Justiz in Dubai: Vergewaltigungsopfer begnadigt
Eine Norwegerin wurde im März in Dubai vergewaltigt – und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Jetzt ging sie an die Öffentlichkeit und wurde begnadigt.
DUBAI ap | Wende im Fall einer Norwegerin, die in Dubai eine Vergewaltigung anzeigte und dann selbst verurteilt wurde: Sie sei begnadigt worden und dürfe das Land verlassen, sagte Marte Deborah Dalelv am Montag. Die gegen sie verhängte 16-monatige Haft wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs wurde demnach erlassen.
Dalelv hatte bei der Polizei in den Vereinigten Arabischen Emiraten im März Anzeige erstattet, weil sie von einem Kollegen vergewaltigt worden sei. Anschließend war sie aber selbst angeklagt und verurteilt worden. Der Fall hatte am Wochenende für Aufsehen gesorgt, nachdem Dalelv sich an die Öffentlichkeit gewandt hatte.
Damit habe sie auf die Gefahr für Ausländer in dem sich westlich gebenden, tatsächlich aber islamisch geprägten Emirat aufmerksam machen wollen, hatte sie im AP-Interview gesagt: „Ich muss das bekanntmachen.“
Dalelv arbeitet seit 2011 als Innenarchitektin in Dubai. Nach ihrer Darstellung ging sie nach der Vergewaltigung im März in die Hotel-Lobby und bat darum, die Polizei zu rufen. Die Hotelmitarbeiter hätten sie gefragt, ob sie sich sicher sei. „Natürlich will ich die Polizei rufen“, antwortete sie. „Das ist die selbstverständliche Reaktion da, wo ich herkomme.“
Sie sei medizinisch untersucht worden, um Beweise für eine Vergewaltigung zu finden, und einem Alkoholtest unterzogen worden. Alkohol wird in Dubai an vielen Stellen verkauft, Trunkenheit in der Öffentlichkeit kann aber Strafen nach sich ziehen.
Vier Tage festgehalten
Dalelv wurde nach eigenen Angaben vier Tage festgehalten, nachdem sie des außerehelichen Geschlechtsverkehrs beschuldigt wurde - ein Straftatbestand, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten normalerweise nicht auf Touristen und Tausende in Dubai arbeitende westliche Ausländer angewandt wird. Im Gefängnis sei es ihr gelungen, ihren Stiefvater in Norwegen anzurufen, der die norwegische Botschaft in Dubai eingeschaltet habe. Die Diplomaten hätten ihre Freilassung bewirkt. Sie erwartete ein Berufungsverfahren.
Dalelv sagte, ihr Vergewaltiger sei wegen außerehelichem Sex und Alkoholkonsum zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Behörden in Dubai hatten sich zu dem Fall nicht offiziell geäußert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“