Clublobbyist Marc Wohlrabe: „Es wird ein exzessives Jahrzehnt“
Marc Wohlrabe kämpft für das Überleben der Clubs in Zeiten der Coronapandemie – und prognostiziert einen Ausbruch an Lebenslust danach.
taz: Herr Wohlrabe, Sie sind für dieses Interview mit der Bahn aus Potsdam gekommen. Fährt bei Ihnen da inzwischen die Angst mit?
Marc Wohlrabe: Vielleicht sollte es mit der neuen Mutation so sein. Aber ich fahre schon seit dem ersten Lockdown immer mit der Bahn. Meine Züge sind gar nicht so voll. Ich fahre allerdings auch nicht zur Volllastzeit, als Selbstständiger kann ich meine Termine weitgehend selbst steuern. Sonst verabrede ich mich gerne zu Spaziergängen – mit langer Unterhose und drei Pullis.
Macht Ihnen die Virusmutation Sorge?
Die Leute sind schon so angeraut, als hätte man sie beständig mit Schleifpapier bearbeitet, sie sind sehr dünnhäutig, und das verstehe ich. Persönlich stehe ich der Wissenschaft aber sehr positiv gegenüber. Ich hoffe also, dass es ab April Erleichterungen geben wird. Wir müssen durch das typische düstere Berliner Winterwetter durch, aber mit den ersten Sonnenstrahlen und den Impfungen wird es besser.
Der Mensch Marc Wohlrabe wurde 1972 in Berlin geboren und wuchs im Charlottenburger Westend auf. Nach seinem Clubleben und einer Auszeit in Mexiko studierte er an der BTU in Cottbus World Heritage Management. Er lebt mit seiner Familie in Potsdam.
Die Familie Wohlrabes Vater Jürgen war Bundestagsabgeordneter der CDU und Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses. Großvater Willy Wohlrabe gründete 1934 den Jugendfilm-Filmverleih, der unter anderem Sergio Leones „Es war einmal in Amerika“ und „Rambo III“ in die deutschen Kinos brachte. 1999 verkaufte Marc Wohlrabe das Familienunternehmen.
Das Nachtleben Wohlrabe gründete 1994 das legendäre Stadtmagazin „Flyer“, das bis 2004 erschien. 2000 war er Co-Gründer und erster Pressesprecher der Clubcommission Berlin. Heute kümmert er sich unter anderem um die Zusammenarbeit von Veranstaltern, Institutionen und Politik in Brandenburg. Wohlrabe ist darüber hinaus Vorstandsmitglied des deutschen Verbands der Clubs, Festivals und Musikstätten Livekomm und war mehrere Jahre im Vorstand des europäischen Clubverbands LiveDMA mit über 3.000 Musikspielstätten in 16 Ländern. Zudem ist er Co-Initiator und Direktor der Nachtleben-Konferenz „Stadt nach Acht“. (wera)
Können Sie gerade an eine laute, enge Clubnacht denken?
Na klar! Es gab ja auch noch einen Haufen anderer Krankheiten, und die Leute sind trotzdem feiern gegangen. Corona ist in der betroffenen Gruppe einfach nicht tödlich genug. Ich habe nie einen Zweifel gehabt, dass wir wieder feiern werden. Es sei denn, es gibt keine Orte mehr zum Feiern.
Die Dehoga sagt, es drohe eine Pleitewelle. Das Veranstaltungsgewerbe hat Alarmstufe Rot ausgerufen. Was ist Ihre Prognose?
Ich arbeite in den Verbänden der Clubkultur. Unser Bundesverband, die Livekomm, in deren Vorstand ich bin, hat viel mit dem Wirtschaftsministerium, dem Finanzministerium, dem Gesundheitsministerium, der Stadtentwicklung und der Beauftragten für Kultur und Medien, Monika Grütters, verhandelt. Wir haben uns bemüht, auch möglichst viele Bundesländer zu weiteren Programmen neben denen des Bundes zu bewegen. Von reihenweisen Insolvenzen höre ich noch nichts. Wegen der verspäteten Hilfszahlungen und der Komplexität der Anträge kann ich aber noch nicht beurteilen, wie die nächsten drei Monate werden. Ich setze darauf, dass wir das bis in den Sommer hinein schaffen.
Geht es der Clubkultur besser, weil sie zunehmend auch als Kultur begriffen wird?
Clubs sind Zwitterwesen. Viele unserer Mitglieder betrachten sich als Unternehmer, betreiben ihren Club aber mit einem hohen Prozentsatz von Herzblut und Überstunden, sie sind auch Verrückte, Musikliebhaber. Das versuchen wir auch der Politik zu vermitteln, dass wir uns von Diskotheken unterscheiden, wo der Alkoholverkauf mit angehängter Musikkonserve im Vordergrund steht. Wenn man sich die Kalkulationen der Clubs anguckt, dann ist der Prozentsatz dessen, was da für Booking und Künstler ausgegeben wird, ungemein höher.
Wie geht ’s den Festivals in Brandenburg?
Brandenburg hat für private Festivalveranstalter keinen eigenen Rettungsfonds aufgelegt. Dazu kommt, dass viele Veranstalter ihren steuerlichen Sitz in Berlin haben. Ihr wirtschaftliches Wirken und auch die Effekte sind dagegen in Brandenburg. Brandenburg hat seine gemeinnützigen Kultureinrichtungen schnell geschützt. Aber für private Veranstalter war es ein hartes Jahr. Auch dieses Jahr wird schwer, du bekommst ein größeres Festival nicht in vier Wochen aus dem Boden gestampft.
Werden sie denn stattfinden?
Im letzten Sommer haben wir die Erfahrung gemacht, dass es beherrschbar wird, wenn man sich an Abstands- und Hygieneregeln hält und nicht 10.000 Leute aufeinander loslässt, sondern 1.000 oder 2.000 – und wenn man ein Großevent auf mehrere Wochenenden streckt.
Sie haben auf Facebook prophezeit, dass die Coronazeit „einen Ausbruch an Lebenslust und Sub-Kulturenergie in Berlin lostreten wird, der sich gewaschen haben wird“. Es werde „wilder und lebenshungriger in das neue Jahrzehnt gehen als je zuvor“, mit einem „Hang zum Exzess“, der größer sei, als er in der Weimarer Zeit je war. Was haben Sie für Reaktionen bekommen?
Überraschenderweise waren die Reaktionen überwiegend positiv. Vielleicht habe ich da einen Nerv getroffen. Wenn Corona medizinisch beherrschbar wird, ist die Grundstimmung in Herzen, Köpfen und Bäuchen noch da. Es gibt ein ganz großes Bedürfnis, andere Menschen zu treffen, Musik zu erleben, zusammen zu feiern. Die Energie hat sich so aufgestaut, das muss raus.
Warum der Vergleich mit den Zwanzigern statt mit den Neunzigern, deren Kind ja auch Sie sind: weil die heute Jungen „Babylon Berlin“ gesehen haben und sich damit vergleichen?
Ich hab das in den Raum gestellt, weil ich glaube, dass es wie vor hundert Jahren ein wildes Jahrzehnt wird, ein exzessives Jahrzehnt. Und auch ein düsteres.
Sie haben auch geschrieben, dass das neue Jahrzehnt im Vergleich zu den Roaring Twenties weniger elegant sein wird.
Ich vermute, wir werden eine Mischung aus Outdoormode und Jeans erleben, multifunktional anwendbar. Nicht mehr die Kleider und Anzüge von damals. Aber vielleicht spreche ich da eher von mir (lacht).
Die zwanziger Jahre waren auch Extreme der sozialen Gegensätze. Derzeit wissen wir nicht, was Corona mit den öffentlichen Haushalten machen wird, wie viel Geld die Menschen zur Verfügung haben werden. Vielleicht gibt es ja nicht nur die Parallele des Exzesses, sondern auch die der rechten Mobilisierung: Wie viele Menschen in Ihrem Umfeld sind zu Anhängern der Querdenker geworden?
Das ist eine komische Sache. Es gibt viele Menschen, die ich in meiner Feierwelt wahnsinnig gern habe. Aber da ist ein Misstrauen gegenüber dem Staat und den verantwortlichen Leuten, das geht gegen die CSU, aber auch rüber bis Grüne und Linke. Alle sollen unter einer Decke stecken und den großen Plan haben. Ich selbst kenne Leute, die Politik machen, und ich empfinde sie nicht als unredliche, gangsterartige Personen. Das sind Menschen in verschiedenen Parteien, die unter Druck stehen, die versuchen, eine Haltung zu bewahren, die hoffentlich gute Entscheidungen in der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit fällen.
Wird die Querdenkerei in sich zusammenfallen, wenn die Normalität zurückkommt?
Im Moment sehe ich die Querdenker nicht weiter auf dem aufsteigenden Ast, das ist eher so ein gleichbleibendes Niveau. Ein wahrnehmbarer Bodensatz aber wird bleiben.
Wie sind Sie eigentlich zum Nachtmenschen geworden?
Ich höre gerne laut Musik und bin auch gerne nachts mit Menschen zusammen. Vor allem aber habe ich eine erotische Beziehung zum Bass.
Deshalb das Hörgerät.
Ja. Die ehemaligen Macher vom Bunker und vom Tresor sind schuld (lacht).
Nicht auch ein bisschen Sie selber?
(Lacht weiter) Die haben die Räume geschaffen, in denen ich diese wunderbaren Sounderlebnisse machen durfte.
Wann ging das los?
Ich habe mit 16 oder 17 angefangen.
Was hat Ihr Vater dazu gesagt?
Das war okay. Ich trinke nicht. Ich bin in einem gutbürgerlichen Viertel am Rande des Westend aufgewachsen, dort trafen sich immer Leute aus meinem schulischen Umfeld, und viele waren an den Wochenenden schon so besoffen, dass sie es nicht mehr in die U-Bahn geschafft haben, um zu Partys zu fahren. Also habe ich andere Leute kennengelernt, die nicht aus meinem Viertel kamen und zu Partys gegangen sind. Dazu habe ich das Glück gehabt, 1988 elektronische Musik kennenzulernen. Ich bin kein House-Mann, ich komme aus dem Industrial- und Goth-Bereich, also richtig harter Sound, und nach dem Fall der Mauer hatte das dann noch einmal eine ganz andere Geschwindigkeit.
Wie war das mit den Substanzen?
Es heißt, dass ich der Typ bin, der sich immer mal in die Ecke gelegt hat, um zwei Stunden zu schlafen. Ich habe Clubs nach ihren bequemen Sofas ausgewählt. Also nahm ich keine Substanzen, ein bisschen Schlaf zwischendurch reichte.
Hat Sie Ihr Vater nach Drogen gefragt?
Nein, das hat er nicht. Ich glaube, da war ein Grundvertrauen meiner Eltern da. Ich habe es auch nicht enttäuscht.
Ihr Vater hat als Bundestagsabgeordneter gegen die Ostpolitik von Willy Brandt polemisiert, weshalb ihn Herbert Wehner einst als „Übelkrähe“ titulierte. Zum Mauerfall war er Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses. Er zählte nicht gerade zum liberalen Flügel der CDU. Gab es zu Hause keine Reibereien?
Überhaupt nicht. Ich bin ja nicht nur mit dem politischen Vater aufgewachsen, sondern mit dem Filmvater. Er hat mit seinem Filmverleih „Jugendfilm“ Bernardo Bertolucci, einen bekennenden Kommunisten, in die Kinos gebracht. Da hat er einen sehr viel größeren Horizont gehabt. Er ist Ende der Siebziger und in den Achtzigern in den kreativen Kosmos der Filmbranche eingetaucht und hatte da mit ganz anderen Leuten zu tun. Das war kein konservativ-bürgerliches Leben.
Das hört sich an, als hätten Sie sich mehr Zeit mit ihm gewünscht.
Ich habe mir oft gedacht, was wir alles hätten zusammen machen können, wenn er mehr Zeit für uns gehabt hätte. Aber immerhin hatte ich das Glück, in einer Filmfamilie aufzuwachsen.
Wie alt sind Ihre eigenen Kinder jetzt?
Die sind jetzt fünf und neun.
Wie fänden Sie es, wenn die später ins Nachtleben eintauchten?
Ich würde ihnen, wenn sie es möchten, einige Ratschläge oder Tipps zur Verfügung stellen. Ob sie die dann annehmen, ist natürlich eine andere Geschichte.
Was wären das für Tipps?
Ich würde sagen: Informiere dich. Und wenn schon, dann nimm ein paar Pilze, anstatt zu trinken. Eure Mutter kommt aus Mexiko, das ist altes indianisches Erbe! Ich würde mir Sorgen machen, wenn unsere jungen Kinder mit saufenden Leuten abhängen würden, so wie ich sie damals in meinem Viertel gesehen habe.
Wollen wir auch über den „Flyer“ reden, Ihr legendäres Magazin in Hosentaschengröße?
Ja bitte.
Wie kam es dazu?
Ich bin so gern ausgegangen und fand es interessant, neuen Sound zu entdecken. Dann habe ich angefangen, Adressen und Telefonnummern von Leuten zu sammeln, die von Partys wussten. In der Wohnung meiner Eltern habe ich eine Art Partytelefon betrieben, was für die schon ein bisschen schwierig war, weil am Wochenende immer wildfremde Leute bei uns anriefen. Handschriftlich habe ich mir notiert, wo Partys stattfinden, habe die Orte auf dem Stadtplan herausgesucht und bin auf die Gefahr hin einfach losgefahren, dass die Party schon geräumt war, dass da niemand mehr ist oder vielleicht nur noch zehn Leute in der Küche sitzen.
Klingt nicht wie ein Businessplan.
Aber so habe ich viele lustige Partys ausfindig gemacht. Bald habe ich jedes Plakat und jeden Handzettel von der Wand abgepult, die wertvolle Informationen lieferten. Anfang der Neunziger kannte ich dann die Stadt so gut, dass mich Leute gefragt haben, ob ich mein Wissen nicht teilen mag. Die alten Magazine hatten meiner Meinung nach nicht genügend Einblick in den elektronischen Musikbereich, in diesen neuen Berliner Dschungel. So haben wir 1994 unser eigenes Magazin aufgebaut. Und natürlich auch einen guten Vertrieb.
War es schwer, den „Flyer“ neun Jahre später zu beerdigen?
Es war schade. Meine erste Krise war die Dotcom-Krise. Unser Umsatz hat sich in weniger als zwölf Monaten halbiert, weil die Anzeigen ausblieben. Das kippte schon ab Sommer 2001 und dann stark nach dem Anschlag aufs World Trade Center.
Warum haben Sie den Filmverleih Ihres Vaters aufgegeben?
Ich war sehr jung, als er gestorben ist. Und die Verbindlichkeiten waren enorm. Also haben wir 1999 entschieden, uns vom Unternehmen zu trennen. Viele unserer Mitkonkurrenten sind an die Börse gegangen und haben damit die Lizenzpreise auf den Filmmärkten unglaublich nach oben geschraubt. Das wollten wir nicht mehr riskieren. Und mir fehlten auch das Wissen und das Standing, das am Neuen Markt zu generieren.
Wie waren die Reaktionen?
1999 haben mir Leute gesagt: Wie kannst du das Erbe deiner Vorväter verkaufen? 2003, nach den vielen Pleiten am Markt, haben sie mir auf die Schultern geklopft.
Heute verdienen Sie Ihr Geld als bundesweiter Lobbyist für die Clubszene. Kann man davon leben?
Der Verkauf von „Jugendfilm“ hat es mir ermöglicht, bisher nicht in Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse gehen zu müssen. Ich fände es schön, wenn man mit Clublobbyismus in Zukunft seinen Lebensunterhalt komplett verdienen könnte. Das ist alles so komplex geworden, man muss wissen, wie die Verbände funktionieren, die Parteien, die Verwaltungen. Was Politik will, heißt nicht immer, was Verwaltung möchte. Politik wird stattdessen vor allem auch benötigt, um Verwaltung zu überzeugen, gerade in einem so genehmigungsintensiven Umfeld wie dem Nachtleben.
Dass Clubs mehr und mehr als Kultureinrichtungen betrachtet werden und nicht, wie etwa Bordelle, als Vergnügungsstätten, das ist also auch Ihr Erfolg?
Das hat sich der Berliner Senat zu eigen gemacht und auch bundesweit als Initiative auf den Weg gebracht. Wichtig ist übrigens auch, dass das von der Berliner CDU mitgetragen wird.
Sie sind selbst auch Mitglied der CDU.
Ja. Dass Berlin keine Sperrstunde hat, ist keine Erfindung von Linken, sondern von einem CDU-Mann. Und die CDU ist da sehr stolz drauf.
Beim Thema Lärm sind Sie aber noch nicht so weit gekommen.
Wir haben Signale von verschiedenen Parteien, dass die berüchtigte TA Lärm…
.. die technische Anleitung zum Schutz vor Lärm.
Genau, das ist eine heilige Kuh. Aber jetzt gibt es Signale aus dem zuständigen Innenministerium. Es geht ja auch nicht, wenn wir A sagen und klagen, dass die Innenstädte sterben, erst recht mit Corona, und dann nicht auch B sagen. Wo Menschen zusammenkommen, machen die auch Geräusch.
Und das geht vielen auf die Nerven.
Wir können nicht für die Dehoga sprechen, also für Kneipen und Restaurants, die sich nicht an die 23-Uhr-Regel halten. Wenn wir mit denen in einen Topf geworfen werden, weil sich Betrunkene im Späti eindecken, an der Clubtür zurückgewiesen werden und dann am Späti weitersaufen, dann hat das nichts mit Clubkultur zu tun. Wenn die Bezirke Spätis genehmigen, ist das nicht die Verantwortung der Clubs. Es muss aber anerkannt werden, dass es bestimmte Zonen in der Innenstadt braucht, wo Nachtleben stattfinden kann. Wir müssen diskutieren, wo diese Zonen sind. Dann können wir sie auch mit mehr Schallschutz ausstatten.
Würde da Schwarz-Grün auf Bundesebene weiterhelfen?
Eines der größten Probleme, die den Grünen bevorstehen, ist, den urbanen Teil der Partei mit dem Umweltflügel und den Emissionsschützern in Einklang zu bringen. Es war die grüne hessische Umweltministerin, die im Vermittlungsausschuss des Bundesrats eine etwas großzügigere Auslegung des nächtlichen Lärms in einem sogenannten urbanen Gebiet gekippt hat. Alle anderen Parteien waren für das „urbane Gebiet“ als neues Stadtentwicklungstool.
Sind Sie vor Corona noch so viel ausgegangen wie früher?
Nein. Schon lange nicht mehr. Wir sind vor dreizehn Jahren nach Brandenburg gezogen. Ich brauche 90 Minuten, um in die Stadt zu pendeln, und wenn ich die letzte S-Bahn verpasse, muss ich durchmachen.
Es gab ein Porträt von Ihnen im „Spiegel“, da waren Sie 27 und haben gesagt: Im Moment lebe ich schnell, aber ich möchte zwischen 35 und 45 herunterschalten. Haben Sie?
Ich hab den Flyer dichtgemacht, meine Wohnung gekündigt und bin für ein paar Jahre weggegangen, habe in Mexiko gelebt. Was dabei wichtig ist: Ich bin nicht nach Mexiko, um die Berliner Kreativkultur dorthinzubringen und Party zu machen. Ich habe mich nicht ins Nachtleben gestürzt. In Mexiko habe ich meine Frau kennengerlernt. Und dann bin ich nach Cottbus gegangen, um zu studieren.
Was haben Sie studiert?
Unesco Welterbe Management. Man kann in Cottbus sowohl das bauliche Erbe als auch das Naturerbe untersuchen. Meine Masterarbeit habe ich über nachhaltigen Fischfang in maritimen Welterbezonen geschrieben.
Clubkultur ist also nicht mehr Ihr Leben, aber noch Ihr Job.
Die Clubkultur bleibt mein Leben. Dieser Moment, wenn der Bass anfängt! Darum geht’s.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Jahresrückblick Erderhitzung
Das Klima-Jahr in zehn Punkten
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass