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Bürgerkrieg in SyrienFurcht und Respekt

Die Menschen im umkämpften Aleppo leben in größter Angst und Not. Dennoch versuchen sie, sich mit dem Kriegsalltag zu arrangieren.

Ein Kämpfer der freien Syrischen Armee repariert seine Kleidung mit der Nähmaschine. Bild: Reuters

ALEPPO taz | Aleppo hat gelernt, mit dem Krieg zu leben. In den Häusern fehlt es an allem: Elektrizität, Gas, Telefon, Internet. Täglich gehen die Luftangriffe auf die von der Freien Syrischen Armee kontrollierten Viertel weiter. Dennoch gehen die Menschen spät nachts auf die Straße, die Märkte sind bevölkert, die Bars geöffnet, und der Freitag ist weiterhin Demonstrationstag.

In diesem Umfeld, aus den Trümmern der gemarterten Stadt, ist eine zivile Bewegung erwachsen, die versucht, die Grundversorgung zu gewährleisten: von Schulen bis zu humanitärer Hilfe, von der Polizei bis zur Gerichtsbarkeit. Fast alles ist quasi unter Kontrolle der gemäßigten islamistischen Strömungen, die der Freien Syrischen Armee und ihren Geldgebern nahestehen.

Neuerdings sind sie jedoch mit den radikalen Kräften der Dschabhat al-Nusra konfrontiert, die, seitdem sie militärisch an Einfluss gewonnen haben, zwei islamische Gerichte ins Leben gerufen und den Plünderungen der Freien Armee ein Ende gesetzt haben, um in der Stadt für Ordnung zu sorgen. Noch nicht ausreichend, sagen viele Frauen in Aleppo, die ihr Nein zum Krieg wie ein Mantra vor sich her sagen.

„Dass Gott uns beschütze! Ich bin weder für das Regime noch für die Opposition. Assad bombardiert uns, und die von der Freien Syrischen Armee bestehlen uns. Aleppo war ein Schmuckstück. Jetzt haben wir keinen Strom, kein Gas, kein Wasser, kein Telefon. Gar nichts. Ich habe fünf Kinder, mein Mann ist durch eine Bombenexplosion ums Leben gekommen, und ich muss um Brot betteln. Wie konnte es so weit kommen? Wer hat in den Herzen unserer Kinder solchen Hass gesät?“

Als Zeinab ihre Rede beendet hat, nicken die anderen zustimmend mit dem Kopf. An die 200 Frauen dürften sich hier versammelt haben. Viele halten Kinder im Arm. Seit drei Stunden warten sie vor dem Sitz des Komitees zur Verteilung von Hilfsgütern (Hayat Amr bil Ma’ruf) in Masakin, einem Stadtteil von Aleppo. Ein Mann mittleren Alters taucht hinter einem Gitter auf. Gepflegter, graumelierter Bart. Er spricht mit ein paar Frauen, sein Tonfall ist beruhigend.

Dann gibt er den Jungen den Befehl, mit der Vergabe zu beginnen. In den schwarzen Tüten befinden sich Öl, Zucker, Reis, Salz und Mehl. Yusef Abud guckt zufrieden, er ist einer der neuen Männer von Dschabhat Tahrir Suriya al-Islamiya, der islamischen Front für die Befreiung Syriens, dem neuen Koalitionspartner der Freien Armee. Und der wichtigste Partner, was die Zahl der Kämpfer und ihr politisches Gewicht angeht.

Türkische Hilfslieferung

„Es gibt uns noch nicht lange“, erklärt Abud, „und trotzdem haben wir schon 125 Kampfeinheiten.“ Darunter seien einige der wichtigsten, und er zählt auf: Liwa al-Tahwid, Liwa al-Fateh, Kataib al-Faruq, Liwa al-Nasr. „Unser Zusammenschluss ist der erste Schritt für ein neues Syrien. Wir sind gemäßigte Islamisten, wir wollen einen gemäßigten islamischen Staat, der die Rechte aller Minderheiten achtet, auch der Alawiten. Wir würden gerne mit den radikaleren Brüdern von Dschabhat al-Nusra und Ahrar al-Sham verhandeln.“

Die Gelder für diese neue Bewegung stammen entweder von syrischen Geschäftsleuten, die den Muslimbrüdern nahestehen, oder von den Regierungen in Katar und der Türkei. Die Lebensmittel, die Abud an die Frauen verteilen lässt, kommen wiederum von einer türkisch-islamischen Wohltätigkeitsorganisation.

„Wir operieren an drei Fronten“, erklärt er. Die erste sei der Dschihad, der Kampf gegen die Kräfte des Regimes. Die zweite beträfe die Sicherheit der befreiten Zonen: „Wir haben eine islamische revolutionäre Polizei und islamische Tribunale ins Leben gerufen.“

Die dritte Front

Die dritte Front beträfe die humanitäre Lage. „Die Bevölkerung lebt in größter Armut. Wir helfen Tausenden von Evakuierten, die durch die Bombardements ihre Wohnungen verloren haben. Wir sind dabei, die Plätze von den Müllbergen zu säubern. Demnächst wollen wir die elektrischen Leitungen reparieren, die Schulen sollen wieder öffnen und die Krankenhäuser mit Medikamenten ausgestattet werden.“

Es stimmt, der Krieg hat in Aleppo weder Schulen noch Krankenhäuser verschont. Das größte Krankenhaus in Dar al-Shifa, dem Viertel der Aufständischen, ist beim letzten der unzähligen Luftangriffe bis auf die Grundmauern zerstört worden. Etwa zehn Schulen haben wieder geöffnet, aber arbeiten halb im Untergrund. Die Schule in Maschad etwa ist keine richtige Schule, sondern eine einfache Wohnung im zweiten Stock eines Wohnhauses. Die einzelnen Räume dienen als Klassenzimmer für je rund 30 Kinder.

„Wir können die alten Schulen nicht benutzen“, erklärt Abu Nur, einer der Organisatoren. „Einige Schulen dienen der Freien Armee als Stützpunkte, und dies setzt sie der Gefahr aus, bombardiert zu werden. Wenn hier Bomben fallen würden, gäbe es ein Massaker unter den Kindern. Deswegen nutzen wir Wohnungen. Die Lehrer sind alles Freiwillige. Wir haben kein Geld.“

Man kann jeden anzeigen

Es gibt nicht einmal Geld von der Nationalen Syrischen Koalition unter Moas al-Khatib, die vor Kurzem eine Million Dollar für den neu geschaffenen Lokalrat von Aleppo bereitgestellt hat, eine Art Zivilregierung, die den Kommandokräften der Freien Armee dabei helfen sollte, die Stadt und die Provinz zu regieren. Doch bislang ist von diesen Geldern nichts zu sehen. Die Realität vor Ort sieht so aus: Die einzigen konkreten Hilfsangebote für die Bevölkerung kommen von den islamistischen Bewegungen. Außer bei den Schulen und der Hilfsgüterverteilung machen sie auch bei den Tribunalen ihren Einfluss geltend.

General Mohammed Khalil erklärt, wie die Tribunale funktionieren. Der ranghohe Offizier des Assad-Regimes desertierte im Juli 2012 und steht heute dem kurdisch-militärischen Flügel der Freien Armee vor. „Dem Gericht gehört ein Mann der Religion und ein Mann der Rechtsprechung an. Der Verteidiger ist ein Scheich, aber auch der vorsitzende Richter. Das angewendete Recht ist die Scharia. Die islamische Rechtsprechung sieht für jede Straftat eine Strafe vor.“

Praktisch kann jeder jemanden anzeigen, und nach einem Verfahren verurteilt das Gericht den Schuldigen zu einer Haftstrafe oder einem Bußgeld. „Die Todesstrafe ist nur bei Mord vorgesehen“, führt Khalil aus, „zum Beispiel für die Schabiha-Milizen des Regimes. Die anderen kommen in den Kerker. In der Haft müssen sie den Koran lesen, und die besten Schüler bekommen einen Teil der Strafe erlassen.“

Die besten Kämpfer

Der General bestätigt, dass sich die Tribunale in Händen der radikalen Islamisten der Dschabhat al-Nusra befinden. Eine islamistische und internationale militärische Gruppierung, die sich letzten Sommer in Syrien gegründet hat und – nach Angaben der US-Regierung – al-Qaida nahesteht. General Khalil ist der Ansicht, al-Nusra zähle nicht mehr als 4.000 Kämpfer in ganz Syrien. Davon seien 15 Prozent Ausländer, junge Gläubige, die nach Syrien gekommen seien, um mit Waffen die unterdrückte sunnitische Gemeinschaft zu verteidigen.

Die Gefühle der Syrer gegenüber Dschabhat al-Nusra seien eine Mischung aus Angst und Respekt, sagt er. Furcht, weil der radikale Islam und die Idee eines islamischen Kalifats dem allgemeinen Empfinden der Syrer fremd sei. Respekt, weil aufgrund ihrer Frömmigkeit die Männer der Nusra sich oft nicht nur als die besten Kämpfer erweisen würden, sondern auch den ehrlichsten Umgang mit den Menschen in der Stadt pflegten.

Außer den Tribunalen kontrollieren die Männer der Nusra auch den Nachschub für die Bäckereien und die Tankstellen. Und das, nachdem die freie Armee monatelang den Preis für Mehl und Benzin in die Höhe getrieben hatte, um abzukassieren. In die durch den Krieg entstandenen Leerräume, in die Reihen der Freien Armee haben sich echte kriminelle Banden eingeschlichen.

Vergewaltigungen, Raub, Entführungen

Auch wenn es sich nur eine kleine Gruppe handelte, haben sie viel von sich reden gemacht – durch Vergewaltigungen, Entführungen, Raub und Plünderungen, die Aleppo und Umgebung in Angst und Schrecken versetzten. Sei es, weil sie sich persönlich bereichern wollten; sei es, um an Bargeld zu kommen, womit sie neue Waffen kaufen konnten, um an der Front mehr politischen Einfluss zu erlangen.

Trotz der Macht und der Zustimmung, die al-Nusra in Aleppo in wenigen Monaten erlangt hat, ist sich General Khalil sicher, dass Syrien einen anderen Weg nehmen wird. Nicht nur, weil die Radikalen von al-Nusra eine kleine Minderheit in der Freien Armee darstellten.

„Die syrische Gesellschaft ist vielfältig. Wir bestehen zu vierzig Prozent aus Minderheiten. Wir können keinen islamischen Staat bilden. Wohin dann mit den Christen, den Schiiten, den Alawiten, den Ismaeliten, den Armeniern? Die einzige Lösung ist ein demokratischer Staat. Darüber muss das Volk entscheiden. Syrien muss ein Beispiel für das Zusammenleben der Religionen in der ganzen Welt bleiben. Das ist unsere Geschichte. Unsere Kultur. Und darauf sind wir stolz.“

Aus dem Italienischen von Sabine Seifert

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14 Kommentare

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  • 1
    123

    Man sieht, dass die Autorin nicht des Arabischeen mächtig ist: Bei den im Bericht genannten

    "Komitees zur Verteilung von Hilfsgütern (Hayat Amr bil Ma’ruf)" handelt es sich, übersetzt man "Hayat Amr bil Ma’ruf", und ergänze "wa Nahi an al-munkar" um ein "Komitee zum Gebietn des REchten und Verbieten des Verwerflichen", also ebenso um eines dieser Tugenkomitees.

    Wie kann jemand kompetent berichten, dem solche einfachen Dinge durchgehen?

  • Z
    zombie1969

    Israel, als einzige Demokratie in der Region, hat vollkommen recht seine aggressiven Nachbarstaaten genau zu beobachten und in diesem feindlichen Umfeld entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Abkommen oder eine enge Zusammenarbeit mit diesen feindlichen Ländern scheint in absehbarer Zeit der eigenen Sicherheit halber ausgeschlossen, besonders mit dem kriegstreibenden Iran.

  • T
    theVoice

    - Vergewaltigungen, Raub, Entführungen

     

    Auch wenn es sich nur eine kleine Gruppe handelte, haben sie viel von sich reden gemacht – durch Vergewaltigungen, Entführungen, Raub und Plünderungen, die Aleppo und Umgebung in Angst und Schrecken versetzten. Sei es, weil sie sich persönlich bereichern wollten; sei es, um an Bargeld zu kommen, womit sie neue Waffen kaufen konnten, um an der Front mehr politischen Einfluss zu erlangen. -

     

    Haben die Geberländer - Katar, die NATO-Staaten USA und Deutschland .. noch nicht genug an Waffenmaterial hieneingeschickt ?

    Arme islamistische Söldner, na dann MÜSSEN sie ja vergewaltigen, entführen und plündern.

    Damit sie 'an der Front mehr politischen Einfluss zu erlangen'.

     

    Liebe TAZ !

    Ihr könnt doch frei berichten und müsst nicht diesen Schmarn transportieren, den man sonst von BILD und WELT bekommt.

  • Z
    ZuZu

    Wie bitte ?

    Sind das jetzt helden ?

  • TH
    Thomas H

    Was die Fans des syrischen Obermassenmörders Bashar Al-Assad hier an ach so besorgter "Islamismuskritik" zum Besten geben, ist Heuchelei Pur angesichts der Tatsache, dass auf Seiten des verbrecherischen Assad-Regimes ungleich mehr radikalislamistische Dschihadisten aus dem Ausland mitkämpfen, als auf Seiten der syrischen Oppositionskräfte und deren FSA-Rebellenarmee.

     

    Nur sind die auf Seiten der Assad-Massenschlächter zu Zigtausenden mitkämpfenden Dschihadisten aus Libanon, Irak und Iran eben schiitische "Gotteskrieger", von Hisbollah ("Partei Gottes"), Mehdi-Armee und Quds-Brigaden/Pasdaran.

     

    Bis zum offenen Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs zählte das syrische Assad-Regime zu den Hauptunterstützern von regional wie global vernetzt operierenden antiwestlichen dschihadistischen Terrororganisationen, wie u.A. Hamas, Hisbollah, Fatah al Islam, Al Qaida und Mehdi-Armee.

     

    Das wird hier von den Assad-Anhängern nur allzu gern übersehen, ausgeblendet, oder gar geleugnet.

  • A
    Ant-iPod

    @Irene Reindl:

     

    Der bisherige "Staat" achtet niemandes Rechte - das ist ja gerade eines der Hauptprobleme.

    Ferner finde ich es unredlich aus konkreten Verbrechen in Kriegszeiten auf ein allgemeines Verhalten einer Mehrheit in Friedenszeiten zu schließen - oder denken Sie auch, dass wir Deutschen ein "Tätervolk" sind?

    Wir wissen nicht, wer für das Bombenattentat in Damaskus verantwortlich ist - das kann genauso gut das Regime gewesen sein.

    Wir wissen jedoch, dass die Regierung Al-Assads insgesamt für das Blutvergießen in Syrien verantwortlich ist - genannt sei hierzu nur, dass es die Regierung Al-Assads seit Beginn der Krise an konkreten, politischen Maßnahmen fehlen lässt, wohingegen sie militärisch sehr aktiv ist - bsw. indem sie SCUD-Raketen auf Wohngebiete abfeuert.

    (bitte keine Hinweise auf die Scheinverfassung oder die Pseudo-Wahlen!)

    Schön, wenn Sie Mali mit Syrien vergleichen... ich meine, wenn die Griechen nicht mit Geld umgehen können, dann sind wir Deutschen sicher genauso, oder?

    Djabat Al-Nusra und andere sind kein Bestandteil der FSA. Die FSA rekrutiert sich nahezu ausschließlich aus Syrern, wohingegen es in den Islamistischen Kampfgruppen ca. von 10-15% Ausländer gibt.

    Warum stört es sie aber nicht, wenn Libanesen und Iraner, Russen und Chinesen auf Seiten Assads kämpfen und "beraten"??? Warum darf der Massenmörder in Ihren Augen etwas tun, was die Opposition nicht darf? Wo wir sie doch so prima im Stich lassen?

     

    Das ist wie "zuschauen2, wenn jemand verprügelt wird und sich dann echauffieren, wenn der verprügelte eine Streetgang beauftragt, seine Peiniger von ihm abzuhalten... das macht die Streetgang nicht zum besten Freund... aber wenn sonst niemand hilft, soll man sich schlachten lassen?

     

    Wenn Sie sich eingehend mit Syrien beschäftigen, dann wissen sie, dass es mit dem Regime niemals zu einer Verhandlungslösung kommen wird - das Regime verhandelt nur durch unbegrenzte Gewalt.

    Wir sollten die Verhandlungen so führen, dass dieses Regime "mitreden" kann...

  • A
    Ant-iPod

    @tempus1999:

    Ich frage mich, woher Deine Erwartungshaltung kommt? Hatten wir 1848 gleich Demokratie? Oder 1872, oder 1919... erst dann gab es ein Frauenwahlrecht... oder 1949? Wären die 68er entstanden, wenn bei uns alles ab Tag 1 perfekt gelaufen wäre?

    Warum erwartest Du dann, dass es in der arabischen Welt unter den dortigen, schwierigen Zuständen, sofort zu einer perfekten Demokratie kommt?

    Unter den vom Westen etablierten Marionettendiktaturen wurde die vergangenen 60 Jahre jegliche Demokratiebewegung und Debattenkultur gewaltsam unterdrückt - wie soll da eine Demokratie entstehen?

    Die einzigen Orte, wo mehr als drei Menschen zusammenkommen können, sind die Moscheen - da die Diktatoren um die Wirkung von Religion und deren Bedeutung wissen und diese nutzen.

    Da wundert es mich nicht, wenn religiös motivierten Gruppierungen am besten organisiert sind - und wir könnten den Bürgerlichen mehr helfen.... schauen aber lieber dabei zu, wie Saudi Arabien die Radikalen unterstützt und echauffieren uns darüber, dass diejenigen mit offenen Armen empfangen werden, die zunächst substantiell helfen, statt nur daherzureden...

    Außerdem leben die Menschen dort in dem Gefühl, dass sie zu Zeiten der Ommayaden und Abbasiden eine fortschrittliche Großmacht waren und als "säkulare" Diktaturen rückständige, arme Kleinstaaten sind... dass die Menschen sich nach einer goldenen Zeit sehnen, kann ich nun nicht wirklich verübeln... wie viele von uns wünschen sich immer noch die D-Mark zurück? Oder Helmut Schmidt statt Angela Merkel?

    Diese Menschen haben es verdient, eine Entwicklung ohne Assad einschlagen, eine arabische Form von Demokratie herauszubilden und nicht sofort "verunmöglicht" zu werden, wenn Fehler passieren.

    Helmut Kohl bricht das Gesetz, Wolfgang Schäuble "vergisst" wer ihm 100.000 D-Mark gegeben hat und Angela Merkel hat keine klaren Positionen... trotzdem liegt die Zustimmung zur CDU bei 40% - sind wir wirklich besser, dass Überheblichkeit angemessen ist?

  • IR
    Irene Reindl

    +++ Wir sind gemäßigte Islamisten, wir wollen einen gemäßigten islamischen Staat, der die Rechte aller Minderheiten achtet, auch der Alawiten.+++

     

    Sorry, aber der Begriff „gemäßigte Islamisten“ ist schon ein Widerspruch in sich. Und der bisherige Staat HAT die Rechte aller Minderheiten geachtet. Das wollen die „gemäßigten Islamisten“ abschaffen. Sind eigentlich auch die „gemäßigten Islamisten“ für das Blutbad in Damaskus mit über 50 Toten verantwortlich?

     

    +++ Die Gelder für diese neue Bewegung stammen entweder von syrischen Geschäftsleuten, die den Muslimbrüdern nahestehen, oder von den Regierungen in Katar und der Türkei.+++

     

    Katar und Türkei. Und damit ist klar, wie „gemäßigt“ diese Typen sind.

     

    +++ „Wir haben eine islamische revolutionäre Polizei und islamische Tribunale ins Leben gerufen.“+++

     

    Was „islamische Tribunale“ sind konnte man gut in Mali sehen. Nichts anderes als Scharia mit den entsprechenden Urteilen. Das soll die Zukunft von Syrien sein? Und wie ich sehe, geben sie es später im Artikel sogar selber zu, auch wenn sie die Scharia-Rechtsprechung schönreden und zurechtlügen.

     

    Interessanter sind realistischere Artikel, wie der hier: http://iran-focus.de/international/syrien-schulterschluss-der-christen-und-muslime-im-kampf-gegen-extremisten/

     

    Und die „Radikalen“ in der sogenannten Freien Armee sind auch ganz sicher keine Minderheit, sondern sie SIND die sogenannte Freie Armee, da die meisten von denen gar keine Syrer sind, sondern Söldner aus allen möglichen islamischen Ländern wie Afghanistan, Somalia, Jemen, Tschetschenien uvm., aber auch türkische Offiziere, die als Berater tätig sind, sowie jede Menge Konvertiten und Salafisten aus Europa. http://www.tagesspiegel.de/politik/salafisten-europaeische-islamisten-zunehmend-in-syrien/7824314.html Die sind ganz sicher nicht dort, um für ein friedliches Syrien der religiösen Vielfalt zu kämpfen, sondern um eben diese abzuschaffen.

     

    Hier, das ist es, was die sogenannte Freie Armee in Aleppo anstellt: https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=491788460856941&id=298382103530912

  • T
    tempus1999

    Das wirklich Erstaunliche ist, dass es hinsichtlich der Bewertung der so genannten "Rebellen" überhaupt keinen Unterschied zwischen TAZ, FAZ, SPON etc. gibt.

     

    Also werden wir bald in Syrien nach Ägypten, Tunesien etc. die nächste frühlingshafte, lupenreine Demokratie begrüssen dürfen.

  • TH
    Thomas H

    Ein interessanter Hintergrundbericht, der anschaulich aufzeigt, wie durch das Versagen des untätig gebliebenen Westens und der von Russland und China blockierten UN nun diverse islamistische Dschihad-Gruppierungen mehr und mehr ihre bewaffnete Dominanz innerhalb Syriens entfalten können, obwohl die meisten Menschen in Syrien definitiv nicht islamistisch eingestellt sind.

     

    Interessant ist übrigens auch, dass sich nun innerhalb der schiitisch-islamistischen Hisbollah (die auf Geheiß Teherans vom Libanon aus immer massiver an der Seite der Assad-Kräfte in den syrischen Bürgerkrieg eingreift) einflussreiche dissidente Stimmen zu Wort melden, die ein sofortiges Ende der Unterstützung des Assad-Regimes fordern, wie z.B. der einstige Hisbollah-Führer Sheikh Sobhi Tfaili:

     

    "Former Hezbollah Secretary General Sheikh Sobhi Tfaili criticized the participation of Hezbollah fighters in the Syrian conflict, saying those who are killed in Syria will “go to hell” and are not considered martyrs."

     

    http://english.alarabiya.net/articles/2013/02/26/268422.html

     

    Dies lässt vermuten, dass auch innerhalb von Hisbollah die Erkenntnis reift, dass das verbündete Assad-Regime nicht mehr lange zu halten sein wird, und dass man sich lieber bei Zeiten umorientieren sollte, um nicht politisch isoliert und strategisch geschwächt auf der Verliererseite zu landen.

     

    Natürlich kann nur das iranische Mullahregime über einen Kurswechsel von Hisbollah im Syrien-Konflikt befinden, da es nach wie vor die vollständige Kontrolle über die (einst von iranischen Pasdaran im bürgerkriegszerrissenen Libanon gegründete und aufgebaute) Hisbollah ausübt.

     

    Aber auch Teheran kann nicht mehr verhindern, dass mehr und mehr libanesische Hisbollah-Mitglieder zunehmend verunsichert und desillusioniert sind, was ihre Söldnerrolle an der Seite des verbrecherischen syrischen Massenmordregimes betrifft, dass derzeit faktisch einen Genozid am eigenen aufständischen Volk zu praktizieren versucht.

  • A
    anke

    Wenn sie nun denken gelernt hätte "unter Assad", die gute Zeinab, und nicht nur stöhnen, dann käme sie womöglich von alleine drauf: "solchen Hass gesät" haben "in den Herzen [der] Kinder" genau jene Leute, die aus eigenem Erleben nichts anderes kennen als diese verheerende "Mischung aus Angst und Respekt", die General Mohammed Khalil ausgemacht haben will unter seinen Landsleuten. Gelernt ist eben gelernt. Und was unter Assad richtig war, kann unter den neuen Machthabern nicht falsch sein, oder? Dumm nur, dass ein Samenkorn immer ein wenig anders aussieht als die Pflanze, die nachher Früchte trägt.

  • F
    Franz

    Was ist nur aus der TAZ geworden. Verharmlosung von verbrechern nenne ich sowas.

  • T
    Thomas

    Nur nebenbei:

    Unterschrift Bild: "Ein Kämpfer der freien Syrischen Armee repariert seine Kleidung mit der Nähmaschine."

    -> Kleidung? Für mich sieht das aus, wie eine Tischdecke. ; )

  • C
    Claus

    Wenn der Kämpfer nicht ein cremefarbenes Ballkleid mit gigantischer Schleppe tragen möchte, ist die Bildunterschrift nicht so ganz präzise ;-)