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Bundesrat stimmt über Finanzpaket abAiwanger wäre ohne Zustimmung entlassen worden

Der Bundesrat muss am Freitag das Finanzpaket mit Zweidrittelmehrheit absegnen. Der Freie-Wähler-Chef will zustimmen, weil er sonst kein Minister mehr wäre.

Ja, mei: Aiwanger will im Amt bleiben Foto: Peter Kneffel/dpa

Berlin dpa/afp/taz | Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat seine Entscheidung verteidigt, sich trotz Bedenken letztlich nicht gegen die Grundgesetzänderung für das geplante milliardenschwere Finanzpaket von Union und SPD zu stemmen. „Wenn ich es wollte, stünde ich jetzt nicht als stellvertretender Ministerpräsident und Minister hier, sondern wäre schon heute entlassen und am Freitag würde ohne mich die Hand gehoben“, sagte Aiwanger bei RTL Direkt. „Was, wenn ich dann ein toter Held bin?“, fügte er fragend hinzu.

Aus der Sicht Aiwangers hätte Bayern im Bundesrat dennoch zugestimmt und auf den Kabinettsstühlen säßen SPD- statt Freie Wähler-Politiker. Aiwanger will nun Reformdruck einfordern: „Das sinnvolle Einsetzen dieser Gelder zu fordern ist doch allemal besser, als zu sagen, ich bin daran gescheitert.“

Mi­nis­ter­prä­si­den­t:in­nen können bis unmittelbar vor Sitzunsgbeginn Regierungsmitglieder entlassen, um ein Abstimmungsverhalten durchzusetzen. Das ist zwar unüblich, aber nicht unmöglich. So hatte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) im November seine damalige grüne Gesundheitsministerin unmittelbar vor der Abstimmung im Bundesrat über die umstrittene Krankenhausreform von allen Aufgaben entbunden.

Der Bundestag hatte das Finanzpaket nach heftiger Debatte bereits am Dienstag mit Zweidrittelmehrheit beschlossen. Am heutigen Freitag ist auch im Bundesrat eine Zweidrittelmehrheit nötig, um das Grundgesetz zu ändern. Das wären 46 der 69 Stimmen. Mit den sechs Stimmen aus Bayern dürfte die Mehrheit gesichert sein.

Uneinige Länder werden als ungültig gewertet

Wie sich die Stimmen zusammensetzen, ist unerheblich. Das Grundgesetz sieht aber vor, dass die einzelnen Landesregierungen einheitlich abstimmen. Wenn sie sich nicht vorab einigen, werden ihre Stimmen als ungültig gewertet und kommen im Ergebnis ebenfalls einer Ablehnung gleich. Die Landesregierungen müssten sich also vorher einigen, wie die Stimmen abgegeben werden. Da außer dem Saarland alle Länder von Koalitionen regiert werden, lauert hier Konfliktpotenzial.

Die Addition der Stimmen aus den nur von SPD, Union beziehungsweise Grünen mitregierten Ländern ergibt 41 Stimmen. Das wären noch fünf zu wenig. Mit den sechs Stimmen aus Bayern wäre die Zweidrittelmehrheit knapp erreicht – wenn keines der anderen Länder abspringt.

Unklar ist eine Zustimmung der Länder, in denen FDP, BSW oder Linkspartei mitregieren. Die FDP sitzt in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt mit am Kabinettstisch, das BSW in Brandenburg und Thüringen und die Linke in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Zusammen haben diese Länder 22 Stimmen.

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13 Kommentare

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  • Ein Pattex-Politiker erster Sahne - kleben statt bohren. Mich hat’s nicht gewundert

  • Ein Mann der sich für alles einsetzt, was u



    umweltzerstörend und rückwärts gewandt ist, sollte sowieso entlassen werden

    • @ Christoph:

      Fairerweise sollte allerdings Hubsi und seinen Freien Wählern angerechnet werden dass die sich stark für den Ausbau der Windkraft in Bayern einsetzen und zumindest diesbezüglich der CSU zurecht Dampf machen.

  • Aiwanger hat sich als politisches Leichtgewicht entpuppt, der Vergleich mit dem Bettvorleger ist durchaus treffend.



    Söder hat gepokert und gegen einen feigen Versager gewonnen.



    Als ob der es wirklich gewagt hätte, die bürgerliche Koalition in Bayern zu beenden um die sehr linke und deshalb notorisch erfolglose bayrische SPD mit Ministerposten einzukaufen.



    Und das nur, um ausgerechnet den Grünen ihre Grundgesetz-Wünsche zu erfüllen.

    Das wäre ihm wahrscheinlich schon in der eigenen Landtagsfraktion um die Ohren geflogen. Denn aufgrund des bayrischen Landtagswahlrechts sitzen da keine von der Parteispitze ausgesuchten Ja-Sager mit Listenmandat, sondern selbstbewußte und direkt gewählte Vertreter der Parteibasis. Und die hätten sich natürlich erst einmal bei der eigenen Basis umgehört, wie die Stimmung ist.



    Und so beliebt ist Söder dort gar nicht. Immerhin ist er für zwei der drei schlechtesten Landtagswahlergebnisse in der Geschichte der CSU verantwortlich.

  • Unkorrumpierbarkeit sieht anders aus.

  • Die Gewinner heißen: Deutsche Banken



    Sie erhalten nun 27 Milliarden Zinsen pro Jahr alleine für dieses Schuldenpaket.



    Wenig Konzerne welche gigantische Aufträge erhalten werden. Rheinmetall geht die Aktie durch die Decke, schon über 1300% Plus in nur 3 Jahren.



    Die Verlierer: Unsere Kinder, welche von dem 3 Billionen Schuldenberg erdrückt werden. Klar doch, es ist ja "für die Zukunft investieren". Blödsinn, das hat man bei den bisherigen 2,5 Milliarden Schulden auch gesagt, und trotzdem sind Schulen uznd Brücken marode.



    Alle Arbeitnehmer und Rentner, an ihnen werden bald die Daumenschrauben angelegt, Krankenkasse, Pflegegeld,...

    Für die Geschichtsbücher: Ich bin gegen dieses maßlose, wenig definierte Schuldenpaket, weil es uns hinten raus bitter zu stehen bekommt.

  • Ein Mann ein Wort. Wäre ja noch schöner, wenn man für seine Überzeugungen einstehen würde.

    Oh Gott ist das erbärmlich.

    Jetzt weiß Söder, wie er den Hubsi klein hält. Mehr als lauwarme Luft kommt da nicht, man will ja den Posten behalten.

  • Die Rechtspopulisten kleben doch nicht genauso an den Stühlen wie alle anderen auch? Hubsi ist eine Puppe Söders, do beisst die Mous keinen Foden ob..

  • Aiwanger hat sich als das herausgestellt was er ist, nämlich ein Bettvorleger. Er hat die einmalige Chance gehabt mal richtig ordentlich auf den Putz zu hauen, und ich glaube die Bayern hätten das honoriert. Söder hätte ihn dann entlassen müssen, aber eine Koalition mit der SPD hätte ihm in der CSU sehr geschadet. Und Aiwanger hätte sich als Held aufspielen können, und zwar bundesweit. Das war doch seine Ambition, sagte er jedenfalls immer. Heute wäre er zwar ein toter Held, aber morgen bzw bei den nächsten Wahlen würde er wie Phönix aus der Asche auferstehen. So bleibt ihm nur die Pension für ehemalige Minister, weil ihn in By niemand mehr ernst nehmen wird. Wie armselig.

  • Auf den ersten Blick wirkt das undemokratisch.



    Aber ein Blick in das GG hilft weiter:

    Art 51



    (1) Der Bundesrat besteht aus Mitgliedern der Regierungen der Länder, die sie bestellen und abberufen. Sie können durch andere Mitglieder ihrer Regierungen vertreten werden.

    Die Anwesenden im Bundesrat stehen also nicht für sich selbst dort (anders als die Abgeordneten des BundesTAGS) sondern haben lediglich die Stiimme "ihres" Landes dort zu vertreten.



    Feddich ist die Laube.

  • USA haben ihren Orangenmann, Bayern seinen Blaumann.

  • Dann hätte doch jetzt einfach der "Bruder" abstimmen können ...

    • @Janix:

      Der war gut!