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Corona-ImpfungenKinder bisher kaum geschützt

Obwohl es genug Impfstoff gibt, sind erst 10 Prozent der 5- bis 11-Jährigen gegen Corona geimpft. Bald könnten die Zahlen aber deutlich steigen.

Bisher eher die Ausnahme als die Regel: Kinderimpfung in Freiburg Foto: J. Große/Adora Press

Berlin taz | Die Impfkampagne bei Kindern ist in Deutschland nur langsam angelaufen: Seit Mitte Dezember können offiziell 5- bis 11-Jährige hierzulande gegen Corona geimpft werden, doch bis Donnerstag dieser Woche sind erst rund 500.000 Kinder dieser Altersgruppe geimpft worden; das entspricht einer Quote von knapp 10 Prozent. Möglich gewesen wäre weitaus mehr: Der Bund hatte vom Hersteller Biontech im Dezember 2,4 Millionen Kinder-Impfdosen erhalten.

Warum davon bisher nicht einmal ein Viertel tatsächlich genutzt wurde, ist nicht ganz klar. Das Gesundheitsministerium erklärt auf Anfrage, bisher seien rund 2 Millionen Dosen weitergeleitet worden. Die Arztpraxen haben aber nach Auskunft der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) nur 800.000 Dosen erhalten, die schon Anfang Dezember bestellt werden mussten und einmalig ab Mitte des Monats ausgeliefert wurden. Wie viele Kinder-Dosen an Impfzentren gingen und wie viele noch in den Apotheken lagern, über die sie verteilt werden, ist unbekannt.

Unklar ist auch, welche Rolle die Nachfrage spielt. Während Eltern in manchen Regionen berichten, dass Kinder-Impftermine auch mit großem Aufwand nicht zu erhalten sind, bleibt anderswo bei Kinder-Impfaktionen Impfstoff übrig. Nach Auskunft des Verbands der Kinder- und Jugendärzte beteiligen sich rund 60 bis 70 Prozent der Praxen am Impfen. Ein Hinderungsgrund ist demnach, dass immer zehn Impfungen auf einmal durchgeführt werden müssen. Auch die fehlende Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für eine allgemeine Kinder-Impfung gegen Corona dürfte für manche Ärzte eine Rolle spielen.

Klar ist dagegen, dass die Zahlen von der nächsten Woche an stark steigen dürften. Denn im Januar erhält der Bund insgesamt weitere 3,8 Millionen Dosen Kinder-Impfstoff, und ab sofort werden diese – wie bisher schon der Erwachsenen-Impfstoff – jede Woche an die Praxen und Impfzentren geliefert. Allein in der kommenden Woche sollen 600.000 Kinder-Dosen in Arztpraxen und weitere 400.000 in Impfzentren gehen, teilte die KBV mit; nach Angaben des Bundesgesundheits­ministeriums werden alle Bestellungen komplett beliefert.

Größerer Nutzen, geringeres Risiko

Zugleich wird der Nutzen der Kinder-Impfung immer deutlicher. Angesichts der Ausbreitung der stark ansteckenden Omikron-Variante ist damit zu rechnen, dass sich ein großer Teil der Kinder infizieren wird. Und auch wenn Omikron-Erkrankungen milder verlaufen, könne es durch die große Zahl der Infizierten dann zu Engpässen kommen, warnt der Expertenrat der Bundesregierung in seiner jüngsten Stellungnahme – und zwar „gerade im Bereich der Kinderkliniken“. Weil die Impfung auch bei Omikron gut vor schweren Verläufen schützt, empfiehlt der Expertenrat, die Impfkampagne zu intensivieren – und zwar ausdrücklich „in allen Altersgruppen“.

Gleichzeitig zeigen neue Daten aus den USA, dass gefährliche Nebenwirkungen bei den 5- bis 11-Jährigen extrem selten sind. „Das Risiko der Impfung ist ca. 100-fach geringer als das der Infektion“, schreibt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, auf Twitter.

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15 Kommentare

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  • "Auch die fehlende Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für eine allgemeine Kinder-Impfung gegen Corona dürfte für manche Ärzte eine Rolle spielen." Nicht nur für manche Ärzte, und nicht nur für manche Eltern. Glaubt die taz neuerdings die Stiko sei von Impfgegnern übernommen worde? Oder was soll die tendenziöse Überschrift: "Kinder bisher kaum geschützt"?

    • @Verboten:

      Kinder sind äußerst selten von einem schweren Covid Verlauf betroffen. Zusammen mit einem gewissen Restrisiko bezüglich der Impfung (das gibt es tatsächlich, auch wenn viele das nicht glauben wollen) und mit der Tatsache dass unsere Impfstoffe die Transmission der aktuellen Virusvariante so gut wie gar nicht verhindern, macht eine massenhafte Kinderimpfung einfach keinen Sinn. Diese pauschal zu fordern bewegt sich in einer wissenschaftlichen Grauzone und im Grenzbereich der Verantwortungslosigkeit.

  • Wie sieht die Gesetzesvorlage von Lauterbach für die Impfpflicht aus?

  • "Obwohl es genug Impfstoff gibt, sind erst 10 Prozent der 5- bis 11-Jährigen gegen Corona geimpft." Die Antwort steht im Artikel: Es gibt keine allgemeine Impfempfehlung (lediglich für besondere Gruppen).

    Ob angesichts der grassierenden Omikron-Variante eine schnelle Durchimpfung der entscheidende Schlag gegen das Virus sein wird, ist weiter fraglich bis unwahrscheinlich (siehe bspw. aerzteblatt.de/nachrichten/130078/). Das RKI kann Stand heute auch noch nicht sicher sagen, ob ohne Booster-Impfung ein nennenswerter Schutz auch vor Mikron besteht.



    Ganz nebenbei scheint mir die Überschrift dann auch etwas tendensziös geraten - statt "kaum geschützt" müsste 'selten geimpft' die Realität richtig darstellend dort stehen. Ungeimpfte Erwachsene sind kaum geschützt, Kinder zwischen 5 und 12 bringen glücklicherweise im Allgemeinen eine etwas höhere "Widerstandsfähigkeit" mit (daher auch die entspr. Impfempfehlung).



    Was keine Antwort auf Schwurbeleien auf der einen Seite sein kann ist Panik und 'Hysterie' auf der anderen Seite. Hände waschen, Abstand halten, Maske tragen und den Empfehlungen der Stiko folgen. Und wenn krank, spätestens dann endlich zuhause bleiben.

  • "Klar ist dagegen, dass die Zahlen von der nächsten Woche an stark steigen dürften. Denn im Januar erhält der Bund insgesamt weitere 3,8 Millionen Dosen Kinder-Impfstoff" Hier ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens, oder wie erklärt man Sich sonst das von den bisherigen über 2 Mio Impfdosen nur 500000 verimpft wurden?



    Hier hilft nur Propaganda und den Impfdruck auf die 5-11 jährigen ordentlich zu erhöhen - wie wärs mit 3G oder gar 2G Pflicht in Schulen und ÖPNV ? Die Stiko-nicht-empfehlung und die vielen Erfahrungen das die Kinder im Familien und Bekanntenkreis die Covidinfektionen gut wegstecken , werden die Quote der geimpften U-12 wohl allein nicht in die Höhe schnellen lassen!

    • @niko:

      Zumindest in Bayern haben wir schon lange 3G in den Schulen. Ab Montag dann sogar 1G - ab dann müssen sich alle Schüler, auch geimpft und genesen, regelmäßig testen. Das heißt 2x wöchentlich PCR in Grundschulen, 3x wöchentlich Selbsttest ab der 5. Klasse. Je nach regionaler Lage erfolgen auch an den anderen Tagen Selbsttests, so dass täglich getestet wird.

      • @Vroni M.:

        Richtig das war etwas missverständlich ausgedrückt - ich muss wohl das 3G aus meinem Text streichen.



        Hier in Berlin ist es ja ähnlich , wobei vor weihnachten die testpflicht nur 2 mal die Woche schnelltest war, also nicht so richtig 3G.



        Diese Woche war dann 5 mal testen , wie es nächste woche ist hab ich noch nicht nachgesehen, die Kinder machen das ja alle selbständig und brav mit in der Schule. Genesene und geimpfte müssen nicht, sollen aber testen.

  • / die fehlende Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) / ist doch eher eine explizite Nicht-Empfehlung. Bei Risikopersonen im Umfeld ja, bei Kindern mit best. Risiken ja, sonst KANN auf Wunsch der Eltern und Kinder.... Die Stiko sagt nirgends "sollte", und auch wenn ihr verschiedentlich zu langsames Arbeiten attestiert wird: derzeit wird sie in Politik und Berichterstattung schlicht marginalisisert, weil ihr Standpunkt nicht ins Wunschbild passt. Eltern hören da evtl. genauer hin ...

  • Allein die Schlagzeile des Artikels lässt mich an meine Schwester, ihre 3 Kinder und ihren Mann denken. Beide Eltern haben sich endlich im Dezember die 1. Impfung geben lassen. Warum ? weil Ihnen ein "Freund" der Familie der Pharmareferent ist abgeraten hat. Der Hausarzt hat ihr von der Impfung der Kinder abgeraten mit dem Hinweis "das bisschen Long Covid werden die Kinder schon abkönnen" . Ein Arzt aus dem wunderschönen Würzburg.



    Ich weiß aus Erleben in meinen Bekanntenkreis was Long Covid auch bei Kindern heißen kann. Vom 7 jährigen Springinsfeld zum Pflegefall.

  • Die fehlende Empfehlung der Stiko ist nicht allein ein wesentlicher Hinderungsgrund Kinder impfen zu lassen. Zumal die Stiko in dieser Sache die einzig verbliebene vertrauenswürdige Institution in unserem Lande ist, da sie finanziell unabhängig ist (ehrenamtlich geführt) und der medizinischen Sicherheit der Menschen der politisch getriebenen Impfschnelligkeit einen höheren Rang gibt. Vielen Dank dafür an dieser Stelle an die STIKO, und haltet stand gegenüber dem politischen und medialen Druck.

    Darüber hinaus stellt sich schon seit Monaten die Frage warum Kinder geimpft werden sollen, wenn diese wesentlich nur leichte Verläufe haben.



    Dies gilt auch für die Mutante Omikron. die Zahlen aus Südafrika weisen dies nach.

    Gleichfalls kann nach einer Genesung von weiteren Impfungen abgesehen werden,(entgegen der verwaltungsdienstlichen und nicht gesundheitlichen Vorgaben) aufgrund der hohen körpereigenen Immunität. Eine verwaltungsrechtlich begrenzte Immunität von 6 Monaten obwohl die Zahl der körpereigenen Antikörper nach Genesung nach 6 Monaten weit höher ist als bei einer Auffrischimpfung, lässt jegliches Vertrauen in das Gesundheitsministerium verlieren. Schwere Verläufe sind medikamentös zu verhindern.

    Impfstoffe ermöglichen eine künstliche Immunität von wenigen Monaten; erst 6, dann 5 jetzt 3!). Soll denn damit ein Impfabo beim Kinderarzt verpflichtend werden? Was soll das alles, wenn das RKI schon keine verlässlichen Zahlen über das Infektionsgeschehen vorlegt, sowie auch viel zu wenige Sequenzierungen durchführt. Die Mutante Omikron zeigt nachweislich zudem zwar ein höheres Ansteckungspotential ist aber im Krankheitsverlauf wesentlich milder.



    Durch Angststrategien wird es sicher nicht zu den gewünschten 100% Impfraten kommen. Das wird nur möglich sein, wenn die Politik und die Medien eine transparentere Informationsstrategie wählen und damit bei den Impfskeptikern Vertrauen zurückgewinnen. Eine Impfpflicht wird dies nicht herstellen können - im Gegenteil.

  • Ganz ehrlich: auch die ach so gutmütigen Kinderärzte haben sich ein paar freie Feiertage verdient und haben zweitens im Moment noch reichlich andere Arbeit durch die winterliche Infektsaison. Da kann man nicht "mal eben " 10 Impfungen dazwischen schieben. Denn, wie richtig beschrieben, enthält ein Fläschchen Impfstoff 10 Dosen, die innerhalb eines Tages verbraucht werden müssen. Das erfordert eine Menge Organisation.

  • Wie die vorigen Varianten ist Omikron für Kinder wenig gefährlich.



    Kaum symptomatische Verläufe, und sehr wenige länger anhaltende Folgeerscheinungen.

    • @J_CGN:

      Die Hospitalisierungsrate durch Omikron ist bei unter5jährigen ist in USA aktuell fast 7mal so hoch wie bei älteren Kindern.

      Aber Sie glauben ja auch, 1 sei eine größere Zahl als 100, insofern passts.

      • @Ajuga:

        Danke, wollte den Hinweis auch geben.



        Ja, für die überwältigende Mehrheit der Kinder wird es sich wie ein grippaler Infekt darstellen. Aber sind nicht alle Kinder Teil der Gesellschaft und sollten den Schutz bekommen den Sie verdienen ?

      • @Ajuga:

        Ach je, und wie wollen Sie die unter 5-jährigen schützen? Impfungen gibt es ja nicht.

        Und 7x wenig ist immer noch wenig.