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Bundeswehr wirbt im FreibadKriegsschiff am Sprungturm

In Hamburg-Eimsbüttel wirbt die Marine für ihre „Karrieremöglichkeiten“ – in einem Freibad. Das sorgt nicht für Frieden.

Marine verspricht Karrieresprung auf dem Sprungbrett im Schwimmbad Eimsbüttel Foto: Petra Poppenhagen

Grau und Blau, ein Schiff auf See: Selbst gut getarnt zwischen den Sprungtürmen, wirbt in einem Freibad im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel die Bundesmarine für sich als Arbeitgeberin: „Marine kann Meer“, steht auf dem Transparent, und „Karriere Sprung“. Infos zur Bewerbung verspricht ein QR-Code.

Aufgehängt wurde die Werbung schon früh im Juli, gegen Ende des Monats dann schlug sie hohe Wellen: „Stoppen“ solle Hamburgs Senat die „zynische“ Kampagne, erklärten etwa drei fraktionslose, ehemals der Linksfraktion angehörende Bürgerschaftsabgeordnete, Martin Dolzer, Metin Kaya und Mehmet Yildiz: „Die Jugend will nicht sterben, sondern schwimmen.“

Ehemaliger Parteilinker im Bezirk Hamburg-Eimsbüttel ist auch Peter Gutzeit, der zuerst auf das Kriegsschiff-Transparent aufmerksam wurde. Zusammen rief man am vergangenen Mittwoch zu einer Kundgebung vor dem Freibad auf – mittags um viertel vor zwölf.

Drinnen ist die Stimmung entspannt. Gegenüber der taz zeigen sich vor allem Jüngere, an die sich die Kampagne ja richten dürfte, gelassen. Manchen ist sie nicht mal aufgefallen. Andere haben sie sehr wohl bemerkt, schlimm finde man sie aber nicht – auch in Anbetracht des Krieges in der Ukraine. Zwei Frauen sagen, die Bundeswehr dürfe Werbung machen wie alle anderen auch. „Besser als McDonald’s“, sagt einer. Er finde so eine Werbung an diesem Ort unangebracht, das sagt dann doch ein junger Mann. Es sei eben kein gewöhnlicher Arbeitgeber, der da gezielt mit Anspielungen auf Action und Abenteuer werbe.

Laut Michael Dietel vom städtischen Betreiber Bäderland hält sich Kritik an der übrigens bundesweiten Kampagne in Grenzen. Das Transparent soll wie vereinbart bis 8. August hängen. „Wir haben uns die Werbung vorher genau angeschaut“, sagt Dietel. Sie „entspricht einem übergeordneten Interesse von Frieden, Freiheit und Demokratie“. Das sei ihm wichtig – Werbung für einzelne Parteien, beispielsweise, würde man nicht annehmen.

Rund 50 Teilnehmer:innen, optisch größtenteils nahe dem Rentenalter, sind am Mittwochmittag vor dem Bad zusammengekommen, vor „ihrem geliebten Kaifu“. Mit selbst gestalteten Plakaten und Bannern („Sprung in den Tod“) sprechen sie sich aus gegen „fortschreitende Militarisierungskampagnen“. Sie fordern: Das Banner abhängen – und an seiner Stelle ein Friedensplakat. Sie seien da wegen ihrer Kinder und Enkel, das ist immer wieder zu hören.

Eine einzelne, deutlich jüngere Frau sticht am Rand der kleinen Kundgebung heraus. Chiara ist Ende 20 und „möchte in einer Gesellschaft leben, in der es nicht normal ist, Krieg zu führen“, sagt sie der taz. Die Bundeswehr sei kein normaler Arbeitgeber, deshalb finde sie die Werbung unmöglich, so wie in Schulen auch. Mit den Demoveranstaltenden könne sie sich aber nicht identifizieren, sagt sie, beschreibt ein „ambivalentes Verhältnis zu solchen Veranstaltungen“.

„Give Peace a Chance“, klingt es halblaut aus den Boxen, als die Kundgebung sich dem Ende zuneigt. Wo denn die Jugend gewesen sei, fragt einer. Bestimmt alle in den Urlaub gefahren, mutmaßt eine Frau. Aber die Antifa sagt der Mann, warum sei die denn nicht gekommen?

Am Abend ist der Karrieresprung gefallen: Temporär, wenigstens, liegt das Marinebanner am Boden, wohl nach der Kundgebung abgehängt. Einige Be­su­che­r:in­nen sollen Beifall geklatscht haben. Später erklärt sich auf X ein Eimsbütteler AfD-Funktionsträger solidarisch mit dem Anliegen der Kundgebung. Man könne für die Bundeswehr sein, die Werbung im Freibad aber kritisieren.

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9 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Kürzlich wurde in Europa ein Land von seinem Nachbarn überfallen, weil der Angreifer dessen Verteidigungsfähigkeit und den Verteidigungswillen der Bevölkerung als gering einschätzte.

    Laut Artikel sind die Gegner des Plakates überwiegend älteren Semsters und anscheinend nicht mehr lernfähig.

    Sollte der Eindruck entstehen, daß deutsche Bürger aus Prinzip nicht mal eine Verteidigungsarmee unterstützen, dann sprechen diese Bürger natürlich nicht unbedingt eine Einladung aus. Sie hoffen, daß niemand auf die Idee kommt. Es sind halt Glücksspieler, die mit der Freiheit der nächsten Generationen spielen.

  • „Die Jugend will nicht sterben, sondern schwimmen“

    Das würde die ukrainische Jugend auch gerne. Dann kam Russland und begann, die ukrainische Jugend abzuschlachten.

    Tatsache ist, dass einen nicht das Soldatensein tötet, sondern der Gegner, der einen angreift.

  • seltsamer, recht verspäteter atikel über die aktion mittwoch letzter woche. mittlerweile hat übrigens nicht nur diese kleine bürgerschaftsgruppe protestiert, sondern auch linksfraktion im rathaus.:



    "aktuelle Anfrage der Linksfraktion ergibt, dass es sich um eine bezahlte Kampagne der Bundeswehr handelt, die einen Monat im Kaifubad zu sehen sein soll. Dabei werden die Entscheidung für oder gegen eine Werbung in den Geschäftsleitungen der einzelnen öffentlichen Unternehmen autark getroffen – eine verbindliche Werberichtlinie auf städtischer Ebene gibt es nicht. (...)



    Stephan Jersch, bezirkspolitischer Sprecher (...): „Das Leitbild der Bäderland GmbH fordert die Sicherstellung eines aktiven Beitrags zur Familien- und Sozialpolitik. Die zahlreichen Beschwerden der Besucher*innen zeigen, dass diese Werbung das Gegenteil bewirkt: Sie überschreitet die ethischen Grenzen vieler Menschen, löst Kontroversen aus und spaltet die Besucher*innen des Kaifubades."

    daß eine eimsbüttler friedensgruppe aufgerufen hat, fiel irgendwie unter den tisch.



    die überdeutliche betonung des alters der protestierenden und mangelnde beteiligung junger leute: na ja, das hat wohl gründe. welche wohl?

  • Was für ein Aufschrei, nur weil eine demokratisch legitimierte Parlamentsarmee Werbung für eine Karriere bei sich macht. Die Bundeswehr fällt nun wahrlich nicht auf als Kriegstreiber oder Armee eines autokratischen Herrschers, der sein Nachbarland überfällt.

    • @DocSnyder:

      Ernsthaft?



      Was war in Ex-Yugoslawien?



      "1999 hat die Bundeswehr mit der Luftwaffe im Rahmen der Operation Allied Force mit etwa 500 Einsätzen zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik an einem verfassungsmäßig und völkerrechtlich umstrittenen Krieg – dem Kosovo-Krieg – teilgenommen." - Wikipedia



      Was war in Afghanistan? Ein Angriff und Besetzung weil die Talban EINEN Menschen nicht ausliefern wollten?



      "Seit 2001 ist die Bundeswehr unter der Führung des Einsatzführungskommandos auch im Rahmen der Anti-Terror-Koalition eingesetzt. Der Einsatz wurde im rot-grün dominierten Bundestag im Vorfeld heftig debattiert."

      Merkel (damals in der Opposition) wollte sogar den von der UN als voelkerrechtswidrig bezeichneten Angriffskrieg der USA gegen den Irak mitmachen.



      Wo haben wir weiterhin indirekt zu Angriffskriegen beigetragen?

      Wo waren Sie in den letzten 30 Jahren?

    • @DocSnyder:

      *Hust* Serbien *Hust*

      Aber richtig. War immerhin kein Nachbarland.

  • Das Wichtigste wird leider nicht erwähnt: WIEVIEL bekam die Stadt für das Plakat?

  • Ich frage mich, wen die Bundeswehr mit einer solchen Werbung ansprechen will. Vermuten will ich da lieber nichts.

    • @Rolf B.:

      Junge Menschen?