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CO2-Preis auf RekordhöheFast 100 Euro pro Tonne

Der CO2-Preis klettert im Emissionshandel auf einen historischen Höchstwert. Analysten gehen davon aus, dass der Anstieg weitergehen wird

Wer – wie die Stahlindustrie – viel CO2 ausstößt, muss dafür teure Zertifikate kaufen Foto: dpa

Freiburg taz | Der CO2-Preis im europäischen Emissionshandel hat zum Ende vergangener Woche einen historischen Spitzenwert erreicht: Am Spotmarkt der Energiebörse EEX kostete die Tonne des Treibhausgases am Freitag rund 96 Euro. An Terminmärkten war im Tagesverlauf sogar die Marke von 100 Euro je Tonne gerissen worden – erstmals in der Geschichte des 2005 gestarteten Emissionshandels.

Damit setzt sich ein Höhenflug fort, der vor gut einem Jahr begann. Im Januar 2021 hatte die Tonne noch rund 30 Euro gekostet, bis Dezember war ihr Wert auf 80 Euro gestiegen. Die Entwicklung spiegelt die Klimaschutzbestrebungen der EU wider. Firmen, die große Mengen CO2 ausstoßen, müssen für jede Tonne ein entsprechendes Zertifikat erwerben. Das Kontingent an solchen Papieren wird im Zuge des „europäischen Grünen Deals“, der Europa bis Mitte des Jahrhunderts zum „ersten klimaneutralen Kontinent“ machen soll, stetig gesenkt – und Verknappung treibt naturgemäß die Preise.

Neben den politischen Entwicklungen, die den Langfrist-Trend prägen, kommen aktuell weitere Faktoren als Preistreiber hinzu. Der wesentliche Punkt sei der massiv gestiegene Erdgaspreis, sagt Eric Heymann, Klima- und Energieexperte bei Deutsche Bank Research: „Dadurch wird in der Stromwirtschaft wieder vermehrt Kohle statt Erdgas eingesetzt, wodurch die Nachfrage nach CO2-Zertifikaten steigt.“ Zudem wirke womöglich auch das Jahr 2021 noch etwas nach, das in Europa wenig Windstrom brachte: „Damit fehlte CO2-freier Strom, was ebenfalls die Nachfrage nach Emissionszertifikaten stützt.“ Hinzu kommt die zuletzt wieder hohe Stromerzeugung in der EU.

Aus Sicht von Analysten der Berenberg Bank dürfte sich der Preisanstieg in den kommenden Monaten fortsetzen: Für Ende 2022 sei mit 130 Euro pro Tonne zu rechnen, das Jahr 2023 werde sogar mit Preisen um 150 Euro enden.

Überraschend kämen solche Preise nicht, sagt Matthias Kalkuhl vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change in Berlin – schließlich seien diese nicht weit entfernt von jenem Niveau, das nach Modellrechnungen nötig sei, um die Ziele beim Klimaschutz zu erreichen, die sich die EU gesetzt hat.

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18 Kommentare

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  • Habeck sollte jetzt wirklich den Hebel umlegen für deutlich mehr Zubau an Solarenergie wenigstens im nächsten Jahr.

    Das wird durch den hohen CO2-Preis biliger, und umgekehrt wird durch mehr Solarenergie einem Anstieg des CO2-Preises entgegengewirkt.

    Es gab zwei Möglichkeiten:



    Freistellung neuer Solarenergie von der für Strom aus Gas und Kohle beibehaltenen EEG-Umlage, oder höherer Solar-Zubau im EEG. Gegen die erste Option hat sich die Koalition schon entschieden, bleibt also die zweite.

    Unverständlich, dass das Grün-geführte Wirtschaftsministerium mit beabsichtigten Mini-Zubauraten auf der Bremse steht.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @meerwind7:

      Ich bin auf jeden Fall für Solaranlagen auf jedem Haus.



      Nur, im Herbst/Winter hilft uns das nicht sehr, wenn jetzt hier riesige Freiflächenanlagen vorzugsweise wieder in Norddeutschland errichtet werden.



      Wie wäre es mit europäischer Zusammenarbeit und solche Anlagen in Spanien, Süditalien und Griechenland zu errichten. Von der Sahara können wir im Augenblick nur träumen.

      Wir können in Deutschland unseren Energiebedarf nicht regenerativ decken, das ist mal sicher.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Bin ganz Ihrer Meinung, zusätzlich auch im Süden mehr Solaranlagen zu errichten.

        Mit der "Freistellung neuer Solarenergie von der für Strom aus Gas und Kohle beibehaltenen EEG-Umlage" würde das auch für solaren Importstrom gelten. Im übrigen werden die Stromleitungen nach Italien derzeit v.a. in Südrichtung betrieben; etwas mehr solare Selbstversorgung auf dem Stiefel würde auch einen kleinen, dämofenden Preiseffekt haben.

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    "Am Spotmarkt der Energiebörse EEX kostete die Tonne des Treibhausgases am Freitag rund 96 Euro. "

    Das ist ein Preis, bei dem neue CO2-Lager (CCS) wahrscheinlich sogar wirtschaftlich arbeiten könnten.



    1 Mio t/Jahr ist bei einem großen Kraftwerk nicht unrealistisch.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @47202 (Profil gelöscht):

      CCS ist tot. Produziert mehr CO2 als es zeitweise speichert. Die Studie kam gerade neulich heraus.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Die Studie von Russia Today . Sorry, d ist gerade nicht abrufbar. 🤓

      • 4G
        47202 (Profil gelöscht)
        @4813 (Profil gelöscht):

        Schon mal was von Geothermie gehört?

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @47202 (Profil gelöscht):

          Klar, aber was hat das mit Carbon capture zu tun?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    „Dadurch wird in der Stromwirtschaft wieder vermehrt Kohle statt Erdgas eingesetzt, wodurch die Nachfrage nach CO2-Zertifikaten steigt.“

    Also verfehlen die CO2-Zertifikate ihre Wirkung, wenn sie das nicht verhindern.

  • Ja, der Preis ist gut.



    Nur landen die Einnahmen bei privaten Spekulaten statt wie bei einer Steuer im öffentlichen Haushalt.



    Deswegen fehlen die Einnahmen für den sozialen Ausgleich...

  • Wo landet denn all das Geld, und ist wirklich sichergestellt, dass die Zertifikate nicht nur ein Ablasshandel sind, und das Geld nicht in irgendwelchen Verwaltungen oder mafiösen Strukturen versickert, sondern tatsächlich damit etwas für die Umwelt getan wird?



    Wer kontrolliert ob die Wälder nach der Anpflanzung noch gepflegt werden, oder dass nicht Wälder abgeholzt werden, und dann neu angepflanzt, weil die CO2 Zertifikate so wertvoll sind. Das wäre dann wohl kaum im Sinne der Umwelt, wenn zuerst Biotope zerstört werden, und dann Monokulturen angebaut, um den schnellen Gewinn zu sichern.



    Das Geschäftsmodell scheint jedenfalls interessant:



    www.miller-investm...-co2-zertifikaten/

    • @Torben2018:

      Das Geld für die Zertifikate landet größtenteils im Staatshaushalt, und deshalb gibt sich Lindner auch sehr großzügig.

  • und was wurde vorher hier in der TAZ gejammert das das Modell untauglich ist ?



    Lieber verbieten…….



    So wird es für die schlimmsten Verursacher im Verhältnis zum erzielten Gewinn/Umsatz teuer.



    Wichtig ist doch möglichst viel pro Tonne zu erwirtschaften bloss dazu findet ma keine Angaben immer bloß absolut oder pro Kopf wie wäre es Volkseinkommen dem CO2 Ausstoß entgegen zu stellen ?



    Schönstes Beispiel Iran vs Deutschland selbe Bevölkerung selber CO2 Ausstoß und wer will behaupten das die Iranische Bevölkerung genauso wohlhabend ist wie die Deutsche….

  • Der Markt funktioniert scheinbar? Millionen Unternehmen werden mit noch mehr Produkten checken, deren Produktion einzustellen, umweltfreundlicher zu gestalten oder Alternativen herzustellen. Das kann kein Beamter oder Politiker ob im Bundestag oder als Oberbürgermeister besser, genauer nicht im Ansatz nur ein wenig.

    • @Thomas Sauer:

      Das Problem am Zertifikatehandel ist, dass dabei sich kein Politiker oder Experte mit irgendwelchen Projekten profilieren kann und keine zusätzlichen Staatseinnahmen generiert werden um Geschenke zu verteilen. Die Kritik am Zertifikatehandel ist rein egoistisch motiviert. Der Zertifikatehandel hätte ja auch schon viel früher funktioniert, wenn er nicht am Anfang politisch verwässert worden wäre.

      • @FancyBeard:

        "und keine zusätzlichen Staatseinnahmen generiert werden um Geschenke zu verteilen"??



        Lindner verteilt doch schon.