssen, auch die für Corona besonders Anfälligen: Im Supermarkt und in sonstigen Geschäften.
Jetzt freiwillig tun, was im Herbst wohl wieder Pflicht wird?
Bei Kultur- und Sportveranstaltungen mag es eine individuelle Entscheidung sein, in einen Konzertsaal oder in eine Halle zu gehen oder wegen Ansteckungsfahr darauf zu verzichten. Für den Lebensmitteleinkauf gilt das nicht und auch nicht für Behördengänge. Warum also nicht freiwillig jetzt schon machen, was im Herbst wieder Pflicht werden wird?
Über eineinhalb Masken-Stunden in einem stickigen Konzertsaal ließe sich diskutieren, aber die Maske für ein paar Einkaufsminuten aufzusetzen, sollte wirklich kein Problem und ein einfaches Zeichen von Solidarität mit denen sein, die mit Corona – egal ob im Körper oder im Kopf – weniger gut klar kommen.
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